AfD-Verbot und Klima: Mit diesen Personalien will die SPD das Verfassungsgericht beispiellos ideologisieren
Die SPD will zwei Richterinnen ans Bundesverfassungsgericht bringen - und stärkt so ganz klar den politischen Einfluss auf die Urteile aus Karlsruhe. Vor allem eine Kandidatin könnte für das große Ziel der Sozialdemokraten entscheidend sein: das AfD-Verbot.

Frauke Brosius-Gersdorf soll Richterin am Bundesverfassungsgericht werden. Die Juristin, die bisher Professorin für Öffentliches Recht an der Universität Potsdam ist, ist politisch keine unbekannte – und Kandidatin für eines der höchsten Ämter im Staate.
Die Regierungsfraktionen im Bundestag wählen noch in diesem Monat neue Kandidaten für das Verfassungsgericht, bevor die parlamentarische Sommerpause ansteht. Brosius-Gersdorf ist eine von zwei Juristinnen, die von der SPD-Fraktion nominiert werden – die Union trägt den Vorschlag mit. Mit einer Zweidrittelmehrheit, wohl unter Mithilfe der Linken im Bundestag, sollen sie gewählt werden.
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Damit landet die SPD einen politischen Stich an Deutschlands oberstem Gericht – und gewinnt eine strategischen Trumpfkarte, die für allerlei Verfahren entscheidend sein könnte. Brosius-Gersdorf ist eine politische Besetzung – so weit, so normal an einem alles andere als unpolitisierten Gericht, dessen Präsident etwa ein ehemaliger Fraktionsvize von CDU und CSU ist. Die SPD-Kandidatin schickt sich aber an, eine prägende Kraft der kommenden Jahre am Verfassungsgericht zu sein – und seine Rechtsprechung teilweise völlig umzuwerfen.
Brosius-Gersdorf soll Teil des zweiten Senats am Bundesverfassungsgericht werden – diese Kammer ist für staatsrechtliche Fragen zuständig, etwa Parteienverbote. Dort stellt die politische Linke sozusagen die Hälfte der Richter: Vier von acht Köpfen im Senat wurden ursprünglich von SPD oder Grünen nominiert.
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Sie wäre zudem wahrscheinlich Vizepräsidentin des Verfassungsgerichtes, spekuliert die Fachpublikation Legal Tribune Online. Brosius-Gersdorf übernimmt den Richterposten der bisherigen Vize Doris König. Damit wäre sie perspektivisch in bester Position, auch zur Vize zu werden – das entscheidet letztlich der Bundesrat. Schließlich könnte sie auch zur Präsidentin aufrücken, denn wenn der bisherige Amtsinhaber Stephan Harbarth 2030 in Karlsruhe abtritt, wäre sie in bester Position für die Rolle der obersten Richterin.
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Altkanzlerin Merkel verteidigte Spahns Handeln beim Maskendeal. Außerdem verteidigte sie ihre Migrationspolitik: Unzufriedenheit mit Flüchtlingskriminalität sei kein Grund, die AfD zu wählen.Brosius-Gersdorf könnte das Verfassungsgericht in entscheidenden Fragen prägen. Da wäre zum Beispiel das Reizthema Abtreibung – ein heißes Eisen, zu dem das Bundesverfassungsgericht immer eine klare Meinung hatte. Zuletzt 1993 hielt Karlsruhe fest, dass das Verbot von Abtreibungen grundsätzlich durch die Menschenwürdegarantie und das Recht auf Leben geboten sei – der Schutz des Grundgesetzes umfasse auch das ungeborene Leben. Brosius-Gersdorf ist dezidiert anderer Ansicht: Im Sinne der Ampel-Koalition schrieb sie eine Stellungnahme für den Rechtsausschuss des Bundestages zum Thema.
Sie war auch zum Teil einer Arbeitsgruppe bestimmt worden, die den Boden für eine Reform bereiten sollte. „Mich motiviert, daran mitzuarbeiten, dass sich Gerechtigkeit durchsetzt und insofern, das Recht dort zu verbessern, wo es aus der Zeit gefallen ist und den sich ändernden Bedürfnissen der Gesellschaft nicht mehr gerecht wird“, erklärte Brosius-Gersdorf im Potsdamer Uni-Magazin Portal. Ein gewisser Missionseifer scheint sie anzutreiben. „Ich verstehe Wissenschaft so, dass wir unsere Kenntnisse nach außen transportieren und der Praxis dabei helfen, das Recht besser zu machen.“
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Brosius-Gersdorf könnte am Gericht auch eine entschiedene Stimme für ein AfD-Verbot werden. In der Vergangenheit hatte sie sich öffentlich durchaus positiv über ein solches Vorhaben geäußert. Man muss davon ausgehen, dass die SPD eine Nominierung auch unter diesen Gesichtspunkten strategisch platziert – immerhin ist ein AfD-Verbotsverfahren spätestens seit dem einstimmigen Parteitagsbeschluss vom vergangenen Wochenende Parteilinie. Für die SPD ist es auch eine Frage der direkten Konkurrenzbeseitigung.
