Werbung

...
...

Konstituierende Sitzung

Thüringer Landtag: Fünf Unterbrechungen, dann Abbruch – jetzt wird das Verfassungsgericht eingeschaltet

Die konstituierende Sitzung des Thüringer Landtags ist zum politischen Drama geworden. Schon während der Eröffnungsrede von Alterspräsident Jürgen Treutler (AfD) gab es ständig Zwischenrufe. Die Sitzung wurde fünf mal unterbrochen, bis sie abgebrochen wurde - jetzt wird das Verfassungsgericht eingeschaltet.

Screenshot aus dem Livestream der konstituierenden Sitzung im Thüringer Landtag

Werbung

Bei der konstituierenden Sitzung des Thüringer Landtags herrschte am Donnerstag Chaos. Was als formeller Auftakt einer neuen Legislaturperiode beginnen sollte, entwickelte sich zu einem Kräftemessen zwischen der AfD, als stärkste Fraktion, und den übrigen Parteien. Die Sitzung ist mittlerweile für mehrere Tage unterbrochen – sogar das Landesverfassungsgericht wurde nun eingeschaltet, um die Sachlage zu klären.

Wie in der Thüringer Geschäftsordnung vorgesehen, hat die Sitzungsleitung der älteste Abgeordnete inne – das ist Jürgen Treutler von der AfD. Aufgabe des Alterspräsidenten ist grundsätzlich die Ernennung von zwei vorläufigen Schriftführern sowie die Leitung der Wahl des Parlamentspräsidenten. Zudem ist es parlamentarischer Brauch, dass der Alterspräsident eine Ansprache hält. Seit Sitzungsbeginn um 12:00 Uhr musste die Sitzung bis um 15:00 Uhr bereits viermal unterbrochen werden (Apollo News berichtete).

Kurz nach 15:00 Uhr kam es zu einer erneuten Eskalation, als der Alterspräsident Jürgen Treutler (AfD) ankündigte, die Sitzung wieder unterbrechen zu wollen. Dies war zu diesem Zeitpunkt schon die fünfte Unterbrechung, und viele Abgeordnete blieben demonstrativ auf ihren Plätzen. Andreas Bühl (CDU), der Treutler und der AfD zuvor eine „Machtergreifung“ vorgeworfen hatte, forderte den zweitältesten Abgeordneten auf, die Leitung der Sitzung zu übernehmen. Er hielt Treutler nicht für befähigt, das Parlament ordnungsgemäß zu führen.

Treutler beharrte weiter hin auf sein Amt. Immer wieder wurde seine Rede durch Zwischenrufe, insbesondere von der Linken und der CDU, unterbrochen. Als Treutler Ministerpräsident Bodo Ramelow direkt ansprach und ihn aufforderte, sich „zu mäßigen“, brach auf der linken Seite des Saals lauter Protest aus, während die AfD Fraktion johlte und applaudierte.

Die parlamentarischen Geschäftsführer der Fraktionen wurden erneut nach vorne gebeten, um mit Treutler zu sprechen. Zuvor hatte die SPD-Politikerin Janine Merz dem Alterspräsidenten zugerufen: „Es ist doch keine One-Man-Show. Sie bestimmen nicht allein über die Geschäftsordnung des Landtags.“

Um kurz vor 16:00 Uhr wurde eine erneute Diskussion über die Tagesordnung geführt. Es war mittlerweile der fünfte Versuch, überhaupt über den ersten Punkt der Tagesordnung abzustimmen. Während CDU, BSW, SPD und Linke darauf bestanden, über die Änderung der Geschäftsordnung abzustimmen, blockierten Treutler und die AfD weiterhin diese Abstimmung. Der Alterspräsident blieb bei der Ansicht, dass zunächst ein Landtagspräsident gewählt werden müsse, bevor Änderungen an der Geschäftsordnung vorgenommen werden könnten.

Die Linke warf Treutler „grobe Verstöße gegen die Verfassung“ vor und sprach von einer Missachtung der demokratischen Rechte der Abgeordneten. Die Fraktion erklärte das Parlament für „unmündig“. Auf der anderen Seite stärkte die AfD ihrem Alterspräsidenten demonstrativ den Rücken. Sie argumentierte, dass die Reihenfolge der Tagesordnung klar in der Geschäftsordnung festgelegt sei und dass erst ein Präsident gewählt werden müsse, bevor über weitere Punkte entschieden werden könne.

Die Stimmung im Saal verschärfte sich weiter, als die CDU erneut das Wort ergriff. Die Partei warf Treutler vor, dem Landtag „großen Schaden zugefügt“ zu haben. Sein Verhalten überhöhe die Rolle des Alterspräsidenten, die ihm nur aufgrund seines Alters zukomme, und vernachlässige die Verantwortung, das Parlament im Sinne der Demokratie zu leiten. Vor allem sei die Freiheit des Mandats der Abgeordneten durch das Verhalten von Treutler massiv eingeschränkt worden.

Um 16:00 Uhr schlug die AfD schließlich einen politischen Ausweg vor. Sie erklärte, dass es zwei Möglichkeiten gebe: Entweder finde man eine politische Lösung, oder die Sitzung werde erneut unterbrochen. Der Höhepunkt wurde um 16:11 Uhr erreicht, als Treutler erklärte, die Sitzung werde bis Samstag, 28. September, um 9:30 Uhr unterbrochen. Es werde in der Zwischenzeit das Verfassungsgericht angerufen, um über die Rechtmäßigkeit der Sitzung und die getroffenen Entscheidungen zu befinden.

Werbung