Amerikas Konservative kämpfen um ihren Kompass
Ausgerechnet bei einer Konferenz von Charlie Kirks Turning Point USA treffen mit Ben Shapiro und Tucker Carlson zwei prominente Wortführer der US-Republikaner krachend aufeinander. Es offenbart den Riss und die Suche um den Kompass im konservativen Lager.
Mehr als drei Monate ist der blutige Mord an Charlie Kirk inzwischen her. Wer dachte, dass die Welle der Anteilnahme und Solidarität dabei auch die US-Rechte stärker zusammenschweißt, hat sich getäuscht. Offenbart haben sich stattdessen neue Abgründe.
Beispielhaft trafen sie nun auf dem „AmericaFest“, dem Top-Event von Kirks Jugendorganisation Turning Point USA, aufeinander. Dort sprachen mit Ben Shapiro und Tucker Carlson zwei Vertreter eines ganz unterschiedlichen Bildes davon, in welche Richtung Amerikas Konservative gehen sollten. Und vor allem auch, wer Teil des konservativen Lagers sein soll und wer nicht.
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Da wäre etwa Candace Owens, Ex-Kollegin von Charlie Kirk und Ben Shapiro selbst. Vor Jahren trat die afroamerikanische Aktivistin noch als typische US-Konservative auf und erreichte auf Campus-Touren gemeinsam mit Kirk ein großes Publikum, später dann mit einem Podcast bei Shapiros Daily Wire. Spätestens seit ihrem Abgang dort ist aber klar, dass sie politisch völlig abgedriftet ist.
Inzwischen gehören antisemitische Verschwörungstheorien bei ihr zur Tagesordnung – ausgerechnet solche zum Tod ihres einstigen Mitstreiters Charlie Kirk. Statt des linksextremen Attentäters sieht sie hinter dem Mord eine internationale Verschwörung vom französischen Geheimdienst, Brigitte Macron (die in ihren Augen ein Mann ist), bis hin zum israelischen Mossad. Gerade die antiisraelische Komponente ist dabei zentral: In Owens’ Narrativ hätte Kirk, zeitlebens pro-israelisch, in seinen letzten Wochen eine geheime, anti-israelische Kehrtwende hingelegt und sei daher vom israelischen Geheimdienst ermordet worden. Eine wahnwitzige Theorie, die sie trotz allem weiterverbreitet.
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Tucker derweil, der seit seinem Rauswurf bei Fox News inzwischen immer offener einen neuen politischen Kurs einschlägt (oder offenbart), hat seinen Spaß dabei, mit entsprechenden Theorien zumindest unterschwellig zu spielen. Ausgerechnet auf Kirks Trauerfeier sprach er davon, dass ihn Kirks Mord an die Kreuzigung Jesu erinnere, weil auch dieser einigen „Hummus-Essern“ in Jerusalem nicht gefallen habe. Owens ist bei ihm gern gesehener Gast.
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Bei Carlson bekam Fuentes nun eben ein Wohlfühl-Interview. Was folgte, war scharfe Kritik und Entsetzen gerade jüdischer US-Konservativer, dass nun offene Antisemiten ein solch prominentes Mikrofon bekommen. Man darf nicht vergessen: Egal wie „fringe“, also außerhalb des republikanisch-konservativen Lagers, Fuentes ist – Carlson dagegen spielt sowohl in der US-Medienlandschaft als auch im MAGA-Lager eine zentrale Rolle.
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In seiner Zeit bei Fox war seine Show die am meisten gesehene Sendung in einem klassischen Nachrichtensender. Mit seinem jetzt eigenständigen Podcast interviewt er einige der weltweit bekanntesten Köpfe, von Wladimir Putin bis Sam Altman.
Warum also auch nicht Fuentes, war jetzt Tuckers Verteidigungslinie – Kritik brandmarkt er als „Cancel Culture“. Dabei weiß jeder, der Carlson kennt: Es gibt bei ihm zwei Arten, Interviews zu führen. Einmal auf die herzlich-freundliche Art, wo man kaum kritische Fragen zu befürchten hat, und einmal auf maximale Konfrontation, wo man – wie es etwa US-Senator Ted Cruz bereits erlebte – im Interview als vermeintlicher Kriegstreiber angegangen wird.
