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„Die 100“

Verstörende Spielshow: ARD drängt 100 Teilnehmer zur Positionierung gegen die AfD

„Ist die AfD eigentlich ein Problem?“, fragte die ARD in der Sendung „Die 100“. Die genutzten Argumente bestehen dann aus kontextlosen Aussagen von AfD-Politikern und auch die Deportationslüge wird geäußert, um Stimmung gegen die AfD zu machen.

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„Die 100“ ist ein neues Format der ARD. Am Montag beschäftigten sich die Moderatoren mit der Frage „Ist die AfD eigentlich ein Problem?“ – mit verstörenden Inhalten.

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„Ist die AfD eigentlich ein Problem?“ So lautete der Titel der ARD-Show „Die 100“ am Montagabend, bei der 100 Bürger ihre Standpunkte zu verschiedenen Themen offenbaren sollten. Das Konzept stellt ein Novum bei den Rundfunkformaten dar: Durch spielerische Einbindung in eine Debatte werden die Teilnehmer indirekt gezwungen, sich zu positionieren – vor allem gegen die AfD. Nachdem im Intro der Sendung noch einigermaßen ausgeglichene Stimmen zur AfD zu hören waren, überraschte die ARD dann mit tendenziösen Fragestellungen. Auch die Behauptung, rechte Kräfte würden die Abschiebung von deutschen Staatsbürgern planen, wird wieder bedient.

Das Konzept der Sendung besteht aus zwei Gegenpolen. Präsentiert werden diese von den Moderatoren Anna Planken, die dafür einstehen soll, dass die AfD kein Problem darstellt, und Tobias Krell, der die gegenteilige Position einnimmt. Im Verlauf der Sendung werden verschiedene Themen angerissen und debattenähnlich aufgerollt, Experimente durchgeführt und Meinungsbilder der Teilnehmer eingefangen.

Während Planken relativ seriös durch die Sendung führt, gesellschaftlich zurzeit relevante Punkte wie Migration entschieden anspricht und nachvollziehbar präsentiert, fällt Krell mit seinen Standpunkten immer wieder auf. So zum Beispiel während der Abhandlung über die These „Die AfD ist rassistisch und ausgrenzend“.

Es werden mehrere kurze Ausschnitte aus Reden von AfD-Politikern eingespielt, die allesamt migrationskritisch und rhetorisch durchaus heftig sind. „Ich glaube, es ist schwer dagegen zu argumentieren, dass in diesen paar Sätzen schon eine ganze Menge Abwertung, Ablehnung, auch Hass drinsteckt“, meint der Moderator. So würden etwa Muslime infolge eines Terrorangriffs unter Generalverdacht gestellt werden. Und diese „Verallgemeinerungen“ seien eine Gefahr für die Gesellschaft, behauptet Krell.

Als Argument nutzt der Moderator dann auch ein von der Jungen Alternative Brandenburg entwickeltes Online-Spiel, bei dem es darum geht, je drei gleiche Symbole – Regenbogenflaggen, Lastenfahrräder, Messer, aber auch schwarze Personen und andere Menschen – in eine Reihe zu bringen. Belohnt wird das mit einem steigenden Punktestand und ausgewählten Audioeinspielern: Werden drei schwarze Personen in eine Reihe gebracht, ertönt beispielsweise der Satz „Abschieben“.

AfD-Mitglieder und -Politiker „scheinen das ja tatsächlich ernst zu meinen und wollen wirklich hunderttausende, vielleicht Millionen Menschen aus unserem Land entfernen“, behauptet Krell daraufhin. Er bezieht sich damit nach eigenen Aussagen auf das „Geheimtreffen“ von Potsdam, aus dem durch den Correctiv-Bericht „Geheimplan gegen Deutschland“ der Mythos hervorging, rechte Kräfte planten die Abschiebung von Millionen deutscher Staatsbürger.

Als Beweis führt Krell einen Beitrag von René Springer, dem Vorsitzenden des AfD-Landesverbandes in Brandenburg, an. „Wir werden Ausländer in ihre Heimat zurückführen. Millionenfach. Das ist kein Geheimplan. Das ist ein Versprechen“, heißt es da. Springer hatte den Beitrag an dem Tag veröffentlicht, als die Correctiv-Recherche für massive Empörung sorgte.

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„Aber die AfD geht noch weiter“, meint Krell dann. Die Partei würde auch „Deutsche in verschiedene Klassen“ unterteilen – als Beweis wird eine Rede von Björn Höcke aus November letzten Jahres während einer Pegida-Veranstaltung in Dresden gezeigt. In dieser sprach Höcke auch über die Identität der Deutschen.

