Die große Verschiebung: Wie die politische Linke und Rechte sich in Großbritannien neu sortieren
Die Tories und Labour waren seit Ende des Zweiten Weltkriegs die bestimmenden Parteien in Großbritannien. Mit Reform und den Grünen bekommen beide Parteien in ihrem Wählermilieu jeweils Konkurrenz, die für sie zu einer existenziellen Bedrohung werden kann.
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Keir Starmer war der große Gewinner der Unterhauswahl 2024 in Großbritannien. Seine sozialdemokratische Labour-Partei konnte zwar nur 1,5 Prozentpunkte auf 34,1 Prozent zulegen, errang jedoch aufgrund des massiven Verlusts der konservativen Tories von minus 19,9 Prozentpunkten auf 23,7 Prozent und dem einfachen Mehrheitswahlsystem, das auf der Insel angewandt wird, 411 Sitze und erhielt damit eine komfortable absolute Mehrheit.
Labour und Tories erreichten zusammen nur 57,8 Prozent. Seit der ersten Wahl nach dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1918 schnitten die beiden Parteien zusammengerechnet nie schlechter ab. Dies hat einen Grund: Nigel Farage. Der umtriebige Politiker konnte mit seiner Partei Reform UK, die er am 20. Januar 2019 noch unter dem Namen Brexit gründete, mit 14,3 Prozent und einem Plus von 12,3 Prozent drittstärkste Kraft bei den Stimmen werden und den beiden Platzhirschen ordentlich Stimmen wegnehmen. Aufgrund des Wahlsystems konnte Reform bei der Wahl trotz des guten landesweiten Ergebnisses nur 4 Sitze erringen und gehörte zu einer der kleinsten Fraktionen hinter unter anderem den Liberal Democrats, denen 12,6 Prozent der Stimmen für 72 Sitze reichten.
Doch dies markierte erst den Anfang einer neuen Ära in Großbritannien und den rasend schnellen Weg von Labour und Tories in die Bedeutungslosigkeit. In Umfragen kletterte Reform seit der Unterhauswahl stetig nach oben. Eine Umfrage, rund einen Monat nach der Wahl, sah Reform bereits bei 21 Prozent. Anfang Januar 2025 wurde Reform dann mit 25 Prozent auf Augenhöhe mit der Labour Party gemessen. Seit Ende April 2025 wurde in allen Umfragen Reform als stärkste Partei aufgeführt. Projektionen, die die Umfrageergebnisse in Mandate umrechnen, sahen dabei Reform teils schon als stärkste Kraft im Parlament. Labour und Tories wurden in einer Umfrage vom 29. Oktober beide nur noch bei jeweils 16 Prozent gemessen.
Bei der Kommunalwahl am 1. Mai 2025, bei der ein Teil der kommunalen Abgeordneten neu gewählt wurde, schaffte Reform es dann, ihre von Demoskopen gemessene Zustimmung in Ergebnisse und damit Mandate zu münzen. Mit 30 Prozent der Stimmen und 677 gewonnenen Mandaten war Reform der große Wahlsieger. In 9 der 23 Bezirke, die zur Wahl standen, schaffte es Reform, im Parlament stärkste Kraft zu werden. Bei der parallel stattfindenden Nachwahl im Wahlkreis Runcorn und Helby konnte die Kandidatin von Reform, Sarah Pochin, sich mit 12.645 Stimmen gegen ihre Konkurrentin Karen Shore von Labour, die auf 12.639 Stimmen kam, hauchdünn durchsetzen. Seit der Kommunalwahl schaffte es Reform überdies, sich in 50 Nachwahlen auf kommunaler Ebene durchzusetzen, womit sie die Partei sind, die seitdem am meisten gewonnen hat.
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Labour verliert ihre Vormachtstellung im linken Lager – Grüne größter Profiteur
Während sich auf der politischen Seite rechts der Mitte Reform als relevanteste Kraft immer mehr behauptet und die Tories ablöst, erlebt die politische Linke in Großbritannien ebenfalls einen diffusen Machtwechsel. Die Grünen, die bei der Wahl 2024 noch auf 6,8 Prozent kamen und vier Sitze errangen, konnten sich nach der Wahl zunächst bei um die 10 Prozent in Umfragen stabilisieren. Seit Oktober dieses Jahres schossen die Grünen in einigen Umfragen auf bis zu 17 Prozent hoch. In einer Umfrage schaffte es die Partei, hinter Reform, auf die zweithöchste Zustimmung.
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Die nächste Unterhauswahl in Großbritannien findet im Sommer 2029 statt. Eine Wahl, bei der Nigel Farage gute Chancen hat, mit seiner Partei stärkste Kraft zu werden und den Premierminister abzulösen. Doch auch wenn es aktuell danach aussieht, dass die rund 30 Prozent in den Umfragen ihm aufgrund der Zersplitterung der anderen Parteien reichen würden, um die absolute Mehrheit im Parlament zu erlangen, so ist dies nicht klar. In Großbritannien neigen die Wähler vermehrt zur taktischen Wahl. Hinzu kommt, dass es durchaus möglich ist, dass sich mehrere Parteien zusammenschließen, um sich nicht gegenseitig die Stimmen wegzunehmen.
