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18,1 TWh

Nach AKW-Aus: Atomstromimporte erreichten 2024 neues Rekordhoch

Deutschland hat im vergangenen Jahr so viel Atomstrom importiert wie nie zuvor. 18,1 Terawattstunden wurden aus dem Ausland dazugekauft – etwa ein Viertel aller Importe. Dabei wurde der Strom im Zuge des Atomausstiegs oft als besonders teuer bezeichnet.

Der Reaktor Isar II hätte unter Umständen weiterbetrieben werden können.

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Nach dem Atomausstieg im April 2023 sind die Stromimporte auch 2024 weiter massiv angestiegen. Das zeigen die Zahlen der Bundesnetzagentur. Während hierzulande 432.000 Gigawattstunden produziert wurden, mussten 67.000 Gigawattstunden im vergangenen Jahr dazugekauft werden. Das waren 23,2 Prozent mehr als noch 2023, als mit 54,3 Gigawattstunden bereits ein Rekordjahr verbucht wurde. Währenddessen gingen die deutschen Stromexporte auf 35.000 Gigawattstunden zurück.

Besonders brisant ist die Zunahme von Atomstromimporten: 18,1 Gigawattstunden und damit mehr als ein Viertel stammten 2024 aus ausländischen Kernkraftwerken. Zwischen 2015 und 2022, den Jahren vor dem endgültigen Atomausstieg, lagen die Importe noch bei durchschnittlichen 6,2 Gigawattstunden. Zudem war Deutschland in diesem Zeitraum Nettoexporteur, lieferte also mehr Strom aus als importiert werden musste.

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Das änderte sich 2023: Zum ersten Mal seit 20 Jahren musste Deutschland mehr Strom im Ausland kaufen. Zwar war der Anteil des Atomstroms an den Importen zuvor prozentual höher, in absoluten Zahlen stiegen die gelieferten Kernkrafterzeugnisse aber auf 11,8 Gigawattstunden an und wurden somit fast verdoppelt. Im vergangenen Jahr wurde diese Zahl dann mit den 18,1 Gigawattstunden noch einmal drastisch überboten.

Diese Summe entspricht zudem ungefähr der Leistung zweier Kernkraftwerke, die im Ausland dementsprechend rund um die Uhr für Deutschland produzieren mussten. Die drei im April 2023 abgeschalteten Atomkraftwerke Emsland A, Isar 2, Neckarwestheim 2 hätten bei Nutzung ihrer Leistung etwa 30.000 Gigawattstunden beisteuern können.

Eine Laufzeitverlängerung sollte es aber nicht geben. Die für die Prüfung des Atomausstiegs zuständigen Behörden, das Umwelt- sowie das Wirtschaftsministerium, argumentierten auch mit wirtschaftlichen Risiken. Die Meiler müssten gewartet und neue Brennstäbe beschafft werden, lautete ein Argument.

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Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, aber auch Wirtschaftsminister Robert Habeck wollen stattdessen auf günstige Stromimporte setzen, das soll durch den europäischen Strommarkt möglich sein. Doch im vergangenen Jahr machte Atomstrom den größten Anteil an angelieferten Stromerzeugnissen aus – Wind- und Wasserkraft lagen jeweils bei etwa 14.000 Gigawattstunden, Solaranlagen lieferten 3.300 Gigawattstunden.

Diese Zahlen stellen die Erklärungen von Müller und Habeck also infrage: Entweder Deutschland hat oftmals nicht den günstigsten Strom importiert oder aber Atomstrom war das günstigste Erzeugnis, das am Markt eingekauft werden konnte. Dann stellt sich jedoch die Frage: Wäre der Weiterbetrieb der drei deutschen Meiler wirklich ein wirtschaftliches Risiko gewesen?

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