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Premiere von Habeck-Film „Jetzt. Wohin.“ – zweieinhalb Stunden Selbstmitleid und Schuldzuweisungen

Im Delphi Filmpalast feierte am Sonntag der Habeck-Film „Jetzt. Wohin.“ Premiere. Er ist ein Spektakel für die grüne Wohlfühl-Blase, gespickt mit Lobpreisungen und Schuldzuweisungen. Im Saal saßen Freunde und Vertraute – doch Euphorie wollte trotzdem nicht aufkommen.

Groß angekündigt: Außen am Delphi Filmpalast wird der Dokumentarfilm über Habeck offensiv beworben

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Am Freitagabend ist die Stimmung im Berliner Delphi Filmpalast zwiegespalten. Ein Amerikaner neben mir bemerkt auf Englisch mit hörbarem kalifornischem Dialekt: „Ich habe die Rezensionen gelesen, nicht so spektakulär.“ In der Reihe hinter mir hat sich währenddessen eine Gruppe überengagierter junger Leute breitgemacht – eine der Frauen meint zu ihrem Sitznachbarn begeistert: „Ich habe so viele getroffen, die nur Tickets gekauft haben, um ihn zu sehen.“

Mit „ihn“ meint sie Robert Habeck – dieser hat mit dem Film „Jetzt. Wohin. – Meine Reise mit Robert Habeck“ seine Metamorphose vom schrulligen Philosophen zum Superstar des deutschen Bildungsbürgertums vollendet. Zur Premiere des Films hat der ehemalige Wirtschaftsminister das Weltenbummeln kurz eingestellt (er arbeitet jetzt in Kopenhagen und kommt gerade von einer USA-Reise, erzählt er später stolz), um direkt anschließend an die Premierenvorstellung auf der Bühne an einer Gesprächsrunde mit dem Regisseur Lars Jessen teilzunehmen.

Für Habeck ist es eigentlich ein Heimspiel: Die Leute hinter mir stellen sich als ehemalige Mitarbeiter des Grünen-Chefs heraus. Direkt vor mir sitzt der Staatssekretär a.D. (Bekannte sprechen ihn immer noch mit „Herr Staatssekretär“ an) und Habeck-Vertraute Patrick Graichen, der sowohl Film als auch Diskussionsrunde mit versteinertem Blick und Hand vor dem Mund verbringt. Vielleicht liegt das daran, dass Graichen im Film kein einziges Mal vorkommt – Kontroversen und Skandale um Habeck, wie eben Graichens Trauzeugenaffäre, werden, wenn überhaupt, nur am Rand erwähnt und als Diffamierungskampagnen gegen den grünen Heilsbringer gesponnen.

Auch sonst gleicht der Blick auf die Zuschauerränge eher dem Blick auf eine grüne Wahlkampfveranstaltung: „Omas gegen rechts“, die sich demonstrativ mit Grünen-Schals kleiden, sind genauso vertreten wie junge Menschen, die freitags die Schule geschwänzt haben oder andere dazu motivierten. Hier existiert die „weiße Mehrheitsgesellschaft“, die so gerne beklagt wird, noch in Reinform. Aber was soll man auch anderes erwarten? Wer sonst würde sich die zweieinhalbstündige Habeck-Show für 25 Euro auch anschauen?

„Wir sind ja die Guten“ – ein Film für die grüne Blase

Als der Film läuft, wird direkt zu Anfang transparent formuliert: Diese Dokumentation ist für die grüne Wohlfühl-Blase gemacht. Regisseur Lars Jessen, der sich selbst auf skurrile Art als Co-Protagonist inszeniert, sagt offen, er habe Habeck „als Berater und Freund“ durch den Wahlkampf begleitet. Diese Zeit vor der Bundestagswahl im vergangenen Februar zeigt der Film – doch er soll laut Jessen eigentlich vor allem nach vorne schauen und die Frage stellen: Wieso ist Habeck 2025 gescheitert?

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Für jeden normalen Bürger ist das wohl leicht zu beantworten: Da wäre das Habecksche Heizungsgesetz oder sein, vorsichtig formuliert, interessantes Wirtschaftsverständnis – Stichwort: „Unternehmen sind nicht insolvent, sie hören nur auf, zu verkaufen.“ Man denke auch an den bereits erwähnten Filz mit seinem Freund Graichen oder das Subventionschaos um Habecks gescheitertes grünes Prestigeprojekt „Northvolt“.

