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Berlin

Störung des Weidel-Interviews nicht verhindert: Berliner Senat rechtfertigt Zurückhaltung der Polizei

Der Berliner Senat hat das zaghafte Vorgehen der Polizei gegen die Störaktion bei dem ARD-Sommerinterview mit Alice Weidel verteidigt. Doch die Erklärung wirft weitere Fragen auf – und der Senat argumentiert bisweilen zugunsten der Demonstranten.

Am 20. Juli musste sich Alice verbal gegen die Geräusche einer Demonstration durchsetzen (Quelle: Screenshot via ARD).

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Die Berliner Landesregierung hat das Vorgehen der Polizei bei der Störung des ARD-Sommerinterviews mit Alice Weidel gerechtfertigt. In einer Antwort an den Berliner AfD-Abgeordneten Marc Vallender erklärt die Senatsverwaltung, warum die Beamten am 20. Juli nicht umgehend handelten, nachdem es zu einer Lärmstörung des vor dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus geführten Gesprächs gekommen war.

Für die Polizei habe es „keine Anhaltspunkte“ dafür gegeben, dass „die nicht angezeigte Kundgebung und der Einsatz des sogenannten Adenauer SRP+ darauf abzielten, andere Versammlungen zu stören“, heißt es in der Antwort auf die Anfrage des AfD-Abgeordneten, die der Jungen Freiheit vorliegt. Denn bei dem Sommerinterview handele es sich nicht um eine Versammlung, es genieße somit keinen besonderen Schutz.

Mit „Adenauer SRP+“ ist ein umgebauter Polizeibus des Zentrums für Politische Schönheit gemeint, der vor allem durch einen Lautsprecher auf dem Dach aufgefallen ist. Durch diesen wurde das Gespräch mit Weidel über elf Minuten lang beschallt, während simultan dazu etwa 40 Menschen – unter anderem von den Omas gegen Rechts – gegen das Sommerinterview unweit des Bundestages demonstrierten.

Dabei handelt es sich hier um einen befriedeten Bezirk, in dem nur unter Auflagen demonstriert werden kann. Doch die am Spreeufer stattgefundene Kundgebung sei nicht durch die Polizei abgeblasen worden, weil sie als „spontan“ bei den eintreffenden Beamten angemeldet wurde und somit unter Artikel 8 des Grundgesetzes, der Versammlungsfreiheit, falle, so der Senat weiter.

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Eigentlich darf in befriedeten Bezirken nur demonstriert werden, wenn es das Bundesinnenministerium erlaubt. Auf Anfrage von Apollo News hatte eine Ministeriumssprecherin bereits mitgeteilt, keinen dahingehenden Antrag im Voraus erhalten zu haben. Außerdem wies sie darauf hin, dass die Versammlungsfreiheit nach Artikel 8 durch Paragraf 5 des Gesetzes über befriedete Bezirke für Verfassungsorgane des Bundes eingeschränkt wird.

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Interessant ist auch die Erklärung des Senats bezüglich des chronologischen Ablaufs des Polizeieinsatzes. Aus der ARD-Aufzeichnung ist zu entnehmen, dass die Demonstranten von Beginn des Gesprächs vor Ort waren, während der Bus erst etwa bei der Hälfte eintraf und die musikalische Beschallung auf den Text „Scheiß AfD“ bis kurz vor Ende des Interviews anhielt. Schon zuvor waren im Hintergrund jedoch Polizeibeamte zu erkennen, die etwa zehn Minuten nach Beginn des Gesprächs eingetroffen waren.

In einer Polizeimeldung sowie in der Erklärung des Senats heißt es, die Beamten hätten den Bus gegen 15.10 Uhr im Halteverbot in der Paul-Löbe-Allee festgestellt. „Der Fahrer des Busses hatte das Fahrzeug zügig verlassen, abgeschlossen und sich vom Ort entfernt“, so der Senat. Gegen 15.20 Uhr traf der Verantwortliche, der durch eine in dem Bus angebrachte Telefonnummer kontaktiert werden konnte, ein und gab an, „nicht der Fahrer zu sein und den Bus nicht bewegen zu können“.

