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Berlin wird zum Wendepunkt: kein Heimspiel für die „Letzte Generation“

Die ersten Tage der Hauptstadt-Blockade zeigen deutlich, dass Berlin keine Erfolgsgeschichte für die „Letzte Generation“ wird: Die Polizei hat ihren Kuschelkurs beendet, Autofahrern ist der Geduldsfaden längst gerissen und auch das erste Gericht hat nun knallhart durchgegriffen. Auf die Klimakleber warten unangenehme Monate.

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Die ersten Tage der Hauptstadt-Blockade zeigen deutlich, dass die „Letzte Generation“ in Berlin kein Heimspiel hat. Die Polizei hat ihren Kuschelkurs beendet und greift schnell und gezielt mit Zivilpolizisten ein, bevor sich die Klimakleber überhaupt hinsetzen können. Bei den durch die Straßenblockade Geschädigten, den Autofahrern, ist der Geduldsfaden längst gerissen. Und auch das erste Gericht hat nun endlich Recht vor Gnade walten lassen. Die „Letzte Generation“ hat den „Wendepunkt 2023“ ausgerufen und vielleicht wird Berlin für sie genau das sein – nur nicht so, wie sie es sich gewünscht haben. Eins ist jedenfalls klar: Auf die Klimakleber warten unangenehme Monate.

Erster Tag, erster Fehler

Bis Ende Dezember möchte die „Letzte Generation“ Berlin nach eigener Aussage lahmlegen. Dafür haben sie über Monate ihr Vorgehen geplant und neue Mitstreiter rekrutiert. Doch schon der erste „Protesttag“ fing mit einem krassen Fehler eines Mitglieds der „Letzten Generation“ an. Um möglichst schnell zu berichten, hat jede Blockade-Gruppe eine Person dabei, die fürs Tickern zuständig ist. Getickert wird dabei alles: Wie viele Leute kleben, wie die Passanten reagieren, wann die Polizei auftaucht, den Kleber löst und so weiter. Für diese Ticker nutzt die „Letzte Generation“ extra für diesen Zweck angeschaffte Handys und die haben bei jeder Aktion einen neuen Namen – zum Beispiel „Nelkenblüte“, „Boskop“ oder „Maulbeere“. Am ersten Tag der Blockadewelle tauchte auch ein Handy mit dem – nicht ganz so kreativen – Namen „A100 – N Alboinstraße“ auf – und das tickerte um 5:47 Uhr einen Punkt.

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Eigentlich diente diese kurze Nachricht nur als Check-in, um zu überprüfen, ob alles funktioniert. Doch durch eben diesen Punkt war für alle Mitleser der Name des Tickerhandys ersichtlich – und der Ort einer Blockade bekannt. Die Quittung folgte auf dem Fuß: Um 7:28 Uhr tickerte das besagte Handy, dass ein „Aktivisti von Polizei abgefangen“ wurde. Drei Minuten später kam dann die Nachricht, dass auch Protestmaterialien beschlagnahmt wurden. Neben der Tatsache, dass die Gruppe, welche die Ausfahrt der Stadtautobahn A100 blockieren wollte, sich nicht besonders schlau angestellt hat, zeigt dies, dass die Berliner Polizei sich sehr gut auf den Tag vorbereitet hat.

Der Kuschelkurs ist vorbei

Die Hotspots der Blockadewellen aus den letzten Monaten werden anscheinend präventiv überwacht. Neuerdings sind außerdem eine Menge Zivilpolizisten im Einsatz – und das hat sich ausgezahlt. In den ersten Blockadetagen konnten zahlreiche Blockaden verhindert werden, bevor sich auch nur ein Klimakleber auf seinen Hintern setzen konnte – teilweise wurden die Mitglieder der „Letzten Generation“ sogar schon am U-Bahnhof abgefangen (Apollo News berichtete).

Schon am Montag konnten durch das Eingreifen der Polizei über 50 Klimakleber in eine Gefangenensammelstelle gebracht werden. Die „Aktivisti“, wie sie sich selbst nennen, kommen zwar nach kurzer Zeit wieder frei und können so schon am nächsten Tag wieder die Straßen der Hauptstadt blockieren, dennoch war die „Letzte Generation“ anscheinend über Masse an Festnahmen überrascht. Infolgedessen mussten die Klimakleber umdisponieren. Anstatt im Anton-Saefkow-Park zu speisen, wurde die Essensausgabe kurzerhand auf das Tempelhofer Feld verlegt. Dort konnte dann auch den Gefangenen nach Freilassung ein veganes Essen serviert werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Polizei zwar nicht alle Blockaden verhindern kann, aber dennoch einen sehr guten Job gemacht hat. In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob die Beamten ihre Wachsamkeit aufrechterhalten können.

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Die „Letzte Generation“ provoziert die Eskalation

Die zweite Komponente einer Blockade sind die Autofahrer – und die waren von Tag eins an – gelinde gesagt – komplett genervt. Immer wieder stiegen Menschen, die zur Arbeit oder zur Schule ihrer Kinder mussten, aus und zerrten die Klimakleber eigenhändig von der Straße. Sie schrien sie an und schubsten sie weg – einzelne Leute schoben die Blockierer sogar mit ihrer Motorhaube ein Stück beiseite. In einem Fall sprühte ein aufgebrachter Mann außerdem Pfefferspray auf die „Letzte Generation“. Mit solch einer Eskalation war zwar zu rechnen, in dieser Intensität – und zwar von Tag eins an – war dies jedoch überraschend.

