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Industrieproduktion im Strudel – die wirtschaftliche Woche der Wahrheit

Europas Industrieproduktion schwächelt, die Inflation ist noch nicht besiegt. In den USA sorgt derweil die Zinsentscheidung für leichtes Aufatmen. Diese Woche wird zur Woche der Wahrheit.

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Die US-Notenbank (Federal Reserve Bank, kurz: FED) hat am Mittwochabend ihre Zinsentscheidung bekanntgegeben. Der US-Leitzins soll demnach unverändert bei 5,5 Prozent bleiben. Besonders wichtig für die Zinsentscheidung waren dabei die Inflationsdaten aus dem Mai: Diese zeigten sich besser als erwartet und lagen bei 3,3 Prozent. In den vergangenen zwei Monaten betrug die Teuerungsrate jeweils über 3,4 Prozent, nachdem sie sich seit Anfang 2024 stetig verschlechtert hatte. Jetzt liegt der Fokus allerdings auf mögliche Hinweise auf zukünftige Zinsentscheidungen im Laufe des Jahres: „Der von [der Pandemie] ausgelöste Inflationsschock ist jetzt wirklich vorbei“, äußerte sich der Ex-Chefökonom von Goldman Sachs. Die US-Notenbank habe jetzt endlich die Gewissheit, die Zinsen noch in diesem Jahr zu senken.

Die jüngsten US-Daten waren allerdings gemischt. Die neuesten monatlichen Arbeitsmarktzahlen für den Mai lagen deutlich über den Prognosen, jedoch würden weitere Hinweise auf eine schwächelnde Wirtschaft benötigt, bevor die Entscheidungsträger sich für eine Zinssenkung noch in diesem Jahr entscheiden. „Die eingehenden Daten sollten der FED Vertrauen geben, dass die Wirtschaft abkühlt, aber sie braucht mehr Hinweise auf eine Deflation, um zu senken“, sagten Volkswirte von der Bank of America in einer Notiz auf dem Kurznachrichtendienst X.

Eurozone: Die Industrie schwächelt, die EZB kapituliert

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erst kürzlich den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt (Apollo News berichtete), ebenso wie den Einlagenzins und den Spitzenrefinanzierungssatz. Allerdings sind die Inflationsprognosen seitens der EZB nach oben angepasst worden. Deutschland erlebt wieder einen Anstieg der Inflation: Im Vergleich zum April 2024 sind die Preise im vergangenen Monat marginal angestiegen. Verglichen zum Mai vergangenen Jahres sind die Preise allerdings um 2,4 Prozent gestiegen.

In Spanien sind die Preise noch stärker gestiegen: Die Inflationsrate betrug im vergangenen Monat 3,6 Prozent, nachdem sie im Februar noch bei 2,8 Prozent lag. Für Frankreich werden am Freitag die neuesten Daten erwartet. Industrieproduktionsdaten für die gesamte Eurozone für den April sind ebenfalls veröffentlicht worden und zeichnen ein schlechtes Bild: Gegenüber April des vergangenen Jahres ist die Industrieproduktion um 3 Prozent gesunken, nachdem sie bereits im Januar und Februar (im Vergleich zum Vorjahresmonat) um jeweils knapp 6,5 Prozent gesunken war. Handelsbilanzdaten für die Eurozone stehen am Freitag an.

Auch eine entscheidende Woche für Japan beginnt

Anfang dieser Woche sind die BIP-Daten veröffentlicht worden: Die aktuell viertgrößte Volkswirtschaft der Welt ist im ersten Quartal des laufenden Jahres um 0,5 Prozent geschrumpft im Vergleich zum Vorjahresquartal. Der schwache Yen treibt zwar den Export an, allerdings sind durch aktuell inflationäre Entwicklungen die Verbraucher in ihrer Nachfrage stärker beeinträchtigt.

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Der Yen war im vergangenen Monat stark eingebrochen (Apollo News berichtete), jetzt wird am Freitag eine geldpolitische Entscheidung seitens der japanischen Nationalbank (BoJ) erwartet: Während allgemein erwartet wird, dass die BoJ ihren Leitzins – es ist vielmehr ein politischer Zins – in einer Spanne von 0 bis 0,1 Prozent unverändert lässt, rechnen einige Analysten auch mit einer geldpolitischen Straffung (quantitative tightening). Dabei wird der Kauf japanischer Staatsanleihen reduziert, um das Angebot auf den Geldmärkten zu kontrahieren.

Das Fenster für eine Straffung der Geldpolitik schließe sich allerdings langsam, sagte die Wirtschaftsforschungsinstitution Capital Economics aus London kürzlich. Sie argumentieren, die Inflation gehe schärfer zurück, als die BoJ erwartet. Der Zentralbankchef Toyoaki Nakamura sagte kürzlich, dass er immer noch nicht vollständig davon überzeugt sei, dass Löhne und Inflation weiter wachsen würden, und fügte hinzu, dass es für die Bank angemessen sei, ihre derzeitige Geldpolitik vorerst beizubehalten.

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