Außerdem sei er nicht Teilnehmer der parallel stattfindenden Kundgebung. Die Polizei bat ihn daraufhin, die Beschallung einzustellen. Dem kam er gegen 15.30 Uhr nach. Dieser Ablauf passt zwar grob zu den Erkenntnissen, die visuell aus der Aufzeichnung des Sommerinterviews entnommen werden können, fraglich ist jedoch, wieso es überhaupt so weit kam und warum die Polizei nicht härtere Maßnahmen gegen den Bus traf.

„Da über den Bus Musik mit einer politischen Botschaft abgespielt und über zwei LED-Anzeigetafeln an den Längsseiten des Busses der durchlaufende Schriftzug ‚AfD-Verbot statt Sendezeit‘ angezeigt wurde, war ein Versammlungscharakter erkennbar“, heißt es dazu rechtfertigend vom Berliner Senat. Und: „Die Anwendung unmittelbaren Zwangs steht stets unter dem Vorbehalt des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes.“

Weil mit einem „unerheblichem Sachschaden am Fahrzeug“ gerechnet hätte werden müssen, wäre der Bus aufgebrochen worden, entschied sich die Polizei gegen härtere Maßnahmen. Der AfD-Abgeordnete Vallender hatte überdies in Erfahrung bringen wollen, warum die Beamten den Lautsprecher nicht zumindest beschlagnahmen und sicherstellen wollten. „Die rechtlichen Voraussetzungen für Beschlagnahmen im Sinne der Fragestellung lagen nicht vor“, heißt es aus dem Senat.

Zu guter Letzt teilte die Behörde mit, dem Berliner Verfassungsschutz lägen „keine“ Informationen zum Zentrum für Politische Schönheit vor, zu dem der Bus gehört, und die Polizei habe nicht in Kontakt mit der ARD gestanden. Der Sender selbst hatte zuletzt für weitere offene Fragen gesorgt, indem er eine Anfrage von Apollo News bezüglich der eingesetzten Aufnahmetechnik nicht beantworten wollte, ob die Umgebungsgeräusche während des Sommerinterviews heruntergeregelt worden waren (mehr dazu hier).

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87 Kommentare

  • Das ist der Senat, dem vorgeworfen wird, 100 Millionen Euro im Zusammenhang mit Sicherheitsdiensten in der Flüchtlingsunterkunft Tegel nicht ausreichend geprüft zu haben, oder?

    159
    • Man beachte die sogenannte Straffreiheitsverordnung von 1933, mit der die Nationalsozialisten nach der Machtergreifung alle die Taten straffrei stellten, die „im Kampf für die nationale Erhebung des deutschen Volkes“ begangen wurden.
      Ähnlichkeiten mit dem „Kampf gegen rechts“ sind rein zufällig und – „ohne Anhaltspunkte“

      115
    • Na bitte…
      Es geht doch! Kurzvideo. 👍
      :::
      Infostand in Tempelhof-Schöneberg
      (mit Beatrix von Storch)

      https://www.youtube.com/watch?v=2aBIEc1yaIo

      • Danke für den Link. Tolles Video!

        6
    • Der Berliner Senat, Deutschlands größter Karnevalsverein, revidiert?

  • Für die Polizei habe es „keine Anhaltspunkte“ dafür gegeben, dass „die nicht angezeigte Kundgebung und der Einsatz des sogenannten Adenauer SRP+ darauf abzielten, andere Versammlungen zu stören“

    Irrelevant:
    Im befriedeten Bereich um den Reichstag herrscht eine Anmeldepflicht für Demonstrationen.
    BefBezG
    § 1: Öffentliche Versammlungen unter freiem Himmel und Aufzüge sind innerhalb der befriedeten Bezirke nach § 1 verboten. 
    (Ausnahme: Vorherige Anmeldung und Genehmigung, geregelt in §3)
    §3:
    (1) Öffentliche Versammlungen unter freiem Himmel und Aufzüge innerhalb der nach § 1 gebildeten befriedeten Bezirke sind zuzulassen, wenn […]
    (2) […] Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat entscheidet jeweils im Einvernehmen mit dem Präsidenten oder der Präsidentin der in § 1 Satz 1 genannten Verfassungsorgane über Ausnahmegenehmigungen .[…]
    Da keine Genehmigung durch die zuständige Stelle vorlag, war die Demonstration rechtswidrig.

