Werbung:

Werbeindustrie

„Informationsintegrität“: Wie unliebsamen Medien jetzt ihre Einnahmequellen entzogen werden sollen

Medien ihre Haupteinnahmequelle entziehen, wenn sie „Desinformation und Hate Speech“ verbreiten – das ist das Ziel von UN-Richtlinien zur „Informationsintegrität“, die in der Werbeindustrie zum Einsatz kommen. Mit Listen, die NGOs und sogar Behörden sammeln.

Werbung

Werbung ist die entscheidende Einnahmequelle für die allermeisten Online-Medien. Auf der diesjährigen Digitalkonferenz re:publica in Berlin stellte jetzt eine Allianz aus Werbeagenturen vor, wie man genau diese Quelle ins Visier nimmt, wenn die entsprechenden Medien vermeintliche „Desinformation“ verbreiten. Grundlage dafür sind die UN-Richtlinien für „Informationsintegrität“. Aber von vorn.

Im vergangenen Jahr hatten die Vereinten Nationen (UN) „Globale Prinzipien für Informationsintegrität“ präsentiert, deren Umsetzung man in Form von „rechtlichen Verpflichtungen der Staaten über die Verantwortung des Technologiesektors bis hin zu Best Practices für Medien und Zivilgesellschaft“ empfahl. Mit dem schwammigen Begriff „Informationsintegrität“ ist damit vor allem auch der Kampf gegen „Misinformation, Desinformation und Hate Speech“ gemeint. Wer dies verbreite, dürfe nicht „massive Profite“ durch Werbung auf seinen Websites generieren, so die UN-Haltung.

Delivered by AMA

Genau das griff Harriet Kingaby vom „Conscious Advertising Network“ auf. Ihre Gruppe aus Werbeagenturen wendet sich gegen vermeintliche „Informationsverschmutzung“. Über ihren Vortrag bei der re:publica 2025 berichtete unter anderem Netzpolitik.org. Darin beschrieb sie, wie aktuell Medien, die „Clickbait“ und „Desinformation“ verbreiten, von Werbeeinnahmen profitieren würden und man ihnen diese Quelle entziehen müsse.

Ihre Allianz sortiert basierend auf Listen, die NGOs oder mitunter sogar EU-Behörden erstellt haben, Medien aus, bei denen keine automatisierte Anzeige geschaltet wird. Konkret betrifft dies Medien, die vermeintlich Desinformation, antifeministische Inhalte oder Klima-Falschinformationen verbreiten würden. Als Letzteres sieht man dabei etwa schon Inhalte, die „dringende [Klima-]Maßnahmen gemäß dem wissenschaftlichen Konsens des IPCC und im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens“ untergraben würden.

Das Vorgehen rechtfertigt Kingaby damit, dass Verbraucher sich gegen Marken wenden würden, die zur Finanzierung von Inhalten mit Klimawandel-Leugnung beitragen. Ähnliches gelte für Hate Speech und Desinformation, auch diese würden dem Werbeumfeld schaden.

Lesen Sie auch:

Bei moderner Online-Werbung ist es dabei meist so, dass Anzeigen nicht auf die Webseite, die ein Leser besucht, sondern auf den Leser selbst angepasst sind. Der ganze Prozess läuft vollautomatisiert ab: Werbetreibende schalten – oft über Agenturen wie diese im „Conscious Advertising Network“ – Online-Anzeigen über Systeme wie Google Ads. Webseiten räumen diesen dabei Platz ein und die automatisierte Werbung wird über das System eingespielt.

Wenn jetzt aber Agenturen bestimmte Medien großflächig über Listen von ihren Anzeigen ausschließen, entgehen diesen wertvolle Einnahmen. Und das, obwohl das ganze System eben von Anfang an eigentlich gar nicht an das Umfeld der Ausspiel-Webseiten, sondern an die Interessen der Nutzer angepasst sein sollte.

UN und „Conscious Advertising Network“ sind dabei auch recht transparent, was der Hintergrund ist: Das Ziel ist nicht nur eine vermeintliche Umsatzsteigerung bei den eigenen Kunden, sondern auch eine politische Mission – nämlich bestimmten Seiten schlichtweg die Einnahmequelle zu entziehen. All das basierend auf automatisierten Vorgängen und vorgefertigten Listen, die man unter diffusen Definitionen zusammenstellt – ganz ohne, dass ein Werbetreibender sich je über eine Website beschweren muss, bei der seine Anzeigen erscheinen. Diese Entscheidung übernehmen andere als digitale Mittelsmänner.

