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Die AfD und die Sprache der Feigheit

Die AfD veröffentlicht ein Statement zum Iran, das klingt wie Annalena Baerbock – sie unterläuft damit ihre eigene Position. In der Geopolitik bleibt die Rechte weitgehend orientierungslos, dabei bringen zwei einfache Grundüberlegungen schnell Licht ins Dunkel.

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Völkerrecht ist die Messerverbotszone der Geopolitik – ein X-Nutzer bringt mit diesem Satz alles auf den Punkt. Die deutsche Außenpolitik, die stets allein vom Völkerrecht kommt, denkt allein moralisch und absolut niemals realistisch – sie lässt gar nicht erst eine andere Betrachtung zu als die (hyper-)moralische. Allerdings hat die Position des ausschließlichen Moralismus längst die ganze Gesellschaft derart infiziert, dass man nur staunen kann, wenn man das Statement der AfD-Fraktion zum Iran-Israel-Konflikt liest – kein Wort zum iranischen Nuklearprogramm, Israel wird zur „Mäßigung“ aufgerufen, dafür wird Merz’ „Drecksarbeit“-Aussage „in aller Schärfe“ zurückgewiesen.

Es gibt in der AfD einige, die der fixen Idee verfallen sind, man müsse „Friedenspartei“ werden (was auch immer das am Ende sein soll) – dazu gehört etwa Tino Chrupalla. Soweit, so klar. Schlimmer sind diejenigen, von denen man weiß, dass sie es anders sehen und die schweigen. Diese opportunistische Kapitulation weiter Teile der AfD wiegt schwerer, es ist rechte Feigheit. Und Feigheit ist in der Politik das einzige, was niemals zu entschuldigen ist.

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Das Skurrilste ist, dass die AfD schon vor dem iranischen Atomprogramm gewarnt hat, als alle anderen Parteien in der Frage noch fast ausnahmslos geschlafen haben – programmatisch war sie die pro-israelischste Partei im Deutschen Bundestag. Als Trump 2020 Soleimani ausschaltete, war die Empörung überall sonst noch groß. Jetzt wäre ihr Kurs eigentlich fulminant bestätigt worden, genau wie die Position von Trump – Merz’ Äußerung von der „Drecksarbeit“ ist die beste, die er seit Beginn seiner Kanzlerschaft getätigt hat und bestätigt das doch nur.

Doch statt diesen Erfolg auszukosten, kippt die AfD ab. Dass sich Parteien derart schnell drehen können, ist an sich schon beunruhigend. Es war gruselig, wie schnell sich die CDU in der Schuldenfrage gedreht hat, jetzt aber dreht sich auch die AfD. Das Statement ist nicht nur inhaltlich schwach – es bedient sich der inhaltsleeren Sprache der Feigheit, die man sonst vor allem aus dem Auswärtigen Amt kennt. Parteien, die gegenüber dem Islamismus nur Zaudern und Verständnis und Relativierung kennen, hatten wir genug. Wo ist da eigentlich die Alternative?

Da, wo Parteien sich zu schnell drehen, fehlt es an echter, tiefgreifender Überzeugung. Die AfD wirkt zwar radikal – aber bisweilen auch eher deshalb, weil es bei Facebook gut ankommt. Man muss aber mehr aufführen können als schön klingende Worte wie „Friedenspartei“.

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Die zwei fundamentalen Irrtümer der Mainstream-Außenpolitik

Der außenpolitische Mainstream scheitert aus zwei Gründen: Erstens, weil er Moral zum einzigen und ultimativen Argument erhoben hat und zweitens, weil er in der Abwehr jeder Diskriminierung nicht mehr in der Lage ist, irgendeine Unterscheidung vorzunehmen. Wenn Moral das einzige zugelassene Argument ist, bewegen wir uns immer in den Bereich der Scheinmoral, der geheuchelten Moral – denn natürlich ist Moral immer nur eine von mehreren Motiven menschlichen Handelns.

