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100.000 Jobs fallen weg: Der Niedergang der deutschen Industrie beschleunigt sich dramatisch

Die deutsche Industrie schreibt seit Jahren negative Schlagzeilen. Eine Studie der  Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY offenbart nun das ganze Ausmaß des wirtschaftlichen Niedergangs des einstigen Konjunkturmotors der Bundesrepublik.

Symbolbild

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Der Erfolg der deutschen Wirtschaft beruhte seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Wesentlichen auf der präzisen Umsetzung technologischer Kenntnisse in Geschäftsmodelle, die vor allem in den Ingenieursdisziplinen wie dem Maschinenbau oder der Elektrotechnik und dem Automobilbau globale Standards definierten. Im koordinierten Zusammenspiel verantwortlichen Unternehmertums und einer rationalen Politik, die für offene Märkte und den Zugang zu verlässlicher und günstiger Energie sorgte, gedieh die unschlagbare Trademark „Made in Germany“ über Jahrzehnte zur internationalen Benchmark in den Schlüsselsektoren der Ökonomie mit hoher Wertschöpfung.

Hat sich Deutschland wirtschaftlich zu Tode gesiegt? Macht Erfolg so satt, dass man die Werte über Bord wirft, die den Erfolg brachten? Die harten wirtschaftlichen Fakten scheinen die Vermutung zu bestätigen. Seit 2017 ist die Produktivität der deutschen Wirtschaft, das wichtigste ökonomische Maß zur Richtungsbestimmung der Gesamtökonomie, nicht mehr gewachsen. Wir verbessern uns nicht mehr. In ihrer jüngsten Standortanalyse liefert die Wirtschaftsberatung EY konkretes Zahlenwerk in ihrem Industriebarometer zum Niedergang der deutschen Industrie.

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Gleich zu Beginn der Schock: In nur einem Jahr war die deutsche Industrie gezwungen, 100.000 Jobs zu streichen. Dabei handelt es sich um gut bezahlte Stellen, was auch den Fiskus treffen dürfte, wenn das Steueraufkommen im Zuge der Rezession bald schrumpft. Allein die Automobilindustrie trennte sich in diesem Zeitraum von sechs Prozent, oder 45.400 ihrer Mitarbeiter – es hallen noch die angekündigten Werkschließungen von VW und die forcierten Einsparbemühungen der Konkurrenz von BMW und Mercedes nach: wir sind noch lange nicht in der Talsohle angelangt!

Heute arbeiten nur noch 734.000 Menschen in der deutschen Automobilwirtschaft. Für das Herzstück der Industrie sieht es düster aus, ein beispielloser Aderlass droht, die Firmen können angesichts der Energiekrise und politisch weltfremder Regulierungsarbeit aus Brüssel auf dem Weltmarkt nicht mehr mithalten. Vor allem chinesische Produzenten wie BYD stoßen in die aufreißenden Marktlücken vor, die deutsche Anbieter wie offene Scheunentore präsentieren.

Keine Branche bleibt verschont

Die Experten von EY werden konkret und präsentieren aktuelle Arbeitsmarktzahlen des Statistischen Bundesamts: Demnach wurden seit 2019 im Verarbeitenden Gewerbe Deutschlands 217.000 Stellen abgebaut, ein Minus von 3,8 Prozent. Auch der Maschinenbau verzeichnete laut EY einen Rückgang von 2,5 Prozent bei den Beschäftigtenzahlen. Im Metallsektor wurden 18.700 Stellen gestrichen – ein Minus von 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Beschäftigten in der Chemieindustrie sank um 1,6 Prozent. „Die Verluste sind branchenübergreifend, aber besonders dramatisch in den Schlüsselindustrien unseres Landes“, so Jan Brorhilker, Managing Partner bei EY Deutschland.

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Dass der Industrieumsatz in Deutschland im ersten Quartal nur noch um 0,2 Prozent gesunken sei, bedeute nicht, dass die Krise bald überwunden werde, so Brorhilker: „Das erste Quartal sagt wenig über den weiteren Jahresverlauf aus. Zum einen gab es im US-Geschäft Vorzieheffekte – also vorgezogene Exporte, um den angekündigten hohen Einfuhrzöllen zu entgehen. Dieses Mehrgeschäft wird im zweiten Quartal fehlen. Zum anderen bringt der US-chinesische Handelskonflikt auch Kollateralschäden für deutsche Unternehmen mit sich.“

Mit Blick auf die Ursachen für diesen dramatischen Kollaps der Industriesektoren bestätigt die EY-Studie, was eigentlich längst bekannt ist: Es handelt sich fast ausschließlich um hausgemachte Probleme. Im Kern sind es die hohen Energie- und Personalkosten sowie die Überregulierung, die den Betrieben die Luft nehmen. Hinzu kommt die schwache Nachfrage in Europa, das grosso modo im stagflatorischen Umfeld feststeckt. Die aggressive Konkurrenz aus China und Unsicherheit auf dem US-Markt runden das insgesamt trübe Umfeld für die Unternehmen ab.

