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Brüssel

„Toxische Informationskriegsführung“: Wie die EU die freie Rede im Netz weiter einschränken könnte

Die Europäische Union will die sozialen Medien verstärkt kontrollieren, vorgeblich um den Journalismus zu schützen. Das ist nicht der einzige Hebel, der genau zum Gegenteil führen könnte.

Der EU-Kommissar für Demokratie, Michael McGrath, warnt vor Desinformationen.

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Unter dem Vorwand, Medienpluralismus und den Journalismus schützen zu wollen, strebt die Europäische Union eine zunehmende Kontrolle der sozialen Medien an. Ab dem 8. August sollen alle Vorschriften des „Europäischen Medienfreiheitsgesetzes“ vollständig gelten und in den einzelnen Ländern umgesetzt sein. Angesichts dessen besprach der EU-Ausschuss für Bürgerrechte im Parlament den Einfluss von vermeintlichen Desinformationen auf unabhängigen Journalismus. 

Renate Schroeder von der Europäischen Journalistenföderation sprach am Donnerstag im EU-Ausschuss von einer „toxischen Informationskriegsführung“ und forderte eine „ehrgeizige Umsetzung“ des Medienfreiheitsgesetzes. In ihrem Vortrag forderte sie die Regulierung sozialer Medien, vor allem von X. Denn die Internetplattformen würden mit ihrem Empfehlungssystem den Zugang zu Journalismus verhindern. 

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Auch im Medienfreiheitsgesetz heißt es, dass „globale Online-Plattformen“ als „Zugangstor zu Medieninhalten“ fungieren – mit Geschäftsmodellen, „die dazu neigen, den Zugang zu Mediendiensten zu unterbinden und polarisierende Inhalte und Desinformation zu verstärken“. Es würde Medienanbieter geben, die systematisch Desinformation verbreiten und die Freiheit des Binnenmarktes ausnutzen. Darum empfiehlt die EU-Richtlinie eine stärkere Zusammenarbeit nationaler Regulierungsbehörden. 

Es wird empfohlen, dass sich eine EU-Behörde einmal jährlich mit den Internetplattformen, Vertretern von Mediendiensten wie Zeitungen oder Rundfunk und Organisationen aus der Zivilgesellschaft trifft, um unter anderem die Umsetzung von Initiativen zum Vorgehen gegen Desinformation zu kontrollieren. Das könnte etwa das „Europäische Gremium für Mediendienste“ übernehmen, das die Aufgaben der „Europäischen Regulierungsgruppe für audiovisuelle Mediendienste (ERGA)“ bekommen soll. 

Das „Europäische Gremium für Mediendienste“ ist formal unabhängig, allerdings ist es mit Vertretern der nationalen Regulierungsbehörden und einem Vertreter aus der EU-Kommission besetzt. Es hat die Aufgabe, die EU-Kommission zu beraten und die Zusammenarbeit nationaler Regulierungsbehörden zu fördern. In Deutschland sind die 14 Landesmedienanstalten die nationale Regulierungsbehörde. 

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Vorschriften in Bezug auf den Medienpluralismus sollen EU-weit harmonisiert werden, heißt es im EU-Gesetz zur Medienfreiheit. Im EU-Ausschuss zu den Bürgerrechten forderten auch Oliver Money-Kyrle vom International Press Institute und Elena Rodina vom Media Freedom Rapid Response (Krisenaktionsdienst für Medienfreiheit) eine stärkere Regulierung der sozialen Medien. Money-Kyrle sagte, dass große Internetplattformen nicht mehr als „politisch neutral“ angesehen werden können. 

Rodina führte aus, dass Internetplattformen das Vertrauen in den unabhängigen Journalismus untergraben würden. Nicht nur das EU-Parlament, auch der Rat der Europäischen Union will eine vermeintliche Gefährdung durch Desinformationen verhindern. Darum fordert er die EU-Kommission auf, „vertrauenswürdige Medien“ stärker zu fördern (Apollo News berichtete). 

Auch der EU-Kommissar für Demokratie, Michael McGrath, warnt wiederholt vor Desinformationen, die dem Journalismus schaden würden. So warnte er am 19. Mai in einer Rede, dass sich die „Fronten“ von „Online-Informationskriegen“ auf „jeden Computer, jedes Büro und jedes Zuhause“ erstrecken würden. Darum plane man ein EU-weites Faktenchecker-Netzwerk. Um die Demokratie zu unterstützen, würde man „Qualitätsjournalismus“ unterstützen, damit die Bürger „das Richtige vom Falschen, das Informierte vom Falschinformierten, die vollständige Erzählung von einer unvollständigen Geschichte“ unterscheiden könnten. 

