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Deutschlandtag

„Das kann doch wohl nicht euer Ernst sein“: Merz belehrt Junge Union im Rentenstreit – niemand klatscht

Friedrich Merz hat mit seinem Auftritt auf dem Deutschlandtag für Aufsehen gesorgt: Statt sich gegen den Rentenvorstoß der SPD auszusprechen, belehrte er die Junge Union: „Ordnet es bitte richtig ein“, sagte er – danach herrschte minutenlange Stille im Saal.

Friedrich Merz war am Samstag auf dem Deutschlandtag der Jungen Union (Screenshot via Junge Union).

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Friedrich Merz spielte am Samstag auf dem Deutschlandtag der Jungen Union mit dem Feuer. Die Jugendorganisation hatte in den vergangenen Tagen den Druck auf den Bundeskanzler wegen der Akzeptanz des Rentenvorschlags von SPD-Ministerin Bärbel Bas erhöht – es ist im Moment der Fokuspunkt der JU (mehr dazu hier).

In seiner Rede ließ Merz die Nachwuchspolitiker jedoch warten. Erst nach mehr als 25 Minuten nahm er das Wort „Rente“ überhaupt in den Mund, redete dann einige Minuten über die sozialpolitischen Vorhaben der Koalition, versuchte die JU zu begeistern, indem er erklärte, die junge Generation dürfe nicht für die Fehler der Älteren bezahlen. Und dann wurde es plötzlich still im Saal, kein Applaus war mehr zu hören.

Dass das Rentenniveau bis 2031 auf 48 Prozent festgesetzt werden soll, sei ein „Zugeständnis an die Sozialdemokraten“ gewesen. Viel mehr sagte Merz zum Rentenstreit im Grunde nicht. Es folgte keine weitere inhaltliche Äußerung. Aber: „Ich möchte Sie herzlich bitten und euch herzlich bitten, nehmt an dieser Debatte bitte konstruktiv und aktiv teil, aber nicht, indem ihr einfach nur sagt, was nicht geht, sondern mit uns darüber sprecht und wir gemeinsam diskutieren, wie es zusammengeht“.

Dass Merz in seiner Rede zu diesem belehrenden Charakter umschwenkte und dabei offenbar auch vergaß, dass er die Delegierten zuvor per Du angesprochen hatte, hinterließ im Saal eine eiskalte Stille. „Ich möchte uns jedenfalls nicht in einem Unterbietungswettbewerb sehen, wer bietet sozusagen das niedrigste Rentenniveau an“, fügte der Bundeskanzler noch hinzu und bat am Ende: „Ordnet es bitte richtig ein“.

Anschließend kam es noch zur fast schon hitzigen Fragerunde. Merz wurde in den ersten beiden Fragen konfrontiert, ob er das Rentenpaket der SPD, das unterschiedlichen Berechnungen zufolge etwa 120 Milliarden bis 2040 Mehrkosten bedeuten könnte, mittragen wird. Zunächst konnte sich der Bundeskanzler um eine Antwort winden und verwies auf eine im Koalitionsvertrag vereinbarte Rentenkommission – was dann sogar für Geraune im Saal der eigentlich Merz so positiv gegenüberstehenden JU sorgte.

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„Das kann doch wohl nicht euer Ernst sein“, sagte der Bundeskanzler außerdem über die Debatte in der Union. Er müsse dafür sorgen, dass die Bundesregierung mehrheitsfähig bleibe. Er gestand dann ein, er würde für dieses Rentenpaket im Bundestag stimmen, denn das sei der „Beginn der Debatte und nicht das Ende einer Diskussion“.

Merz sagte erst nach mehrfacher Nachfrage, was denn für das milliardenschwere SPD-Rentenpaket spreche: „Gar nichts spricht dafür.“ Erstmals verfiel der Saal wieder in frenetischen Applaus. Eine klare Absage machte er aber nicht wortwörtlich, versprach lediglich, abwenden zu wollen, dass die Festsetzung des Rentenniveaus Mehrkosten von etwa 120 Milliarden Euro zur Folge haben wird. Diese Hochrechnung werde nicht eintreten, „weil wir vorher andere Entscheidungen treffen“, so Merz wörtlich.