Bei den Grünen rätselt man aber bis heute noch über das Wahlergebnis vom Februar. Das ist eine der wenigen Sachen, die der Film klar zeigt: Das Habecksche Bildungsbürgertum in Berlin-Kreuzberg und anderswo hat immer noch nicht begriffen, weshalb seine Luftschloss-Politik bei den Wählern nicht mehr durchdringt. Noch in der Einleitung des Films sagt Jessen zu Klimaaktivistin Luisa Neubauer: „Ich dachte mir ja: Wir sind ja die Guten.“ Wie konnte also alles nur so schiefgehen?

In den folgenden anderthalb Stunden wechseln sich Habeck-Redezusammenschnitte, Habeck-Aufnahmen, unterlegt mit epischer Musik, mit Interviews über Habeck ab. Echte private Einblicke in die Mechanismen eines Bundestagswahlkampfs erhält man praktisch keine. Stattdessen wird der studierte Philosoph von den interviewten Gästen (etwa Neubauer) hochgejubelt. Er würde „ehrlich kommunizieren“, die „sozialen Medien dominieren“, sein Politikstil sei „einzigartig“ und „lässig“ – einfach rundum eine „starke Persönlichkeit“.

Alle sind schuld – außer Habeck

Praktisch alle Versuche des Films, die Realität, nämlich das schlechte Wahlergebnis für Habeck, zu erklären, enden stets in Beschuldigungen anderer. Mal sind es „die Medien“, „die FDP“, die „Öllobby“ oder „Social Media“. Wenn überhaupt, hat Habeck mal etwas missverständlich kommuniziert – etwa indem er sich zu sehr der Union angebiedert hätte.

Den einzigen Auftritt mit Durchblick hat dabei ausgerechnet der Frontmann der stramm linken Politpunkband „Feine Sahne Fischfilet“, Jan Gorkow. Er beschwert sich über die Grünen als „absolute Moralapostel“ und über die Anti-Rechts-Demos. „Aufstand der Anständigen? Das ist ja schlimmer als bei der Jungen Union“, witzelt Gorkow. Der Sänger ist wohl der Einzige der Interviewten, die nicht zum klassischen Wählermilieu der Grünen gehören – er hat weder Abitur noch Studium, ist nicht in Berlin-Kreuzberg, sondern in einer Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen.

Und Gorkow hat als Einziger verstanden: Es sind nicht missverständliche Kommunikation, die Medien oder die „Oligarchen“ Musk und Zuckerberg, die Habeck und das grüne Projekt wieder zurück auf den Boden der Tatsachen geholt haben. Es ist die absolute Überzeugung von Habeck und seinen Genossen, zu „den Guten“ zu gehören, deren Niedermachen von AfD- und CDU-Wählern und deren Selbstgerechtigkeit. Mit dem Film, der Habeck als Lichtfigur, als „Symbol für uns alle“, wie es der Regisseur formuliert, hochhält, haben der ehemalige Wirtschaftsminister, Jessen und die anderen Grünen unter Beweis gestellt, dass sie genau das nicht verstanden haben.

Der grüne Welterklärer

Nach dem Film ist es dann so weit: Der Messias betritt den Raum – doch man merke: Trotz Weggefährten und Riesenfans bricht die Menge nicht in frenetischen Beifall aus. Der Applaus ist überraschend gemäßigt. Nach der Enttäuschung der Bundestagswahl wirkt die Stimmung auch jetzt noch etwas verkatert. Aber immerhin bleibt sich der ehemalige Wirtschaftsminister treu: In der Diskussion mit Jessen und der ehemaligen Fußballspielerin Tabea Kemme findet Habeck schnell in seine alte Rolle zurück: die des grünen Welterklärers.

Minutenlang referiert er über „inklusive Demokratie“, den „fundamentalen Angriff der USA auf alles, was Europa aufgebaut hat“ oder die Unterschiede in der politischen Kultur zwischen Deutschland und Skandinavien. Habeck kann fünf Minuten lang auf einfachste Fragen eingehen, ohne auf den Punkt zu kommen. Manchmal klappt es doch – beispielsweise, als er am Ende einer seiner Antworten zur bahnbrechenden Erkenntnis gelangt: „In der Politik kannst du nicht erfolgreich sein, ohne dass du die Leute hinter dir hast.“

Politisch interessant wird es eigentlich fast nur, als Habeck über Dänemark spricht – dort haben die Grünen die Kommunalwahl in Kopenhagen gewonnen und lassen ihre Bürgermeisterkandidatin in eine Minderheitsregierung mit Tolerierung des dänischen AfD-Äquivalents, der Dänischen Volkspartei, gehen. Das rechtfertigt Habeck: „Das machen sie auch nur einmal“ – in der dänischen Politik sei so etwas aber ganz normal. Noch vor wenigen Monaten hat er Merz für dessen gemeinsame Migrationsabstimmung mit der AfD scharf attackiert.

