Jan Böhmermann sieht sich wohl selbst gerne als Ikone der Linken: Süffisant lächelnd doxxte er in seiner Sendung ZDF Magazin Royale rechte YouTuber, scheuchte die Justiz gegen den Aktivisten Michael Ballweg oder attackiert Julia Ruhs. 

Der große Harald Schmidt sagte einst über dessen ehemaligen Sidekick: „Ich wusste schon früh, dass es Böhmermann als Moderator nie schaffen würde – aber dass er es als Krawallschachtel sehr weit bringen würde, wusste ich auch.“ Und bislang traf das auch zu – egal wie schamlos Böhmermanns Aktionen waren – das ZDF unter Intendant Norbert Himmler ließ ihn gewähren.

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In den vergangenen Tagen ist das Konzept der linken Krawallschachtel dem ZDF-Satiriker jedoch mächtig auf die Füße gefallen. Weil der Moderator beim Nahostkonflikt nicht zu einhundert Prozent auf der Linie des postkolonialen Mobs ist und Israel zumindest ein Existenzrecht zugesteht, durchlebt Böhmermann einen linken Shitstorm ungeahnten Ausmaßes.

Der Komiker hatte bei seiner Veranstaltungsreihe „Die Möglichkeit der Unvernunft“ ein für den Jahrestag des 7. Oktobers geplantes Konzert des als antisemitisch geltenden Rappers Chefket abgesagt – nach massivem Druck. Doch der Musiker war nicht der Einzige, der eingeladen war: Mehr als ein halbes Dutzend Prominente des Kulturbetriebs sollten bei der Veranstaltungsreihe im bundeseigenen Haus der Kulturen der Welt auftreten.

Doch symptomatisch für die deutsche Kulturszene war dort die Empörung über die Absage für den israelhassenden Rapper enorm: Einer nach dem anderen sagte über Instagram seinen Auftritt bei Böhmermann ab – mal aus Logistikgründen, mal aus „Solidarität mit Gaza“. In einem viralen Instagram-Video mit fast zwei Millionen Aufrufen attackierte die Rapperin Nura den ZDF-Komiker als islamophob: „Was ist dein Problem mit Muslimen?“, fragt die Musikerin.

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Auch anonyme Accounts attackierten den Komiker in viralen Posts auf X: „Jan Böhmermann ist das, was Rechte sich unter einem Linken vorstellen und das ist eigentlich ziemlich traurig“, schreibt etwa der Nutzer „TitosLeftLung“ – dafür erhielt der linke Account über 1.600 Likes. Der bekannte linke Nutzer „echte Ted“ warf Böhmermann unterdessen „rassistische Ziegenficker Witze über Erdogan“ vor und kritisierte, dass der Moderator „sein Maul nicht aufkriegen“ würde, obwohl Israel angeblich „250 Journalisten“ ermordet hätte.

Die Reaktion von links zeigt: Die Revolution frisst ihre Kinder. Böhmermann wurde, obwohl er sicherlich vom Gegenteil überzeugt war, von dem postkolonialen Mob nie geliebt – das konnte all das „Virtue Signalling“ der Welt nicht ändern. BSW-Politiker Fabio de Masi hat im Zusammenhang mit Böhmermann bereits das unter Linken völlig disqualifizierende „L-Wort“ verwendet: „Wenn Leute plötzlich merken, dass Böhmermann ein gewöhnlicher elitärer Linksliberaler ist. Herzlichen Glückwunsch zur Erkenntnis“, schrieb der Europaparlamentsabgeordnete auf X.

Seine wichtigste Zuschauergruppe hat der Moderator also verloren, doch nicht einmal Himmlers ZDF steht mehr fest hinter Böhmermann: Wie die Bild berichtet, hatte man beim ÖRR-Sender bereits im Frühjahr mit der Absetzung von Böhmermanns ZDF Magazin Royale gerechnet. Den Vertrag mit der Produktionsfirma des Komikers wollte man nicht über 2025 hinaus verlängern.

Im letzten Moment hat man sich doch entschieden, den Vertrag um ein weiteres Jahr zu verlängern – erst kommendes Jahr sollen die letzten Folgen seiner Sendung erscheinen. Doch sicher ist sein Platz keinesfalls: Die Zahl der jährlichen Sendungen wurde von 33 auf 20 reduziert. Grund für den ZDF-Rückzieher soll dabei die Angst vor einem linken Shitstorm gewesen sein.

Gegenüber t-online widersprach das ZDF dieser Darstellung. „Das ZDF hat deutlich erklärt, dass der Sender beabsichtigt, die Zusammenarbeit mit Jan Böhmermann und der Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld UE GmbH auch 2026 fortzusetzen“, zitiert das Nachrichtenportal eine Sprecherin des Senders. „Diese Absicht stand zu keinem Zeitpunkt in Frage.“ Bild bezieht sich hingegen auf Aussagen eines namentlich nicht genannten führenden Mitarbeiters des ZDF und hat seinen Bericht bislang nicht korrigiert.

Zuschauer weg – Sender bald weg? … Freilich fragt man sich, ob das das Ende des Systems Böhmermann ist. Zumindest bei den Öffentlich-Rechtlichen wird die Fernsehlaufbahn von Böhmermann vermutlich bald ein Ende haben. Ohne die Unterstützung der linken Szene wird es der Satiriker wohl kaum 2026 in den TV-Quoten auf ein für das ZDF akzeptables Niveau steigen. Bei den privaten Sendern könnte der Moderator jedoch unterkommen: Bereits 2024 produzierten er und der Komiker Sebastian Hotz (besser bekannt als „El Hotzo“) für RTL eine satirische Dokumentation über die USA.

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