Dass ein Dissens zwischen Bundesregierung und JU besteht, sprach der CDU-Vorsitzende nach mehrfachen Fragen zur Rente dann auch noch explizit an. Im Koalitionsvertrag stünden 48 Prozent bis 2031 – und danach werde das Rentenniveau neu errechnet und dieses Verfahren durch die Rentenkommission zuvor geklärt und von der Bundesregierung eingeführt werden. Auch diese wenig aufschlussreiche Erklärung stieß im Saal auf Totenstille.

Am Ende wirkte die JU unzufrieden und Merz sichtlich angegriffen von dem Aufbäumen seiner eigentlich treuesten Unterstützer. Die minutenlange Stille im Saal dürfte einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Dass sich der Bundeskanzler außerdem nicht zu einer klaren Absage an die SPD bekannte, könnte ihm noch teuer zu stehen kommen: Der Jungen Gruppe der Union gehören im Bundestag 18 Abgeordnete an – sie könnten die Mehrheit von Union und SPD kippen.

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75 Kommentare

  • Liebe JU, an euch liegt es jetzt. Weiter Merzeln oder weg mit der Brandmauer und Neustart wagen?

    • Er immer mit seiner „Verabredung“ im Koalitionsvertrag… sorry wer massiv mit Wortbruch nur in Erinnerung bleibt, der hat bei vielen kein Vertrauen verdient. Verabreden kann er sich mit der Frau oder seinen Lieblingsduo aus dem Willy Brandt Haus, jedoch das Volk möchte keine Verabredungen, sondern Taten zum Wohle des EIGENEN Volkes.

      Besser noch KEINE Politik und das Volk regiert sich selbst, würden manche vorschlagen. Freie Bewohner brauchen keinen staatlichen Vormund.

      Und gerade dies sollte sich die JU auf die Fahne schreiben. Freiheit oder Diktat aus Berlin.

    • Ihr habt das alle,völlig falsch eingeordnet!
      Das Glas ist halb voll.
      Ihr Larmoyanten!
      Seht Euch Lieber die Zahlen des DIW an!
      Marcel Fratscher,kann meine Aussagen,bestätigen!,,,,,,,,,,,,,,,,,ich übersetze:
      Traue Deinen eigenen Augen nicht – Vertaue nur der ARD/ZDF!

      Scheiße,wiederholt sich!

    • Ich glaube nicht daran, die JU wird umfallen so sicher wie das Amen in der Kirche.

    • Bei diesem Merz passt doch das Lied: „Was ich Euch zu sagen hätte, dauert eine Zigarettenlänge“ wie die Faust aufs Auge.

    • Wie immer: Frenetischer Ablaus, nur weil Fritze etwas SAGT.
      Ich bleibe dabei: Sie werden’s abnicken.

  • Der Elefant steht im Raum. Alle wissen, woher man die Milliarden für würdige Renten, bessere Bildung und bezahlbare Wohnungen nehmen könnte. Und alle wissen, wohin sie stattdessen gehen. Nur die politmediale Klasse tut so, als wisse sie es nicht.

    • Sind 120 Milliarden bis 2040 denn viel Geld? (Rhetorisch)

      Wieviel Geld haben wir in die Ukraine jetzt schon überwiesen und werden noch überweisen bis 2040? (Gaza – Syrien?)
      Und sind/werden überwiesen an andere Staaten für „Hilfslieferungen – Entwicklungshilfe – feminine Politik – Waffensysteme – Fahrradwege“?
      Und für die Schuldzinsen des „Sondervermögens“?
      Versorgung unberechtigter Einwanderer, Alimentierung von faulen Säcken über Bürgergeld, …
      „Iss doch nur Geld !“

      Infrastruktur, Bildung, soz. Wohnungsbau, bezahlbare Energie …
      „Wir haben kein Geld !“

      Es geht doch nicht um „irgendwelche“ Menschen, sondern um diejenigen, die diese Nation über ihre Lebensleistung jahrzehntelang „am Laufen gehalten“ haben !!!

      Deren Zukunft wird entschieden von Leuten, von denen die meisten nicht mal ihren Bildungsweg abgeschlossen haben. Allerdings ihren Lebensabend jetzt schon sehr zielstrebig finanziell perfekt absichern!