Die Gelegenheit nutzt der grüne Heilsbringer auch, um eine soziale Plattform mit „europäischen Werten“ zu fordern. Er meint, der Algorithmus dürfe nicht mehr profitorientiert sein – stattdessen: „Wenn du vier CDU-Videos geschaut hast, mit Carsten Linnemann, musst du ein Video von Ricarda Lang anschauen“, so Habeck unter lautem Beifall.

Das letzte Hurra

Seine eigene Zukunft lässt Habeck unterdessen noch offen. Über den Film sagt er aber: „Das ist eher wie Herr der Ringe, erster Teil.“ Jessen ergänzt: „Wartet ab, was noch kommt.“ Jetzt möchte der Regisseur sich jedoch erst mal nicht mit politischen Filmen beschäftigen – „Moses find ich interessant“, meint er, angesprochen auf seine nächsten Filmprojekte. Nachdem er sich mit dem grünen Propheten auseinandergesetzt hat, nimmt er sich nun offenbar auch den biblischen an.

Doch auch wenn Habeck ein Comeback andeutet, in welcher Form auch immer, wird deutlich: Dieser Film ist sein vorläufiger Höhepunkt. Er hat sich schon während seiner Ministerzeit immer in Szene zu setzen gewusst – die Leinwand war da nur der logische nächste Schritt. Es ist aber auch sein vorerst letztes Hurra, danach wird es erst mal still werden um den ehemaligen grünen Wirtschaftsminister. Habeck selbst meint zu der Verfilmung seines Wahlkampfs: „Das ist eigentlich ein trauriger Film.“

Zumal die ganze Premiere trotz ehemaliger Kollegen und Fans dann doch nicht so gut ankam, wie es sich Habeck wohl erhofft hatte. In Bezug auf die Diskussionsrunde meint selbst Patrick Graichen am Ende der Veranstaltung: „Das war jetzt eine schwere Stunde.“

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33 Kommentare

  • Endlich.
    Kann’s gar nicht erwarten, diesen Film verpasst zu haben.

    Der chinesische Publikumshit „Sack Reis“ von Wi So kommt gleich dahinter.

    Da schau ich mir dann wohl doch lieber die verpflichtenden vier CDU-Videos mit Carsten Linnemann & eins von Ricarda Lang an (ein halbes reicht hier evtl. auch), wenn’s denn unbedingt sein muss. Auch wenn’s schwer fallen sollte. Alles für den Habeck – alles für den Hu..ähm, Bund.

  • Habeck treibt jetzt auch noch die Kinos in die Insolvenz

    • Fehlt neben dem Weihrauch,nur noch der
      „Orden für Arbeit im Kollektiv“,mit Bandschnalle,und ein Strauß Nelken.
      Danach noch die Heiligsprechung durch den Pabst,und der
      Ritterschlag der Queen.
      Das wäre nur Angemessen.

      • angemessen wäre für Habeck die Ernennung zum Papst und zur Queen gleichzeitig.
        Die göttliche Komödie von Dante muss wegen Habeck jetzt umgeschrieben werden. Demnächst im Kino: Vom Windrad verweht mit Habeck und Miosga

  • Mir würden jetzt einige Sachen einfallen, aber die würden tatsächlich zurecht hier nicht durch die Zensur gehen. Nur soviel: Habeck ist ein Nichts. Ein unwissender Blender. Traurig, dass dieser Flop (natürlich der Film, grins) vom Staat auch noch finanziert wurde.

  • Wer tut sich sowas außer seinen Jüngern an?
    Ich würde die Teletubbies vorziehen

  • Es gibt 2 Möglichkeiten, entweder der Film ist gut recherchiert, dann müsste er den Dunning-Kruger Effekt eines mässigen Kinderbuchautors zeigen oder er ist eine unkritische Homage.
    Ich vermute das letztere, werde ich mir sicher nicht anschauen.

    • Kann nur die Parodie von Ideocrazy sein!

