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Baden-Württemberg

Corona-Impfung, Klimawandel, Rassismus: Verfassungsschutz beobachtet Kirchengemeinde wegen Pfarrer-Äußerungen

Eine Evangelische Freikirche wird vom Verfassungsschutz Baden-Württemberg beobachtet, weil der Pfarrer das „Vertrauen in demokratische Entscheidungsprozesse sowie staatliche Repräsentanten“ in „verfassungsfeindlicher Weise untergraben“ würde.

Die Stadt Riedlingen liegt an der Donau.

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Die Evangelische Freikirche Riedlingen wird vom baden-württembergischen Verfassungsschutz als „extremistische Bestrebung“ beobachtet, weil sich der Pfarrer in seinen Predigten zu politischen Themen wie dem Klimawandel, der Corona-Impfung oder Rassismus äußert. So heißt es im Verfassungsschutzbericht des Jahres 2025, dass der Pfarrer Jakob Tscharntke „politische Inhalte und Positionen“ verbreite, „die das Vertrauen in demokratische Entscheidungsprozesse sowie staatliche Repräsentanten und Institutionen in verfassungsfeindlicher Weise untergraben“.

Ihm wird unterstellt, „extremistische Verschwörungsideologien“ zu verbreiten und Vergleiche zum Nationalsozialismus zu ziehen. Im Bericht von 2024 heißt es: „Außerdem macht er Politiker verächtlich und dämonisiert sie teilweise durch eine Vermischung mit religiösen Botschaften“. Durch die große Internetreichweite bestünde laut Verfassungsschutz die Gefahr, dass Kirchenmitglieder sich radikalisieren könnten.

Angefangen hatte die Beobachtung durch den Verfassungsschutz im Jahr 2022, weil der Pfarrer Tscharntke sich kritisch gegenüber der Corona-Impfung äußerte. So bezeichnete er Politiker in einer Predigt vom 2.01.2022 als „Unrechts- und Willkürherrschende“, die „von den bösen satanischen Mächten dahinter“ gesteuert würden. Er sprach vom „Corona-Terror“ und „Corona-Weltkrieg“. Schon im allerersten Bericht wird ihm vorgeworfen, das Vertrauen in demokratische Prozesse zu untergraben.

Die drei Berichte über die Freikirche aus den Jahren 2023, 2024 und 2025 sind stets eine Seite lang und fallen mit den inhaltlich immer gleichen, sehr ähnlichen Formulierungen auf. So findet sich der bereits zitierte Satz, der dem Pfarrer unterstellt, das Vertrauen in Institutionen in „in verfassungsfeindlicher Weise [zu] untergraben“ wortgleich in allen drei Berichten wieder. In den Berichten von 2023 und 2024 wird festgehalten, dass er sich auch zum Klimawandel äußert.

Allerdings erklärt die Behörde nicht, was daran verfassungsfeindlich sein soll, noch verweist sie auf konkrete Aussagen. Die Beobachtungen zur Gemeinde zitieren oft überhaupt nur ein oder zwei Ausschnitte aus Predigten, um den Extremismus zu belegen. Mit Fußnoten, die auf weitere Predigten verweisen, sodass sich Leser selbst ein Bild zu den beanstandeten Themen machen könnten, wird nicht gearbeitet.

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Dem Pfarrer wird angekreidet, dass er in Bezug auf den Ukraine-Krieg „prorussische Desinformationskampagnen“ verbreite. Tatsächlich vertritt er prorussische Haltungen, wie zum Beispiel aus der Predigt „Was ist ein gerechter Krieg?“ vom 16.6.2024 hervorgeht, in der er Russland als dasjenige Land bezeichnet, das sich verteidigt. Doch an der besagten Predigt kritisiert der Verfassungsschutz etwas anderes.

Nämlich folgendes Zitat: „Gott liebt es bunt. Nicht das Einheitsbraun, das sich nach der Farbenlehre ergibt, wenn man rot und grün miteinander vermischt, wie man es leider auch in der politischen Farbenlehre sehr deutlich sieht.“ Rassismus entstehe dort, wo „man die Verschiedenheit der Rassen nicht mehr erwähnen“ dürfe, „wo man den Weißen nicht mehr als Weißen, den Neger nicht mehr Neger“ nennen dürfe. Der Verfassungsschutz unterstellt ihm Rassismus.

Hört man sich jedoch die Predigt an, so sagt Tscharntke, dass alle Menschen in Gottes Ebenbild geschaffen und von ihm geliebt sind. Gott habe die verschiedenen Völker unterschiedlich geschaffen und man solle sich an der Identität seines Volkes und der Verschiedenartigkeit der Völker erfreuen. In diesem Zusammenhang sagt er, dass Rassismus dort entstehe, wo die „Verschiedenartigkeit der Rassen nicht mehr“ erwähnt werden dürfe.