Wer absolut moralisch ist, kann letztlich gar nichts mehr tun, nur noch nörgeln – wahrer Charakter aber liegt allein in der Tat, niemals im Denken. In der verabsolutierten moralischen Argumentation liegt immer Impotenz und Irrelevanz. Die Endstufe der impotenten Pseudo-Moral ist die permanente wirkungslose Berufung auf das Völkerrecht. Erst, wenn der Nebel der gespielten Moral beendet wird, ist ein Denken in der Realität möglich.

Die Unfähigkeit der Linken zu unterscheiden, führt auf der anderen Seite dazu, dass sie letztlich nicht mehr in der Lage sind, zwischen dem Iran und Israel den eigentlichen Unterschied zu erkennen. Es führt uns zurück zur Urlüge der neuen Linken: Alle Kulturen seien gleichwertig. Das Ergebnis ist die Gleichsetzung von Steinzeitislamismus mit einem westlichen modernen Nationalstaat wie Israel – ein suizidaler Gedanke.

Bürgerliche aber müssen unterscheiden: Sie befürworten das vorrangige Eintreten für das Eigene – für sich selbst, seine Familie, seine Freunde, sein Land. Die Unterscheidung zwischen Deutschland und Frankreich und Polen verblasst heute aber im Vergleich – die eigentliche Trennung, die eigentliche Notwendigkeit zur Unterscheidung, verläuft an der Grenze der zivilisierten Welt. Und genau hier läge die bürgerliche Aufgabe: die Überlegenheit und den Vorrang der westlichen Welt gegenüber der Barbarei des Islamismus nicht mehr zu verleugnen, sondern sie in den Mittelpunkt zu stellen.

Der Relativismus der Linken geht so weit, dass sie ihren Feind nicht mal erkennen können, wenn er schon die Waffe auf sie richtet. Unterm Strich wird es aber ganz einfach: Der Islamismus ist unser Feind – und seine Feinde muss man bekämpfen, sonst löschen sie einen aus. Das ist plump und gleichsam wahr. Die Verdrehung unserer Zeit liegt gerade darin, dass man so eine plumpe Wahrheit überhaupt argumentieren muss, eigentlich ist sie selbstverständlich.

Doch man muss sie immer weiter und immer klarer aussprechen, sonst versinken wir alle im großen Verblödungs-Strudel der Frank-Walter Steinmeiers dieser Welt. Und genauso, wie man auf islamistische Terrorzellen mit mehr als Messerverbotszonen reagieren muss, genauso muss man auch den Islamismus, wo er als Staat auftritt, mit aller Gewalt daran hindern, uns zu vernichten.

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340 Kommentare

  • Guter Artikel! 👍 🇩🇪💙🇮🇱
    Sie haben in jedem Wort recht. Die AfD sollte Israel in dieser Zeit zur Seite stehen.
    Israel verteidigt die Welt tatsächlich vor dem radikalen Islam. Wer das nicht versteht, hat die Gefahr die vom radikalen Islam ausgeht noch nicht begriffen!!!

    134
  • Sehr geehrter Herr Mannhart, erneut ein Artikel, der vielen Ihrer Leser nicht gefallen wird. Ihre Unbestechlichkeit beeindruckt mich. Für die AfD wäre es m. E. eine Chance gewesen, sich endgültig vom dummen „Nazi“-Vorwurf zu befreien. Leider schauen sie im Gegensatz zu Ihnen zu sehr darauf, ihrer Anhänger nicht zu verprellen.
    Hochachtungsvoll Karl Krumhardt

    92
  • In Parteien wie der AfD wird es bei solch
    schwierigen Lagen nicht ohne differente Meinungen gehen !

    Demokratie bedeutet genau das !

    Moralisch , ideologisch aufgeladene Parteien sind hier
    natürlich leichter auf Kurs zu bringen !

    105
  • Sehr geehrte Herr Mannhart, Meinungsfreiheit gilt nicht nur bei den „kleinen“ Themen, sondern eben auch bei geopolitischen Themen. Und selbstverständlich auch, wenn sie sich von Ihrer Meinung unterscheidet. Das sollten Sie verinnerlichen.

