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EU-Skeptiker

Wahlen in Tschechien: Großer Sieg für Populist Babiš

Bei der Parlamentswahl in Tschechien hat die EU-kritische Partei ANO des früheren Premierministers Andrej Babiš mit 36 Prozent den Wahlsieg errungen. Das Parteienbündnis des aktuellen Ministerpräsidenten Petr Fiala kommt auf 22 Prozent.

Babiš bei der Wahl: Der kontroverse Politiker könnte mit 71 Jahren bald wieder tschechischer Ministerpräsident werden. (IMAGO/Anadolu Agency)

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„Wir haben noch nicht gesiegt, lasst uns das Ende der Auszählung abwarten“, sagt Andrej Babiš zum tschechischen Nachrichtensender ČT24, als um 16 Uhr gut zwei Drittel der Stimmen der tschechischen Parlamentswahl ausgezählt sind. Doch dabei handelt es sich wohl um übertriebene Vorsicht, denn was sich auf den Prognosebildschirmen abzeichnet, ist nichts anderes als ein Erdrutschsieg für Babiš und seine Partei ANO.

Es ist in der Tat ein gewaltiger Erfolg für den 71 Jahre alten Babiš, der 2021 die Wahlen und damit auch das Amt des Ministerpräsidenten knapp verloren hatte. Trotz Korruptionsvorwürfen und einer ganzen Reihe anderer Kontroversen gelang es ihm, das Parteibündnis Spolu (auf Deutsch „Gemeinsam“) des aktuellen Amtsinhabers Petr Fiala zu schlagen. Es ist somit wahrscheinlich, dass er bald in das Amt des Ministerpräsidenten zurückkehren wird.  

Bei der Parlamentswahl am Freitag und Samstag waren rund 8,3 Millionen Tschechen aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Die Wahlbeteiligung war mit rund 68 Prozent höher als bei der letzten Wahl vor vier Jahren. Babiš‘ Partei ANO kann ihren Stimmanteil im Vergleich zu 2021 um fast 9 Prozent steigern, während ihr größter Kontrahent, das zentrische Parteienbündnis Spolu, welches momentan die Regierung stellt, von 27,8 Prozent auf nur 22 Prozent absinkt.

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Der Grund für dieses schwache Ergebnis der aktuellen Regierung liegt in der angespannten wirtschaftlichen Lage im Land seit der Corona-Pandemie und dem Krieg Russlands gegen die Ukraine. Zwar war die wirtschaftliche Entwicklung Tschechiens seit dem Ende des Sozialismus durchweg positiv, doch seit 2020 stagniert das Wachstum. Zudem wird die Regierung außenpolitisch als schwach wahrgenommen und auch die fehlende Erhöhung der Sozialleistungen angesichts der Inflation sorgt für Unmut.

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Vergleichsweise erfolgreich schnitten hingegen die liberalkonservative Partei STAN, die 10,7 Prozent der Stimmen erzielte, sowie die rechte SPD ab, die mit 8,2 Prozent allerdings ihren Erfolg in der letzten Wahl nicht wiederholen konnte. Die SPD fordert unter anderem ein Verbot des Islams in Tschechien, sowie ein härteres Durchgreifen gegen kriminelle Roma-Banden und eine striktere Beschränkung der Migration. Die Partei AUTO, welche die Interessen der Autofahrer vertritt, schaffte überraschend den Einzug ins Parlament mit beachtlichen 7 Prozent.

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Eine dieser drei Parteien könnte unter Umständen zum Koalitionspartner von ANO in der kommenden Regierungsbildung werden, womit sie für Babiš zum Königmacher würde. Eher unwahrscheinlich ist es, dass es Spolu trotz der Verluste an der Wahlurne schafft, eine Koalition zu bilden. Dies würde die Kooperation von STAN und der linksliberalen Piráti, sowie die des pro-russischen kommunistischen Parteienbündnisses „Stačilo“ erfordern, welches rund 4,5 Prozent erzielte und voraussichtlich nicht ins Parlament einziehen wird.

Andrej Babiš und seine Partei ANO, die er 2011 gegründet hatte, hatten im Wahlkampf vor allem auf Kritik an der Europäischen Union gesetzt, sowie niedrigere Steuern und höhere Renten gefordert. Damit findet ANO insbesondere bei Rentnern Anklang, die einen großen Teil ihrer Wähler ausmachen. Auch im Norden Böhmens und im „Ruhrgebiet Tschechiens“, der Region Mähren-Schlesien ganz im Osten des Landes, ist die Partei sehr erfolgreich.

