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Beichtstuhl und kein Ölzweig: Für Friedrich Merz geht es jetzt um alles

Friedrich Merz will den großen Clash: Selbst ein Feigenblatt-Zugeständnis für die Junge Gruppe in Form eines Entschließungsantrages ist jetzt vom Tisch. Die Mehrheit soll offenbar gegen alle inhaltlichen Bedenken mit brachialer Macht durchgedrückt werden.

Jens Spahn und Friedrich Merz kämpfen für SPD-Politik und mit allen Mitteln gegen die eigene Fraktion. (IMAGO/Bernd Elmenthaler)

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Es läuft weiter auf eine Kampfabstimmung um das Rentenpaket hinaus – am Freitag soll dieses unverändert durch den Bundestag gebracht werden. Doch die Fronten sind nach der skurrilen Fraktionssitzung der Union am Dienstag verhärteter als je zuvor.

Die Merz’sche Drohung jedenfalls – „ich sehe genau, wer klatscht“ – begeisterte gerade die Kritiker des Rentenpaketes nicht und schüchterte sie auch nicht unbedingt ein. Statt sie zu integrieren, sie zu besänftigen oder ihnen Honig ums Maul zu schmieren, um ihre Zustimmung doch noch irgendwie zu erkämpfen, attackiert Merz sie brachial von vorne. Strategisch klug ist das nicht.

Dazu haben Merz und Spahn noch den einen Ölzweig zurückgezogen, den man den Renten-Kritikern entgegengestreckt hatte. Eigentlich wollte man einen Entschließungsantrag durch den Bundestag bringen, der diverse Prüfaufträge für die Rentenkommission festschreiben und das Ansinnen Generationengerechtigkeit zumindest simulieren sollte.

Dieser Entschließungsantrag: Er war am Ende inhaltlich zu unkonkret, zu schwammig, um die Junge Gruppe wirklich zum Einlenken zu bewegen. Als Feigenblatt für ein Umkippen hätte er nur mäßig getaugt. Doch selbst dieses Feigenblatt gibt es jetzt nicht – der ohnehin schon recht dürre Ölzweig, den man der Jungen Gruppe da reichen wollte, ist zerbrochen.

Der Entschließungsantrag wurde schlicht von der Tagesordnung genommen – Vertreter der Jungen Gruppe erfuhren davon aus der Presse. Hintergrund ist offenbar vor allem die Kritik an einem einzelnen Punkt des Antrages, der die Ausweitung von Sozialabgaben auf „andere Einkommensarten“ vorsah – vor allem zielte diese Passage wohl auf Kapitaleinkünfte. Eine umstrittene Idee, die gerade in der Union eher wenig Begeisterung auslöste.

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Jetzt aber den ganzen Antrag zu streichen, ist eine Kampfansage an die Renten-Rebellen – die kriegen nicht mal mehr eine müde Protokollerklärung, sollen einfach hinter Merz ins Glied fallen. Sonst gibt es Ärger. Reine brachiale Machtpolitik, purer politischer Druck sollen jetzt den Erfolg sichern – dieser Erfolg soll nicht mal mehr dem Anschein nach zusammen mit der Jungen Gruppe, sondern mit voller Härte gegen sie erzielt werden.

Der Entschließungsantrag fällt weg, und auch die von der Union geforderte Frühstartrente, der einzige, verzagte Lichtblick in Sachen Generationengerechtigkeit und Zukunftsfähigkeit des Rentensystems, soll am Freitag nicht beschlossen werden. Inhaltlich spricht jetzt also wirklich überhaupt nichts mehr auch nur im Ansatz für das Rentenpaket, an keiner Stelle. Würde man das Paket vor jeder Zustimmung aus der Jungen Gruppe schützen wollen – man müsste genau so vorgehen, wie die Regierung es aktuell tut.

Die politischen, persönlichen und inhaltlichen Argumente gegen das Rentenpaket wachsen und wachsen also weiter – während der Widerstand zu schrumpfen scheint. Nur drei Vertreter der Jungen Gruppe sollen sicher bei ihrem Nein zum Rentenpaket bleiben, berichtet Welt. Ihr Chef Pascal Reddig hatte auf dem Deutschlandtag der Jungen Union im November lautstark angekündigt, er und seine Leute würden in dieser Sache standhaft bleiben – daran werden sie sich messen lassen müssen.

