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Thüringen

Wagenknecht: Abhängigkeit von Linkspartei sei „Fehler“ – offen für Zusammenarbeit mit der AfD

Es sei ein „Fehler“, dass sich die thüringische Regierung an die Linkspartei „gekettet hat“, sagt Sahra Wagenknecht – und zeigt sich offen für eine Zusammenarbeit mit der AfD. Die Partei würde künftig die Union überholen – auch im Bund.

Sahra Wagenknecht hofft weiter auf den Einzug in den Bundestag.

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Sahra Wagenknecht führt das Scheitern ihrer Partei bei der Bundestagswahl auf die parteiinternen Differenzen im thüringischen Landesverband zurück. Schon länger ist bekannt, dass die BSW-Gründerin mit der Regierungsbeteiligung des Bündnisses nicht sonderlich zufrieden ist – jetzt hat sie die Minderheitsregierung in Thüringen für die Einbindung der Linkspartei kritisiert.

Gegenüber Table.Media monierte Wagenknecht die instabile Konstellation in Thüringen, bei welcher CDU, SPD und BSW auf 44 von 88 Sitzen im Landtag kommen und auf die zwölf Abgeordneten der Linken angewiesen sind. Es sei ihrer Ansicht nach ein „Fehler“ gewesen, dass sich die Koalition nur an die Linke „gekettet hat, statt auch mit wechselnden Mehrheiten zu regieren“.

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Wagenknecht nennt den Namen der AfD hier zwar nicht wörtlich, aber da sie einerseits über die Migrationspolitik spricht und außerdem neben den bereits genannten vier Parteien nur noch die AfD im Landtag vertreten ist – übrigens mit 32 Sitzen als stärkste Fraktion –, wird deutlich, dass die BSW-Gründerin sich eine Zusammenarbeit mit der AfD durchaus vorstellen könnte.

Das betonte sie wenig später noch einmal – und übte dennoch auch Kritik an der Oppositionspartei. Die Brandmauer würde die AfD davor bewahren, in Regierungsposition zu kommen – „weil sie nie in die Lage kommt, irgendwo etwas mitentscheiden zu müssen und dadurch kann sie sich eben als lupenreine Protestpartei weiter profilieren“, monierte Wagenknecht.

„Faktisch ist es so, dass die AfD hinter der Brandmauer immer stärker geworden ist und die CDU eigentlich das historische Versäumnis hat, dass sie nicht zu einer Zeit mit der AfD sogar koaliert hat, als die AfD noch eine relativ konservative Professoren-Partei war.“ Die Situation, dass sich die CDU für oder gegen eine Koalition mit der AfD entscheiden könne, würde es bald nicht mehr geben, weil die AfD die Christdemokraten in den Ländern immer deutlicher überholen wird, erklärte Wagenknecht weiter.

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Für Thüringen entstünde durch die Brandmauer die Situation, dass die Regierung und damit auch das BSW immer gemeinsame Sache mit der Linken machen muss. Dagegen hat die Landesvorsitzende der Wagenknecht-Partei, Katja Wolf, offenbar nichts einzuwenden – der von ihr eingeschlagene Kurs wurde von Wagenknecht jedoch selbst immer wieder kritisiert. Die Bundesvorsitzende soll sogar versucht haben, in interne Abstimmungen in dem Landesverband einzugreifen (mehr dazu hier).

Gegenüber Table.Media machte Wagenknecht diese interne Krise dann auch für das schlechte Abschneiden des BSW bei der Bundestagswahl verantwortlich. Die Partei war mit nur 9.500 Stimmen am Einzug in den Bundestag gescheitert. Zuvor hatte Wagenknecht ihre politische Zukunft offengelassen – an eine Parteiauflösung denkt sie jetzt aber nicht.

Würde sich jede Partei nach einem gescheiterten ersten Wahlantritt wieder zurückziehen, dann „gebe es in Deutschland so gut wie keine Parteien, weil es gab bisher noch keine neu gegründete Partei, die es beim ersten Mal geschafft“ hat, erklärte die ehemalige Linken-Politikerin.

