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"Kulturelle Bereicherung"

Schleswig-Holstein bekommt erste muslimische Kita

In Neumünster soll die erste muslimische Kindertagesstätte in Trägerschaft eines Moscheevereins in Schleswig-Holstein entstehen. Finanziert wird das Projekt von einem muslimischen Dachverband aus Köln.

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Diese Google-Maps Aufnahme aus dem Mai 2022 zeigt die Moschee "Merkezefendi" in der Christianstraße in Neumünster.

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In Neumünster soll die erste muslimische Kindertagesstätte Schleswig-Holsteins entstehen. Am Dienstagabend entschied dies die Ratsversammlung Neumünsters. Zwar trifft die endgültige Entscheidung das Landesjugendamt, doch der ortsansässige Moscheeverein hofft, dass der 2.500 Quadratmeter große Bau in der Neumünsteraner Innenstadt noch im Herbst dieses Jahres beginnen kann.

In der muslimischen Kita sollen laut NDR etwa 60 Kinder betreut werden, 20 von ihnen im Krippenbereich und etwa 40 Kinder ab drei Jahren. Insgesamt sollen 13 Vollzeitstellen geschaffen werden. Für den Moscheeverein „Merkezefendi“ bestehe laut Vorsitzendem Murat Kayabasi kein Fachkräftemangel: Seit Jahren habe man junge Leute auf eine Ausbildung in diesem Bereich vorbereitet.

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Anlage 2 Variante 1 des Änderungsantrags, der von den Ratsfraktionen CDU und SPD gestellt wurde: 44 Ratsmitglieder stimmten dafür, sechs dagegen und eine Stimme enthielt sich.

Der sogenannte „Verband der Islamischen Kulturzentren“ (VIKZ) aus Köln ist der Trägerverein der Neumünsteraner Moschee und Eigentümer des Grundstücks, auf dem die Kita gebaut werden soll. Laut NDR soll VIKZ den zweigeschossigen Neubau in der innenstadt vollständig finanzieren.

Die Stadt Neumünster solle dann mit einer Viertelmillion Euro die Finanzierung der Ausstattung bezuschussen und die Monatsmiete von 15.000 Euro zahlen. Eigenen Angaben zufolge sollen nach dem Vorbild Dortmund und Berlin, wo es bereits derartige Kitas gibt, weitere muslimische Kitas folgen.

Trösten auf Arabisch

Die Kinder müssen nicht muslimischen Glaubens sein, um in der Kindertagesstätte angenommen werden zu können. Die Stadt stellt klar, dass mit einer strikten Exklusivität für eine Religionszugehörigkeit auch keine Betriebserlaubnis erteilt werden kann. Wie das Zusammenleben der Kleinkinder in der Realität aussehen soll, bleibt fraglich.

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Zwar soll laut NDR die „Sandkastensprache“ deutsch sein, doch „getröstet werden die Kinder dann in der jeweiligen Muttersprache, sollten die Erzieher diese beherrschen.“

Weiter schreibt der NDR, dass die erzieherischen Konzepte in der Kita „die Weitergabe von ethischem Verhalten, das Kennenlernen unterschiedlicher Religionen und die Förderung der deutschen Sprache“ vorsehen – das Konzept lese sich „weltoffen, liberal und tolerant.“

„Endpunkt der Integration“ und „kulturelle Bereicherung“

Bereits vor der Abstimmung äußerten sich Ratsmitglieder der Fraktionen, die den Antrag gestellt hatten: Die Vorsitzende des Sozial- und Gesundheitsausschusses Neumünsters, Babett Schwede-Oldehus von der CDU, sagte: „Neben christlichen Trägern wird es nun auch einen muslimischen Träger einer Kita geben. Ich empfinde das als kulturelle Bereicherung.“ Der ortsansässige Moscheeverein bekenne sich zu der „freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland“, so die CDU-Abgeordnete.

Aus Sicht des Stadtrats von Neumünster, Carsten Hillgruber, sei die „Entscheidung des Moscheevereins“, in Zukunft eine Kindertagesstätte zu betreiben, „nicht der Beginn, sondern der Endpunkt der Integration.“ Frank Matthiesen, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion, versicherte, es würden „keine aus irgendeinem Land geschickten Imame, sondern integrierte Neumünsteraner“ predigen.

Laut sh:z drückten auch die FDP und die Grünen sogar die Daumen für das „mutige Vorhaben“, den Neubau innerhalb eines Jahres fertigzustellen. Die AfD hat gemeinsam mit der rechtsextremen Partei „Heimat Neumünster“ gegen den Antrag gestimmt.

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