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Skurrile Anschuldigung

Weil sie deutschen Ortsnamen verwendet: Historiker wirft Weidel Nicht-Anerkennung polnischer Grenzen vor

Alice Weidel wird des Geschichtsrevisionismus beschuldigt, weil sie den jetzt polnischen Namen der Stadt Leobschütz (Głubczyce), aus der ihre Familie stammt, nicht verwendet. In einem Interview erklärte sie, sie habe sich „immer geweigert“, den polnischen Namen der Stadt zu nutzen. Ein Historiker macht daraus den Vorwurf, dass Weidel Polens Grenzen nicht anerkenne.

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Der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel wird „Geschichtsrevisionismus“ vorgeworfen – die Politikerin soll sich angeblich weigern, die deutsch-polnische Grenze zu akzeptieren. Tatsächlich hat Weidel aber nichts gesagt, was diesen Vorwurf auch nur ansatzweise bestätigen würde.

Der Historiker Jens-Christian Wagner erhob diese Vorwürfe in der Welt. Konkret geht es um eine Aussage Weidels in der österreichischen Monatszeitung Der Eckart. Dort erklärte Weidel, dass ihre Familie aus Leobschütz in Schlesien komme und sie sich „immer geweigert“ hätte „nachzuschauen, wie der polnische Name der Stadt lautet, und diese Stadt umzubenennen.“

Für Wagner, der Professor für Geschichte an der Universität Jena sowie Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora ist, ist das Geschichtsrevisionismus. Gegenüber der Welt erklärte der Historiker, dass Weidel „die nach 1945 gezogenen Grenzen infrage“ stellen würde, wenn sie sich weigern würde „den nun polnischen Namen der Geburtsstadt ihres Vaters anzuerkennen“.

Leugnung deutscher Kriegsschuld? Absurdes Konstrukt gegen Weidel

Des Weiteren würde sie sich mit dieser Aussage gegen die „Aussöhnung mit Polen und damit eine wesentliche Grundlage für ein friedliches Deutschland“ wenden. Zu guter Letzt blende Weidel mit dieser Aussage, „die Vorgeschichte und Ursache von Flucht und Vertreibung der Deutschen aus: den von Deutschland begonnenen Raub- und Vernichtungskrieg gegenüber den Staaten Ostmittel- und Osteuropas“, behauptet er.

Weidels Familie stammt aus der, heute in Polen liegenden Stadt Głubczyce mit dem ehemals deutschen Namen Leobschütz. Diese liegt im polnischen Westen, in der Nähe der polnisch-tschechischen Grenze. Die Stadt war seit dem 18. Jahrhundert Teil Preußens und stimmte nach dem Ersten Weltkrieg mit 99 Prozent für den Verbleib in Deutschland. Nach der Eroberung durch die Rote Armee im Zweiten Weltkrieg wurde die Ortschaft nach 1945 unter polnische Verwaltung gestellt, und 1946 in den heutigen Namen Głubczyce umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde wie auch in anderen östlichen Teilen des ehemaligen deutschen Staatsgebietes vertrieben.

Der neue Name ist Weidel egal, denn sie assoziiert mit dem deutschen Namen der Stadt auch die Lebensgeschichte ihres Vaters, meint sie. Der Name „Weidel ist ein oberschlesischer Name“, es ist die väterliche Seite, die aus der Stadt kommt, so Weidel in der Zeitung weiter. „Mein Vater hatte eine schreckliche Kindheit, er hat seine Eltern und seinen Bruder verloren.“

Auf die Kritik angesprochen, erklärte ein Sprecher der AfD-Vorsitzenden, dass sich die Aussagen Weidels, „in keiner Weise auf völkerrechtliche Belange“ beziehen würden. Die Vorwürfe des Professors seien „sehr weit hergeholt“.

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