Eine Klima-Juristin nach Karlsruhe
Auch die zweite Juristin, die Union und SPD ans Bundesverfassungsgericht senden wollen, ist keine unbekannte. Professorin Ann-Katrin Kaufhold ist vor allem als Klima-Juristin bekannt – sie hat sich in ihrer akademischen Arbeit und ihren öffentlichen Äußerungen intensiv mit der Rolle des Rechts im Klimaschutz auseinandergesetzt. Sie ist unter anderem führender Teil der Forschungsgruppe „Institutional Architecture for a 1.5 °C World“, die untersucht, über welche Institutionen der Wandel zu einer CO₂-neutralen Gesellschaft am besten zu gestalten sei.
Immer wieder betont Kaufhold, dass das Grundgesetz einen Rahmen für Klimaschutz bietet, insbesondere durch die postulierte Stärkung von Freiheitsrechten zukünftiger Generationen, wie vom Bundesverfassungsgericht 2021 festgehalten. Sie plädiert für eine ganzheitliche Transformation, bei der Institutionen und Regulierungen, speziell im Finanzsektor, ineinandergreifen sollen, um eine gesamtgesellschaftliche Transformation zu forcieren. Mit ihr im Amt wird das 2021 getroffene Urteil wahrscheinlich auch für zukünftige Fragen wegweisend bleiben. Das Urteil wird kritisiert – unter anderem wird bemängelt, dass das Gericht die Grundrechte zu weit auslegt. Auch die Annahme, dass zukünftige Einschränkungen von Freiheitsrechten bereits heute justiziabel sind, ist nicht unumstritten.
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Kaufhold gehörte unter anderem auch zu den Unterzeichnern eines offenen Briefes vieler Juristen, welcher „effektive Maßnahmen gegen die Erderwärmung statt Verwässerung des Klimaschutzgesetzes“ forderte. „Wir fordern die Bundesregierung auf, ein effektives Klimaschutzprogramm mit ausreichenden Maßnahmen zur Einhaltung der Klimaschutzziele und damit der völker- und verfassungsrechtlichen Verpflichtungen zu beschließen“, hieß es dort unter anderem.
Beide Ernennungen sind also eine Trumpfkarte für die politischen Interessen der SPD – was an sich nichts Ungewöhnliches ist. Dass Union und Sozialdemokraten sich solche Ernennungen im jeweils gegenseitigen Sinne auch zuschustern, ist ebenso bundesrepublikanische Praxis. Selten war jedoch das Kalkül, das mit der Ernennung insbesondere von Frau Brosius-Gersdorf verfolgt wird, so klar: Für das von der Partei gewünschte AfD-Verbot sucht man sich im Zweifel die passenden Richter.
Langsam aber sicher wird es Zeit auf die Straße zu gehen und Farbe zu bekennen.
Ich möchte nicht wieder hören, davon haben wir nichts gewusst!
💙
Gott bewahre.
Selbst wenn die AFD verboten wird. Glauben die im ernst ich wähle solche Parteien, die Ihren Wettbewerb verbieten damit sie für immer an der Macht bleiben! Ich wähle demokratische Parteien, aber keine Verbotsparteien.
Gibt es auch Kandidaten die keine Aktivisten sind, das Grundgesetz achten, nicht Vertreter von Parteiinteressen sind und noch einen Rest an gesundem Menschenverstand haben? Sieht nicht so aus.
Ein weiterer Beweis dafür, daß die Union in keinster Weise mehr zu den konservativen Parteien oder der Mitte, sondern eindeutig zu den linken bis linksextremen Parteien gehört. Wer derartige Politik ermöglicht, kann für sich definitiv nicht in Anspruch nehmen, konservativ zu sein.
Dann wird es höchste Zeit für Protestaktionen gegen diese Nominierungen. Denn es ist offensichtlich, dass beide die rechtsstaatlich erforderliche Neutralität nicht gewährleisten.