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Dazu sagte der AfD-Politiker: „Schaut euch ins Gesicht. Sprecht miteinander. Hört euch zu. Nehmt euch wahr. Begegnet euch und glaubt mir, wenn es hart auf hart kommt, dann werden wir uns erkennen. Dann werden wir uns finden. Dann sind wir das, was wir immer waren: treu und deutsch und eine Gemeinschaft, die die Zukunft erkämpfen wird.“

Dass Höcke die hier lebende Bevölkerung in verschiedene „Klassen“ unterteilt, ist anhand dieser Worte nicht eindeutig erkennbar. Krell lässt die Teilnehmer dennoch einen Versuch durchführen: „Die 100“ sollen sich „ins Gesicht“ schauen – wie Höcke es sagte – und versuchen, ob es dadurch möglich ist, zu erkennen, „wer treu und deutsch ist und wer nicht“, erklärt der Moderator.

Krell nimmt Höcke beim Wort, geht offensichtlich davon aus, dass sich der Satz „Schaut euch ins Gesicht“ auf das Erkennen von Herkunftsmerkmalen bezieht. „Das ist Rassismus, das ist Ausgrenzung, und das ist keine Frage: Natürlich ist das ein Problem für die Demokratie“, stellt Krell fest. Von den Teilnehmern erhält er dafür Applaus.

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Ähnlich insinuierend geht Krell auch während seines Vortrags zur These „Die AfD beschädigt den gesellschaftlichen Diskurs“ vor. Weil es in diesem Themenbereich „auch um Fakten“ geht, leitet Krell ein Quiz ein. Die erste Frage lautet: „Wer ist schuld am Klimawandel?“ Die Antwortmöglichkeiten sind einfach, fast schon infantil gehalten: „Die 100“ müssen sich zwischen dem Menschen, der Sonne und dem Mond entscheiden. Fast alle Teilnehmer entscheiden sich für die erste Variante. Aufgrund der simplen Antwortmöglichkeiten ist es fast unmöglich, eine andere Position einzunehmen, ohne einem sozialen Druck ausgesetzt zu sein. Das zeigt sich auch in Krells weiteren Ausführungen.

Seinen Punkt untermauert der Moderator mit einer Einblendung eines Interviews von Thilo Jung mit Beatrix von Storch. In diesem kurzen Ausschnitt meint die AfD-Politikerin, die Sonne habe den Einfluss auf die Ozeane. Diese Darstellung ist vermutlich absichtlich überspitzt, um die Position der AfD zu bestärken: In weiten Teilen der Partei wird der Klimawandel nicht ausschließlich, wenn überhaupt, auf den Menschen zurückgeführt. Neben dem anthropogenen Klimawandel gehen zahlreiche Politiker der Partei von einem größeren Effekt des natürlichen Klimawandels aus.

Zahlreiche klimapolitische Standpunkte der AfD werden deshalb immer wieder kritisiert. Auch von Krell. Der Moderator geht aber sogar so weit, zu erklären, die AfD „greift mit sowas halt unser Verständnis von Wahrheit und Wissenschaft an“. Und wenn daraus resultierend irgendwann nur noch Meinungen statt Fakten existieren würden, dann könne man künftig nicht mehr „vernünftig miteinander sprechen und diskutieren“, schlussfolgert Krell.

Es folgt eine zweite Frage zu einem anderen Thema: „Wie schützt man seine Kinder?“. Die Antwortmöglichkeiten: Mit Fahrradhelmen, gutem Kinderfernsehen oder dem Hitlergruß. Letzteres leitete Krell aus einem AfD-Wahlplakat des Brandenburger Politikers Wilko Möller ab, bei dem Eltern mittels ihrer Arme ein Dach über den Köpfen ihrer Kinder bilden – der Mann streckt dazu die rechte Hand aus. Das Plakat war in der Vergangenheit bereits kritisiert worden, die AfD widersprach dem Vorwurf (Apollo News berichtete).

Für Krell ist das Plakat trotzdem ein Problem, weil die Partei dadurch die Diskursgrenzen ausweiten würde. Und wenn dadurch wiederum Fakten ihren Stellenwert verlieren, „dann funktioniert unsere Gesellschaft nicht mehr so, dann ist das gefährlich für die Demokratie.“ In seinem Schlussplädoyer erklärt der Moderator dann, genau diese Demokratie würde langsam zusammenfallen, „wenn die AfD an Einfluss gewinnt“.

Letztlich sehen nur 28 Prozent der Teilnehmer die AfD nicht als „ein Problem für die Demokratie“ (Quelle: ARD).

„Und deshalb ist die AfD schon jetzt ein Problem für die Demokratie – und zwar ganz ohne zu regieren“, schließt Krell. Obwohl Planken dagegenhält, haben seine Worte offenbar Wirkung gezeigt: Anschließend werden alle Teilnehmer zu einer letzten Positionierung aufgefordert. Zu Beginn der Sendung hielten 37 Prozent die AfD nicht für problematisch, 63 Prozent sahen eine Problematik in der Partei. Innerhalb der 60-minütigen Sendung veränderten sich diese Verhältnisse leicht: am Ende hielten nur noch 28 Prozent an der Einbindung der AfD fest. Vier Prozent zeigten sich neutral, 68 Prozent wählten Krells Standpunkte.

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