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Caren Miosga

Habeck philosophiert über die Kanzlerschaft: „Ich will das noch einmal probieren“

Robert Habeck zeigte sich in der ARD-Talkshow Caren Miosga entschlossen, für das Kanzleramt zu kandidieren – obwohl das ein Job sei, „den man sich gar nicht wünschen sollte“. Die Sendung war geprägt von Habecks philosophischen Ausflügen und Miosgas peinlichen Fragen.

Robert Habeck war am Sonntagabend bei Caren Miosga zu Gast.

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„Ich kann und will das noch einmal probieren“, erklärte Robert Habeck in der ARD-Talkshow Caren Miosga am Sonntagabend. Im Mittelpunkt standen Habecks Ambitionen und Strategien für eine zukünftige Kanzlerschaft. Der stand Miosga jedoch wenig kritisch gegenüber – im Gegenteil: Die Moderatorin ließ Habeck ohne tiefgreifende Nachfragen davonkommen, von den anderen Gästen gab es ebenfalls überwiegend Zuspruch für die Pläne des Wirtschaftsministers.

Neben dem Publizisten Albrecht von Lucke war auch die Wirtschaftsjournalistin Ursula Weidenfeld in der Runde. Diese erklärte beispielsweise, Habeck vorzugsweise als Kanzler und nicht als Wirtschaftsminister erneut in der Bundesregierung vertreten zu sehen: „Also, ehrlich gesagt, hätte ich ihn wahrscheinlich lieber als Kanzler als noch mal als Wirtschaftsminister, weil das war jetzt wirklich keine Leistung, die man wiederholen sollte“, erklärte Weidenfeld auf die Frage zur Bewertung der Wirtschaftsbilanz des Vizekanzlers.

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Habeck selbst nutzte den Zuspruch, der ihm für seine Kanzlerkandidatur entgegenschlug und gab sich einmal mehr als philosophischer Vieldenker. Nach drei Jahren in der Ampelkoalition habe er sich selbst gefragt, ob er der Richtige sei, um erneut als Spitzenkandidat anzutreten. Seine Antwort: ein Ja, das jedoch an eine Bedingung geknüpft ist. „Aber dann kann ich es auch nur machen, wenn ich ganz bei mir selbst bin“, führte er fast therapeutisch aus.

Als Experiment kündigte er sogenannte „Küchentischgespräche“ bis Weihnachten an – ein Versuch, wieder näher an die Menschen heranzurücken und die politische Kultur neu zu beleben. Das erste Treffen dieser Reihe veröffentlichte der Grünen-Politiker am Sonntag auf einem eigenen YouTube-Kanal. Dabei wird deutlich: Habeck möchte seinen Wahlkampf nicht auf dem Handeln der Bundesregierung in den vergangenen drei Jahren aufbauen.

Miosga ging währenddessen in fast schmeichelhafter Manier mit dem Vizekanzler um. Zum Konzept der Sendung mit Habeck gehörte auch eine Art Simulation dieser Küchengespräche. An dieser Stelle fragte die Moderatorin den Wirtschaftsminister, der auch als Autor tätig war, was er sich denn eher wünschen würde: „Bundeskanzler oder Literaturnobelpreis?“ Habeck, der das Konzept offenbar nicht wirklich verstehen wollte, erwiderte daraufhin: „Literatur mache ich ja schon seit 20 Jahren nicht mehr. Also insofern ist das Quatsch.“

Bundeskanzler zu werden sei „kein Traum oder kein Wunsch, sondern das ist ein Job, den man sich gar nicht wünschen sollte, wenn man vernünftig darauf schaut, weil das so anspruchsvoll und so harte Arbeit ist“, philosophierte der Grünen-Politiker. „Das habe ich jetzt ja eng und tief mit begleiten können. Das ahnt man ja auch, wenn man von außen draufguckt.“

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Miosga folgte mit weiteren peinlichen bis hin zu unwürdigen Fragen. „Was müssen Sie für Christian Lindner und Olaf Scholz kochen, damit die beiden wieder miteinander sprechen?“ Die Antwort, „Spaghetti Bolognese“, stellte sie nicht zufrieden: „Da wären Sie schon nicht dabei, weil Sie Vegetarier sind“. Habeck, den die Fragen zu verwirren schienen, entschied sich also für „Arrabbiata oder was auch immer. Aber irgendwas, wo man sich die weißen Hände bekleckert und drüber lacht“.

Mit derartigen Manövern versuchte Habeck immer wieder, die Vergangenheit nicht thematisieren zu müssen, während Miosga vergeblich den Blick auf das Ampel-Aus lenken wollte – doch Habeck blieb nüchtern. Angesprochen auf Angela Merkels „Männer“-Kommentar über den Koalitionsbruch, gab Habeck zu, dass Unterschiede im Kommunikationsverhalten von Männern und Frauen durchaus bestünden, erklärte jedoch, der politische Erfolg sei nicht an Geschlechterrollen gebunden: „An Alice Weidel und Sahra Wagenknecht lasse sich erkennen, dass die ‚Chromosomenausrichtung‘ nicht entscheidend ist.“

Zudem gab der Vizekanzler eine kritische Bewertung von Merkels Russlandpolitik ab. Obwohl er ihren persönlichen Stil lobte, bezeichnete er die Abhängigkeit von russischem Gas als „Fehlentscheidung“, die Deutschland nicht nur ökonomisch, sondern auch politisch isoliert habe. „Alle haben uns gewarnt, das so zu tun“, sagte er, um damit die schädlichen Konsequenzen dieser Politik für die europäische Zusammenarbeit zu unterstreichen.

Ein weiterer Schwerpunkt des Gesprächs war die Diskussion um die Wärmewende und die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes. Doch anstatt Selbstkritik zu zeigen oder von Miosga mit kritischen Nachfragen eingebremst zu werden, attackierte Habeck die Union scharf: „Wir werden das jetzt erleben, dass wir entweder die Klimaschutzziele aufgeben oder die fossilen Energien teurer werden.“ Konkret kritisierte er die Pläne der CDU, die Förderung der Wärmewende zu reduzieren. Dies würde dazu führen, dass Menschen beim Heizungsaustausch „mindestens 10.000 Euro weniger Förderung“ erhielten – ein Ansatz, der seiner Meinung nach die Belastungen für die Bürger erhöhe und den Klimaschutz gefährde.

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