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Katholische Kirche

China ernennt zwei neue Bischöfe ohne Roms Zustimmung: Der nächste Papst muss einen Umgang mit der Volksrepublik finden

Kurz vor der Papstwahl verschärft China die Spannungen mit dem Vatikan durch die eigenmächtige Ernennung zweier Weihbischöfe – ohne Zustimmung aus Rom. Für den neuen Pontifex wird der Umgang mit China eine Herausforderung.

Der emeritierte Bischof von Hongkong Kardinal Joseph Zen ist wohl der härteste katholische Kritiker der Kommunistischen Partei Chinas.

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Kurz vor der Wahl des neuen Papstes im Vatikan sorgt China mit der einseitigen Ernennung zweier neuer Weihbischöfe für Spannungen. In Shanghai bestätigten die chinesischen Behörden die Ernennung von Generalvikar Wu Jianlin, während in Xinxiang in der Provinz Henan Li Jianlin zum Weihbischof bestimmt wurde. Beide gelten als loyal gegenüber der Kommunistischen Partei Chinas.

Diese Ernennungen erfolgten ohne Zustimmung des Heiligen Stuhls und widersprechen der geheimen Vereinbarung von 2018 zwischen China und dem Vatikan, die vorsieht, dass der Papst bei Bischofsernennungen das letzte Wort hat. Das Abkommen, dessen Details nie veröffentlicht wurden, war erst im Oktober 2024 für weitere vier Jahre verlängert worden.

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Der vatikanischen Nachrichtenplattform zufolge Asianews seien die Ernennungen ein bewusster „Test der chinesischen Behörden“ gegenüber dem kommenden Papst. Experten aus dem Vatikan und Deutschland geben sich hingegen zurückhaltender. Sie weisen darauf hin, dass laut Abkommen zwar China Kandidaten vorschlägt, die endgültige Entscheidung jedoch beim Papst liege.

Die Beziehungen zwischen dem Vatikan und China sind kompliziert. Die Kommunistische Partei erkennt die Autorität des Papstes nicht an und kontrolliert die sogenannte Katholische Patriotische Vereinigung. Zuletzt hatte Peking keine Vertreter zur Beisetzung des verstorbenen Papstes Franziskus entsandt, und eine kurze Todesmeldung war nach wenigen Tagen wieder von offiziellen Webseiten entfernt worden.

Gleichzeitig betonte das chinesische Außenministerium zuletzt, dass man den Dialog mit dem Vatikan weiterführen wolle und die Umsetzung des Abkommens positiv verlaufen sei. Kardinal Joseph Zen, ehemaliger Bischof von Hongkong und Kritiker der Vereinbarung, hatte hingegen von einem „Ausverkauf“ der Untergrundkirche gesprochen.

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Die jetzigen Ernennungen sind zudem heikel, da sie bestehende Spannungen weiter verschärfen könnten. In Xinxiang gibt es bereits einen von der Untergrundkirche eingesetzten Bischof, Zhang Weizhu, der mehrfach verhaftet wurde. In Shanghai wiederum hatte China bereits 2023 mit Shen Bin eigenmächtig einen Bischof eingesetzt, dessen Ernennung Papst Franziskus später zähneknirschend bestätigte.

Für den kommenden Papst wird es eine große Herausforderung, einen Umgang mit der Kommunistischen Partei in Peking zu finden. Unter den derzeit oft genannten Kandidaten für die nächste Papstwahl unterscheiden sich die Haltungen zur China-Politik des Vatikans teils deutlich.

Kardinal Pietro Parolin, derzeit vatikanischer Staatssekretär, gilt als Architekt dieses Abkommens. Er verteidigt es als notwendigen diplomatischen Schritt, um die Einheit der katholischen Kirche in China zu sichern. Parolin betont, dass der Heilige Stuhl dabei vor allem kirchliche Interessen verfolgt, nicht geopolitische, für diese Äußerungen erhielt er von Kardinal Zen harsche Kritik.

Auch Luis Antonio Tagle, ein philippinischer Kardinal mit chinesischen Wurzeln, unterstützt die diplomatische Öffnung gegenüber Peking. In Interviews betont er, dass es in der Beziehung zu China vor allem darum gehe, den Gläubigen dort die Sakramente und die apostolische Sukzession zu sichern.

Im Gegensatz dazu steht Robert Sarah, ehemaliger Präfekt der Gottesdienstkongregation und eine prominente konservative Stimme. Zwar hat er sich nie direkt zur China-Politik des Vatikans geäußert, doch seine wiederholten Warnungen vor staatlicher Einmischung in kirchliche Belange und seine Betonung der Unverhandelbarkeit kirchlicher Autorität lassen eine skeptische bis ablehnende Haltung vermuten.

