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Koalitions-Streit

„Man muss an der Reformfähigkeit der Koalition zweifeln“: Junge Gruppe lehnt Rentenpaket weiterhin ab

Die Junge Gruppe der Unionsfraktion lehnt das Rentenpaket weiterhin als „nicht zustimmungsfähig“ ab und übt scharfe Kritik an der SPD. Die 18 Abgeordneten zweifeln in ihrem Statement grundsätzlich die „Reformfähigkeit der Koalition“ an.

Von

Pascal Reddig, 30 Jahre, sitzt der Jungen Gruppe vor. (IMAGO/Chris Emil Janßen)

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Die Junge Gruppe der Unions-Bundestagsfraktion hält das geplante Rentenpaket weiterhin für „nicht zustimmungsfähig“. In einer Stellungnahme teilten die jungen Bundestagsabgeordneten von CDU und CSU ihren Unmut über den fraktionsinternen Umgang mit. Damit sind die Bemühungen um einen Kompromiss vorerst gescheitert und die Regierungskoalition steht ohne eigene Mehrheit da.

Die Koalition tausche „zum wiederholten Male (…) verbindliche Finanzzusagen“ gegen „unverbindliche Reformzusagen“, schreibt die Junge Gruppe. Die Bedenken, die man im Rentenstreit habe, zeigten gerade „die Regierungsfähigkeit der Union in einer Koalition, die auf Augenhöhe mit der SPD agieren“ müsse. Am Wochenende war noch spekuliert worden, genügend Abgeordnete der Jungen Gruppe könnten sich dem Druck von Fraktionschef Spahn beugen (mehr dazu hier).

Die Junge Gruppe habe „intern umfassende Kompromisslinien und Beschlussalternativen vorgelegt, die auch die Position der SPD berücksichtigt und allen Parteien eine sachgerechte und gesichtswahrende Lösung erlaubt hätten“, so die Abgeordneten. Letztlich gehe es nach Angaben der Gruppe in ihrem Konzept um 45 Prozent Rentenerhöhungen und bei dem Entwurf von Bärbel Bas um 48 Prozent Rentenerhöhungen bis 2040 – mithin eine mögliche Aussetzung der Rentenerhöhung für ein Jahr.

„Leider“ seien die Sozialdemokraten „nicht kompromissfähig“ gewesen. „Dass die SPD nicht zu Verhandlungen in der Sache bereit war, zu denen sie parlamentarisch verpflichtet gewesen ist, war nicht nachvollziehbar“, kritisiert die Gruppe weiter. Weder auf einen „Nachholfaktor“ (mehr dazu hier) noch auf einen „Kompromiss in der Mitte“ habe die SPD sich eingelassen.

„Kosten in Höhe von 120 Mrd. EUR für die 2030er-Jahre sollen beschlossen werden“, bevor „umfassende Reformen dafür sorgen sollen, dass diese Kosten später doch nicht entstehen“, zeigen die Abgeordneten einen Widerspruch in der Argumentation von Friedrich Merz auf. Steigende Beiträge und Bundeszuschüsse seien ohnehin unvermeidbar. Gleichzeitig seien auch „langsamer steigende Renten ebenso unvermeidbar“.

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„Wer Angst vor diesen Aussagen hat, ist auf Dauer nicht regierungsfähig“, lautet das Fazit der Abgeordneten. Insgesamt müsse man an der „Reformfähigkeit der Koalition“ zweifeln. Denn die SPD-Vorsitzende und Arbeitsministerin Bas würde „zum ‚gemeinsamen Kampf‘ gegen die Arbeitgeber“ aufrufen. Dies sei eine „klare Absage an jegliche Reform im Sinne einer wachstumsorientierten Wirtschaftspolitik“ und „an die Sozialpartnerschaft in Deutschland“.

„Regierungsfähigkeit“ heiße auch „Vertrauen gegenüber dem Koalitionspartner“. Dieses Vertrauen „in die Reformbereitschaft der SPD“ fehle derzeit nicht nur beim Thema Rente. Auch eine weitere Aufweichung der Schuldenbremse halten die Abgeordneten für wahrscheinlicher als eine große Rentenreform im nächsten Jahr. Der Trend, „die Entwicklung des Sozialstaats von der Entwicklung der Wirtschaft“ zu entkoppeln, müsse gestoppt werden.

