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Börsen-Talfahrt

Jetzt geht beim DAX die Angst um

Nachdem die asiatischen Börsen in der Nacht auf Montag ein historischer Einbruch getroffen hatte, geht auch beim DAX die Angst um. Die Kursschwankungen des deutschen Leitindexes sind so stark, wie seit zwei Jahren nicht mehr.

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Wie Apollo News bereits berichtete, sind am Montag die Börsen in Asien teilweise historisch eingebrochen. Der japanische Nikkei-Index verbuchte am heutigen Handelstag ein Minus von über 12 Prozent. Jetzt droht ein Überschwappen des Schwarzen Montags auf den deutschen Leitindex DAX40. Am Montagmorgen öffnete die deutsche Börse zeitweilig mit einem Minus von 3 Prozent.

Der DAX rutschte auf knapp 17.100 Punkte ab, nachdem er vergangene Woche noch bei rund 18.500 Punkten lag. Innerhalb von zwei Handelstagen verbuchte der Aktienindex der 40 größten deutschen Konzerne damit ein Minus von fast 7,5 Prozent. Das Rekordniveau von fast 18.900 Punkten wurde Mitte Mai erreicht. Jetzt folgte eine Korrektur von insgesamt zehn Prozent in diesem Zeitraum.

Kurseinbruch im DAX: Der deutsche Leitindex bricht seit vergangener Woche regelrecht ein – und muss ein Minus von mittlerweile fast 10 Prozent seit Mai einbüßen. Quelle: onvista

Der Kursrutsch des deutschen Leitindex ist der dramatischste seit zwei Jahren. Zuletzt gab es derartige Kursschwankungen nur im Frühjahr 2022, als Russland den Angriff auf die Ukraine startete und im Laufe des Jahres die Energiekrise ausbrach – große Unsicherheit herrschte in Europa und insbesondere an den Märkten. Der Volatilitätsindex des DAX misst die Schwankung der Wertänderung des deutschen Leitindex und erreicht aktuell einen Wert von fast 30 Punkten.

Der DAX-Volatilitätsindex: Er misst die Schwankung der Aktienkurse innerhalb des deutschen Leitindex. Zuletzt wurde der aktuelle Wert von fast 30 Punkten im September 2022 übertroffen. Quelle: onvista

Besonders bedenklich ist, dass das Handelsvolumen am Montag besonders hoch war, obwohl im Sommer saisonbedingt weniger gehandelt wird – ein eindeutiges Zeichen für Unsicherheit. Allein am Freitag hatten Investoren fast 100 Millionen Aktien von DAX-Konzernen verkauft – ein regelrechter Ausverkauf. Das hatte sich bereits in der vergangenen Nacht zum Montag an den Börsen in Asien gezeigt, als der japanische Nikkei-Index um über 12 Prozent einsackte und den größten Kursverlust an einem Tag seit 1987 verzeichnete. Was war passiert?

Neue Zinsen, neue Spielregeln

Hintergrund ist eine starke Aufwertung des japanischen Yen gegenüber den Leitwährungen Euro und US-Dollar. Eine Exportnation wie Japan leidet unter einem starken Yen, da die globale Nachfrage schwächer wird, wenn der Yen aufwertet. Allerdings gibt es auch eine beträchtliche Zinsdifferenz zwischen den japanischen Leitzinsen auf der einen Seite, sowie den europäischen und US-amerikanischen Zinsen auf der anderen Seite.

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In diesem X-Beitrag zeigt der Ökonom und Präsident eines College an der Cambridge Universität, Mohamed A. El-Erian, die Aufwertung des japanischen Yen gegenüber dem US-Dollar. Diese würde „den Gegenwind für japanische Aktien verstärken.“

Jetzt wurde vergangene Woche jedoch die Zinswende eingeleitet, vorerst nur kommunikativ. Die US-Notenbank, Federal Reserve Bank, hatte klar und deutlich signalisiert, dass im September der erste Zinsschritt nach unten kommen wird, während die Bank of Japan eine minimale Zinsanhebung angekündigt hatte. Durch die Verschiebungen der Gleichgewichte auf dem Devisenmarkt haben Investoren jetzt massiv Abverkäufe getätigt – welche sowohl die US-Börsen als auch die europäischen und insbesondere die deutsche Börse trifft.

Desaströse Wirtschaftsdaten aus Deutschland

Die entscheidende Frage ist nun, ob lediglich das Einpreisen des neuen Zinsumfelds diesen globalen Börsencrash verursacht hat oder ob Angst eine Rolle spielt. Die neuesten Arbeitsmarktdaten aus den USA haben gezeigt, dass dort eine Rezession nun in greifbare Nähe rückt. Seit gut einem Jahr steigt die Arbeitslosigkeit an, im Juli erreichte sie 4,3 Prozent – der höchste Wert seit der Corona-Pandemie. Auch in Deutschland steigt die Arbeitslosigkeit, um über einen Prozentpunkt seit Mai 2022.

Dazu kommen desaströse Wachstumsdaten: Wie Apollo News bereits berichtete, schrumpft die deutsche Wirtschaft zur ZEit – vermutlich wird sie in diesem Jahr mindestens stagnieren, möglicherweise sogar auch aufs Jahr gesehen schrumpfen. „Hinzu kommen hausgemachte Probleme wie die Strangulierung der Wirtschaft durch Bürokratie und hohe Steuern sowie ein wachsender technologischer Rückstand. All dies hemmt die wirtschaftliche Entwicklung“, so ifo-Chef Clemens Fuest im Interview mit dem Handelsblatt.

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt stagniert bereits seit 2018. Wichtige Kriterien für die deutsche Industrie und den Wohlstand waren u.a. billige Energie und ein stetig wachsender Handel mit China. Jetzt fallen diese strukturellen Faktoren zunehmend weg.

Zudem ist die Inflation noch nicht bekämpft, weder in den USA noch in Europa. Außerdem nimmt die Unsicherheit über die geopolitische Lage zu: Ein Krieg im Nahen Osten könnte zu einem Flächenbrand führen, welcher wirtschaftlich katastrophale Auswirkungen hätte. Zahlreiche Schiffs- und Handelswege zwischen Asien und Europa führen durch den Nahen Osten. Sollten sich Angst, Panik und zunehmende Unsicherheit breit machen, dann könnte der heutige Schwarze Montag den Beginn einer Wirtschaftskrise einleiten.

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