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Die Grünen und der ÖRR – erschütterte Liebe

Erst senden die Tagesthemen doch tatsächlich einen Habeck-kritischen Kommentar, dann darf Habeck nicht ins Duell mit Merz und Scholz. Die Liebe der Grünen zu ARD und ZDF ist erschüttert - direkt ist die Partei mit Verschwörungstheorien zur Stelle.

Schwere Zeiten für Robert Habeck - jetzt haben sich auch noch ARD und ZDF gegen ihn verschworen.

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„Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist ein unverzichtbarer Teil unserer demokratischen Grundordnung“, bekennen die Grünen selbst. Sie sind oft glühende Fans der Öffentlich-Rechtlichen, fast noch mehr, als die Öffentlich-Rechtlichen Fans der Grünen sind. Und wer ihn kritisiert, ist in ihren Augen direkt des Rechtsseins verdächtig. Doch die Liebe ist gestört – die Grünen sind sauer auf ihren Öffentlich-Rechtlichen. Da wäre zunächst die helle Aufregung – in den Tagesthemen durfte jemand Hass, Falschinformationen und wirre Meinungen verbreiten.

Was war passiert? Ein ARD-Journalist hatte im Kommentar doch tatsächlich mit deutlichen Worten Olaf Scholz und Robert Habeck kritisiert. „Drei Jahre Ampel-Koalition haben unserem Land schwer geschadet und unsere Wirtschaft an den Rand des Abgrundes geführt“. Robert Habeck betreibe „Klimaschutz mit der Abrissbirne“ und habe AKW in einer Energiekrise „gegen jeden Sinn und Verstand“ abgeschaltet, „weil ihm seine grüne Ideologie wichtiger war als das Wohl des Landes und seiner Bürger.“ 

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Normalerweise gibt es in der ARD eher „konstruktiven Journalismus“ im Sinne der Grünen. Wenn dann aber alle halbe Jahr mal ein Kommentar in den Tagesthemen kommt, der nicht nur nicht links, sondern gar kritisch mit linker und grüner Politik ist, gibt es Schnappatmung und entlarvende Rufe nach Zensur. Die grüne Blase im Netz tobt, wo denn der CvD sei, der das nicht verhindert habe – und wirft mit den üblichen Vokabeln wie „Desinformation“ und „Hass“. 

Und dann auch noch das: Friedrich Merz und Olaf Scholz gehen in ein Kanzlerduell – ohne Robert Habeck. Die Blase, die schon gekocht hat, kocht jetzt völlig über: Ein User wirft ARD und ZDF vor, „aktiv Wahlbeeinflussung“ zu betreiben. Und auch aus der Partei selbst heißt es, die Nicht-Einladung Habecks sei „fragwürdig und inakzeptabel“. So sagt es die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen im Bundestag, Irene Mihalic.

Die Fraktionsvorsitzenden Katharina Dröge und Britta Hasselmann ätzen: „Sagt mal, ARD und ZDF, ist das wirklich ernst gemeint? Nur SPD & CDU einzuladen? Mit freundlicher Unterstützung zurück zur GroKo? Oder was für ein Land soll das abbilden?“ Und: „In einem extrem kurzen Wahlkampf auf diese Art Setzungen vornehmen zu wollen, ist inakzeptabel.“ Merke: Vorwürfe der medialen Wahlbeeinflussung und Manipulation sind plötzlich keine Verschwörungstheorie mehr, wenn sie von Grünen kommen. 

Nun haben die Öffentlich-Rechtlichen Habeck natürlich nicht ausgeschlossen – auch der Grüne Kandidat bekommt seine Zeit. Er soll gegen Alice Weidel von der AfD antreten. Das passt den Grünen aber natürlich so gar nicht – ausgerechnet ihr „Kandidat für die Menschen in Deutschland“ soll jetzt mit Weidel diskutieren, oder, wie man bei den Grünen zu sagen pflegt, „der rechtsradikalen AfD mit ihrer Hetze eine Plattform bieten“? Das geht doch nicht – die aktuell bei 11,5 Prozent stehenden Grünen wollen bei den Großen mitspielen. Nicht mit dem Schmuddelkind. 

Dass es nicht das einzige Duell bleiben wird – auch RTL kündigte etwa laut Medienberichten an, mit den Kanzler- beziehungsweise Spitzenkandidaten der anderen Parteien über weitere Duell-Kombinationen „derzeit Gespräche“ zu führen – ist egal. Die Grünen haben eine radikale Anspruchshaltung, insbesondere gegenüber dem ÖRR. Letzteres kann man ihnen nichtmal wirklich vorwerfen, sie sind es ja oft nicht anderes als journalistische Liebkosungen gewohnt. 

Aber Robert Habeck ist kein Kanzlerkandidat, nur, weil er sich so bezeichnet. Und ob die Grünen ihre Argumentation hier wirklich zu Ende denken wollen?  Spätestens dann sollte nämlich auch Alice Weidel von der immerhin zweitstärksten Partei dort im Studio stehen.  Da wären wir aber wieder bei Hetze und Plattform bieten. Die bestechende Logik der Grünen gilt eben exklusiv. 

Nun wäre es sicherlich kein Problem, Robert Habeck dort einzuladen – ich wäre dafür. Genauso wie für Alice Weidel, Christian Lindner oder meinetwegen auch Sahra Wagenknecht in so einer Runde. Und die komische Aufteilung der Sendung; der Erst- gegen den Drittplatzierten und separat die Zweit- gegen den Viertplatzierten? Dann lieber mindestens einen Vierkampf draus machen. Das wäre auch eine breite Debatte. 

Den Grünen geht es aber nicht um Debatte – sondern nur um Robert Habeck. Der führt zwar einen Wahlkampf schwebend in seiner Blase, mal ganz soft als „Kandidat für die Menschen in Deutschland“, mal nicht ganz so soft mit „Ich will Kanzler werden“-Ansagen in der Wohlfühl-Küche von Bild-Chefin Marion Horn.  Aber er ist ja der beste – warum verstehen das die Menschen nicht? Und weil er Kanzler werden will, haben er und seine Partei natürlich das Recht darauf. 

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