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Auch 2025

Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg: Handelsblatt prognostiziert drei Rezessionsjahre in Folge

Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg könnte es in Deutschland zu drei Rezessionsjahren in Folge kommen. Das geht aus einer Prognose des Handelsblatt Research Institute hervor. Demnach könnte die Wirtschaft im laufenden Jahr um 0,1 Prozent sinken – gegen die Prognosen von Robert Habeck.

Immer mehr Schornsteine könnten im Deutschland zum Erliegen kommen – vor allem die Industrie leidet unter den derzeitigen Bedingungen.

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So schlimm wie jetzt war die wirtschaftliche Lage in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Zu diesem Schluss kommt das Handelsblatt Research Institute (HRI) in einer aktuellen Konjunkturprognose. Demnach wird die Wirtschaft 2025 um 0,1 Prozent schrumpfen und somit ins dritte Rezessionsjahr nach 2023 und 2024 gehen.

Im vergangenen Jahr lag das Wirtschaftswachstum bei negativen 0,2 Prozent und war damit nur leicht besser als das Minus von 0,3 Prozent im Jahr 2023. Eine zweijährige Rezession gab es zuletzt 2002 und 2003. Damals schrumpfte die Wirtschaft erstmals zweimal in Folge. Jetzt könnte es erstmals zu einem dritten Rezessionsjahr kommen – während die Inflation bei über zwei Prozent bleibt.

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Das Handelsblatt schreibt: „Solch eine lange Durststrecke gab es noch nie in der bundesdeutschen Geschichte.“ Erst für 2026 sieht das HRI mit 0,9 Prozent erneut ein leichtes Wachstum der deutschen Wirtschaft vor. Laut Wirtschaftsminister Robert Habeck sollte es eigentlich bereits im neuen Jahr ein Wachstum von 1,1 Prozent geben – diese Schätzung aus dem vergangenen Oktober wurde allerdings bereits Anfang Dezember infrage gestellt.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) prognostiziert für das laufende Jahr ein Wachstum von gerade einmal 0,1 Prozent. Auch die Bundesbank rechnet mit einem Plus von 0,2 Prozent. Würden diese Vorhersagen eintreffen, könnte Deutschland ein drittes Rezessionsjahr vermeiden. Die große Differenz zu den Schätzungen der Bundesregierung und das mit 0,1 Prozent und 0,2 Prozent äußerst gering ausfallende Wachstum sprechen aber dafür, dass eine solche Entwicklung alles andere als gesichert ist.

Denn: „Die deutsche Wirtschaft steckt in ihrer größten Krise der Nachkriegsgeschichte. Pandemie, Energiekrise und Inflation haben die Deutschen im Schnitt ärmer gemacht“, weiß der Handelsblatt-Chefökonom Bert Rürup und erklärt, warum das Wirtschaftswachstum nicht nur in der Retrospektive düster erscheint: Schwache Wirtschaftsjahre seien zu erwarten, „da die Volkswirtschaft am Beginn eines kräftigen Alterungsschubs steht“.

Diese Dynamik ist auch in den Unternehmen spürbar: Eine Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer aus dem Herbst 2024 hat ergeben, dass ein Drittel der in Deutschland ansässigen Unternehmen Innovationen zurückfahren möchte. Während nur noch 26 Prozent der Unternehmer ihre Lage als gut einschätzten, bestätigten bereits 25 Prozent eine schlechte Lage.

In einer IW-Umfrage wurde dieses Stimmungsbild Ende Dezember noch einmal verstärkt. 20 der befragten 49 Wirtschaftsverbände gaben an, im kommenden Jahr mit weniger Investitionen zu rechnen (Apollo News berichtete). 31 Verbände bewerteten die Lage sogar noch schlechter als vor einem Jahr: Viel Bürokratie, hohe Arbeitskosten und schlechte Bedingungen für Investitionen wirken sich negativ auf den Wirtschaftsstandort Deutschland aus.

Einer der Gründe wird auch vom Handelsblatt betont: Die in Deutschland errichteten erneuerbaren Energien können unter Vollast zwar mehr als die in der Stunde benötigte Menge Strom liefern – tun das aber meist nur, wenn die Bedingungen und somit der Strompreis in Europa günstig sind. Dann exportiert Deutschland auch Strom an Nachbarländer, während Importe vor allem dann stattfinden, wenn Dunkelflauten herrschen und die Strompreise teilweise exorbitant steigen.

Die Anfälligkeiten des Strommarktes können für Unternehmen jedoch verheerende Wirkungen haben: Während der Dunkelflaute Mitte Dezember stoppte das Elektrostahlwerk in Riesa die Produktion, weil Großunternehmen dynamische Verträge beziehen müssen – und der Strompreis zu diesem Zeitpunkt massiv gestiegen war (Apollo News berichtete).

Derartige wirtschaftliche Faktoren haben letztlich auch Einfluss auf die Zahl der Arbeitsplätze – vor allem in der Industrie müssen aufgrund der Energie- und Handelskosten Stellen abgebaut werden. Zwar ist die Gesamtzahl der Erwerbstätigen im vergangenen Jahr mit 46,1 Millionen Menschen auf ein Allzeithoch gestiegen – aktuell stehen laut der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) allerdings noch rund 130.000 angekündigte Kürzungen branchenübergreifend aus. Vor allem der Dienstleistungssektor wächst – alleine in der Automobilindustrie könnten in den kommenden Jahren aber 130.000 Stellen gestrichen werden, so das HRI.

Das Institut rechnet daher auch mit einer wachsenden Arbeitslosigkeit: Im Jahresmittel könnte die Zahl der Arbeitslosen auf über drei Millionen ansteigen und 2026 sogar auf 3,06 Millionen anwachsen. Auch das IW hat für das laufende Jahr mehr als drei Millionen Arbeitslose prognostiziert – daraus ergibt sich laut dem Institut eine Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent für 2025.

Bei den Unternehmen des deutschen Mittelstands hat das sogar die Befürchtung einer anstehenden Depression geweckt: Aus einer Umfrage des Bundesverbandes der mittelständischen Wirtschaft (BVMW) geht hervor, dass die meisten der 1.273 Teilnehmer pessimistisch in die Zukunft blicken – ein Fünftel erwartet nicht nur eine Schrumpfung der Wirtschaft, sondern im Jahr 2025 sogar eine wirtschaftliche Depression (Apollo News berichtete).

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