Diese Standhaftigkeit wird aktuell in den „Beichtstuhlgesprächen“ getestet werden, die die Fraktionsführung jetzt mit ihren Abgeordneten führt. Dort wird mit harten Bandagen gekämpft werden. Schon am Mittwoch um zwölf Uhr sollen sich Abweichler melden und ihr Abstimmungsverhalten bei der Fraktionsführung anzeigen. Abgestimmt wird am Freitag namentlich – ein heimliches Nein ist also sowieso nicht möglich.

Deutlich früher als üblich erwartet die Fraktionsführung den Rapport ihrer Abweichler – denn man will noch genug Zeit haben, um Druck auszuüben und die Abweichler „zu bearbeiten“, zitiert Welt. Die Haltung der Führung beschreibt ein Unionsabgeordneter: „Wenn man mal eine Linie gefunden hat, sollen sich alle dahinter versammeln“. Dass diese Linie eine reine SPD-Linie ist, die wirklich kaum einer in der Fraktion inhaltlich teilt, die die Führung aber mit Macht durchdrücken will – das macht diesen top-down-Angang so heikel.

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30 Kommentare

  • Als wenn Merzel und Spahn bei Neuwahlen noch in der Position wären Listenplätze vergeben zu können.

    • Deswegen wollen sie ja auch mutmasslich um jeden Preis Neuwahlen verhindern. Man könnte das ganze auch wahrscheinlich Staatsbankrott-Verschleppung nennen, aber das wissen Politologen besser.

  • Wer falsch lacht oder falsch klatscht muss zur Beichte…
    Amen

    • Ich lach, wenn er aufklatscht.

      So richtig?

  • „Beichte“ bei einem korrupten Politiker und einem notorischen Lügner?

    • An sich ein Hohn, eine Backpfeife für die wirkliche Demokratie.

  • Nur zur Erinnerung: es ist schon mal ein Kanzler mit seiner Basta-Diktatur auf die Nase gefallen.

  • Merz kann das locker angehen. Die Linksfront steht und rettet ihm den Allerwertesten. Mit was wird er sich erkenntlich zeigen? Wir dürfen gespannt sein. Ich wette, beim Bürgergeld wird die Linksfront die Vorgaben machen.

  • Es gibt Mensch mit Wirbelsäule und welche mit Rückrat.
    Wir werden am Freitag sehen, wer zu welcher Gruppe gehört.
    Ich bin mir sicher, dass zumindest Johannes Winkel zu letzteren gehört.

  • es wäre schön, wenn es auch endlich wieder einmal um unser Land gehen würde. Das spielt aber bei diesen Herrschaften keine Rolle mehr!

  • „… um Druck auszuüben und die Abweichler „zu bearbeiten“

    Ich würde gerne einmal ein Wortprotokoll von so einer Bearbeitung im Beichtstuhl lesen.

  • „Dass diese Linie eine reine SPD-Linie ist, die wirklich kaum einer in der Fraktion inhaltlich teilt, die die Führung aber mit Macht durchdrücken will – das macht diesen top-down-Angang so heikel.“

    Diese Tatsache macht doch das Schweigen,, Einknicken und Abnicken der NICHT-Jungen in der Fraktion erst recht desaströs und schlichtweg erbärmlich sowie charakterlos.

    Aber die CDU-Basis / den CDU-Wahlverein – also diese eunuchisierten 25 Prozent – kann offenbar gar nichts mehr schrecken.

    Was für ein elendiger Haufen !

    • Elender Haufen ist gut getroffen.

  • Sagt mal, sieht der hier nicht aus wie Burns & Homer in einer Person?

    • Wer? Der Stromberg?

  • Merkel hatte das gleiche Problem mit ihrem Vater!

    https://www.nius.de/politik/news/merz-verhaengnisvolle-faszination-des-autoritaeren/25ee8b6d-94b3-4afa-be72-f63dd74baa49

    Aber, warum lässt man solche Charaktere denn an die Macht? Wer sucht sie aus und befördert sie an die entsprechenden Plätze?

    Es ist gut, dass es Journalisten wie Ralf Schuler und seine Kollegen bei Nuis, hier, bei TE und einigen anderen Seiten gibt, die diesem Macht-Menschen ohne Sinn für den richtigen ausgeglichenen friedlichen Umgang, geschweige denn der passenden Rhetorik, immer wieder den Spiegel vorhält!

