Zwischen Havel und Oder ist die SPD noch ein Stück weit Volkspartei. Kaum irgendwo in Deutschland schlägt das Herz der Sozialdemokratie, das ja sonst von allerlei Rhythmusstörungen geplagt ist, noch so stark und stetig wie in Brandenburg. Unter Ministerpräsident Dietmar Woidke setzt die Sozialdemokratie eine in vielerlei Hinsicht historische Herrschaft fort – er ist, verglichen mit den blassen Kollegen in Sachsen oder Thüringen, die nur Niederlagen verwalten, noch ein Gewinner.
Auch wenn seine Partei stetig abbaut: 1990 dominierte die SPD die Wahlkarte in Brandenburg bis auf drei Kreise komplett. 2019, bei der letzten Landtagswahl, war bereits der gesamte Osten und Süden Brandenburgs AfD-blau. 1994 regierte die SPD in Brandenburg gar mit absoluter Mehrheit, 2019 holte man nur noch 26 Prozent.
Nichtsdestotrotz: Einer der wenigen Garanten gegen einen totalen Abstieg der SPD, wie in Thüringen oder Sachsen, scheint der Ministerpräsident zu sein. „Wir für Woidke“ ist ein Wahlspruch der brandenburgischen Sozialdemokraten. Man verteilt „Woidke – das Magazin“, man plakatiert den großen Ministerpräsidenten in voller Länge. Sein Kopf ist Werbe-Kopf: „Wenn Glatze, dann Woidke“, heißt es halb scherzhaft auf SPD-Wahlplakaten, die gleichzeitig die Abgrenzung gegen die „Neonazis“ von der AfD betonen sollen. Botschaft: Nur Woidke kann eine starke AfD verhindern. Auf diese Karte setzen die Partei und der Ministerpräsident jetzt alles.
Der letzte große Erbhof der SPD
Der Mann aus der Lausitz, aufgewachsen auf einem Bauernhof, verteidigt einen der letzten „Erbhöfe“ der SPD – ihre Macht in Brandenburg. Auf diesem Terrain lagen in den Jahrzehnten vor NS- und SED-Diktatur die Zentren der SPD in Deutschland schlechthin: Zu Beginn der Weimarer Republik holte die SPD dort fast 60 Prozent. Bis zum Aufstieg der Nazis dominierte die Sozialdemokratie unter dem legendären Politiker Otto Braun, der auch als „Roter Zar von Preußen“ oder „letzter König von Preußen“ tituliert wurde, die Politik im Freistaat Preußen und konnte dabei auch auf eine starke Wählerschaft in Brandenburg bauen. Wie übrigens auch in anderen Teilen des damaligen Mittel- und heutigen Ostdeutschlands, etwa Sachsen. „Die Sozialdemokratie atmet nur auf einem Lungenflügel, solange ihre Hochburgen in Mitteldeutschland nicht wieder in Freiheit am Leben der Partei beteiligt sind“, erklärte der SPD-Bundestagsabgeordnete Fritz Erler in den frühen 50er-Jahren nach der Teilung Deutschlands.
Vor der Wiedervereinigung spekulierten Beobachter und Genossen gleichermaßen, dass die Eingliederung des alten Mitteldeutschlands in die Bundesrepublik der SPD ihre alten Kernlande wieder verschaffen und sie so massiv stärken würde: Von einer „strukturellen Mehrheitsfähigkeit“ war die Rede. Das verwirklichte sich in Sachsen und Thüringen bekanntermaßen nicht wirklich, wo die CDU eine Jahrzehnte dominierende Herrschaft antrat – die teils kritische Haltung der SPD zur Wiedervereinigung dürfte ein wesentlicher Grund gewesen ein. Anders ist die Lage in Brandenburg. Seit 1990 regiert die SPD in Potsdam durch. Vergleichbar stark und dominant ist die Sozialdemokratie in kaum einem Land mehr, allenfalls noch in Bremen und Hamburg.
Die Herrschaft der SPD in Brandenburg mutet geradezu dynastisch an: Noch nie kam nach einer Wahl ein neuer Ministerpräsident ins Amt. Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe, der das Land seit 1990 regiert hatte, ging 2002 ins Bundeskabinett. Auf ihn folgte Matthias Platzeck, der 2013 aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat und Woidke zu seinem Nachfolger bestimmte. Alle diese Machtwechsel fanden während einer laufenden Legislaturperiode statt. Seit der Wiedervereinigung hat die SPD höchst erfolgreich an die alten Zeiten vor Hitler, Ulbricht und Honecker angeknüpft und Brandenburg wieder zur Hochburg gemacht. Daher wäre eine Niederlage, wenn sie auch nur den zweiten Platz bedeutet, so symbolträchtig und ein gigantisches Menetekel für die Sozialdemokratie.