Die Europäische Union arbeitet über das Medienfreiheitsgesetz und andere Hebel wie das Gremium für Mediendienste daran, gegen vermeintliche Desinformationen vorzugehen und Standards für Journalismus festzulegen. „Vertrauenswürdige Medien“ sollen gefördert werden. Die grenzübergreifende Arbeit von Regulierungsbehörden soll gestärkt werden. Was sich als Stärkung des Journalismus ausgibt, könnte ihn dabei weiter einschränken.

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59 Kommentare

  • Ich alleine entscheide welche Medien und Informationen für mich wichtig sind. Ob ich Mao’s Schriften oder x, oder sonstigen Medien konsumiere und deren Inhalte Glauben schenke ist alleine meine Sache. Eines weiß ich bereits, glaube nicht dem ÖRR und deren zuträger.

    89
  • Unendlich viele Worte, um nicht „Wahrheitsministerium“ sagen zu müssen.

  • GG Artikel 5 (1)
    Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

    Die Betonung liegt auf „allgemein zugänglichen Quellen“.

    Ist eine Quelle durch Intervention von Behörden, Faktencheckern und „Regulierungsbehörden“ nicht (mehr) allgemein zugänglich, fällt sie nach meinem Rechtsverständnis nicht unter die Pressefreiheit.
    Eigentlich ein Zirkelschluss, der Zensur durch die Hintertür erlaubt.

    35
  • Jeder Mensch könnte darüber nachdenken was es bedeutet in einer globalen Illusion zu leben !

    16
  • Demokratisch wäre es, die EU Meinungsregulierer zu regulieren.

  • „Medienfreiheitsgesetz“ klingt in meinen Ohren wie „Freenet“ für Pay-TV.

  • Wir mündigen Bürger vermögen selbst
    zu entscheiden, was und wem wir glauben
    wollen und was nicht. Wir brauchen keine
    Meinungsbetreuung.

  • Es ist alles eine Illusion. Ich glaube keinen Bildern oder Berichten mehr etwas, es sei denn ich sehe sie selbst.,

  • Wie sagte es doch Mark Twain schon vor über hundert Jahren: „Wenn Sie die Zeitung nicht lesen, sind Sie nicht informiert. Wenn Sie die Zeitung lesen, sind Sie falsch informiert.“ Gilt heute nicht nur für Zeitungen. Spontan fällt mir da der Dummfunk ein.

  • Kommt jetzt das totale Lügen-und Manipulierungskartell zum Einsatz ,was sich dann Journalismus nennt

    21
  • Wenn du ein Problem herbeigeführt hast und diese nicht lösen kannst, musst du das Reden darüber unterbinden…

  • Das ist doch ein kompletter nonsens. Das was der Journalismus teilweise abliefert ist doch auch nicht immer glaubwürdig. Ich habe schon so viel inhaltlichen Unfug gelesen, dass ich froh bin, dass es diese Vielfalt gibt.

  • Nachvollziehbar, bei der ganzen Desinformation die im Umlauf ist.

  • Mach doch, ich informiere mich nur noch zu max 10% in EU Medien.

  • „….. vertrauen Sie journalistischer Sorgfalt in den Qualitätsmedien ……“ (UvdL).
    Und die Erfahrung zeigt: dort wird seeeehr sorgfältig „gearbeitet“?

  • Und keiner merkts. 🤣

  • Die Desinformanten der EU sprechen über Desinformation? Echt jetzt?

    46
  • Der sollte mal seinen Blutdruck messen. Wär gscheiter.

  • Das klingt nach Zensur pur. Ich brauche keine Bevormundung laut Kissler “Nur selber denken macht schlau “

  • Kurz vor Vollendung von 1984. Und niemand stoppt diese Bande der EU.

    25
  • Ich möchte nicht mehr das Deutschland ein Mitglied der EU ist.
    Austreten und ein eigenständiger Staat.

    15
  • „Um die Demokratie zu unterstützen, würde man „Qualitätsjournalismus“ unterstützen…“
    Ich lache mich kaputt. Wie dreist ist diese Aussage bitteschön?!

  • Denen muss ja echt der Arsch auf Grundeis gehen. Ich bleibe dabei, 2030 ist diese EU Geschichte und ihre Transformation können die sich sonstwohin schieben. Nur Deutschland wird leider wieder einmal bis zum letzten Tag auf den Endsieg hoffen. Wer zuletzt kommt, den bestraft das Leben. Oder die Bürger.

    29
  • Ich möchte endlich mal eibe kristallklare Definition von ‚ Desinformation‘. Kann mir da jemand helfen? Ist damit nicht eigentlich eine Information aus nicht kontrollierten Quellen gemeint? Wenn das do ist, dann ist der Kampf gegen ‚Desinformation‘ nichts anderes als Zensur.

  • Leider kann man auch hier nicht mehr sagen, was man denkt, geschweige denn was erforderlich wäre!

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