Wie das Weidel-Musk-Gespräch die ganze Debatte zur AfD entlarvt
Nach all der Aufregung um das Weidel-Musk-Gespräch lief die Unterhaltung selbst dann doch ganz anders als gedacht. Musks Ansatz zur AfD bringt alle aus dem Konzept - die Medien, allerdings auch die Partei selbst.
„Wahleinmischung“ oder gar „illegale Parteispende“ – mit solchen Begriffen warf die Politik im Vorfeld des Gesprächs zwischen Weidel und Musk um sich. EU-Beamte und die Bundestagsverwaltung sollten das Interview anhören und auf mögliche Rechtsverstöße prüfen, die man witterte. Klar war von vornherein: Die Erwartungen der Musk-Gegner waren immer schon übertrieben. Das wusste jeder, der die „X Spaces“, also Gespräche, von Musk mit Ron DeSantis und Donald Trump angehört hatte. Musk ist schließlich mehr Tech-Nerd als Interviewer oder gar Wahlkämpfer.
Insofern gingen im Nachgang die Gefühle auch weit auseinander, zwischen heller Aufregung und Enttäuschung. Hat das Gespräch selbst am Ende irgendeine Stimme verändert? Wohl kaum. Stattdessen zeigt es vor allem eins: Die Medien in Deutschland haben über Jahre versagt, der AfD die simpelsten Fragen zu stellen. Und die AfD hat es sich dabei auch zu gemütlich gemacht. Das zeigte sich, als AfD-Anhänger Musk das Gespräch mit der denkbar einfachsten und angenehmsten Frage begann: Wofür steht die AfD?
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Eine wirklich schlüssige Antwort konnte Weidel nicht liefern. Stattdessen holte sie aus und erzählte erst einmal über die 16 Jahre der „grünen Kanzlerin“ Angela Merkel, bis sie dann mit Musk bei einer Diskussion über Solarenergie und das Atom-Aus landete. Alles schön und gut, aber es offenbarte vor allem: Die Zeiten, in denen die AfD und ihre Politiker einmal ganz konkret die Kernbotschaft, die „Message“ ihrer Partei formulieren mussten – die sind in den deutschen Medien längst vorbei. Entsprechend perplex und unvorbereitet antwortete Weidel.
Sie war es wohl viel eher gewohnt, auf die letzte echte oder medial fabrizierte AfD-Kontroverse zu reagieren: Höcke hier, Potsdam da – ja klar, der Umgang mit der Partei ist grundsätzlich oft so feindlich, dass Weidel sich an diese Position gewöhnen konnte. Die Reaktion auf die üblichen Extremismus-Vorwürfe ist längst eingespielt – und die Nazi-Keule überzeugt sowieso keine potentiellen AfD-Sympathisanten. Wenn die AfD in eine Talkshow eingeladen wird, dann ist es meist nur ein Duell zwischen Weidel oder Chrupalla und dem Moderator oder restlichen Gästen ganz im Freund-Feind-Schema – zu tatsächlichen tieferen Diskussionen um Inhalte und Botschaften kommt man kaum.
Daher war das Gespräch auf eine gewisse Art durchaus erfrischend – da Musk auf einmal ganz freundlich genau nach solchen Dingen fragte und Weidel nur schwer liefern konnte. Sich über sprachliche Fehler aufzuregen, weil sich das Ganze in Englisch abspielte, ist dabei das eine, aber inhaltliche Leere das andere. Etwa als Musk Weidel zum Nahostkonflikt befragte und Weidel ganz offen sagte: Es sei kompliziert und sie habe da ehrlich gesagt gar nichts zu sagen. Was wäre denn Musks Vorschlag, fragte die AfD-Kanzlerkandidatin stattdessen.
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Hier wäre eigentlich AfD-Selbstkritik angebracht. Aber die wird wohl ausbleiben. Zu sehr hat man sich daran gewöhnt, im Angesicht häufig unfair agierender Medien ganz in Wagenburg-Formation zu bleiben – auch wenn man in diesem Fall wohl den wohlwollendsten Interviewer hatte. Und tatsächlich, medial stürzt man sich wieder auf andere Dinge: Etwa die Diskussion darüber, ob Hitler jetzt links oder rechts war, auch die hatte Weidel im Gespräch aufgemacht. Musk und sie waren sich einig, dass er als Nationalsozialist ja „Sozialist“ gewesen sei. Deutsche Medien brandmarken das jetzt als „rechtsextrem“. Nichts an dieser Diskussion ist dabei eine wirklich neue Kontroverse.
