Linke Panik auf der Titanic
Süß und bitter, wach und benebelt - diese neue wöchentliche Kolumne von Elisa David ist ein Espresso Martini in Times New Roman. Denn wer will seinen Sonntag schon mit einem einfachen Espresso starten - oder schlechter Lektüre?

Die eigenen Schwächen kennen. Das ist etwas, was jeder reflektieren sollte, ganz besonders jene, die den Anspruch haben, in diesem Land den Kanzler zu stellen. Ich mache da gerne den Anfang: Meine größten Schwächen sind Schlangensätze, Theatralik, meine einschüchternd strahlende Persönlichkeit und zu viel, manchmal unangebrachte Ironie. Ja, okay, und meine altbekannte Filofax-Obsession. Den ausklappbaren Jahreskalender, den ich letztes Jahr noch schmachtend ins Auge gefasst hatte, habe ich mir inzwischen übrigens gegönnt, bin mithin jetzt Besitzerin von drei unterschiedlichen Kalendern für 2025 und finde den Neuen andauernd nicht mehr wieder. Das stetige und ausgiebige Abweichen vom Thema können Sie auch noch auf die Liste setzen.
Das war hoffentlich genug Selbsteinsicht, um die Wortwahl auszugleichen, in der ich mich im Folgenden möglicherweise noch vergreifen werde. Die AfD hat einem Antrag der CDU zugestimmt, für den Merz im Vorhinein nicht brav mittels Hinterzimmerdeals die Mehrheit in der „demokratischen Mitte“ ausgehandelt hat. Die linken – oder besser „demokratisch mittigen“ – Parteien würden das sooo gerne mit der Nazi-Zeit vergleichen, man spürt es förmlich. Sehen Sie das Plakat nicht auch förmlich vor sich: Habeck in schwarz-weiß, nachdenklich blickt er auf die Bundesrepublik, Hintergrund grün, in der üblichen Schriftart dann: „Ein Bündnis. Eine Operation. Walküre.“ Oder: „Weiße Rose 2.0, Komm in unser Team. #NieWiederIstJetzt.“
Sie merken allerdings auch, dass das überzogen wäre, deshalb regeln sie ihre Rhetorik „nur“ auf den „schwärzesten Tag in der deutschen Nachkriegsgeschichte“ herunter. „Wehrt euch, leistet Widerstand gegen den Faschismus hier im Land. Auf die Barrikaden!“, ruft Linken-Politikerin Heidi Rechinek wenig mitreißend im Bundestag. „Aufstand der Anständigen: Wir sind die Brandmauer!“, postet die SPD Berlin auf Social Media. „Der Sündenfall wird Sie für immer begleiten“, richtet SPDler Rolf Mützenich seinen Appell an die CDU: „Aber das Tor zur Hölle können wir noch gemeinsam schließen“. Ohne Kontext die Predigt eines Pastors im Mittelalter. Der Blitz wird euch treffen!
Sie genießen es einfach viel zu sehr. Es geht weder um irgendwelche Mehrheiten noch um den Antrag, das hat sich alles zu einem selbstdarstellerischen Theater verselbstständigt, mit der verstohlenen Hoffnung, auf den letzten Drücker noch einen Platz in den Geschichtsbüchern zu ergattern. In dieser ganzen Legislaturperiode ist kaum etwas passiert, womit man sich als Hinterbänkler cool und besonders fühlen konnte, nur elende Sitzungen, neonbeleuchtete Tunnel und jeden Tag Currywurst. Da hat sich viel Geltungsbedürfnis angestaut. In dieser fehlgeleiteten Selbstinszenierung natürlich wieder ganz vorne dabei: Die Grünen.
Man muss schon sagen, mit dieser ganzen Kampagne hat Jung von Matt sich wirklich nicht mit Ruhm bekleckert. Der rührende Oma-Weihnachtswerbespot funktioniert einmal für Rewe, vielleicht noch einmal für Edeka, aber ein drittes Mal für die Grünen dann nicht mehr. Das kann allerdings auch gut an der schwierigen Muse liegen, mit der die Werbetexter hier arbeiten müssen. Und da sind wir wieder bei den eigenen Schwächen, die man kennen sollte. Dass Robert Habeck bei seinen Schwierigkeiten mit ‚s’ und ‚sch’-Lauten ausgerechnet die „politischen Schicksalstage“ zum zentralen Begriff seiner Rede im Bundestag machen musste, ist da ein sehr bildliches Beispiel.