Tatsächlich schien das BSW lange Zeit die erste Partei zu sein, der das gelingen könnte, stürzte kurz vor der Bundestagswahl aber auch in den Umfragen teilweise auf unter fünf Prozent ab – vor einem Jahr war es noch das Doppelte. Umso bemerkenswerter waren die Ergebnisse bei den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg im September, wo die Partei jeweils drittstärkste Kraft werden konnte.

Das Scheitern bei der Bundestagswahl hat die Partei dennoch nicht verkraftet – geschweige denn akzeptiert. „Es gab ziemliche Unregelmäßigkeiten“ und „nach aller statistischen Wahrscheinlichkeit haben wir tatsächlich mehr als die 9.500 Stimmen, die uns offiziell fehlen“, meinte deshalb Wagenknecht. Gefragt, wie sie diese „statistische Wahrscheinlichkeit“ begründe, erklärte die Parteigründerin, es habe in vielen Wahlkreisen Auszählungsabweichungen gegeben, die auch in Teilen überprüft und korrigiert wurden – aber eben bei weitem nicht bundesweit.

Den Umgang mit der Wahlprüfungsbeschwerde empfindet sie währenddessen als „befremdlich“ – tatsächlich konnte die Partei bislang weder vor dem Bundesverfassungsgericht noch vor dem Ausschuss für Wahlprüfung des Bundestages einen Erfolg verbuchen. Letzterer vertröstete das BSW auf einen Wahlausschuss, der erst noch durch den Bundestag eingerichtet werden muss (mehr dazu hier).

Auf dem Parteitag im November möchte die Partei die lange angekündigte Namensänderung vollziehen. Das Akronym BSW soll bestehen bleiben, Wagenknechts Name jedoch nicht mehr sinnstiftend sein. Zu möglichen neuen Bezeichnungen wollte die Politikerin noch keine Angaben machen. Ob Wagenknecht die Wende mit einem neuen Namen, neuen Arbeitsgruppen in der Partei und einer geplanten Jugendorganisation dann schaffen und sich bundesweit etablieren kann, ist im Moment jedoch alles andere als sicher.

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73 Kommentare

  • Zu spät
    Zu spät
    Leider viel zu spät

    117
  • Ich halte Frau Wagenknecht für eine intelligente Frau. Aber das hätte sie vorher wissen können. Ich weiß nicht in welcher Blase sie sich vor dieser Erkenntnis bewegt hat. Aber es war die Falsche.

    111
  • Na, da hat Frau Wagenknecht etwas wegweisendes verstanden. In Thüringen, wie im Bundestag ist es eine bodenlose Frechheit, gegen den Wählerwillen, Politik mit dem Linken zu machen oder sich von denen tolerieren zu lassen. Das hatte der Wähler einfach nicht gewählt.

    107
  • Ich traue ihr nicht, sie hat gelogen, und gleich nach der Wahl der AFD eine Absage gegeben. Sie sieht nur ihre Felle schwimmen und es ist ein klärglicher Versuch, zu retten, was zu retten geht. Einmal Erzkommunistin, immer Erzkommunistin. Die BSW war eh nur eine Pufferpartei, damit die AFD nicht noch mehr Stimmen bekommt.

    Sie soll sich um Habeck kümmern und dafür sorgen, dass seine Imunität aufgehoben wird, da macht sie was sinnvolles.

    131
  • Wer sich noch nicht einmal „den Namen der AfD hier zwar nicht wörtlich“ nennen traut, dem kann man auch nur ein SEHR bedingtes Vertrauen aussprechen.
    Wagenknecht ist hochintelligent, aber sie sollte Tacheles reden UND dazu stehen.
    Mit ihrem Tangotanz zwischen den Stuehlen verbrennt sie ihre Glaubwuerdigkeit komplett.

    72
  • Die AFD agiert nicht als lupenreine Opposition sie ist eine lupenreine Partei.

  • Was die Vorhersage von Frau Wagenknecht anbetrifft, die AfD werde die CDU/CSU überflügeln, so pfeifen das die Spatzen von den Dächern, da braucht man kein Hellseher zu sein. Die Kurve kriegt Frau Wagenknecht durch ihre zarte Annäherung an die AfD trotzdem nicht. Dafür ist dieses Manöver zu durchschaubar.

  • Als erste vertrauensbildende Maßnahme könnte Frau Wagenknecht diese merkwürdige thüringische ‚Wahlverlierer- Koalition‘ verlassen und eine ‚Koalition des eindeutigen glasklaren Wählerwillen‘ bilden. Dann erst könnte man Frau Wagenknecht vertrauen!

