Queer-Beauftragter gegen Homosexuelle: Alfonso Pantisano ist Berlins größte Fehlbesetzung
Nach einer Entgleisung im Araber-Outfit mobilisieren jetzt auch homo- und bisexuelle SPDler gegen den umstrittenen „Queerbeauftragten“ Alfonso Pantisano: „Du vertrittst uns nicht mehr“, schreiben sie ihm. Aber er hat sie nie vertreten - stattdessen hat Pantisano von Tag eins an die Interessen der Gruppe verraten, die er eigentlich schützen sollte.

Berlins „Queerbeauftragter“ Alfonso Pantisano steht zum wiederholten Mal in der Kritik. Der umstrittene SPD-Politiker wird nun auch aus der eigenen Partei kritisiert. Hintergrund ist eine niederträchtige Attacke Pantisanos auf den scheidenden SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert.
Dieser hatte sich zuvor zu schwulenfeindlichen Muslimen in Berlin geäußert. „Klassische Treiber von Homophobie sind unter anderem streng konservative Rollenbilder und religiöser Fundamentalismus“, erklärte Kühnert dem Spiegel. „Außerdem hat aggressive Homophobie ein klar männliches Gesicht. Und so kommt es in meinem Erleben aus muslimisch gelesenen Männergruppen häufiger zu einem homophoben Spruch, als man es sonst auf der Straße erlebt. Natürlich ist der Großteil der Muslime in meinem Wahlkreis nicht homophob. Aber diejenigen, die es sind, schränken meine Freiheit ein und haben kein Recht darauf. Und darüber werde ich nicht aus taktischen Gründen schweigen.“
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Ehrlich von Kühnert – aber ein rotes Tuch für Pantisano. „Lieber Kevin, echt jetzt?“, schrieb er auf Facebook und erklärte: Queerfeindlichkeit gebe es von Menschen aller Herkünfte und mit allen Sprachen, Hautfarben und Religionen. „Warum wir uns immer dieMuslimeals singuläres Phänomen rauspicken, bleibt mir schleierhaft“. Später schrieb er von „antimuslimischem Rassismus“ und betonte, man könne bei Anfeindungen auf der Straße gar nicht erkennen, ob jemand Muslim sei.Um das zu unterstreichen, postete Pantisano ein Foto von sich selbst in der auf der arabischen Halbinsel traditionellen Kleidung für Männer.
Das ist wirklich sein stärkstes Argument: Ich sehe in arabischer Kleidung ein kleines bisschen wie ein Araber aus, deswegen kann es das Problem arabische Homophobie gar nicht geben. Mit diesem intellektuellen Niveau könnte man Rasen mähen. Aber es passt zu Pantisano, der ja sonst auch nicht viel mehr als Leugnung des Problems und Beschimpfung aller, die es doch benennen, in petto hat. Er scheint ohnehin ein Mensch zu sein, der gerne laut und beleidigend wird.
Mit der Attacke auf Kühnert greift er zudem zum wiederholten Mal ein homosexuelles Parteimitglied an: Im März hatte er die Berliner SPD-Vorsitzende Nicola Böcker-Giannini als homophob bezeichnet, obwohl sie selbst mit einer Frau verheiratet ist. Solche Entgleisungen gegen die Menschen, die Pantisano eigentlich qua Amt vertreten soll, werden auch in der SPD inzwischen so kritisch gesehen, dass es eine Revolte gegen den Mann gibt. Homo- und bisexuelle SPD-Politiker stellen sich nun gegen ihn: Pantisano sei „wieder einmal“ weit über das Ziel hinausgeschossen, schreiben die Initiatoren in einem an ihn gerichteten, offenen Brief, über den der Tagesspiegel berichtet.
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Kühnert habe eine Realität beschrieben, „die jeder und jede von uns erleben musste“. Wer das Ansprechen der Realität als Rassismus oder Islamophobie diffamiere, der verharmlose die unterschiedlichen Erscheinungen des Rassismus. „Schlimmer noch: Er versucht, mit dem härtesten Vorwurf die Debatte zu verhindern und Menschen mundtot zu machen“, heißt es.
