TV-Duell
Weidel vs. Wagenknecht: Überraschende Einigkeit statt Konfrontation
Nach den Wahlerfolgen im Osten sind AfD und BSW im politischen Höhenflug. Nun traten mit Weidel und Wagenknecht ihre beiden Vorsitzenden im TV-Duell aufeinander – und die große Konfrontation blieb aus. Stattdessen war man sich oft einig.
Zwei Frauen und ihre Parteien wühlen derzeit die etablierte Parteienlandschaft von links und rechts auf. Sahra Wagenknecht mit ihrem neu gegründeten Bündnis Sahra Wagenknecht und Alice Weidel, als Bundesvorsitzende der immer stärker werdenden AfD. Es war ein lange herbeigesehntes Duell, und nach der Debatte von Björn Höcke und Mario Voigt, das zweite Duell von Politikern bei der Welt.
Doch anders als die beiden Thüringer Politiker wirkten Weidel und Wagenknecht professioneller, ausgeglichener und erwachsener. Während die beiden in den Fragen der Energiepolitik größtenteils auf einen Nenner kamen, gab es direkt zu Beginn der Debatte einen Streit zum Thema Israel.
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Streit zu Israel
Wagenknecht positionierte sich klar gegen Israel und warf dem jüdischen Staat „völkerrechtswidrige“ Kriegsführung vor. Weidel hingegen hob hervor, dass die AfD an der Seite Israels stehe, insbesondere nach dem Angriff der Hamas. Wie Israel überfallen wurde, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, habe sie schockiert. Da Moderator Jan Philipp Burgard ihr diese israelfreundliche Haltung wohl nicht abkaufte, verwies Weidel auf eine Rede des AfD-Ehrenvorsitzenden Alexander Gauland, der bereits vor einem Jahr nach den Angriffen vom 7. Oktober klare Stellung bezogen hatte. Israel habe, wie jedes andere Land der Welt, ein Recht auf Selbstverteidigung, so Weidel weiter. Doch trotz dieser zunächst klaren Haltung erklärte Weidel, dass „keine deutschen Waffen nach Israel“ schicken würde.
Weiter kritisierte sie auch die deutsche Außenpolitik und insbesondere Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, weil diese „Israel-Hasser“ zum Dinner eingeladen habe. „Das ist etwas, was wir in jedem Fall aufarbeiten müssen“, sagte die AfD-Chefin und verwies auf die zunehmenden antisemitischen Vorfälle auf deutschen Straßen. Sie nutzte die Gelegenheit, um die Bundesregierung erneut scharf anzugreifen und zu erklären, dass es bei einer AfD-Regierungsbeteiligung solche „Krawallbrüder“ in Deutschland nicht mehr geben werde.
Wagenknecht stellte klar, dass sie ein Waffenembargo für Israel befürworte, weil die militärische Eskalation die Lage nur weiter verschlimmere. Was Israel dort täte, sei keine Selbstverteidigung mehr. Statt sich klar gegen den Terror der Hamas zu stellen, argumentierte Wagenknecht mit den typischen „Ja, aber“-Argumenten. Sie verwies auf die Toten im Gazastreifen, konnte offenbar aber nicht zwischen offiziellen Zahlen und Zahlen der Hamas unterscheiden, und nannte die Selbstverteidigung Israels ein „Kriegsverbrechen“.
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Eine Linie in der Ukraine-Haltung
Waren die beiden in puncto Israel geteilter Meinung, kamen sich links und rechts beim Thema Russland wieder näher. Beide Politikerinnen kritisierten die bisherige deutsche Politik und die militärische Unterstützung der Ukraine, jedoch aus unterschiedlichen Gründen und mit jeweils anderen Lösungsansätzen.
Alice Weidel machte deutlich, dass die AfD von Anfang an eine „diplomatische Lösung“ des Konflikts favorisiert habe. Sie bezeichnete den Krieg als „Stellvertreterkrieg“, in dem Russland und die USA die Hauptakteure seien. Weidel kritisierte insbesondere die Rolle der NATO und die militärische Unterstützung der Ukraine durch westliche Staaten, einschließlich Deutschlands. Es sei illusorisch, zu glauben, die Ukraine könne einen militärischen Sieg gegen Russland erringen.
Wagenknecht wiederholte ihre Überzeugung, dass der Westen die Eskalation durch die Missachtung russischer Sicherheitsinteressen mitverursacht habe. Wagenknecht, die schon früher die Erweiterung der NATO als einen „Fehler“ bezeichnet hatte, vertrat die Auffassung, dass Russland den Krieg aus Angst vor einer weiteren Einkreisung durch die NATO begonnen habe: „Der Krieg ist ausgebrochen, weil die Russen kein US-Militär an ihrer Grenze haben wollten“, erklärte sie. Für sie sei es unverständlich, dass die NATO-Expansion in den letzten Jahren weiter vorangetrieben wurde, obwohl Russland immer wieder signalisiert habe, dass eine Mitgliedschaft der Ukraine in der NATO eine „rote Linie“ darstelle.
„Es geht nicht um ein Imperium, sondern um Sicherheitsinteressen“, so Wagenknecht weiter. Sie kritisierte die westliche Unterstützung für die Ukraine, da sie ihrer Ansicht nach lediglich den Krieg verlängere und den Blutzoll auf beiden Seiten erhöhe. Der Wunsch der Ukraine nach einem vollständigen Sieg sei unrealistisch, da Russland nicht bereit sei, auf wesentliche Territorien zu verzichten.
