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Netze stilllegen

Mannheim stellt als erste Kommune Gasheizungen komplett ein – Bürger sollen für Klimaagenda bezahlen

Der Mannheimer Energieversorger MVV kündigt an, bis 2035 das Gasnetz stillzulegen. 56.000 Haushalte sollen nun tief in die Tasche greifen, um die grünen Träume der Konzernführung zu finanzieren. Die MVV kündigte gleich auch noch Preiserhöhungen an.

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Georg Müller, Vorstandsvorsitzender der MVV, während seiner Rede auf der Hauptversammlung im März

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Als erste deutsche Kommune verkündet Mannheim das komplette Aus für Gasheizungen. Begründet wird dies mit Klimaschutz. Der städtische Energieversorger MVV hat am Freitag Pläne vorgestellt. Bis 2035 soll das gesamte Gasnetz stillgelegt werden. Dies zwingt viele Hausbesitzer dazu, ihre Heizsysteme umzustellen. Die Kosten für den Umbau müssen die Bürger selbst tragen.

Die MVV begründet ihren Schritt mit den Klimaschutzzielen der EU, des Bundes, des Landes und der Kommune. Vorstandsvorsitzender Georg Müller betont: „Wir müssen raus aus dem konventionellen Gas, wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen.“ Nun sollen 56.000 Haushalte ihre Heizungsanlagen umrüsten – und das „so früh wie möglich“.

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In Mannheim werden derzeit rund 37 Prozent der Gebäude mit Erdgas beheizt. Die MVV empfiehlt den Bürgern, auf klimaneutrale Wärmeerzeugung, also erneuerbare Energien oder Wärmepumpen, umzusteigen – und zwar so schnell wie möglich, da die Kosten für CO2 in den kommenden Jahren steigen und „auf immer weniger Nutzer umgelegt“ würden.

Die MVV kündigte ebenfalls Preiserhöhungen an. Bereits zum 1. Januar 2025 müssen die Mannheimer tiefer in die Tasche greifen. Der Gaspreis steigt um 8,5 Prozent, Wasser wird um 6,6 Prozent teurer. Die MVV begründet dies mit steigenden Netzentgelten und höheren CO2-Kosten. „Erneuerung und der Neubau der Infrastruktur“ würden in den nächsten Jahren „zusätzliche Anstrengungen“ erfordern.

Die MVV hält Gasheizungen „nicht für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Beheizungsform“. Das Unternehmen argumentiert, dass „Transport und Nutzung von Erdgas zu vermeidbarem CO2-Ausstoß“ führen. Die Nutzung sei „keine zukunftsorientierte Lösung“, heißt es.

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Mannheim ist die erste deutsche Kommune, die einen derart radikalen Schnitt wagt. Es ist zu befürchten, dass andere Städte folgen werden. Der „Heizungshammer“ von Wirtschaftsminister Robert Habeck wird damit zur bitteren Realität.

In ihrem Geschäftsbericht 2023 schreibt die MVV: „Wir werden spätestens bis 2035 unsere Kunden ausschließlich mit Wärme, Strom und Gas aus erneuerbaren Energien versorgen und unsere Lieferketten dekarbonisieren.“ Weiter heißt es: „Um negative Gesamtemissionen zu erreichen und damit #klimapositiv zu werden, werden wir der Atmosphäre aktiv CO2 entziehen, es dauerhaft binden, nutzen oder speichern.“ MVV-Chef Müller betonte: „Wir werden in den nächsten Jahren insgesamt bis zu 7 Milliarden Euro für grünes Wachstum aufwenden. Dies tun wir nicht trotz, sondern gerade wegen der aktuellen gesamt- und energiewirtschaftlichen Herausforderungen.“

Die MVV verweist auf eine seit August 2024 geltende EU-Richtlinie zum Gasbinnenmarkt, die bis Juli 2026 in deutsches Recht umgesetzt werden muss. Diese Regelung verpflichtet Gasnetzbetreiber wie die MVV dazu, „Stilllegungspläne aufzustellen und der Bundesnetzagentur vorzulegen“.

Die Entscheidung der MVV in Mannheim, das Gasnetz bis 2035 stillzulegen, geht weit über die aktuellen gesetzlichen Anforderungen hinaus. Das deutsche Heizungsgesetz sieht vor, dass ab 2045 keine Heizungen mehr mit fossilen Brennstoffen betrieben werden dürfen. Seit dem 1. Januar 2024 dürfen in Neubauten in Neubaugebieten keine reinen Öl- und Gasheizungen mehr eingebaut werden, was den Einbau reiner Gas- und Ölheizungen de facto verbietet.

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