    89
  • Egal wie sich die AFD über dieses Thema positioniert, es wird als rechts verortet.
    Was ist daran verkehrt wenn die Alternative sich erst um unser Land sorgt?
    Ein für oder gegen in der Weltpolitik gibt es in allen deutschen Parteien.

    96
  • Was die Ukraine und der Nahe Osten angeht sollte sich die AFD raus halten.
    Neutralität wäre hier angesagt.
    Sich für eine Kriegspartei zu positionieren halte ich für unklug.
    Diplomatie ist angesagt und nichts anders. Der Einsatz für Frieden ist die bestere Wahl.

    76
  • Toller Artikel, der sich mal wieder querlegt. Danke, danke, danke!
    Apollo News ist übrigens immer schon klar auf der Seite der Juden und Israels – da muss man keine geheimnisvolle Beeinflussung von Nius oder sonst wem phantasieren. Dort ist man z.B. bzgl. Ukraine bei Weitem nicht so klar…

    72
  • Mir ist ehrlich gesagt eine AfD lieber, die sich in solchen hoch geopolitischen Themen streitet und nicht sofort zu einer einheitlichen Position findet, als die anderen, die nach außen hin sofort Haltung einnehmen, Stellung beziehen und große Statements heraus hauen (um dann in der Hinterzimmerpolitik nicht selten das Gegenteil von dem zu betreiben, was sie ankündigten).
    Die AfD ist die einzige Partei bei uns, die immer klar gestellt hat, dass der erstarkende Islamismus die Hauptursache für viele Probleme unserer Zeit ist. Dafür wird sie massiv angegriffen, weil Islamkritik mit Rassismus gleichgesetzt wird. Sie ist auch die einzige Partei, die Diplomatie vor den militärischen Konflikt stellt. Auch dafür wird sie verteufelt.
    Die Politiker, welche Verantwortung für unsere Politik tragen, sind sich genauso wenig einig, wie zu verfahren ist. Aber bei der Opposition, die man überall ausgrenzt, bemängelt man das Fehlen von Lösungsvorschlägen.

    94
  • Bravo, Hr. Mannhart!

  • Chapeau, Herr Mannhart! ymmd 👏

    25
  • Diese moralisierende Entweder-Oder-Rhetorik geht mir – nicht erst seit „Corona“- ziemlich auf den Senkel.
    Das erinnert an den Satz: „Diese Maßnahmen dürfen niemlas hinterfragt werden.“
    Genau dann fange ich an zu hinterfragen…

    Was wissen wie hierzulande denn fundiert von den Vorkommnissen bzw. Verhältnissen im Nahen Osten bzw Iran oder auch aus einem Labor in Wuhan? Mehr Bescheidenheit der Journalisten ist angebracht: sich auf keine Seite zu schlagen und auch einfach mal zu sagen: wir wissen es nicht genau und halten uns daher mit absolutierenden Verlautbarungen zurück.

    All die „Informationen“ aus dritter, vierter Hand dazu kann ich als ordinärer Zeitungsleser schon überhaupt nicht fundiert verifizieren. Kann ich alles glauben oder auch nicht. Ich bin weder ein Gläubiger noch ein Ungläubiger. Ich bin Agnostiker und kann daher nur sagen: ich weiß es nicht und schlage mich deshalb auf keine Seite – bis ich es vielleicht besser weiß…

    47
  • Mit Meinungen verhält es sich wie mit Kulturen. Nicht alle verdienen gleiche Wertschätzung, weil sie nicht alle den gleichen „Wert“ haben. Herr Mannhart ist Vertreter einer hohen intellektuellen Kultur. Seine Meinungen haben- einfach gesagt- Hand und Fuß – und auch, ja, Charakter. Er gehört zur journalistischen Elite, die diesen Namen verdient.