Auf alle „frei gewählten Abgeordneten“ komme eine „eigene staatspolitische Verantwortung zu“. Diese umfasse neben „Rücksicht auf den Koalitionsfrieden“ auch „die finanzielle Stabilität und die sich daraus ergebende Handlungsfähigkeit unseres Landes in den 2030er-Jahren“. Mit ihrer Argumentation folgt die Junge Gruppe im Bundestag auch dem Votum der Jungen Union, der gemeinsamen Jugendorganisation von CDU und CSU. Deren Bundesvorstand hatte schon am Sonntag eindeutig auf Ablehnung des Pakets plädiert.

Eine Hintertür ließen sich die jungen Abgeordneten offen. Abschließend schreiben sie: „Vor diesem Hintergrund wird jedes Mitglied der Jungen Gruppe die Argumente abwägen und eine Entscheidung treffen.“ Lediglich der JU-Bundesvorsitzende Johannes Winkel hat in der CDU-Bundesvorstandssitzung laut Generalsekretär Carsten Linnemann schon klar bekannt, gegen das Paket stimmen zu wollen.

Am Dienstag soll eine Probeabstimmung in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Klarheit darüber bringen, wie viele Abgeordnete wirklich von der Koalitionslinie abweichen wollen. Am Freitag ist die abschließende Abstimmung im Bundestag geplant. Maximal zwölf Abweichler kann Schwarz-Rot sich dort bei Anwesenheit aller Mitglieder des Hauses erlauben.

ha

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72 Kommentare

  • Morgen kippen sie um. Wetten werden angenommen.

    • Genau. Der Preis wird nur hochgetrieben. Es geht um künftige Posten und Karrieren …

      • CDU ist Altpartei.
        Def. Altpartei: ~ Staat ist Beute.

    • Ich glaube das auch, hoffe aber, dass ich mich täusche.

      • Ich glaube, dass von „irgendwoher“ die nötigen Stimmen kommen werden, entweder von der SED oder den Grünen oder beiden !

        • Die SED hat doch schon Zustimmung signalisiert ! Denke das hatte auch gleich ein Preisschild dran 🙂

          33
        • Die AfD sollte zustimmen, dann ist die Sache vom Tisch.

          10
    • Ich glaube nicht, das sie jetzt noch umkippen werden.
      Mag sein, dass der Wunsch der Vater des Gedankens ist, aber ich kann mir wirklich vorstellen, dass noch weitere Unionsabgeordnete von der SPD Führung nichts Gutes mehr erwarten.
      Es reichen ja schon ein paar mit einem echten Interesse an Deutschland und seinen Bürgern.

    • Ich wette dagegen. Sie sind schon umgekippt.

    • Im Gegenteil, ich glaube das noch mehr Unionsabgeordnete dagegen stimmen, weil die Koalition sowieso keine Zukunft hat.
      Die SPD will ihre Positionen auf Biegen und Brechen durchdrücken, je mehr die Union zustimmt, desto mehr wird die SPD fordern. Einfach weil sie es kann.

    • Tippe auf nach links-hinten.

    • Bis Freitag werden sie die Komödie weiter aufführen,erst dann beginnt das große knicken.

    • Kann sein. Ich bin gespannt. Ich würde gerne die verregnete Visage von Merz sehen. 🤠

  • Die CDUler haben alle auch schon den Sonderschulden zugestimmt.

    • Garstige kleine Hobbitse diese Jungen ! 🙂

      • ab Mittwoch wieder ganz brav und zahm

        • Ich weiß nicht . Normal hätten sie es ja auf sich beruhen lassen können . Das sie heute Nachlegen würde ich anders Interpretieren .
          Entweder steht die Mehrheit mit den Linken für noch mehr Steuergeld an alle Extremisten Deutschlands und Merz kommt mit einem blauen Auge aus der Nummer und die Jungen bleiben Glaubwürdig . Oder CDU Intern sägt man kräftig an Merz seinem Stuhl und macht daraus eine Vertrauensfrage .