Werbung

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Strafbare Inhalte, Beleidigungen oder ähnliches sind verboten. Bitte haben Sie Verständnis, dass es ggf. zu längeren Bearbeitungszeiten kommt. Kommentare sind auf maximal 1.000 Zeichen limitiert.

54 Kommentare

  • Sämtliche „Organisationen“ verlassen die Nationen beherrschen wollen und Diktate verteilen.

    UN, WHO, EU, IWF, EZB sind die Top5 würden manche vorschlagen.

    81
  • Endlich! ARD und ZDF komplett werbefrei.

    28
  • Ich hoffe, daß die Listen der Unternehmen, die da mitmachen, bekannt werden. Dann kann der Verbraucher beziehungsweise der mündige Bürger dagegensteuern. Hat beim Genderwahn auch schon ganz gut geklappt, zumindest in den USA. Der Bürger sitzt (hoffentlich) am längeren Hebel.

    52
  • „Wenn jetzt aber Agenturen bestimmte Medien großflächig über Listen von ihren Anzeigen ausschließen, entgehen diesen wertvolle Einnahmen. “

    Dann verdienen die Inhaber der Produkte, welche da mit ziehen, weniger Geld und sorgen am Ende selbst dafür, das sie boykottiert werden? 🤔

    23
  • Willkommen im globalen Sozialismus, von Leuten, die nicht gewählt wurden, inthronisiert.
    Alle supranationalen Organisationen sollten boykottiert werden, zumindest von jedem, der noch denken kann und den Kopf nicht nur als Regenschutz durch die Welt trägt.

  • Ich fände es besser, wenn man die Nutzer bzw. Leser solcher Seiten mit Werbeverbot belegen würde. Leser von Desinformationen würden keine Werbung mehr angezeigt bekommen. Nie wieder. Eine völlig werbefreie Welt. Ein Traum zu schön, um Wahr zu sein.

    18
  • Das wäre doch Nordkorea 2.0. Was müssen das alles für Missetaten sein, dass man gegen „untreue“ Medien vorgeht?.

  • Ohne dauerbeobachtende Lokaljournalisten, ohne Journalisten & Kolumnisten funktioniert keine freiheitliche Demokratie &/ keine freien, fairen Märkte. Der Regulierungsvorschlag für „Globale Prinzipien für Informationsintegrität“ ist im Ansatz zu begrüßen. Es ist aber „Top-Down-Denke“ und Organisations-Bias. Zudem sind die Agenturen selbst Quelle von digital-medialer Blindleistung und profitieren ungeprüft von maschineller Informationsverbreitung. Zudem dürfen sie keine kuratorisch urteilende Position einnehmen, denn sie werden ohnehin mit der Verbreitung von AI-Systemen überflüssig.
    Entscheidend sind ganz andere Fragen: wer bringt Kinder, Familien und Stadtgesellschaften zum Lesen, zur Weiterbildung und zum lebenslangen Lernen? Das geht nur individuell, lokal, mit freier Entfaltung und „bottom-up“ mit sichtbaren und für alle gleichermaßen wahrnehmbaren Informationen & Meinungen.
    Die Public Open Social Responsibility Society kommt unaufhaltsam – mit eigenen Systemen!

  • Auch das wird nicht von Dauer sein.

    0
  • In den meisten Fällen ist Werbung selbst die größte Desinformation. Da werden oft Artikel beworben, die den Qualitätsstandards nicht standhalten. Wird die dann auch verboten?

  • Hinter vielem worüber wir uns heute aufregen stecken Werbeagenturen. In den USA sind schon heute ca. 75% der Nachrichten Portale nichts Anderes mehr als Werbung mit etwas Nachrichten. In Deutschland nähert man sich diesem Wert immer mehr an. Egal ob web, gmx, t-online, watson, …die Nachrichten haben nur einen Zweck nämlich die Geschäfte derjenigen anzukurbeln, welche dort werben. Oder um es an einem anderen Beispiel festzumachen, wenn der Herr Stroer von t-online lukrative Aufträge der Bundesregierung braucht, dann liefert er dafür eine gefällige Berichterstattung.
    Jetzt werden sie noch dreister. Die Finanzierung von echten Nachrichten über Werbung wird aber auch an anderer Stelle immer schwieriger werden. Wenn der Staat immer mehr unsere personenbezogenen Daten verkauft, dann sind die bisherigen Formen der Datengewinnung ohnehin nicht mehr interessant. Das ist ein unglaublicher Schlag gegen die Presse- und Meinungsfreiheit.