    26
  • Zum ersten Mal, seit ich Apollo News lese, sehe ich mich veranlasst, Kritik zu üben.

    Ich finde es nicht fair, der AfD in der Frage des Iran-Israel-Konflikts pauschal „Feigheit“ zu unterstellen – vor allem dann nicht, wenn sich die Partei intern offenbar noch in der Diskussion befindet.

    In meinen Augen ist das eher Ausdruck interner Abwägung als ein Zeichen von Feigheit.

    Sollte ich den Artikel inhaltlich falsch verstanden haben, lasse ich mich selbstverständlich gern korrigieren.

    Viele Grüße

    29
  • Treffender Kommentar. Israel und die USA verteidigen den freien Westen, unser Leben, unsere Werte – all das, für das auch die AfD angetreten ist. Es ist bitter, dass sich die bürgerlichen Kräfte in der Partei nicht durchsetzen konnten.

    28
  • Ich muss mal wieder was spenden. Sie sind einer der wenigen Journalisten, die aus meiner Sicht als Leser oder Zuschauer praktisch noch nie falsch abgebogen sind, lieber Herr Mannhart. Einfach zu gut.

  • Die Partei heißt „Alternative für Deutschland“. Ihr Ziel ist, den Augiasstall zu Hause in unserem Land auszumisten.
    Außerdem ist sie in der Opposition.
    Bitte deshalb mit Kritik zuerst an die seit langem Regierenden herantreten!

  • Kann dem Kommentar in Gänze zustimmen. Sehr gut beschrieben.

  • Der Artikel hört sich sehr nach Julian Reichelt an. Also auch für Apollo News: Eine Oppositionspartei hat keine Mittel, um Außenpolitik zu „machen“. So kann sie sich nur auf die deutsche Innenpolitik und die deutschen Interessen konzentrieren – die immer an erster Stelle stehen sollten. Und wir heißen „Alternative für Deutschland“, was bedeutet, dass wir nicht da gleiche herausposaunen müssen, wie alle anderen Parteien, sondern eine Alternative anbieten.

    66
  • Auch die AfD hat ein Problem: den deutschen Wähler. Dieser ist in großen Teilen wohlstandsverwahrlost und muss daher entsprechend durch schleimige Politik umgarnt werden. Die AfD ist sicherlich programmatisch weitaus besser aufgestellt, als der Rest. Aber die Heilung kann nur von den Menschen selbst kommen.

  • … klingt wie Annalena Baerbock. Muss man denn immer gleich beleidigend werden?

  • Ok Max, mach einen Vorschlag. Wen willste schicken, dich selbst, meinen Sohn oder mich?

    21
  • Auch wenn es, wie man lesen kann, vielen Kommentatoren nicht gefällt: Die AfD klingt in der Sache Israel-Iran genauso wie die SPD. Das enttäuscht mich, ich sehr das wie Mannhart: Islamismus und, zumindest meiner Ansicht nach, Sozialismus sind unser Problem – und nicht nur unseres, das ganz Europas, wenn nicht der ganzen Welt.

    Es betrübt mich zudem, dass man sich so den Linken angleicht und es wohl in der AfD tatsächlich immer noch rechte Antipathien gegenüber Israel und Juden allgemein gibt, die ich für überholt gehalten habe. Ebenso verblüfft mich die extrem Russlandfreundliche Haltung, die bei aller gebotenen angenehmen Differenzierung im Ukraine-Konflikt, den der Mainstream zu Unrecht völlig selbstkritiklos Russland zuschreibt, über das Ziel hinaus geht.

    34
  • Denke die AfD würde ihr Wahlergebnis mindestens halbieren, wenn sie den Apollo-Quark nachschwurbeln würde.

    18
  • Egal wie wir uns in diesen Konflikt zu Israel oder Iran positionieren, wir werden immer der Verlierer sein.

    18
  • Sehr guter Artikel!! Kanzlerin Weidel wird sich rasch auf den Kurs der Neuen Trump USA einpendeln!!

    14

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