„Es ist der erste echte Hoffnungsschimmer, dass die drei noch am Leben sein könnten“ – diesen Satz habe ich am 18. Januar 2025 hier auf Apollo News geschrieben. Am zweiten Geburtstag von Kfir Bibas, dem kleinen Rotschopf, der als Säugling mit seiner Mutter Shiri und seinem großen Bruder Ariel – der am Dienstag sechs Jahre alt geworden wäre – von der Hamas aus dem Kibbutz Nir Oz entführt wurde.

Kurz zuvor war bekannt geworden, dass durch einen Deal, der durch die USA, Katar und Ägypten vermittelt wurde, 33 Geiseln freigelassen werden sollten. Darunter Yarden Bibas, Kfirs Vater, der getrennt von seiner Familie in Gaza gefangen gehalten wurde – in einem Käfig, wie ein Tier. Yarden sollte nach der Folter, der Demütigung und Qual endlich nach Hause kommen. Und nicht nur er: israelische Medien berichteten, dass auch Shiri, Kfir und Ariel auf der Liste der lebenden Geiseln standen.

Mein Herz hat in diesem Moment einen kleinen Sprung gemacht. Seit dem 7. Oktober, seit ich das Video von Shiri gesehen habe – das einer völlig verzweifelten jungen Mutter, kaum älter als ich – hatte ich gehofft, genau diese Zeile zu lesen. Ich wollte einfach glauben, dass sie irgendwo in den dunklen, dreckigen Hamas-Tunneln noch immer ihre beiden Kinder an ihre Brust drückt – völlig verzweifelt und doch entschlossen, einfach alles zu tun, um das zu schützen, was ihr im Leben am meisten bedeutete.

Nennen Sie mich ruhig naiv, vielleicht wollte ich das auch einfach sein. Aber ich hab mich an den Gedanken geklammert, dass irgendwo tief in den islamistischen Bestien, die an nur einem Tag über 1.200 unschuldige Israelis niedermetzelten, noch ein Funke Menschlichkeit existiert – genug, um ein neun Monate altes Baby am Leben zu lassen. Doch das haben sie nicht. Die Hamas-Terroristen haben Kfir und Ariel „mit bloßen Händen“ getötet und Israel beschuldigt.

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„Die Terroristen haben die beiden Jungen nicht erschossen – sie haben sie mit bloßen Händen getötet. Danach begingen sie grausame Taten, um diese Gräueltaten zu vertuschen.“ So das Statement eines Sprechers der israelischen Streitkräfte im Februar 2025 nach der forensischen Untersuchung ihrer Leichname. Ich habe darüber nicht geschrieben; habe nicht berichtet, wie die kleinen Särge von Kfir und Ariel bei einer feierlichen Zeremonie in Gaza aufgebahrt wurden. Auch nicht darüber, wie die Bevölkerung im Gazastreifen – Männer, Frauen und sogar kleine Kinder – über ihren Tod jubelte, wie sie feierten. Oder darüber, dass die Hamas zunächst den Körper einer anderen Frau als den von Shiri ausgab. Als letzten Akt der Demütigung für Israel und die gebrochene Familie Bibas.

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Ich habe seit dem Text zu Kfirs Geburtstag geschwiegen. Nicht, weil ich es wollte, sondern weil ich einfach nicht mehr konnte. Ich habe es einfach nicht übers Herz gebracht. Über ein Jahr haben meine Schwester und ich jede Nachricht zu der kleinen Familie verfolgt, haben uns jedes Update sofort zugeschickt. Über ein Jahr haben wir gehofft – auch wenn wir in Wirklichkeit natürlich wussten, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Yarden nochmal seine beiden Söhne in den Armen halten würde, verschwindend gering war.

Wieso ich es jetzt tue? Weil ich verdammt wütend bin. Wütend über die Dummheit und Ignoranz so vieler Menschen in Deutschland und Europa. Über die Schamlosigkeit von 200 selbsternannten Prominenten, die in einem offenen Brief an Bundeskanzler Friedrich Merz den Stopp deutscher Waffenexporte und Sanktionen gegen Israel fordern. Sie geben dem jüdischen Staat die Schuld an dem Elend und Hunger in Gaza, obwohl längst bekannt ist, dass die Hamas die Hilfsgüter aus Deutschland, Israel und der Welt abfängt – dass sie ihre eigenen Leute bewusst und mit voller Absicht in diese Lage bringt. 50 bis 100 Prozent der Hilfsgüter landen in den Fängen der Terrororganisation und anderer krimineller Strukturen, heißt es von der Bundesregierung.

