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„Pessimismus“

Marcel Fratzscher: Industrie sei an wirtschaftlicher Lage „selbst schuld“

Laut dem Chef-Ökonomen Marcel Fratzscher ist die Industrie an der miserablen Wirtschaftslage „selbst schuld“. Es herrsche zu viel „Pessimismus“ und „Depression“, die Verantwortung werde zu oft auf die Politik geschoben.

Marcel Fratzscher ist einer der wichtigsten Ökonomen Deutschlands.

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„Das Jammern wird gefährlich“ – so lautet der Titel der am Freitag erschienenen Zeit-Kolumne von Marcel Fratzscher, dem Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Der Ökonom behauptet darin, dass „die Industrie an ihrer Misere großteils selbst schuld“ sei. Seiner Ansicht nach sind „Pessimismus“ und „Depression“ die Ursachen für die schlechte wirtschaftliche Lage. Die Politik könne die Probleme laut Fratzscher nicht alleine lösen: „Unternehmen und Zivilgesellschaft müssen mehr Verantwortung übernehmen“.

Ein „Verantwortungsbewusstsein“ fehle in Deutschland grundsätzlich – „zu viele in Deutschland weigern sich, Verantwortung zu übernehmen, und suchen stattdessen die Schuld bei anderen“, schreibt Fratzscher. Er meint, dass es in Deutschland „einen Kennedy-Moment“ geben müsste, getreu seinem berühmten Spruch: „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst“.

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Die Kritik aus der Wirtschaft an die Politik, dass es zu viel Bürokratie gibt und die Energiepreise und Steuern zu hoch seien, wischt Fratzscher einfach weg. Stattdessen wirft er der Industrie und den Lobbyverbänden vor, die Verantwortung auf die Politik zu schieben. Laut Fratzscher leidet die Automobilindustrie, die er sich exemplarisch herauspickte, „unter dem Dieselskandal, dem versäumten Umstieg auf E-Mobilität und der starken Abhängigkeit von China mehr als unter den vermeintlich zu hohen Energiekosten oder übermäßiger Regulierung“.

Fratzscher erklärt in seiner Kolumne nicht, warum deutsche Konzerne mit deutschem Management im Ausland erfolgreicher sind als in ihrem Heimatland. Der deutsche Chemiekonzern BASF hat 2023 in jedem Land der Welt, wo sie Produktionsstandorte haben, Gewinne gemacht, außer in Deutschland. Das thematisiert er nicht. Stattdessen spricht er lieber darüber, dass neben der Politik auch „Europa der perfekte Sündenbock für eine Großzahl unserer Probleme“ ist. 

Generell seien es aber „vor allem die verletzlichen Gruppen, die als Sündenbock herhalten müssen“. Er führt aus: „Wer Bürgergeld empfängt, sei faul und könne eigentlich arbeiten, erhalte zu viel Geld. Die Regelsätze sollten gekürzt werden. Viele Deutsche halten Migration für das größte Problem der Gesellschaft, glauben, dass durch die Kosten der Migration zu wenig Geld für ihre eigenen Bedürfnisse bleibt“. Doch, so Fratzscher, „diese Behauptungen sind unsinnig und falsch“.

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Es ist nicht das erste Mal, dass Marcel Fratzscher mit seinen Ausführungen zur deutschen Wirtschaft auffällt. Im September sagt er zum Beispiel in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung, dass eine Industrie-Abwanderung „nicht schlimm, sondern gut“ sei (Apollo News berichtete). Er begründet dies damit, dass es Unternehmen „ermöglicht, ihre Innovationsfähigkeit und ihre guten Arbeitskräfte in Deutschland zu erhalten und so wettbewerbsfähig zu bleiben“.

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