Ähnliche Vorstellung für die Migrationspolitik
Weidel forderte eine drastische Verschärfung der Migrationspolitik und sprach sich sogar für die Abschiebung von Personen mit deutschem Pass aus, wenn diese sich ihrer Ansicht nach die Staatsbürgerschaft „erschlichen“ hätten. „Auch ein Syrer, der auf Asyl ist, muss irgendwann zurück“, betonte sie zudem. Sollte die Rücknahme durch Herkunftsländer verweigert werden, müsse Deutschland mit Sanktionen reagieren: „Wenn die Staaten nicht wollen, gibt es keine Entwicklungshilfe mehr, basta.“ Weidel betonte, dass die AfD ein Migrationsmodell nach dem Vorbild von Kanada und Australien anstrebe, bei dem die Einwanderung an wirtschaftliche Kriterien wie Arbeitsmarktintegration gekoppelt sei. „Wir brauchen nur Menschen im Land, die einen Job haben und zur Gesellschaft beitragen“, erklärte sie. Außerdem forderte sie Sanktionen gegen Herkunftsländer, die sich weigern, ihre Bürger zurückzunehmen.
Wagenknecht teilt zwar die Auffassung, dass die Migration in Deutschland besser gesteuert werden müsse. Auch sie sprach von einem „echten Problem“ bei der unkontrollierten Zuwanderung und forderte, dass ausreisepflichtige Personen konsequent zurückgeführt werden. Doch anstatt weiter über die Probleme zu sprechen, legte sie den Fokus jedoch auf eine Abgrenzung zu Positionen innerhalb der AfD. Aussagen von AfD-Politikern wie Björn Höcke, der von der Abschiebung von „20 bis 30 Millionen“ Menschen gesprochen hatte, bezeichnete sie als „unmenschlich“ und kritisierte die AfD-Rhetorik scharf: „Da wird mir übel, bei diesen Ressentiments.“ Sie erklärte, dass Menschen, die gut integriert sind und zur Gesellschaft beitragen, nicht einfach abgeschoben werden dürften.
Fazit nach all dem: Zumindest bei den angesprochenen Themen waren die inhaltlichen Unterschiede doch nicht so groß wie manch einer gedacht. Stattdessen war auch Wagenknecht oft in der Situation der AfD-Chefin zuzustimmen, auch wenn sie ihre Punkte dabei etwas moderater verpacken wollte.
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Ich glaube, Frau Weidel wäre eine gute Kanzlerin!
Ich fand beide Damen super. Eloquent, sehr gut informiert, mit Respekt voreinander, ja, es hat Freude bereitet beiden zuzuhören. Das bei Themen wie Israel oder dem Sozialstaat Unterschiede sind, klar. Letztendlich zeigte die Sendung, dass es in Deutschland noch Politikerinnen gibt, die die Intelligenz besitzen Änderungen herbei zu führen. Der Moderator fiel mir negativ auf, ich hatte das Gefühl, er war sehr oft in Versuchung beide Damen aufeinander zu hetzen. Und das ständige Unterbrechen und nicht Ausreden lassen, ist keine gute Art solch eine Sendung zu führen. Aber auch hier haben sich beide Damen nicht aufs Glatteis führen lassen. Tolles Gespräch!!
Daß Weidel und Wagenknecht in Sachen Ukraine einer (im übrigen nicht meiner) Meinung war, ist nicht überraschend. Es war vorher bekannt. Daß Weidel sich ohne Relativierung an die Seite Israels stellte, rechne ich ihr hoch an. Daß Wagenknecht – wie alle Linken – eher auf arabischer Seite steht und (was die Zahl angeblich durch Israel getöteter Zivilisten betrifft) Hamas-Propaganda verbreitete, ist ebenfalls nicht überraschend. Im übrigen gab es noch einen wesentlichen Punkt, in dem die beiden Damen grundsätzlich gegensätzliche Positionen vertreten: Weidel sprach sich klar für die Marktwirtschaft und Haushaltsdisziplin aus; Wagenknecht vertrat (auch wenn sie vehement bestritt, noch Kommunistin zu sein) hier typisch linke Positionen. Wie auch immer: Das Duell war aufschlussreich. Gern mehr davon.
Ich konnte kaum glauben, wie schnell eine Stunde vorbei sein kann. Man hätte den beiden Partei-Ikonen noch eine ganze Weile zuhören können. Hier trafen zwei Frauen aufeinander, die wussten, wovon sie sprechen und ihre Standpunkte plausibel darlegten. Zwar machte Wagenknecht durchaus ihre Punkte , aber Weidel hatte alles in Allem klare Vorteile. Man merkte ihr an, dass sie in ihre Rolle als Kanzlerkandidatin hineinwachsen will. Allerdings sollte sie sich künftig besser auf das unvermeidliche Höcke Bashing vorbereiten. Da war sie absolut schwach.
Ständige Vorwürfe von Wagenknecht an Weidel wegen Höcke sind keine Einigkeit.
Mehr hatte Wagenknecht auch nicht auf Lager.
Die Aussagen von Höcke waren alle aus dem Zusammenhang gerissen. Mit Höckes angeblichen rechten Kontakten meinte Wagenknecht Pegida und Elsässer von Compact, Hat es aber nicht ausgesprochen. Warum wohl?
Weidel macht überwiegend einen guten Auftritt.
Als ich Melanie Amman bei der Analyse sah, habe ich abgeschaltet.
Danke für eine sachliche Einordnung der Sendung .Mal gespannt was die Mainstreampresse morgen daraus macht
Weidel wurde immer souveräner, während man bei Wagenknecht im Gesicht sehen konnte, dass ihr die Felle davon schwammen.
Insgesamt ein interessantes Duell und ein Schlag ins Gesicht der grünverwahrlosten Mainstrem-Medien.