Woidke und die SPD: Alles auf eine Karte
In Sachsen und Thüringen stand für die SPD vergleichsweise nichts auf dem Spiel – da setzte sich ja nur ein jahrelanger Niedergang fort. In Brandenburg hingegen könnte die SPD eine historische, bedeutende Spitzenposition an die AfD verlieren. Und damit auch ihren letzten „großen“ Landespolitiker, den Dietmar Woidke für die Partei nicht nur wegen seiner 1,96 Meter Körpergröße darstellt. Woidke ist vielleicht der letzte wirkliche „Landesfürst“, den die SPD noch hat. Noch.
Denn wenn die SPD die Wahl verliert, will Woidke zurücktreten. „Diese Wahl ist auch eine Abstimmung über meine Arbeit nach elf Jahren im Amt“, sagte Woidke gestern dem Sender n-tv. Er kündigte an, bei einem AfD-Wahlsieg keine Regierungsverantwortung mehr zu übernehmen. Er wirft damit alles in die Waagschale – geht er, regiert die SPD zwar trotzdem, aber gedemütigt und ohne Kopf. Einen „Erbprinzen“ scheint die SPD in Brandenburg nicht wirklich zu haben, offiziell zumindest gibt es so etwas nicht. Manche Minister, etwa Finanz- und Europaministerin Katrin Lange oder die Wissenschaftsministerin Manja Schüle, könnten Woidke nachfolgen, spekuliert der Cicero. Aber einen klaren Kandidaten, der herausragt wie er, gibt es nicht. Dabei kommt es für die SPD in Brandenburg auf Personen an – Köpfe gewinnen dort Wahlen.
Eine Wahlniederlage könnte die SPD in Brandenburg auch in dieser Hinsicht erheblich schwächen – in Brandenburg, damit aber darüber hinaus. Verliert die SPD die Wahl, stirbt auch der letzte Rest Volkspartei, zumindest im Osten. Für die Landespartei käme der Rücktritt Woidkes einer politischen Enthauptung gleich, aber auch die Bundespartei würde damit einen schweren Schlag einstecken. Ausgerechnet Brandenburg an die AfD zu verlieren, wäre ein besonders eindrückliches Symbol für den Niedergang der deutschen Sozialdemokratie.
Die Letzte Festung der SPD? Eine Dreier-Koalition in Brandenburg von SPD, CDU und Grünen war ein Parteienblock zur Verhinderung der AFD.
Woidke setzt mit seiner Ankündigung des Rückzuges alles auf eine Karte.
Wie so oft soll ein Parteienblock eine Wahl für die Altparteien retten.
Ich hoffe viele Wähler durschauen dieses perfide Spiel.
Derzeit liegt die AfD exakt 3 Prozent vor der „Volkspartei“ SPD – Brandenburger, da geht noch was.
Gebtdiesen Nullperformern den Rest, denn Scholz, Faeser & Konsorten braucht keiner mehr.
Wenn die Landes-SPD vor der Wahl schon den SPD-Bundeskanzler und die Parteivorsitzende bittet, sich aus dem Wahlkampf herauszuhalten und nicht mehr aufzutreten (also: sich vor der Wahl dort bloß nicht mehr sehen zu lassen), dann sagt das mehr über den inneren Zustand der SPD und ihre Selbstwahrnehmung aus, als alle Zeitungsberichte oder Reden der SPD-Politiker. Die Partei befindet sich im Auflösungsprozess (wie FDP und Linke) und weiß das auch. Von ‚Volkspartei’ kann bei der SPD schon lange nicht mehr gesprochen werden. Ihre ‚Politiker mit Format‘ kann man an einer Hand abzählen und das reicht nicht um die Führung in einem Bundesland oder im Bund zu übernehmen. Brandenburg wird am Sonntag vermutlich einen der letzten Sargnägel einschlagen.
Ein König droht mit Rücktritt.
Soso – welch Gnade von einem solchen regieret zu werden.
Glückliches Sachsen.
Obacht – SARKASMUS
Die Sozialdemokratie ist schon seit längerem tot. Das merken auch in Brandenburg immer mehr Menschen.
