Es ist der 30. Oktober 2001. Im Yankee-Stadion in der New Yorker Bronx steigt bald das dritte Spiel der Baseball World Series, dem großen Finale der amerikanischen Baseball-Liga. Alles scheint, wie man es auch sonst von amerikanischen Sportveranstaltungen kennt. Patriotisch wird die Nationalhymne angestimmt. Der Präsident der Vereinigten Staaten, George W. Bush, darf den zeremoniellen ersten Pitch werfen. Es gibt einen triumphalen Überflug von mehreren Militärjets. Es ist fast schon so, als hätte die Stadt, in der das Spiel stattfindet, nicht erst vor wenigen Wochen die Hölle auf Erden durchlebt. Erst bei genauerem Hinsehen sieht man die Narben, die die Terroranschläge vom 11. September hinterlassen haben. Die Sicherheitsvorkehrungen für das Spiel waren so hoch wie nie. Die Militärjets flogen auf einer ungewöhnlichen Höhe.
Ansonsten werden die Ereignisse des 11. September weder im Stadion noch in der Berichterstattung direkt thematisiert. Die einzige Botschaft, die man durchgängig auf den selbstgemachten Plakaten der Fans beobachten und den Kommentaren der Sportjournalisten entnehmen kann: „Yanks lassen sich nicht unterkriegen“. Auch die New York Yankees, das Sportteam, das sich bis in diese World Series gekämpft hatte, hat sich nicht unterkriegen lassen. Das war das erste Spiel dieser World Series, das in New York stattfand. Bei den vorherigen beiden Spielen, die in Phoenix, Arizona stattgefunden hatten, hatten sich die Yankees geschlagen geben müssen. Die drei darauffolgenden Spiele in New York gewannen sie allesamt.
Viele Amerikaner empfinden die World Series 2001 heute als Höhepunkt der nationalen Einigung nach den Terroranschlägen. Sie ist für viele zu einem Ereignis größter Nostalgie geworden. Die normalerweise kitschig-patriotischen Bekundungen hatten dieses Mal tatsächlich einen ernsthaften Hintergrund. Schließlich wurde am 11. September nicht nur das World Trade Center angegriffen, sondern all die Werte, für die Amerika steht. Doch wie ein Phönix aus der Asche stieg die amerikanische Gesellschaft wieder auf. Die Finalaustragung der Baseball World Series, eines Sports, der amerikanischer kaum sein kann, nur 15 Kilometer von dem Ort des Unglücks entfernt, bildete dabei einen symbolischen Höhepunkt. Es war der unbändige Wille weiterzuleben, sich nicht unterkriegen zu lassen.
Bereits die Feuerwehrmänner von Ground Zero wuchsen über sich hinaus
Dieser Wille hatte sich bereits in den ersten Minuten, nachdem das erste Flugzeug in den Nordturm des World Trade Centers gerast war, gezeigt. Hunderte von Feuerwehrmännern eilten zum Turm. Wenn man heute die Aufnahmen aus der Lobby des Nordturms sieht, dort, wo sich die Feuerwehrmänner eilig koordinieren mussten, ist man geradezu verblüfft, mit welcher absoluten Disziplin, Ruhe und Organisiertheit die „First Responders“ auf die Ereignisse reagierten. Bereits die Lobby war wie die Vorstufe zur Hölle. Überall flog Schmutz, Müll, Papier wild umher. Gleichzeitig war alle paar Sekunden der laute Aufprall menschlicher Körper auf die Plaza vor dem Gebäude zu hören. Viele der Menschen, die im oberen Teil des World Trade Centers ausharrten, sahen keinen anderen Ausweg als zu springen.
Von der Lobby aus machten sich zahlreiche Trupps auf, nach oben, um möglichst viele der Menschen zu retten, die immer noch oben festsaßen. Da die Fahrstühle nicht funktionierten, mussten die Männer unzählige Stockwerke hinauflaufen. Soweit es ging, stießen die Trupps nach oben vor, befreiten zahlreiche Menschen aus dem Feuerinferno, und schauten selbst nicht zurück. Viele von ihnen kehrten nie wieder in die Lobby des World Trade Centers zurück. An dem Tag ließen 343 Feuerwehrmänner ihr Leben im World Trade Center, an den Spätfolgen sind seitdem weitere 370 gestorben.