Dies und ein derart „geschmackloser“ Auftritt wie seiner im arabischen Dress spreche Pantisano „die Eignung als öffentlicher Vertreter der LGBTiQ-Community“ ab, heißt es. „Wir sagen ganz deutlich, du vertrittst uns als Schwule, Lesben und Bisexuelle, die wir in der SPD jenseits der AG Queer Politik machen, nicht mehr“. Sie würden sich auf seine „baldigen Konsequenzen“ freuen – eine kaum verhohlene Aufforderung zum Rücktritt.
Es wäre so wünschenswert! Denn mit Pantisano würde einer der schlimmsten Ideologen in Berlin abtreten. Er hat wirklich schreckliche Politik zum Nachteil von Menschen gemacht, die schwul oder lesbisch leben. „Du vertrittst uns nicht mehr“, halten Homo- und bisexuelle SPDler ihrem Genossen Pantisano vor. Ich möchte entgegnen: Er hat euch nie vertreten.
Dass er selbst bereit ist, einen schwulen Genossen so eiskalt unter den Bus zu werfen und seine geschilderten Erlebnisse so niederzubrüllen – diese Niedertracht unterstreicht das nur noch. Und das auch noch in peinlicher Araber-Kostümierung. Darüber könnte man lachen: aber Männer in solchen Outfits sind es, die in Saudi-Arabien regelmäßig noch Todesurteile oder brutale Körperstrafen gegen Homosexuelle verhängen. Und da wird aus peinlich dann geschmacklos.
Aber das passt ja: Die spezifisch muslimisch-migrantische Gewalt gegen Homosexuelle leugnet Pantisano ohnehin seit langer Zeit aggressiv. „Es gibt genauso viele Italiener oder Deutsche, die queere Menschen angreifen“, behauptete er im letzten Jahr in einem Interview mit Welt. Da gibt es zwischen Prenzlauer Berg und Neukölln auf der Sonnenallee auch überhaupt keinen Unterschied, findet er.
Zahlen des Anti-Gewalt-Projektes Maneo sprechen eine andere Sprache: Der Verein, der schwule und bisexuelle Opfer von hassmotivierter Gewalt betreut, identifiziert „testosteronaufgeladene Jungmänner aus bestimmten Problemkiezen“ als wichtigste Tätergruppe. Für Pantisano ist auch das natürlich rassistisch: „Als jemand, der immer wieder selbst Rassismus erfährt, finde ich solche Aussagen schwierig, denn sie tragen nicht zur vollumfänglichen Lösung bei.“
Nicht Ignoranz, sondern Bösartigkeit
„Schwierig“, solche Aussagen. Aha. Wie sollen wir sonst über das Problem sprechen, wenn schon das vorsichtige „Jungmänner aus bestimmten Problemkiezen“ nicht sagbar, „schwierig“ und rassistisch ist? Wahrscheinlich gar nicht. Für Pantisano existiert das Problem ja ohnehin nur in den Köpfen der vorurteilsbeladenen, weißen Rassisten. Dabei weiß jeder Mensch, der mit offenen Augen durchs Leben geht, dass mit „Jungmänner aus Problemkiezen“ nicht die Schwaben aus Prenzlauer Berg gemeint sind.
Das Schlimmste ist: Aus diesen Sätzen spricht nicht Ignoranz, sondern Bösartigkeit. Denn Alfonso Pantisano weiß natürlich genauso, wer die Treiber von alltäglich erlebter Homophobie, von Gewalt und Hass vor allem sind. Er weiß, dass diese Qualität des Hasses eingewandert ist und es eben nicht die vorurteilsbehafteten deutschen Opas sind, die U-Bahnhöfe, Straßen und Plätze für Homosexuelle zur Risikozone machen. Gerade in einer Stadt wie Berlin waren wir auch schon mal weiter – das höre ich zumindest immer wieder von älteren Schwulen, die zum Beispiel die 90er-Jahre noch miterlebt haben. Es sind Menschen wie Alfonso Pantisano, die alles dafür tun, Fortschritt und Offenheit dieser Art zurückzudrehen.