          9
      • In einer Partei voller Orks!

  • Das ist erst interessant, wenn die Abstimmung vorbei ist.

    • Ja, man kann viel spekulieren. Die Abweichler stehen vor der Entscheidung Gewissen gegen Scheitern der Regierung. Warten wir es ab!

      • Pisstorius sagte früher schon : Sie haben kein Gewissen.

  • Ja, ist denn heut‘ schon Weihnachten? Wie geil wäre das denn? 🙂

  • Na ja, mal schauen, wie lange es dabei bleibt.

    Aber irgendwann muß Hrn. Merz bzw. der SPD einmal Einhalt geboten werden. Entweder tun das Abgeordnete oder die Wähler. Allerdings: Je früher, umso besser.

    Und wo ist das Problem? Vorläufige und „befristete“ Zustimmung. Dann muß gezeigt werden, daß substantielle Rentenreformen angepackt und in Durchführung gebracht werden. Und dann kann man weitersehen.

    • Die Wähler sind erst 29 wieder dran. Bis dahin ist es noch eine Ewigkeit.

      • @Idfis
        Im Grunde müsste die AfD 2029 einen reinen Wirtschaftswahlkampf führen. In 2029 wird es so sein, dass in D nahezu 8 Jahre wirtschaftliche Flaute herrschen (seit Corona). In funktionierenden Demokratien, wo die Menschen noch irgendwie helle im Kopf sind, wird in solchen Situationen die Opposition gewählt, wenn sie nur ein halbwegs vernünftiges, absehbares Programm vorlegt.

        Ob das aber auch für D gilt? Die Zukunft wird es weisen.

      • Für die Abgeordneten, die Regierung, die Opposition, für die ganzen NGOs, Fazit für alle Wichtigen ist der Erhalt des Status quo bis 2029 der Idealzustand.
        Danach können alle linken Parteien einen Umverteilungswahlkampf führen. Die Drohung vor sozialer Kälte und Armut wird bei den dann zu erwartenden Arbeitslosenzahlen die AfD Schwächen. Mit was soll die AfD dann Wahlkampf machen bleiben nur zwei Themen Migration, Reformen (= Abbau Sozialstaat) oder Dexit, alle drei Themen werden nicht funktionieren.
        Der CDU/CSU droht Abstieg, sie werden wie die FDP in der Ampel, die Schuldigen am Wirtschaftselend, den fehlenden Steuereinnahmen… sein 4 Jahre Regierung nichts Zustande gebracht. Die dürfen dann in den Koaltionsverhandlungen um das mitmachen bei den linken betteln

    • Das halte ich nicht für richtig

  • Vielleicht gibt’s ja einen Deal mit den Linken und Grünen, damit das Paket durchgeht…

  • Vielleicht wird aus dem Sturm im Wasserglas ja doch noch eine kleine Revolution?

  • „Rücksicht auf den Koalitionsfrieden und die weitere Regierungsarbeit in anderen wichtigen Politikfeldern und die Bewertung des Erreichten “

    und damit ist doch alles gesagt

    Das Rentenpaket wird, so wie es jetzt ist, kommen

  • Die Zukunft der Union liegt in den Händen der „Jungen Gruppe“. Fällt sie um, geht über kurz oder lang auch die Merz/Spahn/Frei/Linnemann/Prien/Söder/Wüst/Günther-Union den Bach runter.

    • Zu schön um wahr zu werden.

  • Gut begründet. Damit sind die Abgeordneten der Jungen Union mindestens schon Jens Spahn um Kilometer voraus. Der hat für die geforderte Zustimmung selbst überhaupt keine Gründe vorbringen können, nur indirekt hat er auf den Erhalt der Koalition angespielt.

  • Man streitet sich um 120 Milliarden, hat aber ein Schuldenpaket akzeptiert, welches bei 600 Milliarden liegt. Konsequent.

  • Warum kann man für sowas nicht bei Tipico wetten? 🙁

    • Weil dort nur quasi legale und unmanipulierte Wetten angeboten werden…

  • Diesen Brüdern geht die Verarmung weiter Teile der Bevölkerung nicht schnell genug.
    Mit der Verbrennung Hunderter Milliarden für die Rüstung haben die kein Problem.