![Ein erschöpfter Feuerwehrmann sitzt auf einem demolierten Feuerwehrauto](../wp-content/uploads/2024/09/imago1029940852h-1024x672.jpg)
Am Abend des 11. September hielt Präsident George W. Bush, nach einer eigenen stundenlangen Odyssee durch verschiedenste Armeestützpunkte, aus dem Oval Office, eine ausführliche Rede zur Nation. Dabei gab er der amerikanischen Nation genau das notwendige Sprachrohr, denn auch seine Botschaft war die des unbedingten Nicht-Unterkriegen-Lassens: „Terroranschläge können die Fundamente unserer größten Gebäude erschüttern, aber sie können die Grundfesten Amerikas nicht berühren. Diese Taten haben Stahl zerschmettert, aber sie können den Stahl der amerikanischen Entschlossenheit nicht beschädigen“. Bush wurde nach den Anschlägen für kurze Zeit zum beliebtesten US-Präsidenten seit der Erschaffung solcher Umfragewerte. Sein Beschwören der Entschlossenheit wäre wahrscheinlich gar nicht nötig gewesen, er gab am Ende nur das wieder, was Millionen Amerikaner bereits fühlten.
Doch den Worten der unbändigen Entschlossenheit folgten, anders als oft zu heutiger Zeit, auch Taten. Bereits wenige Tage nach der Attacke wurde ein Wiederaufbau des World Trade Centers, in welcher Form auch immer, vorgeschlagen. 2006 begannen die Bauarbeiten am „One World Trade Center“. Das Gebäude überragt die ursprünglichen beiden Türme um über 100 Meter.
Eine Nation zieht wider Willen in den Krieg
Auch geopolitisch wurde eine neue Entschlossenheit entfacht. Das nationale Trauma der Vereinigten Staaten vor dem 11. September war die Niederlage im Vietnamkrieg. Eine Generation junger Männer war in den Dschungeln Südostasiens verloren gegangen. Seitdem herrschte eine regelrechte Kriegslähmung. Die USA traten, abgesehen von der sechsmonatigen Intervention in der irakischen Invasion Kuwaits, in keinen neuen ernsthaften Krieg mehr ein. Doch innerhalb eines Tages war die Flamme Amerikas wieder entbrannt.
Weniger als einen Monat nach den Vorfällen des 11. September begannen die USA die Invasion Afghanistans. Die in Afghanistan herrschenden Taliban hatten die Auslieferung des für den 11. September verantwortlichen Osama bin Laden und der al-Qaida Führungsriege verweigert. Im November bereits hatte man den Kopf der Terroristengruppe im Höhlenkomplex von Tora Bora lokalisiert. Doch in einer intensiven Schlacht konnte der Terroristenführer noch knapp entkommen. Der Nation, die vor einigen Monaten noch gar nicht in den Krieg ziehen wollte, blieb aber noch die Befreiung Afghanistans aus den Klauen der islamistischen Taliban.
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Der Afghanistankrieg endete schließlich, 20 Jahre nach dem Start der Invasion, in einem Desaster. Auch die Beliebtheitswerte von Präsident Bush landeten irgendwann wieder im Keller. Die geeinte Stimmung im Land hielt nicht ewig an. Mit 9/11 waren die 90er und damit alle Vorstellungen des „Ende der Geschichte“ ein für alle Mal vorbei. Doch für einige Monate konnten die USA infolge des schwersten Angriffs auf Amerika seit Pearl Harbor über sich hinauswachsen. Für einige Monate ließen sich die Yanks wirklich durch nichts unterkriegen.
Aus heutiger Sicht erscheint Amerikas Reaktion auf die Terrorangriffe vielleicht sogar als der einzig logische Weg. Doch mit Hinblick auf heutige Ereignisse zeigt sich die Bedeutung der damaligen Standhaftigkeit. Als im Mai 2022 in Uvalde, Texas, ein Mann um sich schießt und dabei 21 Menschen tötet, versagen die Behörden vollkommen. Die Polizei hatte organisationslos, fast schon panisch auf die Notfallsituation reagiert. Anstatt das Gebäude zu stürmen, ließ sie den Attentäter für über eine Stunde seinen Amoklauf fortsetzen. Das Versagen der Behörden in Uvalde ist nur ein Beispiel von vielen, das den spürbaren Abbau der moralischen Kräfte in Amerika aufzeigt. Umso bewundernswerter erscheinen die Sekunden, Tage und Wochen, nachdem Mohammed Atta in den Nordturm des World Trade Center geflogen war.
