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Ministerpräsidenten-Posten? Wie Sahra Wagenknecht jetzt schon die CDU erpressen kann

Wagenknecht diktiert weitreichende Bedingungen für eine Zusammenarbeit mit der CDU im Osten und die Christdemokraten poltern. Aber sie stehen mit dem Rücken zur Wand: Im Grunde sind sie Wagenknecht auf Gedeih und Verderb ausgeliefert und müssen mit ihnen koalieren – komme, was wolle.

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Die Bild nennt es einen „Kuhhandel“ – und das, was Wagenknecht gegenüber der CDU gerade abzieht, könnte man so bezeichnen, wenn man es gut meint. Es kommt eher einer politischen Erpressung gleich – und die CDU wirkt hilflos.

Immer wieder neue Forderungen stellt das Bündnis Sahra Wagenknecht an mögliche Koalitionspartner – was bemerkenswert ist, weil die junge Partei es ja gerade erst aus dem politischen Abseits geschafft hat. Die etablierten Parteien wollen Wagenknecht eigentlich genauso verdammen wie die AfD, aber sie können es nicht. Im Gegenteil – insbesondere die CDU braucht das BSW. Und so kann die neue, linke Kraft sich eigentlich jede Forderung erlauben.

Es ist die logische Konsequenz aus der „Brandmauer“ – wenn mit der AfD nicht regiert werden kann, will oder darf, ist die CDU auf Gedeih und Verderb zur Zusammenarbeit mit der Wagenknecht-Partei verdammt. Dann können Wagenknecht und ihre Leute im Grunde jede Forderung stellen, die sie wollen, so absurd und unsinnig sie auch sein mag. Etwa der Stopp von Waffenlieferungen an die Ukraine oder eine Positionierung gegen die Stationierung von US-Raketen in Deutschland als Antwort auf die russischen Marschflugkörper in der Exklave Kaliningrad.

Diese haben auf Landesebene keinen Zweck, der über das Bespielen des diffusen Anti-Amerikanismus im Osten hinausgehen würde – außer natürlich das Gängeln der CDU. Gegenüber Bild poltern Parteivertreter der Christdemokraten auch gewaltig. Die CDU wird trotzdem darauf eingehen müssen – sie kann nicht anders. So spielt das BSW die CDU an die Wand. Oder besser gesagt: an die Brandmauer.

Da muten so manche Äußerungen und Gegenäußerungen aus der CDU an wie ein kaum noch leistbarer Arroganzanfall gegenüber der neuen Kraft im Osten. Erst am heutigen Montag versteigt sich Thüringen-Chef Mario Voigt zu einem lächerlichen Anwurf: Das BSW plane, mit der AfD zu koalieren. Jeder Beobachter weiß, dass das nicht passieren wird – dazu ist die „Brandmauer“ auch beim BSW zu klar. Es drückt die Hilflosigkeit eines Politikers aus, der zwar Ministerpräsident werden will, aber nicht so recht weiß, wie.

Das BSW hingegen kann als wachsende Kraft selbstbewusst auftreten – hinter der Paria-Partei AfD könnte sie am Ende gar die stärkste Kraft mit echter Regierungsaussicht werden. Wenn das BSW angesichts der aktuellen Umfragewerte – nur durchschnittlich zwei Prozent trennen sie von der CDU – etwa in Thüringen fordert, dort bei einer entsprechenden Platzierung vor der CDU den Ministerpräsidenten zu stellen, ist das natürlich berechtigt. Es wäre kaum vermittelbar, warum die Partei dann trotzdem zugunsten der CDU, gerade etwa zugunsten des blassen Mario Voigt, zurückstecken sollte.

Das weiß auch Wagenknecht, die offensiv mit dieser Forderung in die anstehenden Wahlkämpfe geht. Für sie ist klar: Sollte das BSW – was nicht unwahrscheinlich ist – am Ende in Thüringen vor der CDU stehen, muss sie auch den Ministerpräsidenten stellen. Wagenknecht und ihre thüringische Spitzenkandidatin Katja Wolf sind da ganz deutlich und stellen dies auch als weitere Bedingung auf, etwa mit Blick auf die anderen Länder: Wenn die CDU etwa in Sachsen die Unterstützung des BSW will und braucht, kommt das im Zweifel mit einem dicken Preisschild.

Das wäre ein Preis, den die Christdemokraten zahlen müssten. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand – die CDU hat keine taktischen Mittel, im Zweifel kann das BSW die Bedingungen einer Zusammenarbeit diktieren. Die Union hat schon klargemacht, dass sie darauf eingehen wird – wegen der „Brandmauer“ kann sie gar nicht anders. Und im Sinne „staatstragender Verantwortung“ wird man auch Neuwahlen scheuen, die als Signal der Instabilität gelten und der Partei wohl eh nur schaden würden. Das Heft des Handelns liegt in Wagenknechts Hand. Sie kann alles und muss gar nichts – im Zweifel macht sie es sich in der Opposition gemütlich und schaut den Etablierten beim Scheitern zu.

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