Für Fuentes wählte Tucker aber Ersteres und hieß ihn wie einen alten Freund willkommen. Shapiro, den wohl prominentesten jüdischen US-Konservativen, attackierte er dagegen Wochen später als angeblichen Verfechter einer „Israel First“-Haltung, jemand, dessen wahre Loyalität womöglich nicht bei Amerika liege.
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Carlsons Israel-Ablehnung ist inzwischen klar – er spricht regelmäßig von „Massenmord in Gaza“, wie man es sonst nur von Pali-Aktivisten kennt –, aber offenen Antisemitismus hat er bisher nicht gebracht. Es ist dagegen eher seine Haltung, wo er einerseits lautstark gegen angebliche „Israel First“-Republikaner wütet und andererseits bei Antisemiten und wirren Verschwörungstheoretikern auf einen freundlich-unkritischen „Ich stelle nur Fragen“-Kurs schaltet, die immer größer klaffende Konfliktlinien im MAGA-Lager aufreißt.
Bei TPUSAs „AmericaFest“ sprach Shapiro dies nun ganz offen an: Er kritisierte Carlson namentlich für seine jüngsten Attacken und den Fuentes-Auftritt: „Wenn du diese Person in deiner Sendung hast und ihn dann so aufpolierst, solltest du dazu stehen.“ Tucker solle sich nicht dahinter verstecken, dass er ihn nur interviewe, denn: „Du entscheidest selbst, welche Fragen du stellst.“ Shapiro führt aus: „Es gibt einen Grund, weshalb Charlie Kirk Nick Fuentes ablehnte: Er wusste, er ist ein bösartiger Troll und dass ihn groß zu machen ein Akt der moralischen Dummheit ist.“
Von Carlson kam wenig später die Retourkutsche: Er habe bei dem TPUSA-Event „Rufe gehört, sich von Leuten zu distanzieren“, sagte er in Anspielung auf Shapiro – und brach danach in Tucker-typisches Lachen aus: „Moment, das ist urkomisch.“ Er fühle sich wie an die chinesische Kulturrevolution und deren „rote Garden“ erinnert, meint Carlson. Die Zeit der Distanzierungen sei vorbei.
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Mitten auf der Bühne von Kirks Organisation prallen damit zwei Welten aufeinander: Es ist ein Kampf um die Deutungshoheit im konservativen Lager in Amerika. Gegen die überzogenen Rassismus- und Antisemitismusvorwürfe gegen Trump, MAGA etc. stellt sich Shapiro genauso wie Carlson. Aber Shapiro macht deutlich: Für ihn gibt es rote Linien – offene NS-Verehrung wie jene von Fuentes sollte in dem, was sich als die konservative Bewegung Amerikas versteht und aus einem Geflecht von Thinktanks, Jugendorganisationen und Medien besteht, keinen Platz haben.
Aus Carlsons Sicht dagegen sollte man wohl kaum jemandem die Tür verschließen, egal wie radikal. Er beschwerte sich auf der TPUSA-Bühne, dass man aus seinem wohlwollenden Umgang mit Fuentes keine Unterstützung herauslesen könne. Und man mag ihm abkaufen, dass er nicht unbedingt ein Antisemit wie Fuentes ist. Nicht ganz unbestreitbar ist aber, dass er durchaus einige Sympathien für manche Politik von Fuentes empfindet – gerade wenn es um Israel geht.
Der Konflikt, wer zur konservativen Bewegung gehört, ist dabei nicht neu. Einst war das konservative Lager in den USA selbst Außenseiter, in der unmittelbaren Nachkriegszeit dominierten eher „mittige“ Liberale beide großen US-Parteien. Zunächst mit Präsidentschaftskandidat Goldwater und dann mit Reagan gelang der konservativen Bewegung die Übernahme der Republikaner. Auch damals hatte man mit Abgrenzungsfragen zu kämpfen: Wie weit rechts geht die neue Bewegung? National Review-Gründer und Goldwater-Vertrauter William F. Buckley führte massive Flügelkämpfe im sich gerade formierenden Lager, um Antisemiten und Verschwörungstheoretiker wie die John-Birch-Society, die gar Präsident Eisenhower für einen verkappten Kommunisten hielt, herauszuhalten.