Ohne den Woidke wären die hier auch nur bei 10-12%
Der Artikel behauptet die SPD wäre in Brandenburg „Volkspartei“, gleichzeitig weist der Artikel auf den Verfall der SPD hin und das es schon 2019 nur 26%. Was nicht im Artikel steht, auch in Brandenburg macht die SPD alles was geht, um besagtes „Volk“ zu vernichten. Sorry, aber das paßt nicht zusammen. Die SPD ist auch in Brandenburg keine Volkspartei.
Das Tal der Tränen und die SPD – TE Wecker 1029 08 09 2024:
https://www.youtube.com/watch?v=be3X04MGw8Y
Egal wie sehr sie sich zu einer Macht zusammenrotten, am Ende wird David siegen.
Liebe Brandenburger macht den Sack zu.
„Verliert die SPD die Wahl, stirbt auch der letzte Rest Volkspartei, zumindest im Osten.“
Und die Rot-Rote (SPD ca. 40%) Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern existiert nicht mehr oder wie soll ich das verstehen?
Es liegt an der SPD, ihre Führungstruppe und Quotenlasten in die Wüste zu schicken – allerdings bezweifele ich, dass noch genug Basis da wäre, das zu schaffen. Nur so wäre ein Neuanfang möglich, Hierfür müsste auch ein wenig Demut gelernt werden. Bspw. gegenüber der neuen Arbeiterpartei AfD. Wir wär’s, auf Lokal- und Kommunalebene: weg mit der „Brandmauer“ und Angebot der Zusammenarbeit.
Dieselbe emotionale Erpressung wie bei Rau. Und Rau ging hinterher auch lieber mit den Grünen ins Bett als sich aufs Altenteil zurückzuziehen. Egal wieviel Stimmen die AfD einfährt, die SPD wird Nr. 2 und kann dann gemütlich mit CDU und BSW regieren, falls es mit den Grünen nicht reichen würde.
Die SPD sitzt doch schon seit Jahrzehnten mit am Regierungstisch.
Es braucht keine linken Parteien ,sondern verpflichtende Gewerkschaftsmitgliedschaft,die dann die realen Einkommensverhältnisse verbessern können. Die Regierungen müssen so schwach wie möglich sein und grundsätzlich die freie Wirtschaft und Unternehmen per Gesetz freie Handlung gewähren .
Alles andere kostet Wohlstand,schränkt die staatliche Handlungsfähigkeit ein und lässt die Staastsverschuldung ausufern.
Amen
Was auffällt:
Nach den neuesten Umfragen in Brandenburg liegt die SPD nur noch ein Prozent hinter der AfD. Noch vor zwei Wochen lag die SPD noch acht Prozent hinter der AfD.
Gleichzeitig ist festzustellen, dass Linke, Grüne und FDP raus sind.
Fazit:
Linke und Grüne Wähler unterstützen den großen linken Bruder SPD. Der Grund ist eindeutig. Die SPD soll die Wahl gewinnen. Strategischer Schachzug der links-grünen Wählerschaft.
Doch nun das perfide. Auch die Union verliert im gleichen Zeitraum. Es ist also festzustellen, dass auch Unionswähler der SPD ihre Stimme leihen. Aus dem selben Grund.
Merkel hat auch einen Teil der CDU- Wählerschaft links verseucht.
AfD- Wähler sollten sich keine Illusionen machen und nicht auf die Union bauen.
Es gilt: Die AfD soll stärkste Partei werden. Nach Thüringen und Sachsen haut dies die linke Republik nochmal aus den Socken. Konservative Unions- Wähler sollten ebenfalls strategisch wählen – die AfD.
Die nächste Paukenschlag wäre gewiss.
Der Hauptstadtsender verkauft Sendezeit für die vermeintliche Eigen-PR eines Gewerbetreibenden.
Dumm nur, dass der Mann für das Landesparlament kandidiert.
Jetzt steht der Vorwurf der verbotenen Wahlwerbung im Raum.
Und beim RBB haben sie mal wieder von nichts gewusst.
https://www.tichyseinblick.de/meinungen/rbb-wetterbericht-landtagswahl/
Wahrscheinlich Wählen alle…Grünen Wähler… SPD damit wenigstens eine Versagerpartei im Parlament vertreten ist .
… in der Mitte!-Berlin liegt zwischen Lörrach und Ostpreußen genau in der Mitte !!!