Neuer Kurs unter neuem CEO: Boeing löst Diversity-Abteilung auf
Boeing baut die Diversity-Abteilung ab und will sich wieder mehr auf Qualität und Sicherheit fokussieren. Die Vizechefin der Diversity-Abteilung verlässt das Unternehmen. Der neue CEO Kelly Ortberg will das Unternehmen aus der Krise zurück an die Spitze führen.
Boeing steht nicht nur nach verschiedenen Pannen an seinen Flugzeugen und den Skandalen um die Boeing 737 unter Druck. Seit Mitte September streiken die Werkmitarbeiter des Unternehmens. Die Kosten des Streiks für Boeing und seine Zulieferer werden auf mehrere Milliarden geschätzt. Die Montage der Boeing 737 und 777 ist dadurch vorerst nahezu eingestellt.
Robert „Kelly“ Ortberg ist erst seit wenigen Monaten der neue CEO von Boeing. Der studierte Maschinenbauer löste damit den Manager von Beruf, David L. Calhoun, ab. Jetzt muss er den Luftfahrt-Giganten aus einer der größten Krisen der Konzerngeschichte führen. Sein Kurs: Zurück zu dem, was wirklich wichtig ist. Das zeichnet sich bereits mit seiner Entscheidung ab, zum Amtsantritt von Florida nach Seattle zu ziehen.
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Die Unternehmenshistorie von Boeing begann in Seattle, Washington, wo William Edward Boeing, Sohn des deutschen Auswanderers Wilhelm Böing, 1915 sein erstes einmotoriges Doppeldecker-Schwimmerflugzeug starten ließ. 1916 gründete er dort das Unternehmen. Im Laufe der Geschichte bis heute lagen und liegen die wichtigsten Standorte des Unternehmens in Seattle und Umgebung.
Zurück zu den Wurzeln
Das ehemalige Boeing-Werk 2 lag wenige Kilometer südlich von Seattle, in dem schon im Zweiten Weltkrieg Kriegsflugzeuge produziert wurden. 50 Kilometer nördlich liegt das aktuelle Boeing-Werk Everett, die größte und wichtigste Produktionsstätte des Konzerns. Die Ingenieure von Boeing sitzen zum großen Teil in Seattle. Grundsätzlich arbeiten global mehr Mitarbeiter im Bundesstaat Washington als irgendwo anders auf der Welt.
Trotzdem wurde die Konzernzentrale vom Herzen des Konzerns in Seattle 2001 erst nach Chicago und dann 2022, im Versuch, sich dem Pentagon und der amerikanischen Regierung anzunähern, nach Arlington, Virginia verlegt. Diese örtliche Trennung von Unternehmen und Chefetage führte zu einer massiven Entfremdung und wird als Ursprung vieler Fehlentscheidungen der Führungsebene gewertet.
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DEI-Abteilung wird abgebaut
Während der neue CEO nun mit Angeboten wie Gehaltserhöhungen von über 35 Prozent die streikenden Maschinisten in Seattle wieder einzufangen versucht, stellt der Konzern unter seiner Führung auch klar, wo seine Prioritäten eindeutig nicht liegen: Das Diversity Department, die globale Abteilung für „Diversity, Equity und Inclusion“ (DEI), wird abgebaut, wie Bloomberg berichtet.
Die Mitarbeiter werden in die Personalabteilung versetzt. Sara Liang Bowen, die ehemalige Vizepräsidentin der Abteilung, hat infolgedessen auf LinkedIn bekannt gegeben, Boeing ganz zu verlassen. „Das Team hat so viel erreicht – manchmal unvollkommen, nie leicht – und träumte davon, noch viel mehr zu tun“, schreibt sie.
Der Traum nach mehr politischer Korrektheit muss nun dem Traum, nicht abzustürzen (im wahrsten Sinne des Wortes), weichen. Anfang Januar 2024 hatte Elon Musk Boeing – damals noch unter der Führung des alten CEOs – für die Fokussierung auf DEI und politische Korrektheit kritisiert. „Wollen Sie in einem Flugzeug fliegen, wo DEI-Einstellungen über Sicherheit priorisiert werden? Das passiert gerade wirklich“, twitterte er damals auf X (ehemals Twitter), kurz nach dem Skandal um den Alaska-Airlines-Flug 1282.
