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Deutschlandkurier-Affäre – Verfahren geht auf hessische Meldestelle gegen „Hass im Netz“ zurück

Laut der Polizei kam der Hinweis auf den Deutschland-Kurier-Post ursprünglich von einer Meldestelle. Erst danach informierte die Kriminalpolizei Bamberg Innenministerin Faeser, die daraufhin selbst Strafantrag stellte.

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Der Chef des Deutschland-Kuriers, David Bendels, wurde am Montag zu einer siebenmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Hintergrund der Verurteilung war ein satirisches Bild, das im Februar 2024 veröffentlicht wurde. Inzwischen werden immer mehr Details zum Ablauf der Ermittlungen bekannt: Eine staatliche Meldestelle gegen Hass im Netz lieferte den entscheidenden Hinweis und machte die Strafverfolgungsbehörden in Bayern auf den Beitrag aufmerksam.

Die staatliche Meldestelle „Hessen gegen Hetze“ informierte das bayerische Landeskriminalamt. Dies erfuhr Apollo News auf Anfrage bei der Staatsanwaltschaft Bamberg und dem Polizeipräsidium Oberfranken. Die Anzeige der „spezialisierten Meldestelle“ sei „zunächst beim Bayerischen Landeskriminalamt eingegangen“. Zur weiteren Bearbeitung wurde sie „an die Kriminalpolizei Bamberg weitergeleitet“, heißt es in der Antwort des Polizeipräsidiums Oberfranken auf die Anfrage von Apollo News. Wie Apollo News daraufhin von der Staatsanwaltschaft Bamberg erfuhr, handelte es sich bei der Meldestelle, die den Hinweis gab, um die staatliche Einrichtung „Hessen gegen Hetze“.

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Bereits zuvor hatte die Staatsanwaltschaft Bamberg gegenüber Apollo News bestätigt, dass die scheidende Bundesinnenministerin Nancy Faeser selbst Strafantrag stellte, nachdem sie durch die Kriminalpolizei auf den Beitrag hingewiesen worden war.

Die Meldestelle „Hessen gegen Hetze“ wurde am 16. Januar 2020 von der hessischen Landesregierung ins Leben gerufen. Konkret soll diese Meldestelle „Betroffenen sowie Zeuginnen und Zeugen von Hate Speech eine unkomplizierte Möglichkeit bieten, gegen Hass im Netz aktiv zu werden“, heißt es auf der eigenen Website. Die Stelle ist „im Hessen CyberCompetenceCenter (Hessen3C) des Hessischen Ministeriums des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz angesiedelt“, heißt es weiter auf der Website.

Des Weiteren brüstet sich die Stelle damit, dann man mit HateAid und dem hessischen Landesamt für Verfassungsschutz zusammenarbeitet. Ziel sei es, ein „faires, respektvolles und rücksichtsvolles Miteinander“ zu fördern.

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Hintergrund des Falles war ein Post des Deutschland-Kuriers im Kontext von Faesers Ankündigung, gegen vermeintliche Staatsverhöhnung vorzugehen. Am 28. Februar 2024 veröffentlichte Bendels eine Fotomontage, auf der Faeser ein Schild vor ihrem Körper trug, auf dem „Ich hasse die Meinungsfreiheit“ stand. Tatsächlich war auf dem Schild, das anlässlich des Holocaust-Gedenktages einen Monat zuvor erstellt wurde, der Schriftzug „We Remember“ zu sehen. 

Das Amtsgericht Bamberg sah den Straftatbestand der „Verleumdung gegen Personen des politischen Lebens“ nach dem Beleidigungsparagrafen 188 des Strafgesetzbuches (StGB) demnach als erfüllt an. Der Vorsitzende Richter habe zudem angeordnet, dass Bendels sich schriftlich bei der Bundesinnenministerin entschuldigen solle. Das Urteil wurde zur Bewährung ausgesetzt, es ist noch nicht rechtskräftig.

Gegenüber Apollo News erklärte Bendels, dass der vorsitzende Richter im Prozess „sehr nah am Gesetzestext“ argumentiert habe. Bendels zufolge fühle er sich durch die Verurteilung in seinem satirischen Meme „bestätigt“. Offenbar verstünden die Behörden nicht, wie „absurd“ es sei, eine solche Strafe für einen humoristischen Beitrag zur Meinungsfreiheit zu verhängen. Laut Bendels habe das Gericht erklärt, dass „Faeser nicht gegen die Meinungsfreiheit“ sein könne, da sie einen „Eid auf die Verfassung geschworen“ habe.

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71 Kommentare

  • Ironie ist, wenn eine Strafanzeige die vorgeworfene zugrundeliegende Kernaussage bestätigt, und trotzdem erfolgreich ist.