Péter Erdő, Erzbischof von Esztergom-Budapest, äußert sich traditionell zurückhaltend zu politischen Themen. Auch zur China-Strategie des Vatikans ist keine öffentliche Position bekannt. Als kirchenrechtlich gebildeter Konservativer könnte er jedoch eine vorsichtige bis kritische Linie vertreten, besonders was staatliche Eingriffe in kirchliche Strukturen betrifft.

Der italienische Kardinal Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, ist primär mit interreligiösen Fragen im Nahen Osten befasst. Auch er hat sich bisher nicht zur China-Frage geäußert.

Insgesamt lässt sich sagen: Liberale wie Parolin und Tagle stehen für Kontinuität im Dialog mit Peking. Konservative wie Sarah eher für einen Bruch mit dieser Politik. Erdő und Pizzaballa haben sich bislang kaum positioniert. Die Frage der Haltung zu China könnte in der nächsten Papstwahl ein unterschätzter, aber entscheidender Faktor sein.

Mehr zu einem der möglichen Nachfolger von Franziskus auf dem Stuhl Petri und dessen Wahl, finden Sie hier.

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21 Kommentare

  • Was will der Vatikan denn machen? Die Schweizer Garde in Beijing vorbeischicken?

    3
  • Aha, man muss in Rom also einen „Umgang“ mit den Chinesen finden. Da könnte ein vorab-Gespräch der Chinesen mit der AfD hilfreich sein.

  • Historiker Roberto de Mattei:

    „Die aufdringlichste diplomatische Aktion wurde 1958 von Frankreich unter General de Gaulle durchgeführt, der seinen Botschafter beim Heiligen Stuhl, Roland de Margerie, anwies, alles zu tun, um die Wahl der als „reaktionär“ geltenden Kardinäle Ottaviani und Ruffini zu verhindern.

    Die „französische Partei“, die von Kardinaldekan Eugene Tisserant angeführt wurde, unterstützte stattdessen den Patriarchen von Venedig, Giuseppe Roncalli (1881-1963), der dann zum Johannes XXIII. gewählt wurde.“
    (katholisches.info)

    Papst Joh. XXIII.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_XXIII.#Kubakrise

  • Die Papstwahl ist kein Wunschkonzert;
    wünsche mir nachfolgend beschriebene
    Kandidaten keinesfalls 🙂

    Kardinal Pizzabella (60) wäre dem
    linken Mainstream sicherlich sehr
    willkommen… Aber zu jung. Auch
    „progressive“ Kardinäle wollen nicht
    denselben Papst über ~30 Jahre. Ihre
    eigene Chance schrumpfte auf Null,
    selbst wenn sie selber noch keine
    Ende 70 wären.

    Kardinall Omella (79), Erzb. v. Barcelona,
    bis zum Vorjahr Vorsitzender der
    Spanischen Bischofskonferenz,
    „der hochgewachsene Katalane, Mitglied
    des engsten Beraterkreises des gerade
    verstorbenen Papstes“, Stimme gegen
    soziale Ungerechtigkeit, Verteidiger der
    Migration, Förderer der neuen geistlichen
    Bewegungen, die „der Kirche ein neues
    Gesicht geben“, nutzt mitunter sogar
    sufische[sic] Texte für seine Gebete.

    Rauchfang auf der Sixtina für die
    Papstwahl montiert:
    https://kath.net/news/87412

  • Ach, na ja. Die Exkommunikation wird schnell folgen. Ganz gleich wer Papst wird. Oder aber das Haus bricht in sich zusammen.

    1
  • Der Franz hat es erlaubt, nicht wundern. Katholiken waren dem sowieso egal, noch egaler war ihm die kath. Glaubenslehre.

  • Kardinal Müller: „Es ist uns nicht gestattet,
    das Papsttum zu verweltlichen, indem wir
    es nach politischen und medialen
    Stereotypen formen…

    Schauen wir auf das große Ereignis der Erwählung des neuen Papstes durch den Heiligen Geist. Wir müssen bedenken, dass die Hauptaufgabe der Kardinäle im Konklave nicht darin besteht, jemanden zu wählen, der die privaten Ideen eines früheren Papstes fortführt oder gar wie ein Schauspieler in die Rolle eines Verstorbenen schlüpft…“
    https://kath.net/news/87418

  • „Diese Ernennungen erfolgten ohne Zustimmung des Heiligen Stuhls und widersprechen der geheimen Vereinbarung von 2018 zwischen China und dem Vatikan, die vorsieht, dass der Papst bei Bischofsernennungen das letzte Wort hat.“

    Wieso widersprechen? Der Papst hat dazu kein letztes Wort mehr abgegeben. Ob nach Vereinbarung der zukünftige Papst das dann nachträglich auch noch revidieren darf, wissen wir nicht.