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Vieles dabei hängt auch mit dem weniger auf Funktionäre und mehr auf organische Institutionen gebauten politischen Lager der amerikanischen Politik zusammen. Das Mittel Parteiausschluss etwa kennt in Amerika niemand, Parteizugehörigkeit ist eine öffentliche Registrierung – ein Feld, das man auf Formularen ankreuzt, um etwa in Parteivorwahlen mitzuwählen.
Parteiorganisationen spielen in der politischen Organisation, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle. Ebenso wie Parteivorsitzende – weder in Deutschland noch in der breiten amerikanischen Bevölkerung kennt jemand die Parteichefs der Demokraten und Republikaner, Ken Martin und Joe Gruters, die eher die Rolle von administrativen Parteigeschäftsführern haben. Stark dagegen sind Gruppen wie Kirks Turning Point USA: parteiunabhängig und privat organisiert, aber klar im konservativen Lager verortet.
Und so verläuft die Grenze dieses Lagers allein von Natur aus schon unscharf. Wer wie weit hinein darf, hängt von den Personen und Institutionen ab – davon, wer zu Figuren wie Fuentes „Stopp!“ sagt und wer sich dazu überhaupt verpflichtet sieht. Carlson jedenfalls sieht das ganz offensichtlich nicht, er sieht sich in der Rolle als politischer Wortführer und nur neugierig-freundlicher Journalist zugleich, der auch problemlos Antisemiten unkritisch zu sich holt. Anders Shapiro, der hier sichtlich eine politische und historische Verantwortung sieht, Grenzen zu ziehen.
Dass sich dieser Streit hier auf offener Bühne – gerade der Bühne von Kirks Organisation – abspielt, zeigt, welche Ausmaße dieser Richtungskampf inzwischen angenommen hat. In der „richtigen“ republikanischen Politik, also unter Abgeordneten, ist er noch nicht angekommen. Aber im vorparlamentarischen konservativen Lager findet er statt. Und auch wenn Fuentes weiterhin eine Randfigur bleibt, so ist die Frage des Umgangs mit ihm und ähnlichen Akteuren wie Candace Owens längst in die Mitte der republikanischen Debatte gerückt.
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Wir haben es verlernt, solche sehr unterschiedlichen Standpunkte als den Normalfall zu betrachten. Mir ist das zehnmal lieber als eine weitgehend gleichgeschaltete Partei.
Aber es rücken gerade sowieso ganz andere Themen in den Vordergrund. Ganz vorne der nun offiziell eingeräumte Wahlbetrug in Fulton County, Georgia. Biden gewann Georgia mit 11.779 Stimmen Vorsprung. Jetzt, über fünf Jahre später, geben sie zu, dass 315.000 Stimmen illegal gezählt wurden. Das ist nur die Spitze des Eisbergs. Trump hat die Wahl 2020 gewonnen, das wird sich erweisen.
Das zweite aktuelle Thema sind die Fotos von Bill Clinton im Pool mit der Epstein-Vertrauten Ghislaine Maxwell und einer weiteren Person, die aus „Opferschutzgründen“ geschwärzt ist. Ein weiteres Foto zeigt Bill Clinton im Whirlpool mit einer ebenfalls geschwärzten Person. Die Demokraten sind Trump auf den Leim gegangen und haben ihn gezwungen, die Epstein-Files zu veröffentlichen, weil sie sich Vorteile davon versprachen. Sie irrten.
Das dritte, noch viel interessantere Thema ist Korruption und Sozialbetrug von Somaliern in Minnesota. Mittendrin die Demokraten und der gescheiterte Vizepräsidentschaftskandidat Tim Walz.
Ich bevorzuge Fakten statt Theorien. Owens, Fuentes und Carlson sind daher gruselig. Mal abgesehen davon dass sie mit Islamisten und anderen Despoten sympathisieren.
Wäre super wenn ihr zu dem Thema mal den Shlomo einladet und darüber diskutiert. Er bezieht ja eigentlich ziemlich klar Stellung und teilt die Meinung von Max und Jule nicht wirklich.
Hängt alles mit dem längst eingeläuteten Abgang von Trump zusammen. Wie es nach ihm weitergeht ist längst das entscheidende Thema bei den Rechten in Amerika.
