Die AfD-Politikerin, Brandenburger Landtagsabgeordnete Lena Kotré, hat sich für einen Besuch in einem migrantisch geprägten Viertel in Oslo angekündigt. Dort will sie am Samstag an einer „Remigrationskonferenz“ der Partei „Norwegische Demokraten“ teilnehmen. Auf Bitten von Kotré sollte es zudem am heutigen Freitag zu einem Rundgang durch das Stadtviertel Grønland kommen. Das Vorhaben wurde öffentlich gemacht.

Nach dem Aufruf einer antirassistischen Gruppierung und eines Vereins aus der Nachbarschaft versammelte sich am Freitag jedoch eine große Zahl von Gegendemonstranten. Die Polizei schätzte ihre Zahl laut Angaben des Senders auf etwa 1.000 Personen. Der zuständige Einsatzleiter erklärte in einem Interview mit dem Sender, zu möglichen konkreten Bedrohungslagen oder zu Fällen von Gewalt lägen bislang keine Erkenntnisse vor. Außerdem sei niemand in Gewahrsam genommen worden. Auf veröffentlichten Aufnahmen ist zu sehen, wie Kotré in einer Tiefgarage auf den weiteren Ablauf wartete.

Gegenüber t-online berichtete Lena Kotré, schon bei ihrer Ankunft vor Ort habe sie eine erhebliche Polizeipräsenz wahrgenommen. Schätzungsweise 300 Einsatzkräfte seien im Einsatz gewesen, darunter auch zivile Beamte und Reiterstaffeln. Gemeinsam mit Vertretern der Norwegischen Demokraten habe sie sich zunächst von einem Parkhaus aus in Richtung einer nahegelegenen Moschee begeben, um dort Gespräche zu führen.

Noch während des Besuchs habe sich jedoch der Demonstrationszug genähert – laut rufend und in geschlossener Formation. Aus der Menge habe sich ein einzelner Teilnehmer gelöst, der, so Kotré, wüste Beleidigungen ausrief und „sehr bedrohlich“ wirkte. Daraufhin habe die Polizei die Gruppe zurück ins Parkhaus begleitet und darauf hingewiesen, dass man ihre Sicherheit nicht gewährleisten könne. Anschließend sei man ins Hotel zurückgekehrt, zeitweise unter polizeilicher Eskorte.

Werbung

Lena Kotré äußerte gegenüber t-online massive Kritik am Vorgehen der Einsatzkräfte. „Es wurde ein großer Aufriss darum gemacht“, sagte sie, und sprach sogar von „eigentlich schon einer Kapitulation der Polizei vor möglicherweise gewaltbereiten Demonstranten“. Selbst wenn sich jemand durch ihre Anwesenheit provoziert fühle, so Kotré weiter, „dann ist das noch lange keine Rechtfertigung für Gewaltandrohungen“. Nach Angaben des Senders TV2 wurde sie aus der Menge mit Beleidigungen wie „Geh zurück nach Deutschland, du Schlampe“ konfrontiert, andere skandierten „Hitler ist tot“. Unter den Demonstrierenden seien sowohl Regenbogen- als auch Palästina-Flaggen zu sehen gewesen.

Lesen Sie auch:

Wahlumfrage-Grafik

SED-Einheitsfront gegen die AfD: Omas gegen Rechts fallen auf Satire-Account herein

Die Omas gegen Rechts Ulm haben eine Umfragegrafik geteilt, in der die AfD gegen die „Solidarische Einheit für Demokratie“ (kurz SED) antritt und trotz 26 Prozent deutlich verliert. Die Grafik stammt dabei von einem Satire-Account, auf den die Omas gegen Rechts hereingefallen sind.

Boris Cherny • 108

Neues Gutachten

AfD-Hochstufung in Brandenburg – Verfassungsschutz wertet Deko-Adler als „NS-Ästhetik“

Der Brandenburger Verfassungsschutz führt in seinem Hochstufungsvermerk zur AfD einen Deko-Adler an und schreibt, dieser vermittle „ikonografisch NS-Ästhetik“. Der Adler ist seit Jahrhunderten das Wappentier Deutschlands.

Redaktion • 272

Im Vorfeld ihres Besuchs in Norwegen hatte Kotré erklärt, dass dort eine sogenannte „Remigration“ innerhalb von weniger als drei Jahren möglich sei, sofern die Regierung entschlossen handle. Trotz der teils aufgeheizten Stimmung plant sie, wie vorgesehen an der „Remigrationskonferenz“ am Samstag teilzunehmen und den Termin auch für Vernetzungsgespräche zu nutzen. Die Rückreise nach Deutschland ist für Sonntag angesetzt.

Teilen: Zu den Kommentaren (97)