Werbung

Sondierungsgespräche

Union und SPD haben sich geeinigt: Zurückweisungen an den Grenzen, viel Weiter-So bei Wirtschafts- und Klimapolitik

Am Samstagnachmittag präsentieren Union und SPD ein Sondierungspapier. Die Union marschiert beim Thema Migration durch: Bei Industrie- und Klimapolitik bleibt es weitgehend bei einem Weiter-So.

Von

Werbung

Union und SPD haben sich geeinigt und präsentieren ein gemeinsames Sondierungspapier. Friedrich Merz erklärt: „Wir haben ein gemeinsames Papier, das die Grundlage ist für die Koalitionsverhandlungen, die wir nächste Woche beginnen“. Man habe sich zu „Migration, Finanzen, Arbeitsmarkt und Wirtschaft“ geeinigt.

Migration: Union setzt sich mit Zurückweisungen durch

Der erste Punkt des Statements betrifft Migration. Merz erklärt: Man werde umfassend an den deutschen Grenzen zurückweisen – „in Abstimmung mit unseren europäischen Nachbarn“. Dies werde man „auch bei Asylgesuchen“ tun – „wir wollen dazu alle rechtsstaatlichen Maßnahmen ergreifen, um die irreguläre Migration insgesamt zu reduzieren.“ Mit dauerhaften Grenzkontrollen werde man die Zahl der Zurückweisungen „deutlich anheben“. „Freiwillige Aufnahmeprogramme wie zum Beispiel wie aus Afghanistan“ werde man beenden.

...
...

Der Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte werde ausgesetzt werden. Die Bundespolizei soll mehr Befugnisse für die Festnahme und Inhaftierung ausreisepflichtiger Ausländer bekommen. Rückführungen sollen drastisch erhöht werden, inklusive Abschiebungen nach Afghanistan und Syrien, heißt es im Papier. Auch eine Staatsangehörigkeitsreform mit der Möglichkeit, Extremisten die Staatsbürgerschaft wieder zu entziehen, ist festgeschrieben. Im Papier bekennt man sich aber auch dazu, dass Deutschland ein Einwanderungsland sei: SPD-Chef Lars Klingbeil betont das auch in der Pressekonferenz. Man werde sich weiter um die Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland bemühen. Bei der Migrationspolitik setzt sich die Union mit ihren Forderungen, insbesondere den nach wichtigen, echten Zurückweisungen an der deutschen Grenze, weitgehend durch.

Bekannte Finanz-Einigung bleibt

Es ist das Gegenstück zur Haushalts- und Finanzpolitik: Dort waren die Sozialdemokraten Anfang der Woche bereits durchmarschiert. Das wird im Sondierungspapier erneut festgehalten: Die massive Sonderverschuldung bringt einen Schuldentopf von 500 Milliarden Euro über zehn Jahre für „Infrastruktur“. Die Verteidigungsausgaben aus dem Kernhaushalt sollen bei einem Prozent des BIP bleiben, jede Ausgabe darüber hinaus werden kreditfinanziert und von der Schuldenbremse ausgenommen. Eine Expertenkommission soll die Schuldenbremse zudem reformieren, schlussendlich mit Mehrheiten im neu gewählten Bundestag. Per Gesetz will man eine Beschleunigung von Planungs- und Beschaffungsprozessen der Bundeswehr erreichen. Bund, Länder und Kommunen erhalten mehr Handlungsfreiheit für Kreditaufnahmen im Rahmen der Schuldenbremse.

Viel Weiter-So in Energie- und Industriepolitik

Das Bürgergeld soll reformiert werden: Eine neue Grundsicherung soll auf stärkere Vermittlungsanreizen und härtere Sanktionen setzen. Der Mindestlohn steigt bis 2026 auf 15 Euro, wie von der SPD gefordert. Die Wochenarbeitszeit soll flexibler gestaltet werden. Das Rentenniveau bleibt stabil, jedoch wird das Renteneintrittsalter nicht weiter angehoben. Mit der „Aktivrente“ können Erwerbstätige über das gesetzliche Rentenalter hinaus bis zu 2.000 Euro steuerfrei verdienen. Zudem wird die Mütterrente auf drei Rentenpunkte für alle angehoben.

In der Energie- und Industriepolitik bleibt man weitgehend auf dem seit Jahren eingeschlagenen Kurs. Erneuerbare Energien werden gefördert, gleichzeitig sollen neue Gaskraftwerke mit 20 GW Kapazität bis 2030 entstehen. Als ein Zeichen für mehr Technologieoffenheit bei der Energieerzeugung schreibt man einen Kernfusionsreaktor als langfristiges Ziel in das Sondierungspapier. Die Stromsteuer wird auf das EU-Mindestmaß gesenkt, während die Übertragungsnetzentgelte halbiert werden.

In der Autoindustrie soll wieder mehr auf Technologieoffenheit gesetzt werden, ohne einseitige Förderung der E-Mobilität. Ein Bundestariftreuegesetz soll Tariflöhne stärken und Unternehmen sollen durch Bürokratieabbau entlastet werden.

Sie haben brisante Insider-Informationen oder Leaks? Hier können Sie uns anonyme Hinweise schicken.

Werbung