  • Zur Erinnerung: ähnlich versöhnlich klang sie bereits vor der Thüringen Wahl, um dann die Wolf im Schafspelz da hin zu setzen.

  • Tja liebe Sahra, die Einsicht ist zwar richtig, kommt für das BSW aber wohl zu spät.

  • Darüber hätte sie früher nachdenken und rechtzeitig eingreifen sollen.

  • Und Gott sprach, es könnte schlimmer kommen und es kam schlimmer.

    -16
  • Ach ja, jetzt mit einem mal… Sorry, aber einer Wagenknecht traue ich nicht über den Weg.

  • Ich kann sie mir in der blauen Partei auch gut vorstellen. Dann gibt es zwei kluge Frauen dort, die zudem gut angezogen sind und sich sehr gut artikulieren können. Ganz anders als die Frauen an den Spitzen anderer Parteien

  • Passt indirekt dazu! Unter anderem die Wählerwanderung. Das müsste eigentlich „Wählersprünge“ heissen, weil die so fix und flexibel sind.
    Einfach wieder klasse gemacht.
    .
    DAS IST JA GEWALTIG, WIR SIND SCHOCKIERT

    https://www.youtube.com/watch?v=3luKLZzkfYs

  • und täglich grüßt das Murmeltier…
    ähnliches hat die Dame auch vor den letzjährigen Landtagswahlen geäußert. 🥱🥱🥱

  • Man kann von Sahra Wagenknecht halten was man will.

    Eines kann mir aber nicht absprechen: Gespür für politische und gesellschaftliche Stimmungen.

    Sie ist eine kluge Frau.

    Das kann man nicht von vielen amtierenden Politikern (m, w. d) behaupten.

    6
  • Noch etwas grundsätzliches:

    Sahra Wagenknecht ist eine der wenigen auf der linken Seite der Politik, die weiß, dass es keinen Sozialstaat ohne Nationalstaat/bzw. souveränen Staat geben kann.

    Das spricht sie auch deutlich aus.

    Ansonsten sollten diejenigen die darauf setzen, dass die übriggebliebene Linke soziale Standards oder ähnliches setzt, mal durchdenken was passiert (vor allem für die ärmeren Teile unserer Bevölkerung) wenn sich die „no borders – no nations“-Fraktion durchsetzt.

  • Dann mal schön krachen lassen liebe Frau Wagenknecht. “ Bedenke, auch Du bist nur ein Mensch “ Halten Sie den Gegenwind, der dann über Sie kommen wird auch aus?

  • Ich freue mich für die AfD und für BSW, dass sich da eine Zusammenarbeit anbahnt. Man könnte ja zaghaft anfangen und später sogar die Regierungsverantwortung übernehmen.

    Joachim Datko – Ingenieur, Physiker – Regensburg – AfD-Stammwähler

    23
  • Selbst das BSW will mit den ehemaligen Mauerschützen und ihrer Partei nichts mehr zu tun haben?

  • Wagenknecht hat einen wichtigen Punkt getroffen, der selten erwähnt wird. Zu Beginn hatte die AfD keinerlei extremistische Merkmale. Die CDU beschloss schon damals, eine Brandmauer zu errichten, um dann die aktuelle Brandmauer mit einer ‚Radikalisierung‘ der AfD zu rechtfertigen. Das ist absolut inkohärent mit der Entscheidung, sie von Anfang an auszugrenzen.

  • Ich stimme ihr zu. Das Problem ist ganzheitlich, weder liberale noch sozialdemokratische Positionen werden von den Altparteien vertreten. Konservativ sucht man sowieso vergeblich. BSW hätte als Ergänzung des normalen politischen Spektrums eine Chance gehabt. nämlich bei den Wählern, die wollen das Deutschland ein Sozialstaat bleibt, aber auch wissen, dass Sozialstaaten nur mit geschlossenen Grenzen funktionieren können.

  • Frau Wagenknecht hat gesagt sie würde nicht mit der AFD zusammenarbeiten und jetzt das?

  • Dann sollte sie darauf drängen, dass ihre Partei die Regierung in Thüringen verlässt. Und sich zur AfD bekennen….

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