Auch das Zurückfahren der Hilfen für die Ukraine war Bestandteil des Wahlkampfes von ANO. Knapp die Hälfte der Tschechen empfindet die Unterstützung, die ihr Land für die Ukraine leistet, als zu hoch. Die andere Hälfte der tschechischen Bürger findet die Hilfen, welche die Ukraine aus Tschechien erhält, für angemessen oder noch zu niedrig. Es ist eine Spaltung, die sich auch in vielen anderen Fragen durch die tschechische Gesellschaft zieht.

Außenpolitisch nähert sich Babiš damit den Regierungen von Robert Fico in der Slowakei und Viktor Orbán in Ungarn an, die ebenfalls auf EU-Skepsis setzen und die Unterstützung der EU kritisieren. Das Parteienbündnis Spolu setzt hingegen auf eine EU-freundliche Politik und will die Unterstützung der Ukraine fortsetzen, genau wie die liberalkonservative Partei STAN und die linksliberalen Piráti.

Andrej Babiš wurde als Sohn eines Diplomaten der Tschechoslowakischen Kommunistischen Partei geboren und verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Paris und Genf. In den 1990er Jahren übernahm er die Kontrolle über das Unternehmen Agrofert, welches er in den darauffolgenden Jahrzehnten zu einem der größten Unternehmensgruppen Tschechiens mit einem Umsatz von rund fünf Milliarden Euro ausbaute.

Neben verschiedenen Korruptionsvorwürfen und einem jahrelangen Rechtsstreit um seine Nennung als inoffizieller Mitarbeiter der tschechoslowakischen Staatssicherheit in den 1980er Jahren wird Babiš auch häufig politischer Opportunismus vorgeworfen. So richte er seine politische Einstellung gerne nach aktuellen Meinungsumfragen aus und vertrete mal rechte, mal linke Standpunkte, je nachdem, was in der tschechischen Bevölkerung gerade populär ist.

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62 Kommentare

  • Vernünftige Lichtblicke, es wird ein bisschen heller.

    • Bin gespannt, was sich die EU-Spitze zu diesem “ vernünftigen Lichtblick“ einfallen lässt— um wieder für Schatten zu sorgen.

  • Die Windrichtung ändert sich 👍😊😊😁
    Zwar langsam aber stetig.

  • Hat die EU den Wahlkampf bereits wegen russischer Einmischung diffamiert und das Ergebnis für ungültig erklärt oder dauert es noch bis nach dem Wochenende?

    • Die überlegen noch wie sie es Begründen, kommt sicher noch 😁

      • So einfach wie mit den Rumänen hätte es die EU-Mafia mit den Tschechen nicht.

        18
    • Russische Drohnen kämen aus Tschechien. Eine Russland freundliche rechtsextremistische Partei bei Wahlen vorne; EU-Wahlbeobachter vermuten massive Einmischung aus Russland.

  • Das wird VdL nicht akzeptieren. Jede Wette.

  • Super! 👍👍👍👍👍👍

  • Die EWG muß wieder her, ansonsten muß die EU ganz weg . . . langsam aber sicher gibt es genug Befürworter eines Richtungswechsels der Politik in der EU

  • Tja, die tschechische als auch die ungarische Bevölkerung ist schlauer als die Deutsche!

    • abwarten, ob 2026 die ungarn nicht auf den smarten, jungen EU-zoegling peter magyar hereinfallen.
      die chancen stehen recht gut fuer ihn.

      -15
      • Es geht nicht mehr um „Jung, smart, schön, …“. Jetzt geht es ans Eingemachte. Die Wähler lassen sich nicht mehr so einfach blenden. Da ist der Osten weiter; hoffe ich zumindest.

        9
  • Populist? Also Demokrat.

    • Finde ich auch ganz schön übel, dass Apollo ihn gleich in bestem Linkssprech als ‚Populisten‘ madig macht.

  • Hört sich gut an 👍

  • Das ist sehr ermutigend, da immer mehr Menschen unabhängig denken und wählen. Leider ist das bei uns noch nicht ausreichend, da viele ÖRR-Konsumenten durch linke Staatspropaganda beeinflusst werden. Herzliche Grüße und Glückwünsche nach Tschechien und seinen Wahlsiegern, den Bürgern..
    🍾

  • Ab wann bekommt man die Auszeichnung „Populist“?
    Was muss man dafür tun?
    Könnte man den Begriff nicht besser durch „volksnah“ ersetzen?

