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Warum der Raketenangriff die Schwäche der Mullahs unterstreicht

Mit dem Angriff vom Dienstagabend wollte der Iran Stärke zeigen - tatsächlich demonstriert das Mullah-Regime aber vor allem die eigene Schwäche. Nun zittert Teheran vor dem israelischen Gegenschlag.

Raketenhagel auf Israel am Dienstagabend: Der Iran könnte sich gewaltig verkalkuliert haben.

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Der Angriff des Irans auf Israel am vergangenen Dienstagabend ist für viele nur eine weitere „Stufe der Eskalation“ im Nahen Osten. Deutsche Medien sind ganz vorne mit dabei, den Israelis die Schuld an der Situation zu geben – so sehr, dass viele Journalisten in ihren Texten und TV-Statements die Tragweite der Situation zu verkennen scheinen. Denn der Angriff des Irans stellt auch eine fortgesetzte Verschiebung der Verhältnisse dar – und ist ein Zeugnis des Scheiterns der anti-Israel-Strategie der Mullahs, die über Jahrzehnte entwickelt wurde.

Der massive Raketenangriff ist eine erneute Zäsur: In dem regionalen „Kalten Krieg“, den der islamistische Iran seit dem Putsch der Mullahs gegen den Staat Israel führt, setzte man lange auf eine Proportionalität der Angriffe. Einzelne Attacken wurden entsprechend vergolten, in dem Wissen, dass auf beiden Seiten niemand ein Interesse an der Eskalation hatte. In einem Jahr seit Beginn des siebten Oktobers ist diese Proportionalität völlig abhandengekommen und einer Eskalation gewichen.

Der Iran war über seine Revolutionsgarden nachweislich an den Planungen für den Terrorangriff beteiligt: Man traf sich mit Vertretern von Hamas und Hisbollah in Beirut, um genau das vorzubereiten. Eine Beteiligung hat auch der Iran selbst eingeräumt. Diese Terrorgruppen sind es, die für den Iran den Krieg gegen Israel führen. Und der tägliche Krieg gegen den jüdischen Staat, beginnend mit dem mörderischen Angriff vom siebten Oktober, ist eben genau das – ein Krieg. Keine isolierte „Terrorkampagne“ einer Einzelorganisation, sondern der geplante Einsatz von Irans Stellvertretern gegen Israel.

Irans „Feuerring“ gegen Israel ist enthauptet

Insbesondere die Hisbollah empfängt Befehle und Anordnungen aus Teheran, und für die Hamas wurde der Iran zum wichtigsten Partner. Auch die Huthi-Terroristen werden vom Iran unterstützt und finanziert. Das Ziel war es, einen „Feuerring“ um Israel zu bilden, meint etwa der ehemalige US-amerikanische Nationale Sicherheitsberater und Anti-Teheran-Hardliner John Bolton. Dieser sollte Israel umzingeln, von allen Fronten aus angreifen und so schwächen oder gar lähmen.

Dieses Ziel ist offensichtlich gescheitert: Israel ist alles andere als gelähmt. Ministerpräsident Netanyahu bleibt kompromisslos und eisenhart, allem internationalen Druck zum Trotz. Israel hat in gezielten Operationen führende Köpfe von Hamas und Hisbollah ausgeschaltet – zuletzt beendeten israelische Bunkerbrecher die Terrorherrschaft Hassan Nasrallahs und töteten damit Irans wichtigsten Verbündeten in der Region. Hamas-Politbürochef Haniyeh wurde mitten in Teheran durch eine Bombe des israelischen Geheimdienstes getötet.

Der iranische Großangriff soll nun die Antwort sein: Doppelt so viele ballistische Raketen wie noch beim Angriff im April, Hyperschallraketen: Der Iran meint, sich zu lange zurückgehalten zu haben und geht deshalb einen schwerwiegenden Schritt in der Eskalationsspirale. Der Raketenangriff ist eine neue Qualität, die schwerste Eskalation zwischen beiden Staaten seit Jahrzehnten. Er zeigt aber auch die Hilflosigkeit des iranischen Regimes – es muss Stärke zeigen, unterstreicht aber so vor allem die eigene Schwäche. Und beginnt eine weitere Eskalation, die ihm vor allem selbst schaden wird.

Iran kann keinen Krieg riskieren – aber hat sich verkalkuliert

Denn das Ergebnis des Großangriffs: Nur wenige Einschläge, dazu nur ein Toter, der auch noch Palästinenser ist. Er wurde wohl nahe Jericho von einem herabfallenden Raketentriebwerk erschlagen. Das ist für so eine massive Attacke eine peinliche Bilanz, die den Iran dumm dastehen lässt. Ja, man hat reagiert, aber diese Reaktion hat das Regime nach außen hin nicht gestärkt. Und das Kalkül in Teheran, Israel werde nicht oder nur eingeschränkt reagieren, könnte dieses Mal eben nicht aufgehen.

Wie die Antwort der Israelis aussehen wird, ist offen: Aber Armee und Geheimdienst haben in den vergangenen Monaten zur Genüge demonstriert, dass sie im Grunde jedes Ziel im Iran treffen könnten. Die iranische Luftabwehr gilt in weiten Teilen des Landes als unzureichend. Teheran mag vergleichsweise noch gut geschützt sein, aber an vielen Punkten hat Iran der israelischen Luftwaffe nichts entgegenzusetzen, auch nicht in der Luft, wo die uralten iranischen Abfangjäger aus den 70ern leichte Beute für Jagdflieger der IDF wären.

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Das wissen auch die Mullahs – die auch aus Gründen der inneren Stabilität eigentlich keinen Krieg mit Israel riskieren dürfen. Hinweis darauf ist der Fakt, dass der Iran die in der Region präsenten Großmächte USA und Russland über die Attacke informiert haben soll.

Auch nach innen sollte der Angriff ein Symbol sein – schaut, das Regime ist handlungsfähig. Denn nicht nur international, auch im Iran selbst haben die Mullahs das Gesicht verloren. Insbesondere nach dem Bombenattentat auf den Politbüro-Chef der Hamas, Ismail Haniyeh, welches die Israelis mitten in Teheran in einem Gästehaus der Revolutionsgarden durchführten – eine totale Demütigung.

Die Antwort der Israelis auf den iranischen Großangriff wird die öffentliche Position der Mullahs noch weiter schwächen – Teheran scheint sich verkalkuliert zu haben. Jetzt schlottern die Knie zurecht vor dem israelischen Gegenschlag – alle Optionen liegen auf dem Tisch. Mit einem kompromisslosen Premier wie Netanyahu ist die Frage nicht mehr, ob eine harte Antwort kommt – sondern wann.

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