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Republikanische Vorwahl-Debattte

Trump scheint der Sieg schon sicher

Bei der republikanischen Vorwahl-Debatte kann DeSantis trotz Trumps Abwesenheit keinen entscheidenden Boden gut machen. Trump demonstriert seine Macht parallel bei Tucker Carlson. Außenpolitisch gibt es eine pro-ukrainische Überraschung.

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Mittwochnacht begann die heiße Phase des amerikanischen Präsidendschafts-Wahlkampfes. Bei der Debatte der Republikanischen Partei traten acht Republikaner gegeneinander an. Nur der haushohe Favorit – Donald Trump – blieb der Veranstaltung demonstrativ fern: Und ließ sich parallel im Einzelgespräch von Tucker Carlson interviewen, der im Netz damit wohl höhere Reichweiten erzielte, als die Achter-Debatte im Kabelfernsehen auf Fox News. Immerhin über 100 Millionen mal wurde das Interview auf X (vormals Twitter) angezeigt – Elon Musk persönlich empfahl das Video.

Die Vorwahlen starten offiziell im Februar – bis dahin ringen die Kandidaten in mehreren Fernsehdebatten miteinander. In den letzten Jahren verloren zahlreiche Wahlkampagnen auf der Debattenbühne die letzten Chancen auf einen Sieg. Erst 2019 fielen die Umfragewerte der heutigen Vizepräsidentin Kamala Harris durch eine katastrophale Debattenleistung gegen die relativ unbekannte Abgeordnete Tulsi Gabbard in den Keller. Heute, vier Jahre später, treten neun ernstzunehmende republikanische Kandidaten für die Präsidentschaftswahl an. Doch nur einer kann nominiert werden.

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Selbst Trumps Statthalter dominiert

Bereits bei der Vorstellung der Kandidaten kristallisierten sich die Dynamiken des Abends heraus. Gouverneur Ron DeSantis bekam tosenden Applaus vom republikanischen Publikum, ähnlich der Newcomer Vivek Ramaswamy, während die Anti-Trump Kandidaten Asa Hutchinson und Chris Christie überwiegend Buhrufe ernteten. Und sofort ging die Debatte los. Nachdem Trump 2015 und 2016 die Vorwahldebatten mit seiner unkonventionellen Art dominiert hatte, hatte sich diesmal rasch ein Nachahmer gefunden: Vivek Ramaswamy. Ähnlich wie Trump 2016, kommt er als erfolgreicher Unternehmer in die Politik. Er ist erst 38 Jahre alt, doch gibt selbst zu, erst bei zwei Präsidentschaftswahlen abgestimmt zu haben. In der Debatte machte er durch seine auffällige Mimik und Gestik auf sich aufmerksam – und als konsequenter Trump-Verteidiger. Er versprach im Falle einer Präsidentschaft, Trump zu begnadigen.

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Unterdessen schoss er gerne gegen die anderen Kandidaten, behauptete, er sei der Einzige auf der Debattenbühne, der nicht gekauft sei. Genau das Gleiche behauptete Trump in den Debatten im Jahr 2016. Auch im Stil versuchte Ramaswamy seinem augenscheinlichen Vorbild nachzuahmen. Diese aggressive Debattenhaltung verhalf ihm, wie einst Trump, zu erhöhter Aufmerksamkeit im Vergleich zu den anderen Kandidaten. Viele werden das möglicherweise zurecht als ein Zeichen für seine Stärke sehen. Er kam damit auch ziemlich gut beim Publikum an, doch ihm fehlt wohl die Strahlkraft Trumps, um tatsächlich bei realen Wahlen Erfolg haben zu können. Ein aufgeheiztes Zuschauerpublikum ähnelt der republikanischen Wählerschaft nämlich eher nur mittelmäßig.

Außenpolitische Überraschung: Beim Publikum punkten Anti-Isolationisten

In puncto Außenpolitik wurde der ausgesprochene Isolationist Ramaswamy von seinen Konkurrenten Nikki Haley und Ex-Vizepräsident Mike Pence vollkommen ausgestochen. Pence sprach vom fehlenden Vertrauen in die größte Nation der Welt, während Haley Ramaswamys fehlende Unterstützung für Israel anprangerte. Beide erhielten für ihre Statements eine Menge Applaus. Man merkte sichtlich: Die Reagan-Doktrin des „Friedens durch Stärke“ ist in der GOP doch noch am Leben. Dass gerade dezidiert pro-ukrainische und pro-interventionistische Positionen bei den Republikanern noch so stark verankert sind, ist durchaus überraschend. Das wird dem in Vorwahlumfragen mittlerweile drittplatzierten Ramaswamy wohl schaden. Wobei ihm das vielleicht ohnehin egal sein könnte. viele aus Trumps Umfeld sehen in ihm bereits jetzt Trumps zukünftigen Vizepräsidentschafts-Kandidaten.