    Oh, plötzlich klingt die Melodie ganz anders………. 🙂

  • Links ist vorbei, gut für Europa, schlecht für UvL.

  • mittlerweile bei 38 % und die Regierungsparteien gesamt bei ca,20%

    Quelle: Berliner-Zeitung

  • Uiuiui diese Wahl muß rückgängig gemacht werden 🤣🤣🤣

  • Sehr schön, es werden immer mehr – ich beglückwünsche die Tschechen

  • „Populist“ ???

    • Ja, das sind die Politiker, die den Bürgern zuhören.

      • @Flachwitz: Ich glaube eher, daß der Kanzler der zweiten Wahl nicht wegen seines Vermögens unbeliebt ist. Es sind sicherlich seine vollmundigen Reden vor der Wahl, z.B.: Schuldenbremse, links ist vorbei, Stromsteuer, die unbeantworteten 551 Fragen, usw.

        1
      • Den Merz hasst Ihr, weil er Euch zu reich ist, aber Milliardärde liebt Ihr. Habt Ihr eigentlich keinen Kompass?

        -17
    • Merz ist nicht reich, er ist der Dackel des Finanzkapitals.
      Reiche hingegen sind eher unabhängig und glaubwürdig.

      • @fFachwitz: Ist doch schön, daß wenigstens Sie einen Kompass haben, sieht man ja auch an den „Daumen“

        -1
      • Ach, interessant, es gibt also Reiche und Reiche. Und dann gibt’s auch noch die Reichen, die ihren Reichtum mit Hilfe von EU-Subventionen erwirtschaftet haben.
        Ich sag’s doch, Ihr habt alle miteinander keinen Kompass.

        -4
  • Insgesamt zeigt sich, das Europa immer mehr von Links- u. Rechtspopulisten getrieben wird. In Frankreich sind die Reichen die bösen, im Osten setzt man auf Steuersenkungen und Russland, aber halt in Polen geht das nicht wie in Ungarn, etc. Also mit Europa hatte ich mir eine Zukunft vorgestellt, nicht ein Theater.

  • und warum wird ein Konservativer EU Kritischer Politiker bei AN seit neuestem als „Populist“ bezeichnet??

    • Weil es zutrifft. Was ist daran auszusetzen? Was genau bedeutet „Populist“?

  • Warum schreiben sie Populist? Ist jeder der nicht pro EU und für den Krieg Populist?

    • Natürlich!

  • Soso ein Verbot des Islams. Ideen haben die Leute.

    • Wäre für ganz Europa dringend nötig.

  • Populist?Was ist denn mit AP los?Populisten hat Deutschland massenhaft,z.B.Merz…..

  • Ein guter Tag für unseren KONTINENT EUROPA! Herzlichen Glückwunsch✨️
    Ein schlechter Tag für dieses gruselige Gebilde, das sich EU nennt….
    Weiter so!!!!

    • Der Mann war schon mal im Amt. Die EU hat’s damals überlebt und wird es auch jetzt. Also, was soll’s?

  • „Populist“?
    Seit wann beteiligt sich Apollo-News an der Diffamierung von Politikern, die dem Volk eine Stimme geben?
    Oder meint Apollo-News mit „Populist“ solche Politiker, die die Menschen mit hohlen, nichtssagenden Phrasen einfangen wollen? Der Klassiker: „Wir schaffen das“.
    Aber zu denen gehört Babis nicht.

  • Möge so etwas auch in Deutschland passieren.
    Am besten schon gestern.
    Opposition: 40 % (absolute Mehrheit).
    Der Rest oder höflicherweise ausgedrückt die SED bei irgendetwas, Komma null.
    Dann hat man die Qual der Wahl.
    Demokratie zu akzeptieren oder das Land in den Bürgerkrieg zu befördern.
    Der Tag X kommt. Unausweichlich und auf die scheinheiligen Demokraten bin ich dann gespannt.
    Bisher spricht rein gar nix dafür, dass die Machthaber ihren fetten Posten räumen werden.
    Never.

    • Mich würde nicht wundern, wenn die EU-freundlichen Parteien bei den nächsten Wahlen, über 90 % der Stimmen bekommen würden; alles Briefwähler.

    • Und Sie glauben, wenn so ein Ergebnis zustande gekommen sei, die Kartellparteien akzeptierten das dann so nolens volens, wo sie sonst keine Gelegenheit verstreichen lassen, die Opposition wegzubeißen, wo es nur geht – mit allen legalen und halblegalen Mitteln?

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