Natürlich sind gewalttätige Handlungen gegen jeden Menschen zu verurteilen, aber man muss auch sagen, dass die „Letzte Generation“ die Eskalation auf den Straßen Berlins aktiv provoziert. Menschen, die sich früh morgens aufmachen, zur Arbeit wollen und nur deshalb zu spät kommen, weil sich ihnen ein paar Klimakleber in den Weg setzen, denken nicht an die „Klimakatastrophe“, die von der „Letzten Generation“ propagiert wird – sondern an den Zorn ihres Chefs, ihre wartenden Kunden und die Zeit, die sie ohne eigenes Verschulden länger auf der Arbeit bleiben müssen. Sie denken an die unzähligen Male, die sie in diesem Jahr schon wegen der Blockaden im Stau standen und daran, dass der ganze Wahnsinn noch Monate so weitergehen soll – es reicht ihnen.

In dieser aufgeheizten und sowieso schon aggressiven Stimmung haben die Klimakleber die Provokation perfektioniert: Sie lassen sich ohne Widerstand von der Straße schleifen und liegen dann kurz theatralisch am Straßenrand oder auf dem Bürgersteig, während ein Anderer die entstandene Lücke innerhalb der Straßenblockade sofort wieder zumacht. Die an den Straßenrand gedrängten Aktivisten stehen auf, sobald die Autofahrer den nächsten Klimakleber von der Straße zerren und setzen sich wieder auf die Straße.

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Dabei Klimakleber nehmen in Kauf, dass die Autofahrer ausrasten – sie scheinen keine Hemmschwellen mehr zu haben, solange das Spektakel – die Bedrohung und Maßnahmen gegen ihre Mitglieder – medienwirksam gefilmt werden kann. Trauriger Höhepunkt dieses Vorgehens war ein Unfall im Juli in Schwerin. Ein Klimakleber wurde von einem LKW-Fahrer von der Straße gezerrt. Nachdem der LKW-Fahrer wieder in seinen Wagen eingestiegen war, setzte sich der Klimakleber wieder vor den Schwerlasttransporter – ohne, dass der Fahrer das sah. Die dramatische Folge war, dass der LKW den Klimakleber einige Meter mitgeschleift hat. Eine Konsequenz aus diesen dramatischen Szenen folgte seitens der Klimakleber nicht. Sie sind auch in Berlin bereit, sich vor Autos zu setzen, die gerade losfahren wollen und sie vielleicht nicht sehen.

Für die Klimakleber wird es schwer, bis Dezember durchzuhalten

Außerhalb der Blockaden läuft es für die Klimakleber auch nicht Rund. Ursprünglich wollten sie sich in das Sport- und Erholungszentrum (SEZ) einmieten. Neben einer Küche war auch vorgesehen, dort gemeinsam Zeit zu verbringen. Nachdem der Vermieter mitbekommen hatte, dass die Klimakleber bergeweise Matratzen in das SEZ brachten, kündigte er jedoch den Mietvertrag. Gegenüber der Berliner Morgenpost sagte er, dass er nicht möchte, dass es auf seinem Gelände ein illegales Hotel gibt. Und ihre zweite Küche mussten die Klimakleber mittlerweile auch räumen, sodass sie aktuell sowohl einen Ort für ihre Verköstigung als auch einen Gemeinschaftsort suchen. Orte, die für die „Letzte Generation“ eine besondere Relevanz haben, denn sie sind wichtig, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Wenn sie ihre Mitglieder nicht auf Trab halten können, wird es schwer werden, bis Ende Dezember mit den Blockaden durchzuhalten.

Vor allem, wenn bei mehr Gerichtsverfahren so durchgegriffen wird, wie am Mittwoch. Eine Berliner Richterin hat ein Mitglied der „Letzten Generation“ wegen drei Blockaden zu insgesamt acht Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt (Apollo News berichtete). Obwohl die „Aktivistin“ wie üblich einen herzzerreißenden Vortrag über die „Klimakrise“ hielt, hatte die Richterin keine Nachsicht – warf der Frau sogar eine Inszenierung vor. Ihr Urteil begründete sie schließlich damit, dass die Angeklagte keine Einsicht zeigen würde und angibt, weiter an Blockaden teilnehmen zu wollen. 

Insgesamt ist die „Letzte Generation“ von dem von ihnen angestrebten „gesellschaftlichen Wendepunkt“ meilenweit entfernt. Die Blockaden ziehen keinen normalen Menschen auf die Seite der Klimakleber – im Gegenteil: Sie führen einzig und allein zur Polarisierung der Gesellschaft. Sollte die Berlin-Blockade, so wie es der Plan ist, tatsächlich bis Ende Dezember fortgeführt werden, wird es zu weiteren Eskalationen kommen. Und dabei ist nicht ausgeschlossen, dass es zu Schwerverletzten oder gar zu Toten kommt. Die „Letzte Generation“ kann die drohende Eskalationsspirale jederzeit durchbrechen, in dem sie aufhören illegalerweise Straßen zu blockieren – und genau das sollte sie tun, zu ihrem eigenen Wohl und zu dem aller anderen. 

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