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Kosten und Bürokratie

„Das ist eine Bankrott-Erklärung für den Wirtschaftsstandort“: Verbände sehen Wirtschaftswende als letzten Ausweg

In einer Befragung bewerten 31 von 49 Wirtschaftsverbände die Lage als negativ und schlechter als noch vor einem Jahr. Ihre einzige Hoffnung: Eine Wirtschaftswende nach der Bundestagswahl. Andernfalls müssen weitere Stellen gekürzt und die Produktion ins Ausland verlagert werden.

Zahlreiche Wirtschaftsverbände gehen 2025 von einer verringerten Produktion aus.

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Für deutsche Unternehmen hat sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert. Das geht aus einer aktuellen Befragung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor. Demnach gaben 31 von 49 Wirtschaftsverbänden an, die aktuelle Lage noch schlechter zu bewerten als vor einem Jahr. „Wenn nach der Bundestagswahl nicht sofort die Wirtschaftswende eingeleitet wird, werden die Unternehmen verstärkt ins Ausland abwandern“, betont beispielsweise Marie-Christine Ostermann, Verbandspräsidentin der Familienunternehmer.

Dabei bewerteten viele Wirtschaftsverbände die Situation bereits 2023 als schlecht. Viel Bürokratie, hohe Arbeitskosten und schlechte Bedingungen für Investitionen wirken sich negativ auf den Wirtschaftsstandort Deutschland aus. Michael Hüther, Direktor des IW, erklärte gegenüber dem Handelsblatt, das „politische Chaos im eigenen Land“ würde Investitionen hemmen, die unsichere Weltlage wiederum die Exporte. Wer nicht wisse, wie sich die Politik in den nächsten Jahren entwickle, investiere weniger in neue Maschinen oder Technologien.

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20 der befragten 49 Verbände gaben an, im kommenden Jahr weniger investieren zu wollen. Besonders betroffen sind die Autoindustrie, aber auch die Baubranche, das Handwerk, die Stahl- sowie die Kunststoffindustrie. Und wenn Investitionen stattfinden, dann nicht in Deutschland, sondern im Ausland. So berichtete das Handelsblatt Mitte Dezember, dass bei einer Umfrage des Maschinenbauverbands VDMA 72 Prozent der Befragten angaben, ihr Geschäft in den USA erweitern oder aufnehmen zu wollen. Mehr als die Hälfte der Befragten will dafür Produktion oder Montage nach Amerika verlegen.

Deutsche Unternehmen haben sich längst auf eine mögliche Verlagerung der Produktions- und Vertriebsstätten eingestellt. „Die Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland hat schon begonnen“, erklärt daher auch der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Vor allem energieintensive Branchen wie Maschinenbau, Metall oder Chemie würden abwandern. Weiter sagte Jandura: „Die Großunternehmen verlagern, der Mittelstand leidet oder macht dicht. Das ist eine Bankrott-Erklärung für den Wirtschaftsstandort Deutschland.“

Neben geringeren Investitionen rechnen die Wirtschaftsverbände auch mit einer Senkung der Produktion und einem Abbau von Arbeitsplätzen. So geben 20 befragte Wirtschaftsverbände an, 2025 mit einer geringeren Produktion zu rechnen. Darunter sind der Maschinen- und Anlagenbau, die Ernährungsindustrie, der Groß- und Außenhandel und die Bauindustrie. Bei Industrieunternehmen sank der Umsatz in den ersten drei Quartalen um 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Wie das Handelsblatt berichtete, halten viele Unternehmen nicht mehr an ihren Mitarbeitern fest. So stieg die Anzahl der Verbände, die in ihren Branchen von einem Beschäftigungsrückgang ausgehen, innerhalb der Umfragen von 16 auf 23 und aktuell 25 Verbände. Daraus ergibt sich auch eine vom IW errechnete Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent im kommenden Jahr. Die Zahl von drei Millionen Arbeitslosen könnte überschritten werden.

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