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Verteidigung

Zwei-Prozent-Ziel: Deutsches Wirtschaftsinstitut warnt vor Scholz‘ Kassen-Tricks

Die Bundesregierung erfüllt das NATO-Ziel von 2% des BIP für Verteidigungsausgaben nur mit unseriösen Kassentricks - und will noch einen draufsetzen. Das Institut der deutschen Wirtschaft warnt vor dieser Buchführungspraxis und rügt die mangelnde Transparenz der Bundesregierung bezüglich der Verteidigungsausgaben.

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Im Juli erklärte Bundeskanzler Scholz auf einem NATO-Gipfel, dass unter seiner Führung Deutschland erstmals die NATO-Vorgabe erfülle, mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben. Es war die Erfüllung eines Teils seines „Zeitenwende“-Versprechens, welches er der Welt 2022 gegeben hatte. Auf dem Papier kann Scholz sich auf die Schulter klopfen: Die Verteidigungsausgaben haben sich während seiner Amtszeit als Finanzminister und Kanzler nahezu verdoppelt.

Dass seine SPD und er selbst als Finanzminister noch oft genug Bremsklotz bei mehr Geld für die Bundeswehr waren, lässt er gerne unerwähnt. Genauso wie den Umstand, dass vor allem das endliche Sondervermögen die guten Zahlen des Verteidigungshaushaltes stützt.

Doch Substanz hat das nicht: Scholz‘ zwei Prozent sind eher eine Luftnummer, denn die Verteidigungsausgaben werden durch allerlei Tricks künstlich aufgebläht. Das unterstreicht jetzt auch eine Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft.

Derzeit operiert die Bundesregierung mit unsicheren Finanzierungsplänen. Das IW weist daher auf „erhebliche Risiken“ hin. Doch die Regierung scheint davon ungerührt und will noch einen draufsetzen: Um die NATO-Quote zu erfüllen, erwägt die Regierung, künftig auch Ausgaben einzubeziehen, die nicht direkt mit Verteidigung verbunden sind, wie zum Beispiel Investitionen in die Infrastruktur. Deutschland erreicht das Zwei-Prozent-Ziel schon im laufenden Jahr nur, weil neben dem regulären Verteidigungshaushalt auch andere Ausgaben eingerechnet werden.

Dazu gehören Mittel aus dem Sondervermögen, Gelder für die militärische Unterstützung der Ukraine, auch Pensionszahlungen an ehemalige NVA-Offiziere oder Kindergeldzahlungen an Bundeswehrangehörige. Jetzt soll auch noch die Infrastruktur den Verteidigungshaushalt aufhübschen? „Aus unserer Sicht sollte man die Kosten für den militärisch notwendigen Teil der Infrastruktur noch einrechnen“, erklärte ein Regierungsvertreter dem Handelsblatt. Dazu zählen Straßen, Autobahnen und Brücken, die im Verteidigungsfall genutzt werden könnten. Auch Kosten für die Zerstörung alter Waffen können berücksichtigt werden.

Diese Art der Buchführung ist bei der NATO-Quote nicht unüblich – genaue Kriterien, was zum versprochenen Prozentziel der Allianz hinzugerechnet werden darf, gibt es nicht. Das macht die deutsche Praxis aber nicht unproblematisch. Welche Ausgaben genau berücksichtigt werden, bleibt jedoch ein Geheimnis der Regierung: Es ist nicht transparent, woraus sich die zwei Prozent genau zusammensetzen.

Die Öffentlichkeit weiß nur bruchstückhaft Bescheid: Im Februar gab Finanzminister Lindner im Bundestag etwa zu, dass man auch Zinszahlungen in das Zwei-Prozent-Ziel einberechne. Das Ministerium rechtfertigte das damit, dass sich diese „auch wegen besonders stark steigender Ausgaben für den Verteidigungssektor“ erhöht hätten. „Die Bundesregierung lässt völlig intransparent, wie sich die Meldung an die NATO zusammensetzt“, kritisiert IW-Forscher Hubertus Bardt gegenüber dem Handelsblatt.

Für ihn ist diese Art der Buchführung unlauter: Wenn auch Zinskosten für Bundeskredite in die NATO-Quote einfließen würden, dürfe der Zuwachs dann nicht als Mehrausgaben „gefeiert“ werden, so Bardt. Tatsächlich grenzt diese Art von Kommunikation an Betrug der Öffentlichkeit, der Scholz im Februar 2022 ein klares Versprechen gegeben hatte. Die Zwei Prozent sind eine instabile, undurchsichtige Luftnummer – (mal wieder) ein Bilanztrick der Regierung Scholz.

Weiterhin bleibt unklar, wie diese Ausgaben langfristig finanziert werden sollen. Ab 2028, wenn das Sondervermögen erschöpft ist, müsste der Verteidigungshaushalt auf 80 Milliarden Euro steigen, rechnete Scholz selbst vor. Um diese Ausgaben zu stemmen, reichen ein wenig Hütchenspielerei und ein paar rechnerischen Tricks nicht.

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