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Stattdessen Tim Walz

Harris‘ Vize: Josh Shapiro wäre die naheliegendste Wahl gewesen, aber „er ist Jude“ – und wurde jetzt übergangen

Überraschend entscheidet sich Kamala Harris für Tim Walz als ihren Vize: Der politisch aussichtsreichere Josh Shapiro geht leer aus. Scheinbar vor allem, weil er als pro-israelischer Jude als zu kontrovers innerhalb der Demokratischen Partei gilt.

Tim Walz (links), Kamala Harris und Josh Shapiro (rechts)

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US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hat sich für ihren „Running Mate“, ihren Vize-Kandidaten, entschieden: Für viele Beobachter überraschend will die bisherige Vizepräsidentin mit dem Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, ins Rennen gehen. Zuletzt schien das Rennen um die Vize-Kandidatur auf dem Harris-Ticket eine Entscheidung zwischen ihm und dem Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro, zu werden.

Der 51-jährige Shapiro gilt als aufsteigender Stern in der demokratischen Partei. Er regiert Pennsylvania erfolgreich, seine Umfragewerte als Gouverneur in dem politisch durchmischten „Swing State“ sind überdurchschnittlich gut – er gilt dort gar als „beliebtester Gouverneur aller Zeiten“, als moderater Politiker, der über die Parteigrenzen hinweg respektiert und geschätzt wird. Er hätte nicht nur seinen vielleicht wahlentscheidenden Staat sichern, sondern auch das in vielen Teilen des Landes vorhandene Image von Harris als linkslastige Politikerin etwas ausbalancieren können. Gegen ihn spricht eigentlich nichts. Eigentlich.

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Minnesotas Tim Walz hingegen ist eine Überraschung – für ihn sprach eigentlich weniger als für Shapiro. Sein Bundesstaat ist kein „Swing State“ und für Demokraten eigentlich bei jeder Wahl eine sichere Wette. Er ist eindeutig linkslastig, fordert zum Beispiel die Nicht-Verfolgung illegaler Einwanderer oder spricht positiv über Sozialismus. Er war vor allem der Favorit des linken bis linksradikalen Flügels der Demokraten – wahltaktisch wäre Shapiro eigentlich die bessere Wahl gewesen.

Aber Shapiro ist Jude – und das macht einen in der Demokratischen Partei längst verdächtig und zur Belastung. Shapiro ist gläubig und großer Israel-Unterstützer – er spricht sich unter anderem gegen einen Waffenstillstand aus, solange die Hamas an der Macht ist. Die Basis der Demokraten ist dezidiert anti-israelisch und in großen Teilen auch antisemitisch geworden, auch viele Kräfte in der Partei sind es. Für sie wäre Shapiro bloß aufgrund seiner Abstammung ein rotes Tuch. Und der Rest der Demokratischen Partei beugt sich ihnen scheinbar mit der Wahl von Walz.

Dass das Jüdischsein von Shapiro ein Problem ist, diskutieren linke Medien ganz offen: Bei CNN benannte Moderator John King dies unverhohlen. „Er ist Jude – es könnte einige Risiken bergen, ihn auf den Verhandlungstisch zu bringen“, sagte er in einer Diskussion auf dem Sender (Apollo News berichtete).

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In den letzten Tagen musste Shapiro aufgrund seines Jüdischseins schon einen Spießrutenlauf absolvieren. Weil er in seiner High-School-Zeit in einem Kibbuz in Israel an einem Sozialprojekt arbeitete, das minimal auch mit der israelischen Armee zusammenhing, oder weil er in den 90ern einen Artikel schrieb, der richtig analysierte, dass die Palästinenser den Frieden mit Israel kategorisch ablehnen, musste er sich öffentlich rechtfertigen und zurückrudern. Gebracht hat ihm das alles nichts – Jude sein, ohne den Judenstaat in Grund und Boden zu verdammen, ist in Amerika zu kontrovers.

Harris will dieser Kontroverse aus dem Weg gehen – das ist politisch vielleicht klug. Es ist aber eine Kapitulation vor dem wachsenden Antisemitismus in Amerika. Die bisherige Vizepräsidentin hat schon gezeigt, dass sie bereit ist, Überzeugungen, richtige Positionen und Gepflogenheiten zu opfern, um die Israel- und Judenhasser in ihrer Partei zu befrieden. Etwa, als sie Premier Netanyahus Rede vor dem US-Kongress fernblieb. Harris lässt sich von den Antisemiten ihrer Partei treiben – und auch das Wahlticket diktieren.

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