      Was versteht man eigentlich unter „Feudal-Herrschaft“?

    • Fritze sprricht sich FÜR die Brandmauer aus. Reaktion: Frenetischer Applaus. Leute, worauf hofft Ihr alle denn immer noch? Union kann weg!

  • Ich hoffe SEHR, die Junge Gruppe bleibt hart und läßt das Rentenpaket platzen .
    Mit viel Glück war’s das dann mit der Regierung Merz.
    Kein Kanzler hat in so kurzer Zeit so viel Vertrauen verspielt.

    • Eine kleine Rente werden die später nicht bekommen, sondern eine ordentliche Pension. Die Höhe dieser stehen nicht zur Disposition und sind scheinbar unantastbar.

  • Merkel war die Basis auch egal.

  • Tja, Merz hat sich entschieden. Das war der figurative Mittelfinger an die JU.

  • Es war die CDU-Basis, die Merz ins Amt gebracht hat.
    Auch ihr gegenüber beweist er, das der pure Machterhalt im wichtiger ist als jede Programmatik oder sein Wort.

    • Alles egal, die GEGNSEITE ist entscheidend: Wenn die das mit sich machen lassen …

  • …et volià.

  • Merz bringt Hü und Hott in einem Satz und erntet dafür im schlimmsten Fall längeres Schweigen des Auditoriums. Noch nicht mal Pfiffe sind für die braven Jungs von der Jungen Union drin.
    Das wird nichts mit Widerstand!

    • „Noch nicht mal Pfiffe sind für die braven Jungs von der Jungen Union drin.“

      Pfiffe sind Zorn und Protest. Aber Schweigen ist Indifferenz und Anwendung. Letzteres ist schlimmer.

  • Das Beste war, als ein Delegierter sagte, Merz solle seinen Vize-Kanzler mal von der
    Richtlinienkompetenz des Bundeskanzlers in Kenntnis setzen.

    • Ich habe den Eindruck, Richtlinienkompetenz gilt nur, wenn sie vom Vize-Kanzler kommt.

    • Das regt mich schon wieder so auf:
      Da SAGT ein Delegierter, Fritze SOLLE dies und das. Und das liest sich so, dass der Kommentator auch noch glaubt, DAS SEI Protest oder sowas …
      Leute, genau DAS ist Deutschlands Problem, dass Ihr immer wieder ABWARTEN wollt, „Popcorn raus“ und all dieser Quark. Standardspruch von meinem Lieblingskollegen: „Komm‘, reg‘ Dich nicht auf. Mal sehen, wie’s jetzt weiter geht …“
      Das heißt übersetzt nichts anderes als:
      „Ich WILL unterdrückt werden. Ich WILL, dass sie mir die Heizung rausreißen, mein Konto sperren“, und all die anderen Katastrophen.
      Wir Deutschen vedienen es offenbar nicht besser.

  • Tja, die JU realisiert gerade, WAS sie da auf den Thron gesetzt haben.
    Wie schon gesagt, nächsten September ists vorbei, spätestens.

  • Der JU muss klar sein, das sie auch über ihre eigene Zukunft entscheidet. Unterstützt sie es alles, wird man es ihr noch sehr lange zurecht vorwerfen. Jetzt kann sich zeigen wer Charakter hat

  • Wir sollten eher schauen, dass die junge Generation noch hier im Land bleibt und nicht angesichts hoher Belastung auswandert, denn sonst haben wir auch weniger Einzahler und damit kippen die Pläne.

  • Es gibt immer einen Merz vor der Wahl und einen Merz nach der Wahl. Er hat alle Wahlversprechen gebrochen. Die Junge Union aber hat für Merz Wahlkampf gemacht und ihn bei seinen Auftritten immer gefeiert. Von dieser „Jungen Gruppe“ der Union erwarte ich daher gar nichts. Auch Merkel ging auf diese Treffen und machte dann immer Links-Grünes Programm. Aber die Delegierten klatschten trotzdem.