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Deutlich zurückhaltender verhielt sich ausgerechnet Gouverneur Ron DeSantis – der abgeschlagene Zweitplatzierte, der eigentlich angreifen müsste. Dem Thema Trump wich er, auch nach mehrfachem Nachfragen der Moderatoren, beständig aus. Im Gegensatz zu Ramaswamy, der gleich mehrmals andere Kandidaten verbal angriff, hielt er sich von direkten Konfrontationen mit anderen fern. Ruhig und geradezu mantraartig erinnerte DeSantis die Zuschauer an seine Erfolgw als Gouverneur Floridas, insbesondere während der Corona-Krise (ein Thema, zu dem alle anderen Kandidaten schwiegen). Doch dieses routinierte Herunterbeten seiner Erfolge wirkte nicht sonderlich begeisternd, sodass DeSantis im Vergleich zu den großen Gewinnern der Debatte eher blass wirkte.

Ein brausender Auftritt konnte vielen Kandidaten helfen ihre Wahlchancen deutlich zu steigern, in DeSantis Fall wäre das wohl langsam nötig (er hinkt Trump in allen Umfragen deutlich hinterher). Dass er das eigentlich kann, zeigte er stellenweise. Beispielsweise als die Kandidaten um Handzeichen gebeten wurden, ob sie den Klimawandel für menschengemacht hielten, und DeSantis die Initiative kurzerhand übernahm: „Wir sind keine Schulkinder, lasst uns eine Debatte darüber führen“.

Carlson und Trump: Die ausgestoßenen demonstrieren ihre Macht

Als die beiden großen Gewinner der Debatte können wohl Ex-Vizepräsident Mike Pence und Ex-Gouverneurin South Carolinas Nikki Haley gesehen werden. Mike Pence ist eigentlich ein Politiker, den es seit Trump in der Republikanischen Partei kaum noch geben dürfte. Er gehört zum alten neokonservativen Establishment, das seit Trumps Sieg tief in Ungnade gefallen ist. Dennoch schaffte er es gegenüber Ramaswamy seine eigentlich unpopulärere Position erfolgreich zu verteidigen. Oftmals berief er sich auf die „Trump-Pence Regierung“ und erntete dafür auch Applaus von Trump-Anhängern. Ob seine faktisch richtige Aussage, er sei für die Arbeit als Präsident der politisch erfahrenste Kandidat (er hatte jedenfalls die meisten und – nach Trump – wichtigsten Posten inne) bei den Wählern auf Gegenliebe stoßen wird, bleibt abzuwarten.

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Die andere Gewinnerin der Debatte, Nikki Haley, ist unterdessen eine vollkommen andere Persönlichkeit, die Pence aber politisch sehr nahesteht. Beide unterstützen eine aktive Ukraine- und Außenpolitik. Beide stehen für klassische republikanische Vorschläge, wie einen ausgeglichenen Haushalt und deutliche Steuersenkungen. Haley ist allerdings eine Tochter indischer Einwanderer und war dazu noch die einzige Frau unter den Debattierenden. Sie konnte dies vor allem in der Frage der „Transrechte“ für sich nutzen. Sie versprach, dass sie für Mädchen jeden Tag einstehen würde, damit aus ihnen starke Frauen werden. Gemeint war damit auch die Aufrechterhaltung von weiblichen Schutzräumen gegenüber Transfrauen. Dieses eigene Thema verlieh ihr einen besonderen Status unter den Kandidaten und damit auch besondere Aufmerksamkeit.

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Es bleibt allerdings abzuwarten, ob die Debatten ohne Trump tatsächlich eine Bedeutung haben werden. Wenn er die Nominierung ohnehin gewinnt, würde es der Reputation solcher Veranstaltungen schaden. Dabei ist es jetzt schon fraglich, ob das Fernbleiben von den Debatten seinen Umfragewerten überhaupt schaden wird. Seine Rechnung scheint aufzugehen. Mit seinem Interview bei Tucker Carlson will er ein Signal senden: Donald Trump ist größer als die Republikanische Partei selbst. Genau wie Tucker Carlson größer sein will als Fox News. Es ist auch eine Machtdemonstration der Anti-Establishment-Persönlichkeiten gegen die alten Institutionen.
Trumps Sieg in den Vorwahlen scheint aktuell jedenfalls praktisch gesetzt.

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