  • Frei nach Bärbel Bas : „Als Frau sage ich auch ganz offen, wie mit Frauen hier in diesem Land zum Teil umgegangen wird, wie sie angegriffen werden, von außen, von Netzwerken und hier an der Stelle von linken Netzwerken, das ist ein massives Demokratieproblem“,
    Dem ist nur hinzuzufügen, gilt auch für Frauen, die einer anderen politischen Meinung haben.

    • Nur wird Frau Bas das anders sehen. Das gilt nur für Frauen von „unserer Demokratie“ ™

      • Mir persönlich ist es völlig egal, was die Bas für eine Meinung hat. Jeder darf von mir aus alles sagen, ich bilde mir zu Allem eine eigene Meinung 👍🏻

        5
  • „Die Macht haben wir nun in Deutschland gewonnen, nun gilt es das deutsche Volk zu gewinnen. Der Reichspropagandaleiter der NSDAP gibt für alle Gaue folgende Anordnung bekannt:
    Der Rundfunk gehört uns! Niemandem sonst.“
    Von Anfang an ließ Reichspropagandaminister Joseph Goebbels keinen Zweifel an den totalitären Zielen der Nationalsozialisten. Wenige Wochen nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler sprach er im März 1933 zu den Intendanten und Direktoren der deutschen Rundfunkgesellschaften im Berliner Funkhaus an der Masurenallee:

    „Und den Rundfunk werden wir in den Dienst unserer Idee stellen. Und keine andere Idee soll hier zu Worte kommen.“

  • Gesinnungsstrafrecht bezeichnet eine Strafgesetzgebung, die das strafbare Unrecht und die Schwere der Strafe weniger am äußeren Tathergang und der Verletzung eines bestimmten Rechtsguts als an der Motivation des Täters festmacht. Ein Gesinnungs- oder Gedankenstrafrecht, bei dem sich die auf eine Deliktsbegehung abzielende innere Vorstellung des Täters nicht in einer äußeren Handlung manifestiert, ist mit den Grundsätzen des Tatstrafrechts unvereinbar

  • früher Freund und Helfer und dazu Bürger in Umiform, heute ruchloser
    Büttel eines antidemokratischen Regimes das seine Bürger verachtet und sich nicht scheut Gewalt und politische Justiz als Einschüchterung einzusetzen.
    (UnsereDemokratie ™ ®)

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    • So ist es. Die Begründung ist erbärmlich in ihrer Fadenscheinigkeit und eine Beleidigung für den Bürger. Vor allem für diejenigen, die morgens um sechs die Tür geöffnet bekommen und sämtliche elektronischen Kommunikationsmittel abgeben müssen.

      • Richtig. Ich sitze hier auch gerade und überlege, was ich zu so einer fadenscheinigen und dämlichen Begründung schreiben könnte. Am schärfsten ist ja der Satz „es habe keine Anhaltspunkte dafür gegeben, dass die nicht angezeigte Kundgebung und der Einsatz des sogenannten Adenauer SRP+ darauf abzielten andere Kundgebungen zu stören.“ Ja was haben die denn gedacht, dass die gleich die Campingstühle rausholen und einen Kaffeeklatsch veranstalten. Und diese Omas gegen Rechts sollen sich mal sinnvoll irgendwo einbringen. Das ist ja zum frendschämen. Bin auch eine Oma.

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    • Perfetto 👍

    • Wir brauchen diese korrupten Gerichte nicht mehr, die können alle weg, denn sie verachten das GG und das Volk!

  • Bei aller Hin – und Herschieberei der Schuld wäre eines festzustellen:
    Die ARD hätte die technischen Möglichkeiten gehabt, die „Hintergrundmusik“ zumindest in der Aufzeichnung auszublenden. Man hätte das Interview auch abbrechen und nach innen verlegen können.

    Beides ist nicht erfolgt, so dass davon auszugehen ist, dass man in der ARD nicht wollte. Insofern ist es völlig egal, ob die Polizei ihren Job gemacht hat oder nicht.
    Die ARD hätte ihren Job machen können, und sie tat es nicht.

    Das ZDF-Interview mit Tino Chrupalla, welches das Zentrum für politische Unschönheit ebenfalls zu stören beabsichtigte, verlief dank einer vorgezogenen Aufzeichnungszeit völlig ungestört und war direkt ein angenehmes Kontrastprogramm zu dem Spektakel, was sich die ARD geleistet hat.
    So kann es auch gehen.

