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Wahlkampfballade der Grünen – und dann umarmt Oma Habeck

Parallel zum Programmparteitag haben die Grünen den Enkeltrick wieder entdeckt: In einem neuen Wahlkampfvideo wird der Küchentisch gegen Omis, Pillendöschen und die Warnung vor den Nazis getauscht.

Robert Habeck auf dem Programmparteitag der Grünen

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„Hallo Oma, ich wollte dich nicht stören, doch ich habe gerade so große Angst wie nie“, beginnt ein junger Mann wehmütig zu singen. Das Video eröffnet am frühen Morgen mit einem Nachtschränkchen. Darauf eine altertümlich anmutende Stereoanlage, Pillendöschen und was eben noch so symbolisiert, dass man alt ist. Dann wird uns die Oma vorgestellt, sie sitzt mit ihrer Lesebrille im Dunkeln an ihrem iPad, das sie in typischer altersbedingter-Weitsicht-Manier weit weghält, während sie mit ihrem Zeigefinger mühsam etwas tippt. 

„Du hast dich ja immer zu uns an den Küchentisch gesetzt und mir gesagt: ‚Nie wieder, das ist jetzt‘“, spielt das Lied weiter. Der iPad-Bildschirm spiegelt sich in ihrer Brille, doch man erkennt nicht, was sie da schreibt. Dann macht Oma sich auf, mit roter Strickmütze mit Zipfelchen und Winterjacke, im Bus schaut sie ernst aus dem Fenster in die Ferne. „Du bist jetzt schon ‘ne ganze Weile fort, doch ich wünsche mir ein letztes Mal dein weises Ohr, denn wir wählen grade wieder Nazis in den Rat und sich zu wehren, das ist aktuell sehr hart.“ 

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Oma ist inzwischen am Ziel angekommen. Hinter ihr ist eine fröhliche Menschenmenge zu sehen, in ihrer Brille spiegelt sich jetzt grünes Licht und ein Schriftzug. Mit dem nächsten Cut wird klar: Sie ist auf einer Wahlkampfveranstaltung der Grünen, auf der Bühne steht Habeck und hält eine Rede. Der grüne Schriftzug, der sich in ihrer Brille spiegelt, wird klarer. „Seit der Wahl sprech ich ein allererstes Mal mit meinen Freunden darüber, wo es uns hinzieht, falls das in ein paar Jahren hier dann wirklich eskaliert. Doch solang kämpfe ich, dass es gar nicht erst passiert.“

Oma darf nicht nur in die Row Zero vor die Absperrung, um Habecks große Rede zu hören. Zum Schluss darf sie sogar noch hinter die Bühne und ihn persönlich treffen. Als ob dieses Video nicht schon genug an Klischees, Tränendrüsendrückerei und Theatralik geliefert hätte, endet es damit, dass Omi Robert herzlich in die Arme schließt. Er bückt sich zu ihr herunter und umarmt sie fest zurück. In seiner Zeit als Teilzeit-Altenpfleger hat er viel fürs Leben gelernt. 

Sie trennen sich wieder und schauen sich lächelnd in die Augen, noch bevor sie sich erneut umarmen, wird auf das Bild der Schriftzug „AM 23. FEBRUAR ENTSCHEIDEN SIE“ gelegt, während die Gitarre im Hintergrund die Ballade ausklingen lässt. Mit den auslegungsbedürftigen Worten „Ein kleines Zeichen in diesen Zeiten“ hatten die Grünen das Video ansonsten kommentarlos am Sonntag auf ihren Social Media Accounts gepostet. Pünktlich zum Holocaust-Gedenktag und parallel zum Grünen-Programmparteitag lässt die Partei ihre Wählerschaft mit der großen Mission zurück, mit nur einem Kreuzchen gleichzeitig die Welt vor der Klimakrise und zusätzlich noch Deutschland vor dem Wiederaufkommen der Nazis zu retten. 

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Man könnte denken, dass dieses Lied eigens für die Grünen geschrieben wurde, doch die passende Erwähnung des Küchentisches muss Zufall sein oder auf einer Inspiration vonseiten der Grünen beruhen, denn der Sänger veröffentlichte sein Lied „Oma“ schon im letzten August in seinem Album „Mut“. Der NDR lobte ihn in einem Beitrag danach als schön provokanten Newcomer. In seinem Lied „Partisanen“ aus dem gleichen Album singt er von brennenden blauen Fahnen mit rotem Pfeil, eine nötige Maßnahme, um Bücherverbrennungen zu verhindern. Der Kampf gegen den Nationalsozialismus ist ein beliebtes Thema in seinen Liedern. 

Wie passend also. Auch passend, dass Habeck am Holocaust-Gedenktag einen Gastbeitrag im Tagesspiegel platziert hat. Er setzt sich offen mit der NS-Vergangenheit seiner eigenen Großväter auseinander und dass ihn das in seinem eigenen politischen Aktivismus geprägt hat. „Wer sich mit dem Weg der Deutschen in den Nationalsozialismus beschäftigt und einen Blick auf die Folgen wirft, die Gesichter der Opfer sieht, das Echo ihrer Stimmen hört, der wird davon in die Pflicht genommen – als Mensch, der Menschen sieht.“ Wirklich auf den Schutz von Juden bezogen ist seine Lehre nicht wirklich. 

Er schreibt zwar von Antisemitismus auch „von Jugendlichen aus Flüchtlingsfamilien, geprägt durch antisemitische Vorurteile, die in ihren Herkunftsländern präsent sind“. Doch das bezieht er nur auf Holocaust-Leugnung. Seine zahlreich durch Stilmittel ausgeschmückten Sätze bleiben pauschal und grundsätzlich. Kein Wort von Juden, die heute nicht mehr mit Kippa oder Davidstern auf deutschen Straßen sicher sind. Auf den letzten Drücker vor der Wahl lassen die Grünen von ihrem vermeintlichen, inhaltsfokussierten Zuhör-Wahlkampf ab und erpressen die Wählerschaft mit ihrer Geschichte und der Instrumentalisierung der Opfer von Auschwitz. Wähle mich, oder es wird hier noch einmal richtig eskalieren. Wähle mich oder du hast nichts aus dem Holocaust gelernt. 

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