    Ich befüchte nur, er sieht nur sich selbst und sein übergroßes Ego, anstatt im Hintergrund das brennende R…Deutschland und die EU!

    Oder ist er gar gekommen, um Merkels Werk zu vollenden?
    Nach dem Motto: ‚Gottes Werk und Merzels Auftrag‘?

    • Ich finde auch, dass Narzissten auf keinen Fall in Führungspositionen der Politik gelangen dürfen. Eine absolute Vollkatastrophe.

  • Wie am Ende wirklich von den Abgeordneten abgestimmt wird erfährt man erst am Ende. Könnte gut sein, dass einer gegenüber dem Pinocchio-Kanzler geflunkert hat.

  • Eine undemokratische Horde, die durch Druck und Drohungen die „Abweichler“ umstimmen wollen.
    Ich hoffe, die JG lässt sich nicht erpressen.7

  • Am besten hat es der Postillon auf den Punkt gebracht:
    Kurzsichtige polnischstämmige Rosenkohlbauern aus Ostwestfalen einzige Volksgruppe, die Merz bislang noch nicht gegen sich aufgebracht hat
    https://www.der-postillon.com/2025/11/merz.html

    Der Mann ist inkompetent bis zur Peinlichkeit. Er wird getragen von Abgeordneten, die für den Machterhalt alle Überzeugungen opfern. Welche Sprüche will die CDU eigentlich bei der nächsten Wahl plakatieren?

    • „CDU ist beste, ischör!“

  • Merz ist am Ende. Diese Nummer kann man genau einmal machen.

  • Hoffentlich scheitert diese Scheiss-Koalition endlich.

    • Die ziehen das durch.

    • Mom würde uns das nicht weiterbringen

  • Und beim nächsten Parteitag werden die Rebellen dann wärend einer launigen Rede vom Bundesfritz öffentlich und für alle sichtbar, einer nach dem anderen, vom CDU-Saalschutz aufgefordert mitzukommen.
    Vorbilder sind in Moskau und Peking zu bestaunen….
    Vielleicht hält Fritze auch noch ein Gewehr dekor… äh demonstrativ in die Höhe….. wer weiss!

  • Denen sieht man ihren miesen Charakter schon von weitem an. Der Merzel ist der Schlimmste. Dieser verlogene Typ sollte sich in ein tiefes Erdloch zurückziehen und sich niemals wieder blicken lassen. Leider kann ich hier nicht schreiben, was über den denke.

    • Bei uns sagt man „Falscher Fuffziger“.

  • „Ich weiß, zu welch enormen Taten der Mensch fähig ist, sobald er seine Würde abgelegt hat.“ Hans Landa im Film Inglorious Basterds

    Ich lese soeben, dass die Linke sich enthalten will. Damit wären die fehlenden Stimmen aus der Union neutralisiert und das Gesetz käme durch. Normalerweise würde sowas automatisch das Ende der Koalition nach sich ziehen, womit wir beim Eingangszitat wären.

    Merz und Söder (!) jedoch sind spätestens jetzt auch ganz dicke mit der SED. Wer als CDU- oder CSU- Parlamentarier den hirnrissigen Linkskurs der Union nicht mittragen will, wird kurzerhand durch jemanden aus der SED ersetzt. Das muss man sich mal vorstellen!

    Hätte die „Junge Gruppe“ Eier, würde sie jetzt aus der Fraktion austreten. Wird sie aber nicht, denn in die CDU tritt man nur ein, wenn die eigene Karrieregeilheit der primäre Charakterzug ist.

  • Passt doch alles:
    Die linken haben Zustimmung signalisiert (durch Enthaltung), also wird der Blödsinn irgendwie durchkommen, vielleicht stimmen ein paar Grüne auch noch zu.
    Also braucht Fritze die Jungen nicht mehr, und wird fast platzen vor Stolz, diesen selbst verschuldeten Staatsbankrott durchgebracht zu haben.
    Dadurch werden die INSA-Werte für die CDU STEIGEN.
    („Sowas tut man als junger Abgeordneter nicht!“)
    Die Altparteien sind letztendlich nur die Schaumkrone des deutsche Gebräus:
    Allparteienkoalition beim „Weiter so!“ DDR 2.0. Die deutschen lieben es.

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