Angekreidet wird auch, dass er in einer Predigt vom 18.6.2023 Abtreibungen mit folgender Aussage kritisiert: „Wenn man zurückdenkt an die Zeiten des Nationalsozialismus, des Stalin und so weiter, kann man Zahlen vergleichen, kann man sich ungefähr vergleichen. 60 Millionen Abtreibungen pro Jahr weltweit.“ Die Politiker Deutschlands würden schweigen. „Mord am ungeborenen Leben wird zum Menschenrecht erklärt.“ Die vom Pfarrer genannte Zahl ist sogar noch zu niedrig angesetzt.

Denn die Weltgesundheitsorganisation teilte im Mai 2024 mit, dass es 73 Millionen Abtreibungen pro Jahr weltweit gebe. Der Verfassungsschutz schreibt zu dem Thema: „Abtreibungen sind in Teilen der christlich-fundamentalistischen Ausprägung der ,Verfassungsschutzrelevanten Delegitimierung des Staates‘ immer wieder Thema“.

Die Behörde kritisiert explizit, dass in den Predigten „gezielt christlich-fundamentalistische Ansichten mit der Ablehnung des Staates“ vermischt würden und stellt die Christen in einen Zusammenhang mit der „Delegitimierung des Staates“. Mit dieser Argumentation ließen sich womöglich auch andere Christen beobachten, die aufgrund ihres Glaubens etwa konservative Positionen vertreten und öffentlich äußern.

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115 Kommentare

  • Es gibt doch noch vernünftige Pfarrer. Wünschte mir er würde hier vor Ort predigen.

    195
    • Man kann sich die Predigten online auf der Webseite der Gemeinde anhören

      https://efk-riedlingen.de/

      • Die sind alle sehr gut und sehr treffend.

        73
      • Predigten mit eingebauter Wahrheit. Ein Fels in dieser Lügenwelt.

        75
    • Noch mehr Pfarrer wie Herrn Pfarrer Tscharntke braucht das Land,

  • Interessant:
    „gezielt christlich-fundamentalistische Ansichten mit der Ablehnung des Staates“
    Und was ist mit
    „gezielt islamisch-fundamentalistischen Ansichten mit der Ablehnung des Staates“?
    Werden die Kalifat-/Sharia-Forderer auch vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestuft?

    171
    • Teilweise Ja , aber größtenteils nein. Die beobachten die öffentlichkeitswirksamsten & Terror-Potenzial Radikalinskis, mehr auch nicht.
      Unsere Politiker arbeiten mit dem politischen Islam in allen Ländern zusammen , Ditib usw… , alles religiös fundamentalistisch , islamistisch oder politisch-religiös (die einzig liberale Moschee in DE musste wegen Terrorgefahr schließen).
      Dagegen ist das was die bei deutschen schon rechtsextrem nennen ein Witz & CDU-Linke liefern uns denen eiskalt politisch aus…

    • Die Schatria ist ja gewollt zusammen mit dem Bevölkerungsaustausch, die Kommunisten hassen „den bösen weißen Mann“ so sehr das sie ihn auslöschen wollen.

    • Ja, etwas abgemildert hatte ich das eben auch geschrieben, wurde mir gelöscht!

      Apollo, ich muss mich hier nicht für die Allgemeinheit einsetzen, ich kann auch ganz egoistisch mein restliches Leben noch geniessen, bis sie mich abholen.

      Diese Doppelmoral regt mich echt auf hier!
      Warum sollte ich Netanjahu unterstützen, frage ich mich? Der ist auch ein übler Typ, da müssen wir uns nichts vormachen! Gut, dass ich auch fantastische Juden kenne. Leider nutzt er seine Position und die der Menschen dort schamlos aus. Und eine Friedenzusammenarbeit bzgl. Gaza heißt an Ende auch: Ein Bein drin in der Region und danach viele weitere Tote. Die machen den Leuten schon wieder so viel vor!

      Wir werden seit Jahrzehnten dahingehend erzogen, aufzustehen, wenn Unrecht geschieht und wenn wir es dann tun, dann aber bitte nur in eine bestimmte Richtung! Nix da – entweder richtig oder gar nicht!

      Ach, macht doch Euren Sche…alleine!

      Ich kann die Leute auch anders aufklären oder es ganz sein lassen!

  • Wunderbar, der Pfarrer gefällt mir. Schwätzt wie ihm der Schnabel gewachsen ist und ich bin mir sicher die Gläubigen wissen es einzuordnen und greifen nicht morgen zur Knarre, um gegen den Staat vorzugehen. Sie beschäftigen sich allenfalls mehr mit Politik und bilden sich eine eigene Meinung. Mir scheint davor hat man in Wirklichkeit Angst.

    136
    • Bei diesem Pfarrer würde ich sogar wieder in die Kirche gehen.

      • Ist bestimmt sehr unterhaltsam.

        19
  • Herr Tscharntke ist mir irgendwie sympathisch.

    • Ein großartiger Mensch. Habe den beim Corona-Ausschuss im Interview mit Reiner Füllmich gesehen. Der hat einen gesunden Verstand, deshalb verfolgt man ihn.

  • „Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen“ lautet das 8 Gebot.
    Da hält er sich dran. Sehr gut.

  • Warum sollten wir uns wundern?
    Markus 10, 42-45:
    „Aber Jesus rief sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“

    • Und genau solche Äußerungen untergruben das Vertrauen in die bewährten Entscheidungsprozesse und Institutionen des Römischen Reiches, und zwar in verfassungsrelevanter Weise!