Natürlich war der NS-Diktator kein Konservativer, andererseits auch kein „Kommunist“, wie Weidel mitunter meinte. Inwieweit die planwirtschaftlichen Teile des NS-Programms und die so gar nicht traditionell-konservativen, sondern vielmehr zerstörerisch-„revolutionären“ Elemente des neuen Deutschlands, das das NS-Regime schaffen wollte, das „Sozialismus“-Label rechtfertigen (das sich die Nazis schließlich selbst gaben) ist eine ewige historische Debatte, die von vielen renommierten Wissenschaftlern lang und breit kontrovers geführt wird.
Aber das ist es, worauf viele Medien im Nachgang springen. „Falschaussagen von Migration bis Nationalsozialismus“ titelt der ARD-Faktenfinder und belehrt Weidel, dass es ja 2015 gar keine „Grenzöffnung“ durch Merkel gegeben hätte, wie sie im Gespräch auch anschnitt. Begründung: Im Schengen-Raum gibt es ja grundsätzlich offene Grenzen. Dass es 2015 eine politische Entscheidung zur Aufnahme von über einer Million Asylbewerbern gab, mit solchen Argumenten zu leugnen – gerade da die Tagesschau selbst damals mehrfach von einer „Grenzöffnung“ sprach, ist das schon reichlich lächerlich.
Ist am Ende von all dem jemand schlauer geworden über die AfD? Ist es Weidel durch ihren Auftritt gelungen, neue Wähler für die AfD zu begeistern? Kaum. Dass Elon Musk überhaupt so etwas macht und die AfD nachhaltig unterstützt – das spielt allerdings jetzt schon eine wichtige Rolle im Wahlkampf. Für die Partei bleibt es vor allem ein Glücksfall von außen.
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Die große Erwartung und Hoffnung an dieses Gespräch zwischen Musk und Weidel war wohl, dass Frau Weidel irgendetwas sagen würde, mit der man sie angreifen könnte.
Diesen Gefallen hat Frau Weidel diesen Leuten nicht gemacht.
Deshalb ist die Enttäuschung und der Frust bei vielen Leuten jetzt sehr groß. 😢
Ich denke es ging Alice und Elon um etwas ganz anderes, beide sind sehr Schlau, deren Absicht war nach meiner Sicht, die Kartell Parteien, Mainstream Medien und ÖRR einfach auflaufen zu lassen! Man kann es erkennen an den Panik Gekreische genau dieser! Genau dass ist Alice und Elon wunderbar geglückt!!
Wofür die AfD steht, steht im Programm der AfD und nicht aus sinnfreien Sätzen eines linken Jouralisten.
Weder Weidel noch Musk sind einfältig oder dumm. Was dieses Gespräch nicht getan hat, war das, was man vorher unterstellt und gehetzt hat. Nichts in diesem Gespräch könnte als Wahlbeeinflussung etc. nur ansatzweise interpretiert werden. Und wenn es Absicht gewesen sein sollte – besser hätte man die Kesseltreiber des Mainstreams nicht ad absurdum führen können.
Es war ein gutes, wertschätzendes Gespräch und kein Wahlkampf, Konversation scheint nicht jedermanns Sache zu sein, nicht Herr Thormann!
Mir fiel gleich zum Anfang auf, dass Alice, nicht wie gewohnt, selbstbewusst aufgetreten ist. Wie auch!? Mit 150 nicht wohl gesinnte Beamten im Rücken musste sie aufpassen. Jedes Wort mehrmals überdenken, einfach schlimm. Sie hat aus meiner Sicht gepunktet. Wenn man die Köpfe der Alt-Parteien direkt nach Lösungen fragt, bekommt man gar keine Antwort, oder nur Dünnes!
Meine Stimme hat sie!
Es war schon fast typisch amerikanisch, es plätscherte so dahin und leider sind dringende Fragen nur angerissen worden. Vermisst habe ich vor allem den Milei-Ansatz zu diskutieren, den Musk ja auch verfolgen soll und Deutschland sehr gut tun würde.
Aber es hat unseren aufgeregten sogenannten „Demoraten“ deutlich gemacht, dass die AFD über die europäischen Grenzen hinweg wahrgenommen wird und mit Musk ein erster wichtiger Kontakt zu der neuen US-Regierung besteht und damit keine Brandmauer der Verachtung!