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9/11 war zweierlei. Einerseits das Ende vom Ende des Kalten Krieges und zweitens der Startschuß für das was später als Great Reset bekannt werden sollte.
Ähnlich wie bei Corona, wo die Simulation die Maßnahmen rechtfertigte, wurden durch die Anschäge der Patriot Act ermöglicht, mit sehr weitreichenden Folgen für jene Staaten die sich freiheitlich-demokratisch nannten. Für die später Geborenen die hier ja auch schreiben ist es heute unvollstellbar, daß es mal so etwas wie Bankgeheimnisse und wirklich freies Reisen gab. 9/11 war der Beginn des Zeitlaters der digitalen Überwachung.
Es ist übrigens „journalistisch“ ziemlich peinlich über 9/11 zu schreiben und nicht mit einem Satz zu erwähnen wer Osama Bin Laden aufgebaut hat und warum. Wäre einem Scholl-Latour nicht passiert.
9/11 und Nordstream2 sind zwei terroristische Ereignisse, welche wohl nur durch einen Zufall aufgeklärt werden. Wer steckt wirklich dahinter und warum ? Wir werden angelogen,das ist jedenfalls so sicher wie das Amen in der Kirche. (14.9.2024/16:32 Uhr)
Ich fürchte, die USA sind ähnlich am Ende wie große Teile Westeuropas. Kalifornien z.B. versinkt in Armut, Kriminalität, Drogenkonsum, Bildungsdesaster, Verwahrlosung öffentlicher Räume, Obdachlosigkeit etc. Zugleich werden Mieten für den Normalverdiener unerschwinglich und die Lebenshaltungskosten gehen durch die Decke. Die Infrastruktur zerfällt.
Einwanderung spielt auch hier eine Rolle, wenn auch nicht derart dramatisch wie die völlig kulturfremde moslemische Invasion in West-Europa.
Die Probleme sind eher hausgemacht als durch aggressives Eindringen von ‚jungen Männern‘ verursacht.
Mit dem 11. September war dem Westen auf ganz brutale Weise klargemacht worden, daß sein Feind nun der militante, menschenverachtende Islam geworden war, der nichts weniger als die totale Weltherrschaft anstrebt. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Was die Islamisten damals mit einem perfekten, bis ins Detail geplanten Terror-Anschlag erreichten, der tausende Menschenleben forderte, schaffen die Islamisten heute auf wesentlich subtilere Weise. Nämlich mithilfe der Masseneinwanderung von Millionen ihrer bildungsfernen, gewaltaffinen Glaubensvertreter nach West-Europa seit dem 4.9.2015, also fast genau 14 Jahre später. Seitdem sind in Deutschland hunderte unbescholtene Bürger das Todesopfer durch islamistische Angriffe mehrheitlich von Syrern und Afghanen geworden.
Dem Autor ist schon klar das US-Eliten diesen Terrorakt selbst inszeniert haben um genau diese Reaktion im Volk zu erwecken?
Beim Lesen des Stücks bekomme ich nicht das Gefühl. Es ist nur ein Hoch die Tassen auf die gelungene Propaganda .
Schöner Text, aber die Kommentare offenbaren mal wieder Trauriges… Wobei die, die mit dem Artikel einverstanden sind, vermutlich größtenteils keinen Grund sehen, zu kommentieren. Hoffe, dass es so ist!
Ich halte es bei diesem Lügenkonstruckt doch eher mit Daniele Ganser und vielen Anderen.
Auch für Peter Scholl-Latour war es eine gigantische Lüge. Was er auch in einer Talk-Show offen sagte.
Was es aber tatsächlich war, war wohl der größte Versicherungsbetrug in der Geschichte der USA. Kann man alles nachlesen!
Wer heute die Story mit den Flugzeugen noch glaubt, der glaubt auch daran, dass die Amis unsere besten Freunde sind und sogar an den Weihnachtsmann.