Britta Haßelmann richtete ihre Rede „vor dem Hintergrund unserer Geschichte“ mehr als Standpauke an die CDU. Ihre Mimik ist starr, während nur ihre Augen wütend funkeln und sie mit Macht versucht, ihrer Stimme durch die zusammengedrückten Zähne Empörung zu verleihen. Sie hat dabei in etwa den Charme einer Französisch-Lehrerin preußischer Schule frisch aus der Anti-Aggressionstherapie. Das Schlimmste an dem Ganzen sind für sie die feixenden Gesichter der AfD. Da kann man auch gleich sagen, dass einen Inhalte nicht interessieren. Grüße und Genesungswünsche gehen an dieser Stelle raus an die gute Frau Haßelmann, die sich am Freitag ja im Bundestag auf die Nase gelegt hat.
Für mich sind die schlimmsten Folgen der Ablehnung des Gesetzes nicht die feixenden Blicke von irgendwem, sondern die Tatsache, dass das Thema doch nur bis zum nächsten ermordeten Kleinkind vom Tisch ist. Wir holen Menschen aus Konfliktgebieten in unser Land und versprechen ihnen Sicherheit, die wir nicht leisten können. Wenigstens das sollte die Grünen, die mit Vaterland nichts anfangen können, und die SPD, die die Deutschlandflagge nur für die Wahlplakate rausholen, interessieren. Aber Grünen-Chef Banaszak weiß ja nicht, ob Yannis marokkanisch oder deutsch war (Apollo News berichtete), dann muss er sich damit zum Glück nicht auseinandersetzen.
Was Banaszak damals schon für einen rhetorischen Geniestreich hielt und nicht die Selbstentblößung, die es war, hat jetzt Hochkonjunktur. Frei nach seinem Vorbild Robert Habeck predigte er auf Instagram (das Hemd dabei natürlich wieder viel zu eng): „Nie wieder dürfen Mehrheiten abhängig sein davon, dass Rechtsextreme ihre Hand heben.“ Da die namentlichen Abstimmungen nicht durch Meldungen ablaufen, ist das wohl als Anspielung an den Hitlergruß zu verstehen. Wäre es eine Abstimmung mit Handmeldung gewesen, hätte er sich wohl enthalten müssen, so viel Armfreiheit hat er in seinem Hemd gar nicht.
Die feixenden Gesichter der Grünen und der anderen selbsterklärten Verfechter der Demokratie haben einen Vorteil. Sollen sie das gescheiterte Gesetz ruhig als Erfolg ihrer tollen Hashtag-Aktionen und großen Reden verkaufen. Sollen sie sich fühlen wie Sophie Scholl höchst selbst, sollen sie ihre Schwächen ruhig ignorieren und die wahren Mehrheiten im Bundestag und in der Bevölkerung mental verdrängen, nur weil ein paar Hinterbänkler der FDP und CDU im entscheidenden Moment den Wissing gemacht haben. Wer vor Hochmut und Arroganz die eigenen Schwächen vergisst, geht unter wie die Titanic. Und das werden sie.
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Nuhr spottete, viele unserer aktuellen Abgeordneten wären nach dem 23.2. reif fürs Dschungelcamp. Mir scheint es eher, dass der derzeitige Bundestag das Dschungelcamp IST – eine Horde von krankhaften Selbstdarstellern im verzweifelten Ringen um Bedeutung.
„Wir holen Menschen aus Konfliktgebieten in unser Land und versprechen ihnen Sicherheit“, mit dem Preis UNSERE dafür aufzugeben!
Also auf die Titanic namens „unsere Demokratie“ würde ich nie einsteigen.
Denn die ist so linkslastig das sie nach Backbord kentert und schon im Hafenbecken versinkt.
„… geht unter wie die Titanic. Und das werden sie.“ Ihr Wort in Gottes Gehörgang, liebe Frau David!
Ja, das ist das Dilemma. Ein billiger Tweet ist schnell abgesetzt. Die Beschwörung des Rudelverhaltens der eigenen Reihen geht schnell, besonders mit der Nat-Sozi-Keule. Fast allen Parlamentarierern ist die Rettung der eigenen Ideologie wichtiger als das Wohl oder Wille der Deutschen. Besonders denen. die außer der Parteikarriere keine andere Option haben.
Der Verstand und das Denken sind ans Parteibuch, linksgrünen Ideologie und Kontostand gebunden. Sonst hätten die Selbstdarsteller erkannt, dass es ums deutsche Volk dem Chef des ganzen Ladens geht. Aber bei dem vorhandenen Bildungsstand ist es eine große Herausforderung solche schweren Gedankenbewegungen zu erwarten.
Ich habe auch einen Werbeslogan für faktisch alle mündigen Wähler:
Kreuzt keine Bürgerinteressensverkäufer an Sonst schleppt ihr das bisherige Kreuz der linken Knechtschaft und Frondienste weiter mit euch herum