Qualität und Sicherheit statt Inklusion und Vielfalt
In einem anderen Tweet dazu schrieb Musk: „Menschen werden an DEI sterben.“ Während des Fluges löste sich damals an der linken Rumpfseite der Notausstiegsverschluss und fiel aus der Maschine, einer Boeing 737 Max 9. Durch den Sog wurden Teile der angrenzenden Sitze und Gegenstände aus dem Flugzeug gerissen. Mehrere Passagiere wurden leicht verletzt, das Flugzeug musste notlanden.
Vor wenigen Jahren hatte Boeing noch eine Offensive gestartet, um sich betont politisch korrekt aufzustellen. 2020, nach dem Tod von George Floyd, versprach das Unternehmen, mehr „unterrepräsentierte Minderheiten“ einzustellen und die Quote an schwarzen Mitarbeitern bis 2025 um 20 Prozent zu erhöhen. 2022 hatte Boeing seinen Anreizplan für Mitarbeiter geändert, weg von Boni für Führungskräfte auf Grundlage von Passagier- und Mitarbeitersicherheit und Qualität, hin zu Belohnungen für die Einhaltung von Klima- und DEI-Zielen.
Diese Entwicklung soll unter Ortberg rückgängig gemacht werden. Zu seinem Antritt kündigte er an, dass Sicherheit und Qualität mit ihm wieder an erster Stelle stehen werden. Er rationalisiert die Abläufe des Flugzeugherstellers wieder. Für den Weg zurück an die Spitze brauche es einen „grundlegenden Kulturwandel“, erklärte er an anderer Stelle. Eine Entwicklung, die nach seinen Angaben bereits in vollem Gange sei.
„Boeing baut die Diversity-Abteilung ab und will sich wieder mehr auf Qualität und Sicherheit fokussieren“
Der Satz sagt ja schon so einiges aus 😀
Ein Schritt in die richtige Richtung. Es gibt wichtigeres als Diversitygetue.
Die Leute wollen im Falle Boeing sichere Flugzeuge / Arbeitsplätze und nicht irgendwelchen woken Unsinn.
Wegweisend!
Ingenieure/Maschinenbauer/Praktiker braucht die Wirtschaft, keine Manager (Theoretiker und Arbeitsplatzvernichter)!
Bessere Qualität statt Flugzeug*innen: eine gute Entscheidung.
Wie schafft es Boeing in der Krise, dass es seine Mannschaft mit >35% Gehaltssteigerung bei der Stange halten möchte, während hierzulande Gehälter massiv gekürzt werden sollen in der Industrie?
Ford erhöht über 4,5 Jahre die Löhne und Gehälter um Ø rund 25%!
Hierzulande dürften die (realen) Kaufkraftverluste in den letzten 5 Jahren bei >>40% gelegen haben. Inflation verbunden mit – in der gleichen Zeit – weiter extrem steigenden Abgaben in die Sozialsysteme und eine immer noch zunehmende kalte Progression.
Ergo: Deutschland ist bei weitem kein Hochlohn-, sondern definitiv ein Niedriglohnland mit massivsten Produktivitätsnachteilen durch Energie- und Bürokratiekosten, extremsten Steuern und Abgaben, sowohl für die ArbG- als auch die AN-Seite und ist zu großen Teilen mit woken, untauglichen Managern übersät, die nicht in der Lage und nicht Willens sind, der ideologisierten Politik Paroli zu bieten.
Egal, die Bundeswehr bleibt unbeirrt bei der Diversität als Grundvoraussetzung:
„Diversität in den Streitkräften ist Grundvoraussetzung, um den Anforderungen an die Bundeswehr gerecht zu werden.“ – BMVg-Bundeswehr am 28.10.2024
https://x.com/BMVg_Bundeswehr/status/1850885796791751154
Die haben das Schicksal von Boeing also noch vor sich.