Ausserdem ist nicht ersichtlich, warum eine 16%-Partei sich anmaßen kann, zwei Richter vorzuschlagen, während eine 20%-Partei dies verwehrt bekommt. Gerade das Höchste Gericht sollte die gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse abbilden. Im BVERFG sind jedoch SPD und Grüne deutlich überrepräsentiert, während die AfD nicht vorkommt.
Allein das zeigt schon, in welchem Zustand sich dieser „Rechtsstaat“ befindet.
7:57 Uhr und schon habe ich schlechte Laune.
Der Marsch durch die Instanzen auf seinen letzten Etappen. Warum? Angeblich alles Parteien der Mitte, sagt die Union und lässt alles schleifen.
Ist das ein Korruptes System geworden und man kann heute parallelen ziehen zu unserer Geschichte!
Ist das die neue Büxin? 😲
Daß eine „bürgerliche“ Partei wie die Union dieser Person zustimmt, ist ein Skandal und wäre noch vor 15 Jahren unvorstellbar gewesen.
No comment
Was sind das nur für Machenschaften in diesem Land geworden. Von einer Demokratie in eine Diktatur und das fast über Nacht.
Der perfekte Parteien-Staat. Die Wähler lieben es.
Ich sage es wieder und wieder: Wir leben im Besten Venezuela aller Zeiten. Das erinnert mich so sehr an die Zeit 2002 und 2003 als ich dort häufiger war.
Alle Verbots-Fans werden noch merken dass eine Partei zwar weg sein kann, nicht aber ihre Wähler. Es wird sich schnell Neues bilden und Verbotsparteien werden im Keller landen. Nicht einmal die AfD wird sich davor fürchten, möglicherweise wäre das sogar ein Gewinn.
Lauft schnell und verlasst dieses Land
Mit dem Stift in der Hand…würde gern wissen, wie sie dann schreibt, ob sie es dann mit dem Klammergriff tut. Das wäre recht aufschlußreich.
Interssante Seite, in der meine Kommentare immer kurz nach der Eingabe regelmäßig gelöscht werden. Das passiert nicht einmal beim Focus.
Ein Trugschluss der Epoche Aufklärung: Ein Rechtsstaat könnte sein eigenes Gruppendenken abbauen.
Wenn eine Gesellschaft beispielsweise Gartenzwerge für Erlöser oder Schlümpfe für eine Bedrohung hält (Gruppendenken), wird ein Rechtsstaat beides umsetzen.
Die Epoche Aufklärung kann Gruppendenken nicht abbauen, denn der Verstand führt nicht zur Vernunft – Myside Bias.
Naja–im SPD-Ampel-regierten Rheinland-Pfalz rudert man bezüglich Klimagesetze aktuell etwas zurück–vielleicht auch den Wahlen 2026 geschuldet.
Da könnte die SPD-ernannte-Verfassungsgerichts-Richterin den Genossen einen Strich durch die Rechnung machen.
Zitat: SWR: Reaktion auf heftige Kritik aus der Wirtschaft
Neues Klimaschutzgesetz in RLP wird entschärft
1.7.2025
„Die Wirtschaftsvertreter hatten vor allem bemängelt, dass Rheinland-Pfalz schon 2040 nicht mehr CO2 ausstoßen solle, als Bäume, Moore und Grünflächen hierzulande binden können. Das sei fünf Jahre früher als der Bund und zehn Jahre früher als die EU und damit überambitioniert, so die Kritik……
Nach der jüngsten Verständigung zwischen den Koalitionspartnern SPD, Grüne und FDP bleibt das Ziel 2040 zwar bestehen, jedoch soll spätestens 2031 überprüft werden, ob das überhaupt realistisch ist. Wenn nicht, würden die Klimaziele im Gesetz angepasst, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von SPD, Grünen und FDP.
Merken die eigentlich selber nicht, dass das nichts mehr mit (unserer) Demokratie zutun hat, was die da vorhaben…?!
Wer Recht mit Gerechtigkeit verwechselt, hat an einem Gericht nichts zu suchen.
Gerechtigkeit ist immer subjektiv und damit letztlich willkürlich.
Jedes Regime bastellt sich die Richterschaft nach Bedarf. Ein Rückblick in das Europa des 20. Jahrhunderts genügt.
Walter Ulbricht sagte: „Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben.“ Daran hat sich die SPD wohl orientiert.