      Hätte es damals schon das Internet gegeben, und Jesus hätte seine Ansprache dort hochgeladen, hätten die Schlapphüte von Pontius Pilatus an dieser Stelle sicher ihre Stirn gerunzelt und sich fürsorglich eine Notiz angefertigt.

    • Danke.
      Ein sehr schöner Kommentar.

  • Staatliche Christenfeindlichkeit kenne ich aus den Geschichtsbüchern. Unfassbar!.

  • Seit Jahren verfolge ich die wunderbaren Predigten dieses integren authentischen Menschen. Danke, dass es ihn gibt

  • Gott behüte Pastor Jakob Tscharntke!

  • — Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sie äußern dürfen — Voltaire

  • Spende ist raus!

  • Jesus: „werden sie mich verfolgen, werden sie euch verfolgen“ Johannes Kapitel 15
    Also alles so wie es sein muss und angekündigt ist, wenn man die Wahrheit verkündet.

  • Mein Großvater wurde damals als Pfarrer und Mitglied der Bekennenden Kirche auch überwacht. Damals hieß der Verein noch nicht Verfassungsschutz, aber Parallelen sind zunehmend erkennbar.

  • Rainer Eppelmann, DDR-Pfarrer Berliner Samariterkirche schloss 1989 sie alle in sein ‚Gebet‘ ein: „Und ich begrüße hier jetzt auch alle Diensthabende und Mitschreiber unter uns!“ … Oh, oh, oh! Ist es schon wieder soweit?

    • Es ist schon weiter als wir zu denken wagen. Die Stasi 2.0 ist unter uns.

  • 1984 lässt grüßen,ist es wieder soweit in Ozeanien ???

  • wer schützt die Verfassung vor dem Verfassungsschutz?

    • Die AfD.

  • Wer die Wahrheit predigt , braucht ein schnelles Pferd !

    Oder so ähnlich !

  • Wenn etwas mein Vertrauen in demokratische Prozeße inner- wie außerkirchlich erschüttert hat, sind es die Agitprop-„Predigten“ in meiner ehemaligen ev.-luth. Staatskirche.

  • Man kann über einzelne Meinungen von Pastor Tscharntke sicher geteilter Meinung sein. Was die Frauenordination (bzw. deren Ablehnung) betrifft, stimme ich ihm eher nicht zu. Aber er ist einer der wenigen Pfarrer, denen es noch um die Verkündigung der Heilsbotschaft Jesu Christi geht und nicht um eine woke Agenda. Mir haben seine Predigten in der Corona-Zeit viel Mut und Kraft gegeben.

    Aus der evangelischen Landeskirche bin ich dagegen wegen deren menschenverachtender Corona-Politik ausgetreten. Und die katholische Kirche ist ja nicht besser: In unserer Familienbildungsstätte gibt es Kurse wie „Tibetisches Heilyoga“ oder „Vegan kochen mit Freund*innen“ und das Bistumsmuseum bietet Vorträge an wie „Christus (m/w/d)“ und Ausstellungen über „starke Frauen, empfindsame Männer und queere Ikonen“. Vor nicht so langer Zeit wäre man dafür auf dem Scheiterhaufen gelandet (was ich natürlich nicht gutheiße) oder zumindest exkommuniziert worden. Heute macht man sich zur Speerspitze des Wokismus.

    • Der Austritt aus der katholischen Kirche als Ehepaar vor 39 Jahren war eine der besten Entscheidungen in unserem Leben…
      Seitdem sind wir unter Gläubigen in einer Freikirche gestärkt und glücklich.

  • Politik, egal ob rechts oder links, gehört nicht in die Kirche.

    • Politik darf nicht zum Hauptthema in der Kirche werden, aber wenn alle Bereiche unseres Lebens Jesus unterstehen, dann auch der. Und dann muss das auch gelegentlich Thema sein. Und wenn es, wie in der Coronszeit , den Glauben einschränken will, auch öfter.

    • Oh doch! „Jesus und Politik“ Tobias Riemenschneider, Evangelisch reformierte Baptistengemeinde Frankfurt anhören!

  • Er fühlt sich nur Gott verpflichtet. Das ist für alle Sozialisten natürlich sehr verdächtig. Das geht nicht🤣

  • Gott schütze Pfarrer Tscharnke.

  • „Extremistisch“ heißt grundgesetzwidrig. Es ist nicht grundgesetzwidrig, die Corona-Maßnahmen der Regierungen (und der von ihnen gesteuerten Parlamente) zu hinterfragen.
    Der Verfassungsschutz Baden-Württemberg sollte entweder den Mitarbeitern mal eine Fortbildung in der korrekten Anwendung der Begriffe spendieren oder sich am besten direkt kompetente Mitarbeiter suchen.
    Gleiches ließe sich auch zum Demokratieverständnis dieser Mitarbeiter sagen, wenn sie denken, dass Kritik an Regierungsmaßnahmen „das Vertrauen in demokratische Prozesse zu untergraben“ in der Lage wäre.

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