  • Leni-Riefenstahl-Remake.
    Originale SIND einfach besser … (Film! nicht Ideologie! Letztere taugen beide nix)

  • Das wird wahrscheinlich der am meisten ungesehene Film dieses Jahrtausends.

  • Nun, für einen gelungenen Holometabolismus (aka. „Metamorphose“) „vom schrulligen Philosophen zum Superstar des deutschen Bildungsbürgertums“ fehlen nur leider drei Dinge:

    #1: Eine Philosophenraupe.

    #2: Eine Philosophenpuppe.

    #3: Bildung.

    Quartum non requiritur.

  • Der Titel ist unvollständig. Richtig heißt er: „Jetzt. Wohin. Wie viele.“

  • Der Film „Jetzt. Wohin.“ über Robert Habeck ist keine Dokumentation, sondern eine zweieinhalbstündige Selbstinszenierung. Regisseur Lars Jessen, Habecks Freund und Wahlkampfberater, liefert ein PR-Spektakel statt kritischer Analyse. Politische Skandale wie die Graichen-Affäre oder das Heizgesetz werden verschwiegen oder als Kampagnen abgetan. Habeck inszeniert sich als Opfer, übernimmt keine Verantwortung und suhlt sich in Selbstmitleid. Die Premiere im Delphi Filmpalast wirkte wie eine geschlossene Parteiveranstaltung für Sympathisanten, während kritische Stimmen außen vor blieben. Besonders brisant ist die Finanzierung: Über 270.000 Euro Steuergeld flossen in ein Projekt, das wie ein Kinospot für Habecks Imagepflege wirkt. Zurück bleibt der Eindruck einer teuren PR-Show, die verklärt statt erklärt und zeigt, wie weit Anspruch und Realität auseinanderliegen.

  • War die Miosga auch dabei ?
    Ich frage für einen Freund.

  • Müssen BRD-Staatsanwaltschaften nun gegen unverblümte Filmkritier vorgehen?

  • Ich habe nord-westlich von Manaus einen abgelegenen Stamm Indios gesehen, die leben vollkommen CO2-Neutral, vielleicht sollte er versuchen dort König zu werden.

  • Wohin? Ich könnte ihm sagen wohin, aber mein Bademantel ist gerade in der Wäsche.

  • Je mehr ihr darüber schreibt umso schlimmer wird´s. Einfach mal ignorieren

  • Das muss ein Witz sein!

  • Der Typ ist kein Philosoph sondern ein ganz plumper Märchenerzähler.
    Ein bisschen mehr gehört schon dazu, mit Schopenhauer, Kant, Hume, Popper, Arendt und auch Jordan Peterson auf einem Treppchen zu stehen.

  • Hinter „Wohin“ gehört ein Fragezeichen. Na ja. Die Grünen halt ..

  • Welcher AfD-Wähler, immerhin 27% der Wähler, schaut sich denn einen solchen Mist an?

    • Eine AfD-Wählerin kenne ich schon, die auf diesen Film gut verzichten kann.

      • Und ich einen AfD-Wähler.
        Biodeutscher, weiß, männlich, 60.
        Also ein gaaaanz schlimmer…..

  • Wer in den Film geht , der steht auch auf Sado-Maso. Carmen Miosga kommt bestimmt.
    Sagt der Freund meines Tankwarts.

  • Selbst dran schuld , wer mit so einem Kitsch seine Lebenszeit verschwendet.

  • Wenn da nicht 250.000 von unserem Steuergeld drinsteckten wäre mir der Streifen egal. So aber ist das nur ein weiteres Zeugnis von Größenwahn, mir nicht erklärbarem Personenkult um diese Null und vor allem Korruption.

  • 2 1/2 Stunden „Jetzt.Warum?“ Mein Gott, dem Mann ist nichts peinlich, nicht einmal das eigene Versagen, das man auch noch in epischer Breite vor Augen geführt bekommt.

  • Der Film gehört auf den Index gesetzt!

  • Seine Groupies verdienen oft gut, sie haben manchmal auch etwas studiert, oft nicht mehr als ein oder zwei Semester. Bildungsbürgertum ist das allerdings nicht. Ich habe mich mit etlichen dieser Leute, besonders Frauen, unterhalten müssen. Das Wissen in Geschichte, Kunst, Musik und Literatur ist unterdurchschnittlich. Dafür ist die Meinung brav staatlich genehmigt und kein Platz für Fakten und Argumente.

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