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RKI-Leaks

Als 2G beschlossen wurde, wusste das RKI bereits, dass es keinen „größeren Fremdschutz“ bietet

Im August 2021 führte Hamburg als erstes Bundesland in Deutschland 2G – wegen des angeblich erhöhten Infektionsgeschehen, das von Ungeimpften ausgehe. Aus den RKI-Protokollen geht jedoch hervor, dass man da bereits wusste, dass mit 2G kein „größerer Fremdschutz“ verbunden sei. Die Politik grenzte dennoch auf Basis dieses Mythos Millionen von Menschen aus.

Jens Spahn und Karl Lauterbach leiteten während der Corona-Pandemie das Gesundheitsministerium

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Im August 2021 gab es in Deutschland einen Dammbruch. Damals führte Hamburg – trotz einer für Deutschland überaus hohen Impfquote – als erstes Land 2G als sogenanntes „Optionsmodell“ ein. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher erklärte, dass Veranstalter und Gastronomen freiwillig auf 2G umstellen könnten. Im Gegenzug würden Beschränkungen wie Abstandsgebote entfallen. In diesem Zeitraum wurden Menschen in Deutschland erstmals in geimpfte und genesene auf der einen Seite und ungeimpfte auf der anderen eingeteilt und ihnen je nach Status Rechte zugeteilt.

Am 24. August hatte Tschentscher das 2G „Optionsmodell“ angekündigt, ab dem 28. August galt es. Das RKI wurde von den Maßnahmen offenbar überrumpelt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man sich nicht einmal im Ansatz mit 2G beschäftigt. Überhaupt taucht der Begriff „2G“ in den Protokollen erstmals am 27. August auf – offenbar in Reaktion auf Tschentschers Vorstoß. Schon allein das zeigt den Charakter der Corona-Politik. Es wurde nicht abgewogen oder die Verhältnismäßigkeit überdacht. Der Staat hat gehandelt – ohne jede Sorge vor Konsequenzen.

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„Wir dürfen die Pandemie nicht nur aus der Interessenslage der Ungeimpften heraus beurteilen“, erklärte Tschentscher damals sein Vorgehen bei der BILD. Tschentscher begründete seinen Schritt offiziell damit, dass Ungeimpfte einen größeren Anteil am Infektionsgeschehen hätten. Dieser Darstellung widerspricht jedoch das RKI.

Im Protokoll vom 27. August 2021 heißt es: „Der eigentliche Effekt von 2G ist nicht ein größerer Fremdschutz, sondern ein größerer Selbstschutz.“ Weiter erklärt das RKI, dass sowohl die Impfung als auch die Testung eine Fremdschutzwirkung von circa 60-70 Prozent aufweisen würden. Als „geeignete Eskalationsmaßnahme“ wurde 2G vom RKI dennoch bezeichnet, da man hiermit den Eigenschutz erhöhen könne.

Die Ausgrenzung von Millionen auf Basis eines Mythos

Ungeimpfte wurden fortan dennoch auf Grundlage des Mythos, dass 2G den Fremdschutz erhöhe, massiv ausgegrenzt. Geradezu begeistert von der neuen Hamburger Maßnahmenpolitik zeigte sich Karl Lauterbach. Er bezeichnete die Hansestadt als Vorbild für Deutschland. Am 24. August erklärte er gegenüber dem RND: „Wir haben eine neue Lage und bei den Ungeimpften eine so hohe Inzidenz, dass man zu neuen Maßnahmen greifen muss“.

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Und weiter: „Aus meiner Sicht ist es nur konsequent, wenn an Orten mit hohem Infektionsrisiko die 2-G-Regel gilt“. Rund einen Monat später erklärte er gegenüber n-tv: „Ich bin für eine wesentlich strengere Einführung von 2G“. Außerdem erklärte Lauterbach: „Der Ungeimpfte kann nicht für sich in Anspruch nehmen, Rechte zu genießen, die eigentlich medizinisch so nicht vertretbar sind“.

Auch vom damaligen Gesundheitsminister Jens Spahn bekam Peter Tschentscher Rückendeckung und erklärte, dass dieser Ansatz „nicht so unklug“ sei. Jedoch plädierte er damals immerhin noch dafür, dass „grundsätzlich“ 3G gelten sollte und man zu keiner Spaltung zwischen Geimpften und Ungeimpften beitragen dürfe.

Im weiteren Verlauf radikalisierte sich aber auch Spahn. Ende November erklärte er, dass Deutschland sich in der wahrscheinlich „schwersten“ und „dramatischsten“ Zeit der Pandemie befinde. Von Bundesländern mit einer niedrigen Impfquote, Sachsen, Bayern, Thüringen und Baden-Württemberg, gehe eine Infektionswelle aus, die das ganze Land erfassen würde.

Dann erklärte er: „Stellt euch darauf ein, 2G, geimpft oder genesen, und zwar aufgefrischt dann ab einem Punkt x, gilt mindestens mal das ganze Jahr 2022. Wenn du irgendwie mehr tun willst als dein Rathaus oder deinen Supermarkt zu besuchen, dann musst du geimpft sein“, so die Ansage von Jens Spahn. Grundlage für seine Forderung, Ungeimpfte für ein gesamtes Jahr vom öffentlichen Leben abzuschneiden, war nicht zuletzt der angebliche Fremdschutz, der mit 2G einhergehe. Wie das RKI aber schon im August erklärte, hat dieser nie existiert.

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