    Nochmal zur Erinnerung:
    2000 gab es 18,8Mio Rentner, der Bundeszuschuss betrug 2,7% vom BIP, der Betragssatz 19,3% und das Steueraufkommen aus Renten 0.
    2024 gab es 22,3Mio. Rentner, der Bundeszuschuss betrug 2,0% vom BIP, der Beitragssatz 18,6% und das Steueraufkommen aus Renten 14,2Mrd.

    Was tut uns das lernen? Richtig, nie waren Rentner so billig wie heute.

    https://www.nachdenkseiten.de/?p=142607

    PS: Diese CDU-Mischpoke kotzt mich nur noch an.

  • Da haben sie die letzten Notausgang „Staatspolitische Verantwortung“ verpasst. Jetzt wird es peinlich.

  • Sie werden umkippen, wenn sie die Startup- und Steuerkonditionen von Südtirol studieren! Bozen im Frühling ist himmlisch! Die italienische Art der sozialen Marktwirtschaft ist zum Verlieben & Arbeiten.

    • Bitte um nähere Erläuterung !

      • NOI Techpark, Alpha Innovation Methode, 3% Steuern, CNA-Südtirol. KMU-Umfeld und Deutsch als Amtssprache.

  • Wenn der Vorsitzende schon kein Rückgrat hat, hoffe ich, daß zumindest bei der JU noch Leute sind, die über Stehvermögen verfügen. Wer meint, mit einem Koalitionspartner der zum Kampf gegen die Arbeitgeber aufruft, die Probleme dieses Landes lösen zu können, sollte noch mal die Alternativen prüfen.

  • Sounds like ContraBas. 😁

  • Frau Bas lässt ja gerade die Maske fallen. Wie kann man da zustimmen?

  • Ich frage mich gerade, ob diese Meldung Teil eines Framings zur Gesichtswahrung ist und das Gesetz am Ende wie von Merz gewünscht wie ein Zäpfchen durch den Bundestag gleitet.

  • Die Linke hat schon signslisiert, dass sie Merz-Klingbeil unterstützen wird. Aber mit dem potenziellen Eklat Alt gegen Jung reißt es die CDU in Stücke, wenn Merz nicht zur Besinnung kommt

  • Alles Show! Ich hoffe die Abstimmung erfolgt namentlich.
    Die Rest CDU und die SPD sind nicht im Eskalationsmodus. Ich vermisse den Wahlkampfmodus von Hinterbänklern. Linke und Grüne sind zu ruhig.

  • Merz hat es sich meinem Eindruck nach verdient, dass seiner linken Politik ein Riegel vorgeschoben wird.
    Ich hoffe, dass die Junge Gruppe ein stabiles Rückgrat hat .

  • Mir scheint, es geht schon garnicht mehr um das sog. Rentenpaket allein. Sondern eher darum, was Merz, nach Merkel, aus einer einstmals stolzen Partei gemacht hat. Nämlich ein Steigbügelhalter für eine sozialistische Zwergpartei. Wenn die Junge Gruppe jetzt nicht die Trennlinie aufzeigt, kann sie sich genau so gut den Jusos einverleiben lassen. Merz würde es wohl nicht stören.

    • Sorry, aber das sehen sie falsch. Die Union ist nicht Steigbügelhalter der SPD, sondern der Repräsentant von Blackrock. Von dort kommen die Vorgaben, die Fritzchen umzusetzen hat. Die SPD gehorcht im wesentlichen derselben Agenda.

  • Wenn die Jungen standhaft bleiben,freut es mich ganz besonders für die Bas.
    Merz schäumt vor Wut und denkt sich die nächsten
    Disziplinierungsversuche aus.
    Es darf gelacht werden.

    • Bas und Merz ärgern sich. Das ist Kindergarten. Aber erstmal abwarten, ob Sie immer noch lachen, wenn sie mal in Rente gehen. Ob das den Preis wert ist?

      • ich bin schon lange in Rente und habe mir eine sehr gute Rente erarbeitet.

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