Die EY-Ökonomen bestätigen auch die wachsende Tendenz, Produktion ins Ausland zu verlagern. Dass in diesem Moment der offensichtlichen Schwäche die USA mit sinkenden Abgaben und Abbau der Regulierung gerade im Bereich der industriellen Erzeugung und Grundstoffwirtschaft in die Offensive gehen und ihren Standort für internationales Kapital, Firmengründer und eben auch deutsche Industriebetriebe attraktiv machen, wird Abwanderungswilligen neue Argumente an die Hand geben.

Besonders dramatisch ist die Lage für den Mittelstand. Während Großkonzerne in vielen Fällen über Reserven verfügen, geraten kleine und mittlere Unternehmen zunehmend in Existenznot. Der Arbeitsplatzabbau trifft nicht nur die Industriearbeiter, sondern die gesamte Wertschöpfungskette – vom Zulieferer bis zum Handwerk. Laut EY wurden 72 Prozent der gestrichenen Stellen im Mittelstand abgebaut, was zeigt, dass der ökonomische Stoßdämpfer des Rückgrats der deutschen Wirtschaft abgenutzt ist.

Politik ohne Kompass

Die Bundesregierung reagiert – wenn überhaupt – mit Symbolpolitik. Statt die Fesseln der Bürokratie zu lösen, hagelt es neue Auflagen und Regulierungen. Die Diskussion über eine „Offset-Regel“ zur Abwehr von US-Zöllen ist ein weiteres Beispiel für Aktionismus ohne Substanz. Die eigentlichen Probleme – zu hohe Steuern, fehlende Planungssicherheit, überbordende Regulierung – bleiben ungelöst.

Sollte der Trend anhalten, wird Deutschland in die Phase der beschleunigten Deindustrialisierung eintreten. Dann sind die Pfade, die zu besseren Standorten führen, ausgebaut und sichtbar für jeden, der Kapital mobilisieren kann. „Die Unternehmen stehen gewaltig unter Druck“, warnt Brorhilker und rechnet mit weiteren Stellenabbau in der Industrie. 70.000 Jobs könnten noch in diesem Jahr gestrichen werden. Besonders betroffen wären der Maschinen- und Fahrzeugbau, wo die Investitionsbereitschaft rapide schwinde. Brorhilker übt sich zum Schluss in Zweckoptimismus: „Der Industriestandort Deutschland wurde schon oft totgesagt – und hat sich immer wieder dank einer sehr starken Substanz als bemerkenswert widerstandsfähig erwiesen.“

Das ist sicherlich richtig. Doch war die Politik in der Vergangenheit stets in der Lage, einen Konsens zu finden, der ideologische Borniertheit überwand und das Wohl und Wehe der deutschen Wirtschaft ins Zentrum politischer Entscheidungsprozesse rückte. Diese Tage sind definitiv vorüber.

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23 Kommentare

  • So ist das richtig:
    „Deutschland wird nach 2024 auch 2025 sein Klimaziel erreichen.“
    Schon sieht das viel besser aus und alles ist gut.
    Außerdem kommt hier die Expertenlegende, the one and only, Marcel Fratzscher nicht zu Wort.
    Ohne einer seiner stets zutreffenden Prognosen, ist jede Nachricht aus dem Wirtschafts- und Migrationsbereich vollkommen wertlos.

  • Was die Autoindustrie betrifft fehlt hier die Sicht von außen. Mercedes, Porsche, BMW, Audi das waren die Automarken der Erfolgreichen. Damit konnte man seinen eigenen Erfolg nach außen zeigen. Sieger kaufen bei Siegern. Vor allem in den aufstrebenden Metropolen im fernen Osten. Dieses Renommee wurde leichtfertig verspielt. Tempi passati !

  • Am 19. Januar 2025 sagte der Wirtschaftswissenschaftler Ferdinand Dudenhöffer zuletzt noch im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung: „Wir zerstören Stück für Stück unseren Industriestandort und unsere Zukunft“. Dafür sei aber nicht allein die Politik verantwortlich. Vielmehr lässt die weit überwiegende Mehrheit der Bevölkerung politisch keinen Willen erkennen, dem Treiben ein Ende zu setzen.

  • Nicht meckern! Wir haben es schließlich so gewollt (gewählt)! Bald sind alle Kassen leer, dann ist Schluss mit lustig! Und wem wird dann die Schuld zugeschoben? Trump, Putin und der AfD. Ich nehme noch Wetten an …

  • Hat man denn Habeck und seien Ampeljüngern und Damen schon Dankesgrüße übermittelt für diesen grünroten Erfolg
    Sarkasmus off

  • Also brauchen wir mehr Einwanderung. Und mehr Klimaschutz. Oder wie jetzt?!