Und das ist auch nötig, denn ähnlich wie die Demokraten bei Biden haben die Republikaner niemanden so wirklich hinter Trump aufgebaut.
OK da ist ein JD Vance, aber kann der MAGA wirklich mit demselben Spirit für Wechselwähler verkörpern wie Trump? Da habe ich Zweifel.
Als ich die Überschrift gelesen habe, wusste ich schon, dass es wieder um Israel geht.
Tucker Carlson plant den Kauf einer Immobilie in Katar. Unabhängigkeit sieht anders aus und vielleicht war er es auch noch nie.
Wo es zu unübersichtlich wird, da wird sich wohl Populismus durchsetzen. Deswegen wäre eine Einigung und eine klare Linie nicht verkehrt.
Im Grunde sind wir sonst wieder bei einer schrankenlosen liberalen Linie, nur diesmal bei konservativ-Rechten. Nur sollte man eben wie überall den Versuch unterlassen, alle Juden (sonst Christen, Muslime, etc.) in eine Schublade zu stecken, sondern sachargumentativ diskutieren und da wäre es hilfreich, z.B. zum Thema Israel mit Insidern aus dem Land selbst zu sprechen oder eben auch mit kritischen und überzeugten Lobbyisten, als nur über sie (es muss ja nicht Alles öffentlich stattfinden).
Bei Carlson denke ich, dass Jeffrey Sachs einen großen Einfluss auf ihn hat, aber solch einen Durchblick was diese genannten Protagonisten angeht, habe ich nun wirklich nicht. Und ich konzentriere mich auf das Rohmaterial an Antworten, welches ich verstehen kann. Die Lage ist mit Deutschland auch nicht vergleichbar.
Ben Shaprios Positionen zum Irak Krieg, Covid, BLM und Trump sagen alles. Lag immer falsch und änderte seine Meinung, wie es gerade passte. Seine Aussagen zu JFK und USS Liberty sind ebenfalls sehr umstritten in Amerika. Zudem empfehle ich das letzte Interview von Charlie Kirk mit Ben Shaprio, soll jeder selber entscheiden, ob Candace Owens wahnwitzige Theorien verbreitet. Insgesamt sehr einseitig der Artikel.
Das ist die einzige Schwäche hier bei Apollo.
Man durchschaut sonst viele Hintergründe und stellt sich gegen den Mainstream, ohne Angst, der „Verschwörungstheorie“ oder was auch immer bezichtigt zu werden.
Man prangert den Weg in die neue Weltordnung und Hetze gegen alles Deutsche fast überall an, außer dort, wo es am offensichtlichsten ist, nämlich beim 2. Weltkrieg und beim internationalen Zionismus. Dort ist die offizielle Darstellung in Stein gemeißelt.
Das kann aber natürlich Taktik sein, um sich nicht allzu sehr mit den wirklich Mächtigen anzulegen.
Meine Verlinkungen zu Charlie Kirk wurden natürlich auch nicht freigeschaltet.
Erst mal danke für diesen Bericht und die grobe Einschätzung. Habe ich so nirgendwo anders, auch nicht in den Neuen Medien, gelesen. Mich erschrickt das. Dieser antisemitische Mist ist kreuzgefährlich. Man sollte ihn Linken überlassen; die sind strukturell schon immer Juden- und „Kapital“- feindlich (was für sie dasselbe ist). Leider ist das Wunschdenken. Judenfeindlichkeit zieht sich von ganz links bis ganz rechts und macht auch im bürgerlichen Spektrum nicht halt. Der immer auch mit Antisemitismus verbundene Antiamerikanismus einiger Funktionsträger der AfD (gottlob in der Minderheit) macht es auch nicht besser. Umso blöder, Daß ehemalige Unterstützer von Präsident Trump jetzt auch in den USA eine Steilvorlage bieten. Trump selbst ist in dieser Sache nüchtern und klar. Er neigt nicht zu Verschwörungstheorien und wird hoffentlich weiter durch Leistung überzeugen.
Egal wie sich die Sache entwickelt: es wird nach Europa und nach Deutschland ausstrahlen und möglicherweise der konservativen Sache in Europa schaden.
Die Linke und die Antifa werden ein Fest feiern ob dieser Vorlage und alle Bühnenbilder der medialen sozialistischen Puppenbühne auffahren..