  • Hatten wir schon mal: Avignon und Rom, nicht neu, aber egal.

  • Historiker Roberto de Mattei, Professor an der Europäischen Universität Rom, Vorsitzender der Stiftung Lepanto:

    „Der Beistand des Heiligen Geistes bedeutet nicht, daß im Konklave unbedingt der beste Kandidat gewählt wird. Die göttliche Vorsehung zieht jedoch immer das größtmögliche Gute aus dem schlimmsten Übel…

    wurden im Laufe der Geschichte heilige Päpste gewählt, aber auch schwache, unwürdige Päpste, die ihrer erhabenen Mission nicht gewachsen waren…

    Wie jedes Konklave in der Geschichte wird auch das nächste Konklave Gegenstand von Einmischungsversuchen sein…“
    (katholisches.info)

    0
  • Gerhard Kardinal Müller:
    „Ich wünsche mir keinen Franziskus II.“

    „Jetzt kann man in China das Porträt
    von Xi Jinping in Kirchen aufstellen [im
    Rahmen des umstrittenen Abkommens
    zwischen dem Heiligen Stuhl und China]…
    Hier können wir nicht mitgehen.“

    „Papst Franziskus hat viele Autobiografien geschrieben, in denen er seine Persönlichkeit erklärt, aber aus theologischer Sicht ist das alles nicht Teil des Lehramtes. Es sind persönliche Elemente, die für das Katholischsein nicht wesentlich sind.“
    (katholisches.info)

  • Favorit von Papst Franz,
    Kardinal Tagle ist nicht liberal,
    sondern linker Nichtkatholik. Ob
    überhaupt christlich, trotz Taufe,
    bezweifle ich. Er hat philippinische
    und chinesische Wurzeln. Er möchte
    unbedingt Papst werden.

  • Und warum kommt China als totalitäres Gottloses System auf diese Idee?
    Weil die Kirchen & Kirchenführer vor allem hier in Europa zu Huren & Antichristen des Staates mit Silberlingen gekauft worden sind ( > Staats-Kirchen ohne den heiligen Geist, damit KONTROLLE von Geburt bis Bahre gesichert ist) & die Christen zu Antichristlichen Lämmer ohne WAHRE Gottes-Liebe wie Gott-Vertrauen mutierten. Wie vor 2000 Jahren wurde die lichtbringende Energie des Jesus Christus an die Finsternis verraten & verkauft. Aber beide Konventionen haben sich nicht nur kaufen lassen, sondern haben sich zu Wirtschafts-& Finanz-Oligarchen entwickelt, wo christliche Werte wie Barmherzigkeit/Gerechtigkeit/Wahrheit/Tapferkeit/Mäßigung & der Glauben an Gott nur noch Fassade/Makulatur für die perfiden Gelddruckmaschinen der MACHT & der GIER sind. Seenot-Rettungsdienst >getarnt als Menschen-Handel & Finanzquelle statt Liebe & Selbsthilfe, Flüchtlings-Hilfe getarnt als lukratives Wirtschafts-& Finanz-Modell, NO HOFFNUNG

  • Das ist so in etwa, wie wir zum Religionsunterricht an den Schulen gekommen sind: man wollte ein Auge darauf haben, was die Kirche(n) den Menschen so erzählen (und verhindern, dass sie sich zu sehr in die Tagespolitik einmischen).

    Machen wir uns da mal nichts vor, das Christentum hat sich in China nicht ausgebreitet, weil es so viel Sinn ergibt, sich durch einen wöchentlichen, ritualistisch- kannibalistischem Akt von der Sünde des (Mensch-)Seins freikaufen zu müssen. Rom versucht aktiv die chinesiche Gesellschaft mit seiner Ideologie zu unterwandern, diese passt nicht zur Kultur des Landes, also wirkt Peking da entgegen.

    -1
  • Lustig, wenn man bedenkt das china ja eigentlich atheistisch ist, wenn ich mich recht entsinne.

    Schätze mal die commis wollen noch schnell ihre Tentakel für eine Art Machtergreifung ausbreiten. Oder es war ne Verhöhnung.

    Schwer zusagen was in deren Köpfen so vor sich hin rattern. :/

  • Der Papst ernennt einen neuen Vorstand der KP Chinas

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