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Reform und Tories als Parteien rechts der Mitte auf der einen Seite und auf der Seite links der Mitte Labour, Grüne und die sozialliberalen Liberal Democrats sind Umfragen zufolge zusammengerechnet nahezu gleichauf. Sollte sich nur ein politisches Spektrum darauf einigen, in den Wahlkreisen nicht gegenseitig die Stimmen wegzunehmen, wird dieses gewinnen. Bereits bei der Wahl 2017 stellte die damalige Partei von Farage, UKIP, in allen Wahlkreisen, die von den Tories 2015 gewonnen wurden, keinen eigenen Kandidaten auf, um die Mehrheit der Tories nicht durch Konkurrenzkandidaturen zu gefährden. Zwar verloren die Tories damals ihre knappe Mehrheit im Parlament, sie konnten dennoch mit der DUP eine Kooperation vereinbaren und so eine Mehrheit im Parlament haben.
Politische Spielchen auf der Brücke der Titanik. Hauptsache, niemand reißt das Steuerrad herum. Bis es viel zu spät ist. Und der Platz in den Rettungsbooten ist streng limitiert.
Grüne + Champagner-Kommunisten + Team Scharia sind halt keine stabile Allianz.
Falsch. Die sind weiterhin eine super Allianz. Lassen sie sich von dem reinen Etikettenwechsel da Mal nicht in die Irre führen.
Die haben ALLE eine Gemeinsamkeit, die wollen an die Macht um abzukassieren.
Alles andere ist zweitrangig!
Dann warten wir mal ab, wie diese super Allianz in New York so laufen wird. In ein paar Tagen ist da richtig Party mit Zohran Mamdani, einem islamischen Sozialisten als Bürgermeister. Dann können sich all die woken Banken fragen, ob ihr CSR-Kram so super durchdacht war.
WENN es 2029 noch eine britische Gesellschaft & Kultur gibt,dürfte Farage das Rennen machen – und dann ab in den Bürgerkrieg, den die Linken ja auch für D angekündigt haben, sollte die CDU es wagen, statt Merz einen AfD-Kompatibleren aufzustellen.
vorher gehts noch in den krieg gegen russland.
farage ist naemlich in seinem russenhass nicht wesentlich anders, als starmer.
vor kurzem hat er erst gefordert, russische flugzeuge muessten sofort abgeschossen werden.
….russische flugzeuge muessten sofort abgeschossen werden.“ Falsch: Er hat gefordert, russische Flugzeuge, die den Luftraum verletzen (!) abzuschießen. Und dies wird weltweit so gehandhabt. Nennt man Landesverteidigung.
Die Gemeinsamkeiten von GB und D (oder der EU) in der politischen Entwicklung ist erschreckend. Das alles lässt einen auf üble Gedanken kommen. In GB regieren wie in D die (Alt)-Parteien genauso (oder teilweise noch schlimmer) am Willen des Volkes vorbei. Auch die Themen sind fast die gleichen (Energiepolitik, Kriegsgeschrei, Migration und die damit einhergehenden Probleme, Meinungsfreiheit, Online-Zensur…)
Am gruseligen Zustand von GB lässt sich gut erkennen, dass zur fast völligen Zerstörung eines Landes gar nicht unbegingt die EU braucht…der Wokeness -Virus grassiert weltweit.
Die richtige Verschiebung kommt nach der Ukraine Kapitulation. Auch bei uns in der EU.
Das ist das, worauf sich Frau Göring von den Grünen freut, wenn die Gesellschaft bunter wird.
Vom Ausland die Briten zu betrachten kann sehr erholsam sein. Von einer Weltmacht durch zwei „gewonnene“ Kriege zur Insulation, Common World zerrupft. Keine Kolonien mehr zum Aussaugen, Piraterie verboten. Leitender Finanzplatz mit Gewinnabführung ins Nirwana?. Die Schotten wären vllt.auch lieber selbständig. Wo zur Hölle soll der Weg hinführen?
Und: Die sie riefen die Invasoren-Geister, werden sie nun nicht mehr los.
Hatt Farage nicht Milch und Honig nach dem Brexit versprochen? 😉 hahaha…
Haha, dein neuer Nick entlarvt dich auch als linksgrüner Troll.
Keine Sorge, kurzes Gastspiel.
Hab nicht so viel Zeit wie ihr Dauerkommentierer, Jahr ein, Jahr aus… Morgens, Mittags, Abends… Wäre mir auch langweilig, weil immer das Gleiche… gähn….
Ich nämlich arbeiten, Ihr hier ganz sicher nicht!!!! 😉
Du bist kein Verlust. Mal wieder deine SAntifa Plakate.
Farage ist ein Opportunist dem es nur um Farage geht und das woke-links-grüne Lager in GB ist weiterhin stabil. Das die Namen und ein paar Pappnasen ausgetauscht werden ist noch nicht Mal Kosmetik. Insofern wird sich auch in Zukunft an der Politik nichts ändern.
Der gemeine Unterschichtbrite hat eh schon lange nichts mehr zu melden und hat auch keinerlei politische und wirtschaftliche Ressourcen um das je zu ändern. Wenn die ab und zu ein bisschen Krawall machen muss das niemand interessieren und tut es auch nicht.
leider.
sehe es auch so.
das woke linksgruene lager hat, obwohl das land nicht in der EU ist, sehr erfolgreich die deindustrialisierung vorangetrieben.
UK ist aehnlich uebel dran wie D.
2029 duerfte da nicht mehr viel zu retten sein.