    94
  • Satire, so zivilisationsgeschichtlich gesehen, war immer das Frühwarnsystem der Gesellschaft. In liberalen Demokratien entscheidet darüber die Öffentlichkeit, nicht der Staatsanwalt. Sie zeigt Übertreibung, Absurdität, Autoritätsversagen – nicht immer höflich, aber oft aufschlussreich. Und sie darf, ja: muss überzeichnen. Denn das Gegenteil davon ist politische Gefälligkeit – und damit das Ende jeder Kritik, die wirklich etwas bewegen will. Gerade deshalb gefährdet nicht Satire den Rechtsstaat, sondern ihre strafrechtliche Verfolgung.

    59
  • Besonders grotesk an diesem Fall: Die Aufforderung zur schriftlichen Entschuldigung durch das Gericht. Daran lässt sich in nuce erkennen, welches Bild vom Bürger hier offensichtlich vorherrscht, nämlich das eines unmündigen Kindes, das man zum anständigen Verhalten ermahnen muss. Fast so wie „in den guten alten Zeiten“.

    73
  • Wenn man bedenkt, was Kohl an Satire einstecken musste.
    Selbst Merkel wurde nicht geschont, hat aber niemals so reagiert.
    Man denke nur an die Sendung „Hallo Deutschland!“ , bei der alle ihr Fett weg bekamen – oder die Parodie-Gesänge von Elmar Brandt (Schröder).
    Heute unmöglich.

    63
  • No comment

  • Sie ist die Beste.

    15
  • Ein Hoch auf die IM der Meldestellen. Nur dank ihrer unermüdlichen Mitarbeit können wir ‚unsere Demokratie‘ schützen.

  • Probleme!
    Meldestelle mit Steuern finanziert!
    Frau Faeser auch Steuer finanziert!
    Oder: Findet die Fehler!

  • Geiles Bild.

  • Mein Bademantel hängt griffbereit.

  • Wer freie Meinung nicht von Straftaten unterscheiden kann, sollte nicht versuchen die Meinungsfreiheit zu verteidigen.

  • Wie sagte Peter Scholl-Latour einmal so schön: „Wir leben nicht am Ende der Geschichte.“ Ich will ja nicht wissen was passiert, wenn der Gummi zurück schnalzt.

  • Man muss sich für Hessen schämen. Halt CDU regiert.🙈

    43
  • 6 Monate auf Bewähru g für den Raketeningenieur aus Berlin, also einen Monat weniger…

  • Die bescheidene Frage meiner Wenigkeit geht an die Apollo-Redaktion.
    Ist eine Politik die Meldestellen einrichtet und ihre kritischen Bürger kriminalisiert und anzeigt, sowie neue Parteien ausgrenzt und verbieten lassen will, keine Vorstufe zur Diktatur?

    32
  • „Erbarme. Zu spät. Die Hesse komme.“
    Lied von Badesalz. Und Faeser wohnt in Hessen, in Schwalbach/Taunus vor den Toren Frankfurts. Zufälle gibt’s.

    3
  • Ab wann ist ein Land eigentlich keine Demokratie mehr?

    Frage für meinen nordkoreanischen Freund, der sich hier zunehmend zuhause fühlt.

  • Eine Entschuldigung wäre ein Schuldeingeständnis.

    Wie kann man eine Entschuldigung fordern, bevor das Urteil rechtskräftig ist?

    Wer gegen ein Urteil juristisch vorgeht–geht davon aus –unschuldig zu sein…..

  • Alice Weidel hat man auf einem Rosemmontagszug mit einem Hknkrz in der Hand gezeigt. Das galt als erlaubte Satire. Die Ermittlungen wurden eingestellt.

    3
  • Zu den ganzen Hobbyjuristen dringt niemand durch.
    Schlage vor jeder versucht es selber und lässt sich dann von einem Richter aufklären.

  • Gutes Lehrbeispiel, wie Ernst man die „Opposition“ des 21. Jahrhunderts tatsächlich nehmen muss. Sie teilen, nach 3 Gläschen zuviel, lustige Bildchen im Internet und halten sich für Partisanen.

  • Funktionierte bei der SED/Stasi auch perfekt

    18
  • Herrlich. Hätte Frau Faeser keinen Strafantrag gestellt, wüsste fast niemand von dem Meme. Nun geht es viral, inspiriert Nachahmer und das Statement zur Meinungsfreiheit wird sich auf ewig mit ihrer Person ins Netzgedächtnis einbrennen, so wie ein anderer Politiker dank seiner Eitelkeit auf ewig mit der Bezeichnung Schwachkopf in Verbindung gebracht wird.

    5

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