    11
  • Nach dem schnellen Niedergang bleibt Deutschland nur eine Möglichkeit:
    Freie Energien endlich zuzulassen und damit einen industriellen Neuaufbau mit gutem Ingenieurswissen zu gestalten.

    7
  • Sorry, es muss heissen: …“übermenschlische Leistung hat Habeck vollbracht !“

  • Man stelle sich vor der seit 1997 geforderte, aber nie eingetretene, Ruck ginge doch noch durch Deutschland. Und etwas noch unvorstellbareres passiert dabei: Die Deutschen finden zwischen Glorifizierung des eigenen Könnens von gestern und heute und dem prinzipiellen Schlechtmachen anderer Gedanken den Mittelweg der schlichten Analyse und daraus abgeleiteter simpler Handlungen.

    Weil dies unmöglich erscheint passiert das Realistische, was dann surreal wirken mag. Dabei ist es doch so einfach:
    1. Die Bundesrepublik Deutschland ist seit Mitte der 80er Jahre (spätestens) auf dem absteigenden Ast.
    2. Die wirtschaftliche Umgestaltung der ehemaligen DDR ging schief, weil (fast) niemand tat, was Ludwig Erhard für den Fall einer Wiedervereinigung als notwendig bezeichnet hatte.
    3. Der Mittelstand ist ohne skalierende Geschäftsmodelle, ohne Kapital für KI- / Quanten-Technologie oder die Werkstofftechnologieforschung der wirtschaftliche Schwachpunkt.
    Deutschland hat lange den Anschluß verloren!

  • Das sind erst die zarten Anfänge. Deutschland hat sich von der Zukunft durch einen absurden Energie- und Bürokratiewahnsinn von der Zukunft isoliert. Das Sondervermögen wird nicht lange reichen um das zu kompensieren.

  • Fachkräftemangel haben wir keinen. Knapp 3 Millionen Arbeitslose, 4 Millionen erwerbsfähige im Bürgergeld und wie viele in Arbeitsmaßnahmen.

    Und uns etwas vom Fachkräftemangel erzählen.

    Nicht jammern, sondern schauen, dass diese 7 Millionnen Menschen einer Tätigkeit nachkommen.

    12
  • Angesichts der Menge an Fehlern ist Inkompetenz zu konstatieren. Die EU hat sich via Eigendynamik von einem Hilfsapparat zu einem Möchtegernstaat mit wirren Bürokratieausbrüchen und Vorschriftenhuberei entwickelt. Deutsche Politiker insbesondere Habeck und Konsorten haben ohne Kenntnis wirtschaftlicher Zusammenhänge (Na, Herr Habeck, ist diese Kritik schon für Sie ein § 188-Fall?) die Energiekosten ins uferlose getrieben und verbitten sich auch noch die Kritik daran mit stasiartigen Strukturen wobei sie nolens volens auch noch die Demokartie schleifen. Inkompetenz wohin man blickt. Diese Wagenburg der Inkompetenten schließt sich ein und andere aus. Jasager, Schleimerei der Unterwürfigkeitsmedien und Günstlingswirtschaft via NGOs sind eine logische Folge. Ihr Handeln erinnert an einen Witz bei dem ein Betrunkener sich an eine Litfaßsäule klammernd heult: „Eingeschlossen“. Unter den Blinden ist der Einäugige König, unter den Inkompetenten der Kompetente eine Gefahr.

  • Naja, wichtiger ist es den Überwachungsstaat auszuweiten. Da sieht man die Prioritäten unseres Regimes.

    Aus Apollo News heute: „Kontoeinsicht: Berlin will Kompetenzen des Verfassungsschutzes ausweiten“

    Die Regierung hat eben Prioritäten.

  • albern. rente ab 70, arbeitslose sind alle faul, fachkräftemangel

    und dann motzen, wenn fachkräfte frei werden.

  • Guten Tag Hr Habeck Fr Baerbock und übrige Grünenpolitiker

    Sind Sie jetzt zufrieden mit der zunehmenden Deindustralisierung und allen damit verbundenen Folgen?

    Hauptsache arm aber CO2-neutral und klimafreundlich ist wohl ihre Devise

    Hr Habeck Fr Baerbock verliessen bereits das sinkende BRD-Schiff in Richtung USA Direkt gesagt haben sie sich feige verp…um so den Folgen ihrer zerstörerischen Politik zu entgehen

    Die jüngst vom Ifo-Institut veröffentlichten Konjunkturprognosen nach der 2025 +2026 die Wirtschaft wächst sind nicht annährungsweise glaubhaft weil politisch gesteuert

    Zu rd 2/3 finanziert sich Ifo aus öffentlichen Mitteln was allein hier schon für sich spricht

    Bleibt abzuwarten wie lange sich der dt Wahlmichel das noch bieten lässt (befürchtungsweise ewig weil kein Ar..in der Hose sich dagegen zu wehren)

  • Irgend ein Niedergang ist ja immer. Hier 5x täglich, mindestens.

    -32

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