  • #1984

    Es wird real.

    27
  • Die Gelehrten streiten sich bis heute, ob Werbeeinahmen dazu dienen Kontent zu machen, oder ob Kontent gemacht wird um Werbeeinnahmen abzuschöpfen.

    Die Grenzen sind wahrscheinlich fließend.

    Wichtig nur zu wissen, dass es nichts umsonst gibt. Jeden Tag so nebenbei nur 10 Min Werbung konsumieren müssen für ein vermeintlich kostenloses Informations- und Konsumleben, wären im Verlauf von 70 Jahren dann 255.500 Min, bzw 4.258 Stunden, bzw. 177 Tage Lebenszeit. Umgerechnet in aktuellen Mindestlohn wären das 54.587,56 Eur, denn Geld ist nichts anderes, als in Papier gedruckte Lebenszeit.

    Dagegen ist GEZ ein Schnäppchen. 🙂

    -6
  • Bei zB. den reichweitenstarken Youtubern wird ja nicht grundlos jede Menge Werbung geschaltet. Aber bitte, wenn man sich selbst ins Abseits stellen will dann macht man das ganz genau so 😀

  • @Apollo-news: was spricht gegen den Begriff „Werbebetreiber“ / „Werbungsbetreiber“? Eigentlich nichts, oder? Sollte es sich um ein Zitat handeln, kann man sich mit Auslassungszeichen: „[.]“ behelfen, und stattdessen vernünftige Begriffe verwenden! Man muß nicht jeden Quatsch mitmachen, auch wenn man zitieren möchte.

  • Dies stellt eine Institutionalisierung der Methoden der linken „Cancel Culture“ dar. Es sind eben jene Methoden unliebsamen Seiten die Lebensgrundlage zu nehmen und wir wissen alle, dass diese nicht neutral arbeiten und die wirklichen schwarzen Schafe (die es durchaus gibt!) unangetastet bleiben.

  • Ich kann nur für mich sprechen: ich (ver-) meide GERADE DIE Unternehmen und Produkte, die sich dem Bohei um Klima und Regenbogen unterworfen haben!

    13
  • Wissen die Verantwortlichen überhaupt wie weit die sich von der Demokratie, die sie so gerne verteidigen wollen, entfernt haben? Es ist nicht die Aufgabe der Politik den Menschen vorzuschreiben was sie denken sollen. Punkt. Fertig. Aus.

  • Richtig so. Bei solchen Medien geht es in der erster Linie um Empörung und Klicks. Wenn die kein Geld damit mehr machen, dann verschwinden die auch, weil es keine „höhere Mission“ gibt.

  • Trick der Medienmächtigen ist es, eigene Gemeinheiten der Opposition vorzuwerfen, also Hass, Hetze und Desinformation. Wenn genau diese Vorwürfe gegen diese gerichtet werden, liegt man 100% richtig. Also einfach umdrehen und es stimmt und trifft diese richtig und im Kern.

  • Deutscher Michel und Pichel: „Ich glaube nicht mehr an Orwells 1984!“
    Ich: „Du solltest aber an Orwells 1984 glauben, Deutscher Michel! Du bist mitten drin!“

  • Je mehr sich die Politik & Co. um die Unterdrückung der vermeintlichen „Desinformation“, dem „Haß“ und der „Hetze“ widmet, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, selbst ganz ganz große Märchen zu erzählen!

  • Fragen sie mal bei AchGut nach. Da benötigt man keine Organisation, es reicht ein diskriminierter Brief an die Geschäftsleitung.

  • An all diejenigen, die glauben dass sich der Wind gedreht hätte, und die links/grüne Ideologie und Deutungshoheit an ihr Ende gekommen sei; oh nein!!!
    So schnell und kampflos werden die Waffen nicht gestreckt! Und schon gar nicht, wenn man aktuell so viele Regierungsämter und sonstige Entscheidungsstellen Europaweit besetzt hält! Den Erfolg des „Marsch durch die Institutionen“ lässt man sich so schnell nicht hintertreiben und wegnehmen!

Werbung