Vielen Deutschen ist das egal. Sie wollen es gar nicht wissen. Sie verbreiten Propaganda-Videos der Hamas, hetzen gegen Juden und empfinden das Ganze auch noch als ihren persönlichen Sophie-Scholl-Moment. Sie laufen blind auf Palästinenser-Demonstrationen mit, kippen sich Kunstblut auf ihre nackten Brüste und schreien „Queers for Palestine“. Obwohl Homosexuelle in Gaza verfolgt und getötet werden – im Namen der Scharia. Sie sehen diesen Widerspruch und ihre eigene Doppelmoral nicht. Auch nicht, wenn sie den Hunger in Gaza beklagen, ohne mit einem Wort die israelischen Geiseln zu erwähnen, die inzwischen kaum mehr als Skelette sind.

Die Hamas veröffentlichte erst vor wenigen Tagen Videos von Evyatar David und Rom Braslavski, einem deutschen Staatsbürger – genau wie es Kfir, Ariel und Shiri waren. Rom ist 22 Jahre alt, aber das ist kaum noch zu erkennen. Denn man muss es so hart sagen, wie es ist: es sind Bilder, die an die Konzentrationslager der Nationalsozialisten erinnern. Rom krümmt sich vor Schmerzen am Boden, er hat kaum noch Kraft, seinen Oberkörper aufzurichten. Die Terroristen kosten das aus. Sie setzen ihn vor die Kamera und lassen ihn erzählen: „Ich kann nicht stehen oder zur Toilette gehen“. Er weint, völlig verzweifelt bittet er um Hilfe: „Ich kann nicht atmen, ich kann nicht leben“.

Man sieht ihm beim Sterben zu. Ein Anblick, der kaum zu ertragen ist. Niemand hat solche Qualen verdient – und kaum jemand würde Hilfe so sehr verdienen wie Rom. Er hat am 7. Oktober als Sicherheitsmann auf dem Nova-Musikfestival gearbeitet. Als die Hamas auf dem Friedensfestival einfiel und die jungen Feiernden wie Vieh abschlachtete, ist er nicht weggelaufen – er hat sich nicht in Sicherheit gebracht, obwohl er mehrfach die Gelegenheit hatte. Nicht sich, sondern andere. Obwohl er selbst verwundet wurde, brachte er mehrere junge Frauen aus der Gefahrenzone. Eine dieser Frauen rief Roms Bruder Ammit nach dem Massaker an und erzählte ihm, wie er ihr Leben rettete. Laut einem TV-Magazin aus Israel sagte Rom zu ihr: „Mach dir keine Sorgen. Ich kümmere mich um dich. Du wirst in Ordnung sein.“

Doch wer kümmert sich um ihn? Oder um Evyatar David, den die Hamas dabei filmt, wie sie ihn sein eigenes Grab schaufeln lässt – solange, bis er zusammenbricht. Auch er besteht nur noch aus Haut und Knochen. Sein Bruder Ilay David erzählt bei Achtung Reichelt, dass er sich das Video nicht ansehen konnte – er konnte die Bilder nicht ertragen. Ilay erzählt, wie „gebrochen“ seine ganze Familie war, als sie von Evyatars Entführung erfuhren. Auch seine Schwester Yeela sagte auf dem Platz der Geiseln in Tel Aviv kürzlich unter Tränen: „Mama ist völlig gebrochen und funktioniert nicht mehr, Papa hört nachts deine Stimme und kann nicht einschlafen.“

Als ich das Interview mit Ilay gesehen habe, habe ich mir ein paar Sekunden vorgestellt, meine eigene Schwester so zu sehen – und gleichzeitig nicht zu wissen, ob sie noch am Leben ist. Allein der Gedanke hat mir fast das Herz gebrochen. Es war eine schreckliche, kaum aushaltbare Vorstellung – doch genau in diese Situation sollten sich all die Menschen da draußen, die Israel so gerne dämonisieren, nur eine Sekunde versetzen. Vielleicht würden sie dann aufhören, nur schwarz-weiß zu denken. Vielleicht würden sie verstehen, welchen Kampf Israel führt. Würden sie nicht auch alles tun, um ihre Liebsten zu retten? Im Kampf gegen eine Organisation, die in ihrer Gründungscharta offen fordert, Juden zu töten. Die von den Palästinensern an die Macht gewählt wurde und nun – mal wieder – in voller Absicht ihre eigenen Leute elendig zugrunde gehen lässt.

Doch ich fürchte, so schnell wird es in Deutschland kein Umdenken geben. Trotz der viel besungenen „Staatsräson“ wendet sich schließlich selbst die Bundesregierung immer wieder gegen den Staat, für dessen Notwendigkeit Deutschland im schlechtesten Sinne zu großen Teilen verantwortlich ist. Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber wenn ich unserem Außenminister Johann Wadephul zuhöre, wünsche ich mir manchmal Annalena Baerbock zurück. Das einzige, wofür er und unsere Bundesregierung wirklich stehen, ist der folgende Satz: Auf Deutschland ist kein Verlass. Shiri, Ariel, Kfir, Rom, Shani Louk und so viele andere Deutsche – wir haben ihnen nicht geholfen. Wir haben sie alle im Stich gelassen. Und der Welt damit bewiesen: die deutsche Staatsbürgerschaft ist nichts mehr wert.

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