    Hat die ARD Frau Weidel eigentlich wenigstens um Entschuldigung gebeten?
    Das wäre das mindeste.

    • Eher nicht. Aber Sie wissen ja: die Hoffnung stirbt zuletzt.

    • Von solchen Geistesproleten sollte sie keine Entschuldigung annehmen.

  • „Links ist vorbei. Es gibt keine linke Mehrheit und keine linke Politik mehr in Deutschland“, hatte Merz in München beim Wahlkampfabschluss seiner Partei gesagt.

    • Links ist vorbei. Ultralinks ist dran.

  • Benedikt Lux (Grüne), 2020: „Wir haben d. gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht. Bei der Feuerwehr, der Polizei, der Generalstaatsanwaltschaft (…). Ich hoffe sehr, dass sich d. in Zukunft bemerkbar macht.“ (am 06.06.2024 auf X)

  • Es scheint es gibt in Berlin keine Anwälte mehr die diesem Senat Einhalt gebieten kann.

  • Aber wehe man steht im Halteverbot und eine freundliche Dame vom Ordnungsamt kommt in den Minuten vorbei. Dann ist das Fahrzeug bereits nach den 20 Minuten abgeschleppt.
    Geht auch mit Bussen.

  • Verstehe ich das richtig, wenn ich auf der *richtigen* Seite stehe, darf ich beliebig Lärm machen und dabei auch noch im Halteverbot stehen? Eingegriffen wird auch nicht, weil in diesem Fall ein unerheblicher Sachschaden am Fahrzeug entstanden wäre?

  • Klingt so, als wäre die Polizei ihrem Auftrag aufgrund politischer Voreongenommenheit nicht nachgekommen. Dannmüssen personelle Konsequenzen gezogen werden.

  • Dieser ganze Linksdrall und neosozialistischen Tendenzen haben mit dem Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin begonnen und sich dann sukzessive verstärkt.

    Wegen der geschichtlichen Belastung Berlins halte ich diesen Umzug ohne vorherige Volksabstimmung für einen der größten Fehler der Nachkriegszeit.

  • Eine „spontane Anmeldung“ bei der Polizei vor Ort ist bei befriedeten Bezirken per Gesetz nicht erlaubt. Insofern zeugt diese Stellungnahme der Berliner Polizei von Unkenntnis der anzuwendenen Rechtslage.

  • Ich finde es supi, dass Tino klar und deutlich zu verstehen war!! 🤣

  • Sie können es drehen und wenden wie sie wollen… Fakt ist, dass wieder einmal anti-demokratische Kräfte aktiv die Demokratie bekämpften!

  • -Kontrolle der Medien
    -Einschränkung des Meinungskorridors (Schreib- und Sprechverbote)
    -Intensive Bespitzelung
    -Drangsalierung oder Beseitigung von Systemkritikern
    -Ausschluss und Verfolgung bestimmter Bevölkerungsgruppen
    -Unterdrückung von Demokratiebestrebungen

  • Merken Politiker und Medien immer noch nicht, dass sie mit solchen Aktionen genau das Gegenteil von dem fördern, was sie verhindern wollen⁉️

    • Also ich finds gut. Ansonsten wachen die Bürger nie auf.

  • es ist schön zu sehen, wie sich die Polizei, im Nachhinein betrachtet, haarklein an die Vorgaben hält, während man anderswo als Bürger zum Wohle des Ermittlungserfolgs oder auch zum durchsetzen konservativer moralischer Vorstellungen um seine Rechte beschissen wird, wo es nur irgend möglich ist.
    (ich verurteile das jetzt nicht, manches ist einfach nötig)

    Aus diesem Grund stehe ich diesen Aussagen auch skeptisch gegenüber.

  • Unglaublich wie sich da rausgeredet wird.

  • Ist das alles primitiv. Es fehlen einem die Worte….. !

  • Berlin ist lost

  • Tja wären im Bus Leute gewesen die keine Maske aufhaben…

  • Unglaubliches Demokratieverständnis… Da kann einem nur Übel, Angst und Bange werden… Was ist aus unserem Deutschland nur geworden und wie politisch ungebildet und leicht zu instrumentalisieren sind diese Leichtgläubigen…

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