  • Ehrlich wäre es das Umlagemodell sofort abzuschaffen und der Staat zahlt die fehlenden Beträge bis zum Auslaufen des alten Modells. Für alle die neu ins Arbeitsleben eintreten gilt das neue Modell. Diese Vorgehensweise (Stichtagsregelung) funktioniert beim Finanzamt auch immer gut. Aber da hat ja auch der Staat den Vorteil.
    Aber seit 30 Jahren denkt niemand ernsthaft nach wie das Modell aussehen könnte.
    Norwegen hat es vorgemacht. Kopieren ist besser als selber endlos diskutieren.

  • Ich hätte auch mal gerne Transparenz darüber, wofür in den letzten 40 Jahren die in die Rentenkasse einbezahlen Beträge geflossen sind. Heute wird immer so getan, als ob die Jungen mit ihren Steuern die Renten finanzieren müssten. Das mag vielleicht faktisch so sein, aber dann nur wegen zweckentfremdeter Ausgaben!

  • Merz verkennt die Lage.
    Wenn er seine linke Politik nicht beendet, dann muss es wohl die Junge Union machen—nur dann ist sie glaubwürdig und hat die Chance, nicht gemeinsam mit Merz unterzugehen.

  • Ob die JU einen Brutus aus ihren bunten Reihe gebären kann?

    • ein JU-Winkel will sich jetzt profilieren, um später einen Ministerposten o.a. in der Partei zu ergattern
      Auch ein K. Kühnert wagte den No-Groko Aufstand und wurde später SPD Generalsekretär

    • Never ever!

  • Was für Fehler hat die ältere Generation gemacht wir haben diesen Wohlstand unseres Landes erarbeitet

    • Sie hat die Falschen gewähren lassen. Die Wurzeln allen Übels.

    • Die ältere Generation
      (1) hat zu wenige Kinder geboren,
      (2) hat die Bildung immer weiter absinken lassen,
      (3) hat die Masseneinwanderung durch beständiges Wählen von CDU und SPD ermöglicht,
      (4) keine private Vorsorge aufgebaut,
      (5) die Infrastruktur nicht ausreichend gewartet und
      (6) Billiarden an öffentlichen Schulden mitgetragen.
      Reicht das fürs Erste?

      • Das was Sie hier beschreiben sind lauter Dinge, welche die junge Genration nochmal doppelt und dreifach getan hat in einem grusligen Weiterso. Also, ihr Jungen: bitte arbeitet fleißig in produzierenden Berufen, bekommt alle 5 Kinder, wählt AfD und das Land und eure Rente ist gerettet.

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      • Ja, das wollen die halt immer nicht hören. Die Probleme seit Jahrzehnten bekannt.

        0
  • Die Einordner sind heute ganz wichtig! Die tauchen auch bei jedem Kommentar egal wo immer wieder auf.

  • Um uns die Rente in ein paar Jahren überhaupt noch leisten können, muss das Rentenniveau sinken. Dies über das Alter zu machen halte ich für falsch dass die Menschen bis 70+ arbeiten müssen, stattdessen sollte eigentlich das Rentenniveau sinken und dafür die private Vorsorge steigen. Ich erkenne Merz einfach nicht wieder vor der Wahl im Gegensatz zu nach der Wahl.

  • Die jungen realisieren langsam, dass sie trotz Anstrengung nie den Wohlstand der Boomer erreichen werden. Bleibt nur auszuwandern wenn jung , gebildet und hungrig ist.

  • „Fehler der Älteren“ ?
    Fehler der CDU seit „Die Rente ist sicher“, Arbeitsminister Norbert Blüm, 1986, also vor fast genau 40 Jahren ! Was für ein Kanzler.

  • Zahlungen ins Ausland stoppen, sofort. Remigration, sofort. Und schon sieht es in unserer Kasse gaaaaanz anders aus.
    Und selbstverständlich noch vieles Andere, bei dem jegliche Zahlung einzustellen ist.

  • ´die junge Generation dürfe nicht für die Fehler der Älteren bezahlen´.
    Von denen soll mir mal einer sagen was ich denn bitteschön als Älterer
    falsch gemacht habe, wenn ich ein Arbeitsleben lang Beiträge bezahlt
    habe und das ohne Worklifeballance. Wenn überhaupt, hätten sie ihre
    älteren Parteikollegen dafür verantwortlich machen müssen, zB. den der
    meinte die Rente wäre sicher.

  • Wer Merz noch etwas glaubt, glaubt vermutlich auch an den Weihnachtsmann.

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