Ein schwuler Freund, der seinen Partner in Berlin besucht, schildert mir immer wieder, wo er sich nicht traut, die Hand seines Freundes zu nehmen. Am Hauptbahnhof, am Maybachufer in Kreuzberg, und auf der Sonnenallee schon gar nicht. Aber auch in Charlottenburg immer seltener. Er schildert mir auch, welche Personengruppe daran schuld ist. Natürlich nicht alle aus dieser Personengruppe – aber eben genug. Das ist auch mein Erleben, meine Realität. Alfonso Pantisano leugnet das. Allein das macht ihn schon ungeeignet für sein Amt.
Für Leute wie ihn ist es kein Problem, wenn Menschen in dieses Land kommen, die ihre archaische Sexualmoral mit Gewalt durchzusetzen gewohnt sind. Sie finden das offenbar gut – und beschimpfen jeden, der dieses Problem benennt, als Rassisten. Dass es Homosexuellen in Berlin auch in einst so „bunten“ Stadtteilen wie Kreuzberg zu bunt wird, ist auch Verdienst der politischen Linie, die Alfonso Pantisano vertritt. Er soll „Ansprechpartner“ für das „queere Berlin“ sein – erklärt aber homosexuellen Berlinern, ihre Erfahrungen mit Gewalt und Hass seien gar nicht wahr und ihre Wahrnehmung nur rassistisch.
Seine Berufung war ein Fehler – der besser heute als morgen korrigiert wird. Jeder weitere Tag Pantisanos im Amt ist (nicht nur) für homosexuelle Berliner längst unerträglich.
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„…aus muslimisch gelesenen Männergruppen…“
Wenn ich einen solchen Dreck lese, weiß ich gerade schon genug.
Einfach diese überflüssigen „Beauftragten“ Stellen ersatzlos streichen. Das hilft der Bevölkerung am meisten.
Ich kann nur immer weider dasselbe fragen: Wer hat ihn auf diesen sehr gut dotierten Posten gesetzt und warum? Und wer hat den gewählt, der ihn ihn auf diesen Posten gesetzt hat? Und warum ändern die Wähler dann nicht ihre Wahlentscheidung?
Alfonso Pantisano. Und schon wieder einer, der keine Ausbildung oder abgeschlossenes Studium hat.
Zumindest laut wikipedia.
Alles, was der Typ kann, ist die Leute zuquatschen. Genau so wie die Lang und der Nouripour, beide ohne Berufsabschluss oder abgeschlossenes Studium.
Ich, weiblich, hete hab meine wilden Partyjahre in Köln verbracht, in den goldenen Neunzigern. Da lief das schwule und hete Partyleben gemeinsam. Eine einzige Party. Am nächsten Tag haben wir gemeinsam an wirtschaftlichen Erfolgen gearbeitet. Wir waren einfach gut drauf. Bis die Gutenden und Nudger kamen und die Party, den Lifestyle, den Erfolg beendeten.
„….von Tag eins an die Interessen der Gruppe verraten, die er eigentlich schützen sollte.“
Das klingt jetzt gar nicht nach einer Person.
Das klingt eher nach der gesamten Regierung (plus Pseudoopposition).
Also ich verstehe den Terz nicht: Kühnert selbst war einer der größten Hetzer in seiner Partei und jetzt bekommt er eben mal sein eigenes Futter vorgesetzt. Passt doch. Und all die sich nicht vertreten Gefühlten sollten sich überlegen, ob es der „Queerbeauftragte““ oder doch die ganze Partei ist, die sie nicht vertritt, und ob das nicht eine andere besser kann.