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Wieso die Europawahl zur Schicksalswahl für FDP, Linke, BSW und FW wird

Für BSW, Linke, FDP und FW wird die Europawahl eine Schicksalswahl. Jede Partei die es über 5 Prozent der Stimmen schafft, hat gute Chancen in den nächsten Bundestag zu kommen. Jede Partei, die daran scheitert, hat es umso schwerer.

Am 9. Juni ist ganz Deutschland dazu aufgerufen, die deutschen Parlamentarier für ein neues Europaparlament zu wählen. Dieses Jahr kann die Wahl Deutschlands Parteienlandschaft nachhaltig verändern, denn es gibt, wie die letzten beiden Wahlen auch, keine 5-Prozent-Hürde, aber mehrere Anwärter, die genau diese Hürde überspringen beziehungsweise über dieser bleiben wollen. Die Europawahl ist im Vergleich zur Bundestagswahl die ehrlichere Wahl, da bei der Bundestagswahl Wähler davor zurückschrecken, kleine Parteien zu wählen, um ihre Stimme nicht zu verschenken. Die Europawahl ist also auch eine Abstimmung über die Relevanz der Parteien in Deutschland.

Jede Partei, die bei der Europawahl die magische 5-Prozent-Hürde überspringt, hat sehr gute Chancen dies auch bei der nächsten Bundestagswahl zu schaffen, zumal diese im Herbst 2025 stattfindet. Im Umkehrschluss hat auch jede Partei, die bei der Europawahl an den 5 Prozent scheitert, schlechte Chancen in den Bundestag zu gelangen. Im Vergleich zu den Europawahlen 2014 und 2019 ist der Abstand zwischen der jetzigen Europawahl und der nächsten Bundestagswahl mit etwas über einem Jahr überdies sehr gering.

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Mit FDP, Linken, BSW und Freie Wählern gibt es bei dieser Wahl vier Parteien, die um die magischen 5 Prozent kämpfen, wobei die realistischen Chancen sehr ungleich verteilt sind. Während die meisten Umfrageinstitute dem neu gegründete BSW aus dem Quartett die wohl besten Chancen einräumt, gefolgt von Linken und FDP haben die Freien Wähler die schlechtesten Chancen.

Während die Linke bei einem Verfehlen der 5 Prozent eine neue innerparteiliche Krise droht und das ihren Abwärtstrend beschleunigen könnte, stellt sich für die FDP bei einem Scheitern die Frage, ob man weiter mit der Ampel auf den Untergang der Partei zuschreitet. Zwar wird ein möglicher Misserfolg der FDP auch auf ihre Spitzenkandidatin, Marie Agnes Strack-Zimmermann, die im Wahlkampf bisher vor allem mit der Drohungen an Kritiker, diese bei ihrem Chef zu verpfeifen, aufgefallen ist, was eher totalitär als liberal ist, zurückfallen. Eine Mitschuld hat die Ampel an den katastrophalen Umfrageergebnissen der FDP allemal. Ein Ampel-Exit wäre eine mögliche Reaktion auf ein katastrophales FDP-Ergebnis.

Die Freien Wählern gehen zwar als Underdog im Kampf um die magischen 5 Prozent in die Europawahl, ihr Chef Hubert Aiwanger verkündete aber kürzlich, dass er Wirtschaftsminister im Bund werden will. Ein gutes Abschneiden bei der Europawahl wäre ein wichtiger Grundstein für sein Ziel. Es wäre auch eine Vorentscheidung in der Frage, wer den Platz zwischen Union und AfD zukünftig ausfüllen kann. In diesem politischen Spektrum gab es in den letzten Jahren diverse Parteigründungen, von denen sich bisher keine Partei durchsetzen konnte.

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Der Kampf um das eine Mandat

Neben dem Kampf um die 5-Prozent-Hürde wird auch der Kampf um das eine Mandat, was eine Partei bei rund 0,7 Prozent der Stimmen bekommt, relevant. Bei der letzten Wahl bekamen mit der Tierschutzpartei, Familienpartei, ÖDP, Piraten und Volt gleich fünf Parteien ein Mandat. Die Scherz-Partei „Die Partei“ hat sogar zwei Mandate bekommen, wobei ein Abgeordneter mittlerweile aus der Partei ausgetreten ist. Mit diesem einen Mandat hatten die Parteien eine politische Relevanz und einen bundesweiten Anker, wenn auch nur sehr wenig Macht bekommen.

Dieses Jahr gibt es mit Bündnis Deutschland und der Letzten Generation zwei weitere realistische Anwärter auf den Gewinn von einem Mandat. Bei beiden geht es letztendlich auch um die Frage der politischen Relevanz. Während es für die Letzte Generation eine Abstimmung darüber ist, ob ihre radikalen politischen Forderungen in Deutschland auch bei der Wählerschaft Anklang finden, geht es bei Bündnis Deutschland um die Frage, ob die Partei schon ihren Platz im deutschen Parteiensystem gefunden hat.

Bisher hat sie nur bei einer größeren Wahl teilgenommen und konnte in Bremen erfolgreich in die Bürgerschaft kommen. Dieser Erfolg war vor allem damit begründet, dass die AfD bei der Wahl nicht antrat und es nur die CDU als ernstzunehmende Konkurrenz für BD gab. Sollte Bündnis Deutschland an dem Ziel ein Mandat zu erhalten scheitern, stellt sich bei der Partei automatisch die Frage, ob der eingeschlagene Weg sinnvoll ist, zumal mit der Werte-Union eine prominenter besetzte Partei im gleichen Wählermilieu fischt, sich erst kürzlich gegründet hat. Die Werte-Union selbst tritt zu der Wahl nicht an.

Die Europawahl bleibt dieses Jahr die spannendste Wahl in Deutschland und das, obwohl die Wahlbeteiligung oft gering ist. 2019 gingen 61,4 Prozent der Wahlberechtigten zur Urne. 2014 waren es sogar nur 48,1 Prozent. Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl wählen immer über 70 Prozent der Wahlberechtigten.

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